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Skitouren



Silvretta 01.03 - 05.03

Begonnen von Bernhard G., 10.03.2017, 07:26

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Bernhard G.

Nach dem Lechtalern war die Silvrette dran - auch ein Gebiet, da ich kaum kenne. Viele schwärmen ja von der Silvrette, u.a. ein gewisser Herr Hemingway, aber jeder andere Vorstellungen, was tolle Berge sind. Mal sehen!

Als Stützpunkte hatten wir die Jamtalhütte und die Heidelberger Hütte ausgewählt. Daneben gäbe es noch die Wiesbadener Hütte, alpinistisch wohl der interessanteste Stützpunkt, aber im Winter nur sehr aufwändig zu erreichen. Jede diese Hütten bietet Tourenmöglichkeiten, die jeweils locker für eine ganze Woche reichen würde, aber wir wollte einen Überblick über das Gebiet gewinnen, daher der Hüttenwechsel.

Los gings am 01.03 in Galtür. Es hatte am Vortag geschneit und daher päsentierte sich das ganze Tal hochwinterlich.  Eine Eigenheit der Silvretta sind die endlos langen Täler. Allein zur Jamtalhütte ist man drei(!) Stunden unterwegs - bei einem lächerlichen Höhenunterschied von 500m! Der Hatscher startet am südlichen Dorfende beim letzten Bauernhof. Dort hat der Hüttenwirt seinen Pistenbully plaziert, das auch als Hüttentaxi genutzt werden kann, gegen Bezahlung versteht sich.




Wir wollten es ehrlich angehen und daher begann jetzt die Hatscherei durch das endlose Jamtal. Es war noch reichlich diesig von den Resten der Schlechtwetterfront vom Vortag.



Man hatscht und hatscht und hinter jeder Biegung hofft man auf das Auftauchen der Hütte, aber Pustekuchen, es taucht nur ein neues Stück Tal auf. Aber wenigstens wurde das Wetter etwas besser - zeitweise kam sogar die Sonne durch.



Und irgenwann taucht sie dann auf, die Jamtalhütte! Sie thront  etwas über dem Talgrund auf der linken Talseite. Und leider wurde das Wetter wieder schlechter. So waren wir ganz froh, endlich da zu sein.



Die Hütte wurde 1999 von einer Staublawine schwer beschädigt. Kurz darauf wurde auch Galtür von einer Staublawinde getroffen. Seither hat man massiv in Lawinenverbauungen investiert und die Jamtalhütte lawinensicherer wiederaufgebaut.

Vor der Hütte befindet sich ein Ausbildungsstützpunkt der Österreichischen Bergrettung. Es gibt einen "Übungslift" für Bergungen und Eispilze zum Eisklettern.



Hier mal so ein Ding aus dern Näher photografiert:



Bernhard G.

Die Hütte selber präsentierte sich als moderner, perfekt organisierter Alpengasthof. Allein die Ski- und Trockenräume mit ausgeklügelten Aufhängesystemen sind sehenswert. Das beste: ein Schuhregal mit funktionierender(!) Heizung. Da steigt man am morgen nicht in seine eiskalte Latschen sondern die sind von Anfang an angenehm warm!

Ein weiterer, besonderer Bonus: Am Nachmittag gibt es ein Suppe - das war nach dem langen Zustieg die willkommene Begrüßung.

Auch unser Zimmer war sehr schön und die Matrazen gut. Ihr seht schon, mir hat die Hütte gefallen.  Urig ist sie nicht, aber ich steh nun mal auf Komfort und nicht auf urig.

Ansonsten gab es überall im Haus Wegweiser und Verbotsschilder. Wie meinte mein Spezl: "Der Hüttenwirt ist ein wandelndes Verbotsschild". In der Praxis hatten wir damit keine Probleme.

Am Nachmittag haben wir noch eine kleine Skitour auf den Hausberg der Hütte, den Pfannknecht (2822m), unternommen. Photos davon gibt es keine, da es leider wieder zuzog.



Bernhard G.

Für den Donnerstag hatten wir den Augstenberg geplant, unter Mitnahme einer der Jamspitzen. Der Wetterbericht gab Anlaß zu begrenztem Optimismus (sonnig ab Mittag). Leider blieb es den ganzen Tag eine dichte Nebelsuppe - es riß immer nur ganz kurz auf, so daß der Marsch zur Augstenspitze über das ausgedehnte Gletscherhochplateau wenig ratsam erschien. Wir beließen es daher bei der Hinteren Jamspitze - die war von den zahlreich vorhandenen, ortskundigen Bergführern gut gespurt worden.

Photos muß ich Euch wegen Null Sicht ebenfalls schuldig bleiben.

Bernhard G.

Für den Freitag war der Wechsel zur Heidelberger Hütte angesagt. Eigentlich wollten wir den mit der Besteigung der Schnapfenspitze verbinden - laut verbreiteter Meinung der schönste Skiberg der Silvretta. Allerdings hat uns der Hüttenwirt aufgrund der heiklen Lawinenlage dringend davon abgeraten.  Daher haben wir uns für folgende, gerade noch vertretbare Alternative entschieden:

Über das Kronenjoch ins Fimberbachtal wechseln, ein Stück abfahren und dann zum Piz  Taschna aufsteigen und auf der üblichen Abfahrt zur Heidelberger Hütte. Mit den 13kg schweren Rucksäcken - neben dem Kram für eine Wochentour hatten wir außer Steigeisen und Pickel die komplette Skihochtourenausrüstung dabei - eine anstrengende Runde.


Die Wettervorhersage war gut, nur harmlose Wolkenfelder, aber einen starken Föhnwind mit bis zu 80km/h sollte es geben. Und der hat uns gleich in der Früh, als wir vor die Hütte traten, ins Gesicht geblasen. Er blieb den ganzen Tag lang ein unangenehmer Begleiter. Leider waren daher alle Spuren vom Vortag verwischt. Wenigstens war von uns war eine Gruppe Schweizer gestartet, die und auf den ersten Metern die Spurarbeit abnahm.



Der Blick zurück in Richtung Jamtal: die Gipfel auf der westlichen Talseite (Haagspitze, Totenfeldnadel und -kopf, Hennebergspitzen) erstrahlen bereits im Licht der Morgensonne. Traumhafte Stimmung, allerdings unterschlägt das Bild den schneidenden Wind, der im Laufe des Tages immer schlimmer wurde.



So ganz hatte ich die Hoffnung auf die Schnapfenspitze noch nicht aufgegeben. Ich baute auf die schneidigen Schweizer. Wenn die vorgehen und durchkommen, dann .... Doch die Truppe hatte ein anderes Ziel. Hier wäre es den steilen Hang Richtung Bildmitte zur Schnapfenspitze rauf gegangen.



Also weiter das lange Tal, gegen den Wind ankämpfend, Richtung Kronenjoch hatschen. Das Gelände ist recht langweilig, flach, flach und nochmals flach, aber es gab den beeindruckenden Hängegletscher des Augstenbergs (Vadret da Futschöl) zu bestaunen. Sicher sah der vor ein paar Jahrzehnten noch toller aus, aber schön ist er immer noch.



Eigentlich kann man sich da laut Karte nicht verlaufen, doch wir haben dann doch das falsche Ziel angesteuert. Zum Kronenjoch hätten wir uns gleich hinter der Bischofsspitze etwas links halten sollen. Wir haben aber geradewegs auf den Grenzeckkopf zugehalten. Merke: ein GPS-Gerät ist gut, aber man sollte seine Lesebrille aufsetzen ....


Bis wir es gemerkt hatten, waren wir schon fast am Grenzeckkopf angelangt. Nun gut, nehmen wir also diesen Gipfel noch mit und überlegen dort oben, wie es weiter gehen soll.



kare

Servus Bernhard,

saubere Touren, kurz nach Deiner Heimreise:
http://lawinenwarndienst.blogspot.de/2017/03/neuerlich-lawinenabgange-in-tirol-eine.html

bin gespannt auf weitere Bilder

Bernhard G.

Hallo Kare,

danke für dan Lob. Mein Bergspezl hat mir den Link schon geschickt. Wie wir unterwegs waren, war die Lawinenlage noch nicht ganz so heikel - obwohl es dauernd einen 3er hatte. Es hat in dem Eck seit letzten Samstag einiges geschneit und ordentlich geblasen. Dieser Winter ist einfach ein Mistvieh!

Viele Grüße,
Bernhard

Bernhard G.

Beim Aufstieg zum Grenzeckkopf gab es erst mal das Rätzelraten, wie der zackige Gipfel links der Bildmitte da heißt:

Aber auch nach Konsultation von peakfinder und googleearth bin ich mir nicht ganz sicher. Ich denke, links von der Bildmitte sieht man das Südliche Fluchthorn, etwas davor die Krone. Dazu paßt auch, daß der hintere Gipfel ein Kreuz hat.

Das ganze nochmal vom Gipfel des Grenzeckkopfs aus:





ehemaliges Mitglied

Bin mal gespannt wie ihr den Samstag überlebt habt! #wetter3#  ;D

Bernhard G.

Oben, am Grenzeckkopf haben wir erst mal den herrlichen Rundblick genossen. Sahnestück ist m.E. der Augstenberg (Bildmitte). Die Felsenpyramide im Hintergund (linkes Bilddrittel) ist der Piz Linard, mit 3410m der höchste Gipfel der Silvretta.


Das wäre unser eigentliches Ziel gewesen, die Breite Krone bzw. das flache Plateau davor. Die Breite Krone ist wohl oft abgeblasen, heuer war da keine Ausnahme.


Und weil es so schön ist, ein Gipfelpanoramaphoto:

Bernhard G.

@RossiS Zum Samstag sag ich noch was. In gewisser Weise ist der der Grund, warum ich vor dem Rechner rumhänge.

Bernhard G.

Von Gipfel des Grenzeckkopfs sah man, daß man südseitig in eine Mulde abfahren kann, um dann zum Kronenjoch aufzusteigen. Die Hangneigung war nicht 100% abschätzbar, sah aber nicht dramatisch aus. Also los! Es zeigte sich, daß es doch stellenweise erheblich steiler war als gedacht. Wegen der südseitigen Lage war der Schnee aber gut gesetzt, so daß es nicht den kleinsten Rutscher gab. Ganz ohne war die Stelle aber nicht.

Anschließend sind wir vom Kronenjoch bis ca. 2700m abgefahren um zur Aufstiegsroute des Piz Tasna zu gelangen. Hier sieht man die Fluchthörner von der anderen Seite (Süden).



Der Aufstieg zum Piz Taschna ist Silvretta-typisch: hatsch, hatsch, ein paar Hm runter, ... Irgendwann standen wir dann im "Gletscherbecken" des Piz Taschna. Der kleine Gletscher soll laut Panico-Führer nicht ganz harmlos sein. Aber seht selbst:



Wir sind über den wohl nur noch in mickrigen Resten vorhandenen Gletscher bis zum Skildepot am Grat aufgestiegen. Den Gipfel haben wir ausgelassen, da es zeitlich langsam eng wurden  und es vermehrt zu zog. Außerdem wären für den Grat genau die beiden zuhause gelassenen Ausrüstungsgegenstände Pickel und Steigeisen sehr ratsam gewesen. Und wir Deppen haben  auf die Tourenführer gehört und stattdessen Seil & Co sinnlos rumgeschleppt! #brav# Naja, das nächste mal sind wir schlauer.

Zur Heidelberger Hütte sind wir nicht auf dem üblichen Weg abgefahren (ein ziemlich flacher Zieher), sondern nordöstlich zu einem See unter dem Piz  Davo Lais. Da hatten wir den besten Schnee der ganzen Tour! Den Preis des erneuten Auffellens und die 300 Extra-Hm zum Fourcla Davo Dieu haben wir gerne gezahlt. Die restliche Abfahrt zur Heidelberger Hütte ging über ziemliche verhauten Schnee: windgepreßt, bruchharschig, dann wieder gut ... Da merkt man, daß ein Rocker was echt tolles ist.




Bernhard G.

Tja, und nun zum Samstag. Besser wäre es gewesen, gar nicht aufzustehen. Draußen tobte ein Föhnsturm vom Feinsten.

Da wir uns aber am Freitag Abend auf der Heidelberger Hütte mit zwei Nachzüglern getroffen haben, sind wir doch zu einer Skitour aufgebrochen. Mehr oder weniger sind alle Gruppen (wir waren praktisch die einzigen ohne Bergführer) in Richtung Breite Krone marschiert. Tja, was gibt es dabei zu berichten?

Nicht viel spannendes. Folgende Erkenntnisse:  Allein das Stehen auf Skiern kann eine Herausforderung sein - selbiges gilt bei den Damen für das Thema Pinkelpause bei Sturm. #hihi# Der Liebe Gott hat uns Herren der Schöpfung einfach sinnvoller konstruiert. #lacher#

Ja, ich weiß, dafür ist was in die Chauvinistenkasse fällig ...

Bei der Abfahrt haben sich dann die weiblichen Götter des Universums ob meines Spottes gegen mich verschworen. Wegen Null Sicht in dem aufgewirbeltem Schnee bin ich in einen kleinen Windkolk gestürzt und seitlich mit der Hüfte voll auf eine Felsplatte geknallt. Das hat natürlich sofort höllisch geschmerzt, aber sich zum Glück nicht nach was gebrochen angefühlt. Ich kenn das Gefühl zur Genüge vom Rennrad- und MTB-fahren.

Zurück auf der Hütte haben sich dann die Schmerzen erst zu ihrer vollen Pracht entwickelt, so daß ich ernsthafte Zweifel bekam, am Sonntag die Abschlußskitour gehen zu können. Verdammt! Ich  will mich bei dem vorhergesagten Neuschnee und Sonne ab Mittag  keinesfalls mit dem Hüttentaxi nach Ischgl chauffieren lassen! Also auf den nächsten Morgen warten und hoffen, daß es mit Tablettenunterstützung irgendwie geht.



Bernhard G.

Um einen objektiven Eindruck von meinem Zustand zu behalten, entschied ich mich gegen die Einnahme von Schmerzmittenl. Nach einer sehr unangenehmen Nacht (die Matrazen waren auch ohne Prellung schon eine Herausforderung) und einen ausgiebigen Frühstück haben wir uns dann an die Planung der Abschlußtour gemacht. Angesichts der Neuschneefälle mit Windverfrachtung sind wir wie die ganzen Bergführer nur auf den Piz da Val Gronda. Das ist inzwischen ein Pistenberg, aber aufgrund des immer noch starken Windes und der ausstehenden Lawinensprengungen sollte die Bahn erst gegen Mittag aufmachen und somit noch nichts durch Pistenheinis eingefahren sein.

Angesichts meines lädierten Zustands entschied ich mich für folgende Strategie: Den Aufstieg gehe ich ohne Schmerzmittel. Bekomme ich das nicht hin, drehe ich um. Für die Abfahrt schmeiß ich ein paar Tabletten ein, damit ich mich unverkrampft bewegen kann.

Zu Beginn gab es noch dichten Nebel, aber im Verlaufe des Aufstiegs riß es immer öfters auf.

 
Irgendwann wurde es dann sogar richtig sonnig;


Am Gipfel, bei der Bergstation der Gondelbahn angekommen, gab es erst mal die große Enttäuschung. Die Piste, früher die übliche Skitourenabfahrt, war noch immer noch wegen der ausstehenden Lawinensprengungen gesperrt. Es sei nur möglich, über freies Gelände direkt die Westhänge ins Fimberbachtal abzufahren. Die Hänge seien allerdings reichlich abgeblasen und teilweise sehr steinig. Alternativ  bot man uns die kostenlose Talfahrt mit der Gondel an. Von den zahlreichen Bergführergruppen nahmen die meisten diese Option war. Wir waren uns dafür natürlich zu stolz.

Nach einer kurzen Gipfelrast sind wir dann die Westhänge abgefahren. Ich hab zwei Ibu 600 eingeworfen und die haben toll gewirkt. Ich hätte es etwas früher tun sollen, im oberen Drittel der Abfahrt haben sie noch nicht voll gewirkt, aber dann war der Schmerz wie weggeblasen. Die Abfahrt war top! Powder vom Feinsten. Und für die Beseitigung der Folgen der unvermeidlichen Steinkontakte wurde bekanntlich der professionelle Skiservice erfunden.

Kraß war dann das Tourende: Ischgl!! Da will man nur schreiend davonlaufen.

So, das war der Bericht von der Silvretta. Ich hoffen Euch hat es gefallen. Ich finde die Silvretta nicht schlecht, aber die Zillertaler, Stubaier und vorallem Ötztaler Alpen sind mir ehrlich gesagt lieber.


Am Montag hab ich mich zur Sicherheit in Aibling im Krankenhaus röntgen lassen - es ist wirklich alles ganz geblieben.





Hawkeye

Scho fesch die blaue Silvretta.
Zur Wiesbadener ist nicht so tragisch, aber ned billig mit Seilbahn und Tunneltaxi. Danach noch der übliche Hatsch, aber nicht sooo flach wie zur Jam.
Wer mal wirklich Piz Buin machen möchte  ;)  muss da hin.