Neues Bewertungsschema bei Panicos Skitourenführer
 

        



Neues Bewertungsschema bei Panicos Skitourenführer

Begonnen von Bernhard G., 01.02.2017, 15:25

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Bernhard G.

Hallo Leute,

einige Skitourenführer von Panico scheinen auf das SAC-System ungestellt worden zu sein (Tauern, Ötztaler und Best of Skitouren). Bisher gabs die Einteilung von 1 bis 4, wobei unter den 3er-Touren schon recht knackige Unternehmungen dabei waren, 4er-Touren hab ich vorsichtshalber noch gar nicht ausprobiert.

Weiß jemand, wie sich das Zahlensystem in die neue SAC-Bewertung übersetzt?

So ganz schlau werde ich nämlich nicht daraus. So ist z.B. der Hintere Seelenkogel mit Abfahrt über den Wasserfallferner mit "S" angegeben. Also skitechnisch fand ich die Abfahrt nicht besonders schwierig. Da ist z.B. vieles im Kaiser deutlich anspruchsvoller.

Viele Grüße,
Bernhard

Markus Stadler

Servus Bernhard,

das Panico-Bewertungsschema war ursprünglich für die Lechtaler und Allgäuer Alpen entwickelt worden und hat sich für die beiden Gebietsführer eigentlich ganz gut bewährt. Allerdings gibt es keine Auskunft über die skitechnischen Schwierigkeiten, wie dies in der SAC-Skala der Fall ist, was besonders bei anspruchsvolleren Touren interessant wird. Und mit der Beschreibung von vergletscherten Skitouren mit erhöhten alpinistischen (sicherungstechnischen) Anforderungen stößt es ebenfalls an seine Grenzen.

In den Bestof Führern haben wir das erste mal versucht, die alpinistischen Anforderungen und die skitechnischen Anforderungen zu trennen, was aber noch nicht 100%ig zufriedenstellend gelungen ist und insgesamt für einige Leute zu kompliziert ist, bzw. wurden die alpinistischen Anforderungen teils mit der Kletterskala der UIAA verwechselt.

Daher hab ich jetzt im Tauern-Skitourenführer versucht, die Vorteile aus beiden Ansätzen zu kombinieren. Jede Tour bekommt dort eine Gesamtbewertung von 1-7 was sich an der französischen Skala für alpinistische Anforderungen orientiert, die ebenfalls 7 Stufen hat (F bis ABO). Die Stufen 5-7 haben mit Skitouren meist nicht mehr viel zu tun - dabei handelt es sich um anspruchsvolles bis extremes Winterbergsteigen, wo Skier mehr oder weniger nützliche Hilfsmittel sein können.

Letztendlich werden die Skitouren im Führer also (wie bisher) in die Stufen 1-4 eingeteilt, aber jede Stufe hat jetzt eine klarer nachvollziehbare Definition, so dass manche Bewertungen geändert werden.

Stufe 1 sind dabei leichte Skitouren, die man auch Anfängern zumuten kann
Stufe 2 sind wenig schwierige Skitouren, die allerdings bereits Tourenerfahrung und/oder gewisse Skitechnik und/oder alpine Erfahrung und/oder etwas bessere Kondition erfordern.
Stufe 3 sind schon ziemlich schwierige Touren, die entweder sehr gute Skitechnik und/oder Kondition und/oder alpine Sicherungstechniken und/oder Umgang mit Pickel und Steigeisen und/oder fortgeschrittenes Risikomanagement erfordern
Stufe 4 sind schwierige Skitouren mit meist in mehreren Bereichen erhöhten Anforderungen gegenüber einem 3er.

Neu ist jetzt, das ergänzend hinter die Gesamtbewertung mit einem Schrägstrich getrennt noch die reine skitechnische Schwierigkeit nach der SAC-Skala (L bis EX) folgt. Auch hier haben die beiden letzten Stufen (AS und EX) mit Skitouren nichts mehr zu tun, sondern sind extreme Steilwandbefahrungen, auch bei S und SS wird bereits sehr gute bis absolut sichere Skitechnik gefordert.

Neben dem Tauernführer werde ich die Skala auch in der Ende Februar/Anfang März erscheinenden Neuauflage des Skitourenführers Tuxer und Zillertaler Alpen verwenden und voraussichtlich auch in den neuen Auflage des Skiführers Kitzbüheler Alpen (geplant für Herbst 2017).

Die genaue Definition der von mir verwendeten Schwierigkeitsskala für Skitouren befindet sich auf meiner Website: http://www.stadler-markus.de/skitouren/know-how/skitourenwissen/news/schwierigkeits-bewertung-bei-skitouren-und-im-skialpinismus.html .

Leider erscheint die Skitourenbewertung bei Panico momentan etwas chaotisch und uneinheitlich, allerdings ist das den vielen verschiedenen Autoren und mehreren, teils parallel über 2-3 Jahre laufenden Entstehungsphasen der Bücher geschuldet. Ich bin optimistisch, dass sich das neue Bewertungssystem bewährt und dann nach und nach in immer mehr neu aufgelegten Führern verwendet wird so dass wir in 5-6 Jahren dann wieder weitgehend einheitliche Bewertungen in den Führern haben.

Was die Einordnung einzelner Touren in die jeweilige Skala angeht wird anfangs natürlich der subjektive Faktor noch sehr hoch gewichtet sein und Fehlbewertungen dürften erstmal unvermeidlich sein. Ich freue mich deshalb über jedes konstruktive Feedback. Es muss aber gesagt werden, dass gerade bei Skitouren oft die Verhältnisse sehr viel zum Anspruch einer Tour beisteuern. So wird jemand zum Beispiel das Schönwetterfensterl im Wilden Kaiser bei perfektem Pulverschnee eher als schweren 2er bewerten, während es sich bei bockharten Frühjahrsharsch auch wie ein 4er anfühlen kann.

Ich hoffe ich konnte die Unklarheiten ein wenig ausräumen und wünsch Dir noch einen schönen Skitourenwinter.

Scheena Gruaß
Markus Stadler

Bernhard G.

Hallo Markus,

vielen Dank für die perfekte Antwort! Ich bin ja ein großer Fan der Panico-Führer und gerade bei den von Dir verfaßten Führen bin ich noch nie enttäuscht worden.

Die skitechnische Schwierigkeit getrennt aufzuführen, finde ich sehr gut, da man z.B. andere Dinge wie Risikomanagement auch auf jemand anderen delegieren kann, aber runterfahren muß jeder selber.

Viele Grüße,
Bernhard