Löwenzahn?
 

   



Das Wanderbuch »Blumenwanderungen Bayerische Alpen« bietet eine bunte Auswahl an Voralpen-Wanderungen und Bergtouren verschiedener Länge und Schwierigkeit, die botanisch ausgesprochen lohnend sind.
Amazon   buecher.de


Amazon   buecher.de

Löwenzahn?

Begonnen von Klaus D., 15.06.2005, 05:56

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Klaus D.

Weiß jemand, ob das hier eine Löwenzahnart ist? Sieht dem "grauen Löwenzahn" ähnlich, aber ob die Bodenblätter so stimmen?

Klaus

thomas_kufstein

Hallo Klaus,

Die gelbblühenden Körbchenblüter mit nur Zungenblüten (z.B. Löwenzahn, Habichtskraut, ...) sind sehr schwierig zu unterscheiden und vielfach bleibt die Bestimmung der einzelnen Arten dem echten Spezialisten vorbehalten, der die Dinger dann an Hand von Chromosomenpräparaten und Blattquerschnitten identifiziert.

Die Vermutung mit dem Löwenzahn ist aber gar nicht schlecht. Der sieht wirklich so ähnlich aus. Allerdings sind die Grundblätter etwas stärker gesägt. Es handelt sich daher um das Gemeine Ferkelkraut (Hy(i)pochoeris radicata), das im Blütenköpfchen -im Unterschied zu allen anderen gelbblühenden Korbblütern- Spreublätter trägt. Die sieht man auf dem Bild aber nicht. Zudem ist der Hüllkelch etwas stärker blasig aufgetrieben (das sieht man), als beim Löwenzahn.

Woher der Name Ferkelkraut kommt, wäre ne interessante Internet-Suchaufgabe. Vielleicht findet's jemand raus. Mich würd's interessieren, denn ich hab im Mioment wirklich keine Ahnung.

Vielleicht Futterpflanze????

Servus,
Thomas


Klaus D.

Hallo Thomas, vielen Dank! Auf das wäre ich wieder nicht gekommen.
Ihr werdet selbiges Kraut am 19.6. in der Gießenbachklamm finden. Bin leider nicht dabei.
Klaus

irgl

Zitat von: thomas_kufstein am 15.06.2005, 11:33
Hallo Klaus,

Die gelbblühenden Körbchenblüter mit nur Zungenblüten (z.B. Löwenzahn, Habichtskraut, ...) sind sehr schwierig zu unterscheiden und vielfach bleibt die Bestimmung der einzelnen Arten dem echten Spezialisten vorbehalten, der die Dinger dann an Hand von Chromosomenpräparaten und Blattquerschnitten identifiziert.

Die Vermutung mit dem Löwenzahn ist aber gar nicht schlecht. Der sieht wirklich so ähnlich aus. Allerdings sind die Grundblätter etwas stärker gesägt. Es handelt sich daher um das Gemeine Ferkelkraut (Hy(i)pochoeris radicata), das im Blütenköpfchen -im Unterschied zu allen anderen gelbblühenden Korbblütern- Spreublätter trägt. Die sieht man auf dem Bild aber nicht. Zudem ist der Hüllkelch etwas stärker blasig aufgetrieben (das sieht man), als beim Löwenzahn.

Woher der Name Ferkelkraut kommt, wäre ne interessante Internet-Suchaufgabe. Vielleicht findet's jemand raus. Mich würd's interessieren, denn ich hab im Mioment wirklich keine Ahnung.

Vielleicht Futterpflanze????

Servus,
Thomas


aus www.kraeuter.ch
Das Ferckleinkraut hat kleine/ lange/ dünne Würtzlein/ mit wenig Zaseln/ die sind außwendig graulechtig und inwendig weiß/ eines bitterlechtigen doch nicht unlieblichen Geschmacks. Die Blätter sind etlicher massen der wilden Wegwarten/ doch nicht so tieff zerspalten oder zerschnitten/ anzusehen/ wie die Blätter der Constantinopolitanischen Wegwart/ außgenommen/ daß sie viel kleiner sind/ und ligen auf der Erden Circkelsweiß außgespreitet. Von der Wurzel wachsen herfür drey oder vier runder/ blosser/ dünner Stengelein/ die sind nicht einer Spannen lang/ die theilen sich obenher in etliche Nebenstielgen aus/ ohne Blättlein wie die Stengelein/ darauf wachsen kleine/ langlechtige/ mit Holkelen gestreiffelte Köpfflein/ wie kleine Kölblein anzusehen/ wann sich dieselbigen aufthun/ werden schöne/ gefüllte/ geele Blumen daraus/ den Blumen des Röhrleinkrauts ähnlich/ sind aber doch kleiner. Es wächset in liechten Wälden/ da die Sonnewol hin scheinen mag/ in sandechtigen graßechtigem Erdreich/ sonderlich aber in dem liechten Wald zwischen dem Stättlein Ogersheim/ und der Reechhütten/ wie man von Ogersheim auf Apeyer zu reiset/ dund dergleichen Orten.

Von den Namen des Ferckleinkrauts.
    Das Ferckleinkraut halten wir vor das rechte und wahrhafftige HYPOCHOERIM, welches THEOPHRASTUS LIB. 7. C. 7. gedencket/ und mit den Endivien/ Röhrleinkraut/ Condrillenkräutern unter die Mußkräuter zehlet/ wie auch PLINIUS LIB. 21. CAP. 15. Dann es mit allen Noten und Kennzeichen/ die THEOPHRASTUS dem HYPOCHOERIDI zuschreibet/ durchaus übereinstimmet/ welche in keinem Endivien oder dergleichen Geschlechter und Kräuter/ die THEOPHRASTUS INTYBACEA oder CICHOREACEA nennet/ gefunden wird/ sonst ist es auch in der Speiß genossen anmüthiger und wenig bitterer als die Wegwart/ derowegen er das HYPOCHOERIS bleiben soll. Lateinisch heisset es/ HYPOCHOERIS, oder HIPPOCHOERIS, wie HERMOLAUS BARBARUS, beyde LECTIONES in seinn CASTIGATIONIBUS in den PLINIUM zulässet/ es möge HYPOCHOERIS oder HYPPOCHOERIS gelesen werden. THEODORUS GAZA hat es PORCELLIAM verdolmetschet/ und dieweil es bey und Teutschen keinen Namen hat/ haben wir es Ferckleinkraut zu Teutsch genennet/ damit es auch einen Teutschen Namen bekommen.

Von der Natur/ Krafft/ Würckung und Eigenschafft des Ferckleinkrauts.
    Es zeiget der bitterectige Geschmack dieses Kräutleins an/ daß es hat ein Krafft zu kühlen/ zu trucknen und zu eröffnen/ ist doch von wegen seiner milten Bitterkeit gegen der Wegwarten zu rechnen/ zu trucknen und zu eröffnen so viel unkräfftiger/ und die Wegwart kräfftiger und stärcker/ so viel sie dieses Gewächs mit ihrer Bitterkeit übertrifft.

Innerlicher Gebrauch des Ferckleinkrauts.
    Es ist heutiges Teges das Ferckleinkraut in keinem Gebrauch/ sintemal es noch ein unbekandtes Kraut ist/ aber bey den Alten wie THEOPHRASTUS an oben angezogenen Orten bnezeuget/ ist es wie andere Koch- und Mußkräuter in gemeinem Gebrauch gewesen/ sonderlich aber bey den Egyptiern/ wie PLINIUS LIB. 21. C. 15. solches in den Schrifften hinderlassen. Wir haben die jungen Blätter darvon etlichmal im Salat gebrauchet/ die sind anmüthiger zu essen dann die wilde Wegwart. Sonst mag dieses Kräutlein innerlich zu der Artzney wie die Wegwart und Endivien nützlich gebrauchet werden.

Klaus D.

Aha, das Ferkleinkraut heißt also so, damit es im Deutschen auch einen Namen hat, das ganz gemeine auch noch, na gut, warum auch nicht  ::) Wundere mich auch manchmal, wie die Blümchen zu ihren Namen kommen, aber lustig ist es halt doch regelmäßig  :D

Klaus

irgl

Zitat von: Klaus D. am 15.06.2005, 19:47
Aha, das Ferkleinkraut heißt also so, damit es im Deutschen auch einen Namen hat, das ganz gemeine auch noch, na gut, warum auch nicht  ::) Wundere mich auch manchmal, wie die Blümchen zu ihren Namen kommen, aber lustig ist es halt doch regelmäßig  :D

Klaus
Herr Gaza lebte so um 1400 -1480
HYPOCHOERIM wurde falsch übersetzt nach POCELLIAM
PORCELLIAM ähnlich wie das lateinische porcellus  was Ferkel bedeutet.
wird sich ähnlich verhalten haben, wie aus Highwaysea (Heiwäisee)  der Hawaiisee in Brannenburg wurde.

thomas_kufstein

Also vielen Dank für die Bemühungen!

Ich hab's aber mangels großem und kleinem Latinum immer noch nicht so verstanden, was unsere Vorfahren "sintemal" dazu bewog, dem Namen Ferkelkraut zu verteilen.

Die Verwendungshinweis sind toll. Vor allem der Hinweis auf die "Alten" (Theophrastus) zeigt, dass der Verweis auf vorausgegangene Geschlechter schon immer eine gebräuchliche Technik war, Dingen Bedeutung beizumessen bzw. zu bekalgen, welch großes Wissen verloren ging.

Vielen Dank nochmals für's Suchen! Wer noch was dazu findet, bitte posten!

Servus,
Thomas