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Hochfeiler am 26./27.08.16: ein(e) Traum(tour) wird wahr

Begonnen von MANAL, 29.08.2016, 00:33

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MANAL

Die erste Woche mit stabilen Wetter in diesem Sommer und dann bekommt man von Petrus scheinbar als Entschuldigung das schönste Spätsommerwetter, dass man sich nur vorstellen kann. Schon am Anfang der Woche war klar dass sich diese Wetterlage bis zum Wochenende fortsetzen wird. Also Freitag frei genommen und noch einen Freund gefragt und mit der Tourenplanung begonnen. Wir entscheiden uns für eine Tour von Freitag auf Samstag um den Bergsteigermassen am Wochenende etwas aus dem Weg zu gehen und weil das Wetter zum Sonntag hin gewittriger wird.

Es gab einige Ideen aber wir sind uns recht schnell auf den Hochfeiler einig geworden. Bei den aktuellen Bedingungen und nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt ein Wander-3000er der allerdings konditionell aufgrund seiner Höhe nicht zu unterschätzen ist. Um die Tour trotz der langen Anfahrt zu genießen teilen wir sie auf zwei Tage mit Übernachtung auf der schönen Hochfeilerhütte (2710m).

Mit jedem Arbeitstag bei schönstem Wetter steigt die Vorfreude auf eine Tour die ich schon seit vielen Jahren im Hinterkopf hatte aber bisher nicht geschafft habe weil ich entweder an den passenden Tagen keine Zeit oder die Bedingungen nicht gepasst haben. Der Hochfeiler ist mit 3510m der höchste Gipfel der Zillertaler Alpen und der 18.-höchste Gipfel Österreichs. Mit einer Dominanz von 49,3 km zum Venediger verspricht er zudem ziemlich ungehinderte Sicht in alle Richtungen. Ein Gipfel der eine grandiose Fernsicht verspricht und der einfach das passende Wetter verdient.


Anfahrt:

Über den Brenner bis nach Sterzing, dort ins Pfitschertal rein und bis an dessen Ende. Dort geht es dann auf der staubigen Schotterstraße zum Pfitscherjoch noch ein paar Kilometer und drei scharfe Kehren hoch bis zum (kostenfreien, wir sind ja nicht in Nordtirol) Parkplatz der Hochfeilerhütte. Dort geht es recht beengt zu, daher sollte jeder platzsparend parken und auch so dass man noch durchfahren kann. Ist dieser Parkplatz voll bestehen weitere Parkmöglichkeiten unterhalb und oberhalb. Selbst am überlaufenen Samstag war am Nachmittag bei der Abfahrt einen Parkplatz früher noch etwas frei.


Aufstieg zur Hochfeilerhütte:

Im Vorfeld habe ich bei der Tourenplanung auf den Karten entdeckt, dass der Weg Nr.8 vom Parkplatz zur Gliederscharte, an der Biegung des Unterbergtals nach Osten, eine Abzweigung des Weges 8A zur Hochfeilerhütte hat. Mit etwas Höhenverlust ein interessanter Alternativweg rauf zur Hochfeilerhütte. Da ich immer gern unterschiedliche Wege gehe, versuchte ich mehr über diese Route zu erfahren. Zu meinem Erstaunen gab es keinerlei Tourenbericht zum Hochfeiler oder zur Hütte die über die Wegkombination 8+8A führte. Sämtliche Berichtschreiber sind sowohl rauf, als auch runter über den Normalweg Nr.1 gegangen. Es gab einzelne Berichte von Tourengänger die vom Parkplatz zur Gliederscharte gegangen sind, als auch von der Gliederscharte zur Hochfeilerhütte. Demnach sollte der Weg zumindest noch existieren. Des weiteren habe ich gelesen dass 2012 sowohl beim Weg 8 als auch beim 8A bei einem Unwetter die Brücken über den Gliederbach weggerissen wurden und die Strecke einige Zeit unpassierbar war. Die neueste Meldung zu den Wegen die ich noch fand war nur wenige Wochen alt, dort wurde von der Reparatur der Brücke auf dem Weg von der Gliederscharte zur Hochfeilerhütte berichtet, die Anfang des Monats bei einem Unwetter weggespült wurde. So wie es schien wurde dieser Weg nach wie vor gepflegt und auch instand gehalten. Nachdem seit der letzten Meldung keine größeren Unwetter getobt haben, sollte zumindest die obere Brücke auf jedem Fall existieren. Falls es die untere nicht geben würde könnte man mit recht wenig Umweg zum Normalweg zurückkehren. Wir entschieden uns deshalb diese Aufstiegsvariante auszuprobieren. Die ca. 150-200 Höhenmeter die man zwischendurch wieder verliert sind verschmerzbar da wir am Aufstiegstag sonst nicht vor hatten. Und vorab kann man sagen dass es sich gelohnt hat und ich überhaupt nicht verstehen kann warum man diesen wunderschönen Weg so wenig benutzt.


Vom Parkplatz (ca.1700m) geht es hinter der Kehre an der Beschilderung vorbei einige Meter in den Wald und dann leicht absteigend abzweigend rechts runter um den Oberbergbach auf einer Brücke zu überqueren. Dahinter wieder auf Treppen steil in den schönen Lärchenwald rauf und weiter zu einer Weggabelung auf der es nach rechts zur Hochfeilerhütte geht. Leicht ansteigend quert man nun zum Beginn des Unterbergtals durch lichten Wald. Bei einem Geisterdorf mit lauter verfallenen Holzschuppen (laut Karte die "Wiener Neustatt") kommt man an einen weiteren Abzweig. Links geht es auf dem Normalweg Nr.1, rechts geht es auf dem Weg Nr.8 zur Gliederscharte auf den wir nun abzweigen. Flach biegen wir ohne nennenswerter Steigung auf etwas verwachsenen Pfad in das wunderschöne Unterbergtal ein. Zuerst geht es ostseitig auf schöne Almflächen mit einigen glücklichen Kühen, entlang des Gliederbachs bis man auf einem guten Holzsteg auf die andere Seite wechselt. Einige Meter unterhalb sieht man unter Geröllmassen noch die Reste eines älteren Stegs, vermutlich der Brücke die bis 2012 hier noch stand. Nach der Brücke geht es nun zuerst leicht, später deutlich steiler und mit einigen Serpentinen auf eine langsam ansteigenden Grasrampe rauf bis zum Mahdbichl, einem grasigen Kopf auf ca. 2250m oberhalb der tiefen Schlucht die hier der Gliederbach in den Fels geschnitten hat. Von hier sieht man erstmals nach Osten in das hintere Unterbergtal bis zum Niederen Weißzint und dem Gliederferner. Auch kann man erstmal die Hochfeilerhütte hoch oben am Hang erkennen. Hier machen wir eine Pause und genießen diese tolle Ausblicke. Nach Norden geht der Blick durch das schöne Unterbergtal raus Richtung Pfitscherjoch, wo man das Pfitscherjochhaus vor der beeindruckenden Kulisse von Hoher Wand, Schrammacher, Fußstein und Olperer erkennen kann. Talaufwärts nach Osten dann die wunderbare Aussicht in das einsame Talende oberhalb der großen Schotterfläche die der Gliederbach unter uns angesammelt hat. Über uns der strahlend blaue und wolkenlose Himmel. Ein perfekter Tag in unglaublicher Einsamkeit während es auf der anderen Seite vom Tal, auf dem Normalweg Nr.1, zugeht wie auf einer belebten Ameisenstraße. Wie Lemminge laufen sie alle dahin, wenn die nur wüssten welch wunderschöne Aussicht sie gerade verpassen...
Nach der Pause steigen wir die fehlenden Meter hoch bis zum Wegweiser an der Abzweigung vom Weg Nr.8A zur Hochfeilerhütte auf ca. 2300 Meter. Bis hierher ca. 1 3/4 Stunden, 4 Kilometer und 600 Höhenmeter.

Von hier zeigt sich auch erstmals der König des Zillertals, der Hochfeiler, von seiner schönsten Seite. Mit seiner elegant geschwungenen weiß-grauen Pyramidenform thront sein Haupt etwas zurückgezogen am Ende des Tals. Ich bin recht beeindruckt von diesem Anblick und mir wird bewusst, dass ich morgen bei solch einem Traumwetter ganz oben stehen werde. Selten packen mich solche Emotionen bei einem Berg, aber dieser Moment ist schon jetzt einfach zu unwirklich perfekt.

Nun geht es steil eine grasige Flanke runter in den großen Kessel in dieser Talecke. Der Weg nutzt geschickt die Schwachstellen des Hangs und führt steil aber nur leicht ausgesetzt ca. 100 Höhenmeter nach unten. Die größte Schwierigkeit besteht darin dass der Weg ziemlich vom Gras zugewachsen ist und man genau aufpassen muss was unter dem Gras ist und worauf man steigt. Hier treffen wir auch auf dem einzigen Bergsteiger den wir auf dem 8/8A getroffen haben. Der bezeichnete den Weg treffend und in Wiener Mundart als "Knochenbrecher-Pfad". Ab hier verliert sich dann der Pfad teilweise komplett. Einige rot-weiße Markierungen zeigen wo man gehen soll, wobei das bei diesem Gelände völlig unerheblich ist. Egal wo ist muss man sich über Blöcke, Platten und Grasgelände seinen eigenen Weg suchen. Man sollte nur wissen wohin man am Ende gehen muss. Von oben fließen zwei Bäche in den Talkessel herunter, südlich der Bach vom Gliederferner, nördlich der vom Weißkarferner. Getrennt werden die beiden Bäche durch einen schrofigen Felsriegel in der Mitte. Genau an dessen unteren Ende wo alles in der großen Schottefläche endet befindet sich der Steg über den Bach vom Gliederferner. Also entweder den Markierungen folgen oder direkt dorthin steuern, bequem ist keine dieser Routen und mehr als vereinzelte Pfadspuren gibt es hier auch bei den Markierungen nicht.

Mit einem Satz über einen Teil des Baches gelangt man trockenen Fußes zum Beginn des Stegs. Dieser endet auf der anderen Seite direkt im Fels, wo einige Metalltritte angebracht sind um auf den Felsriegel rauf zu kommen. Erste Befürchtungen, dass man sich nun im Schotter der Bäche hochquälen muss bewahrheiten sich zum Glück nicht. Im Gegenteil, es folgt ein wunderschöner Pfad durch diesen Felsriegel nach oben. Auf vom Gletscher rundpolierten Felsen geht es recht direkt nach oben, bis man in eine vom Wasser geschaffenen Rinne einbiegt. An beeindruckend geformten und gemaserten Felsstrukturen steigt man weiter nach oben, wo man an einer Stelle leicht ausgesetzt und schmal an einem Grashang eine Stufe nach oben steigt. Es sind immer ausreichend Markierungen vorhanden um den nur stellenweise erkennbaren Weg zu finden. Unmittelbar bevor man auf den Weg Nr.1 trifft kommt man auf eine kleine Wiesenebene auf der sich auch einige Edelweisse finden lassen. Auf 2500m ist die Einmündung zum Weg Nr.1 erreicht. Außer dem Wegweiser und einige Markierungen weist überhaupt nichts auf die Existenz dieser wunderschönen Wegalternative.

Es geht nun einen Grashang steiler und in Serpentinen hoch bis man zur Abzweigung Hochfeiler/Hochfeilerhütte kommt an dem man die Hütte bereits gut erkennen kann. Nur noch die letzten Meter und die Hochfeilerhütte (2710m) ist erreicht.

Diese Aufstiegsvariante über den Weg 8+8A sind ca. 7,5 Wegkilometer, 1200 Höhenmeter im Aufstieg und 200 Höhenmeter im Abstieg. Wir haben mit einer halben Stunde Pause und vielen kurzen Fotostops ca. 3,5 Stunden dafür benötigt.


Ich kann diese Aufstiegsvariante zur Hochfeilerhütte jedem erfahrenen Bergwanderer nur an das Herz legen. Man hat gerade ab Mittag wegen des Sonnenstandes deutlich schönere Ausblicke auf das Unterbergtal und dem Hochfeiler als vom Normalweg. Zwar erkauft man sich das mit ca. 150 Meter Gegenanstieg und einem recht robusten und verwachsenen Pfad, aber wer Bergeinsamkeit sucht ist (momentan) dort gut aufgehoben. Für mich ein 5*****-Weg um zur Hochfeilerhütte zu kommen. Bei Nässe und Vereisung rate ich wegen des steilen Abstiegs über die Grasflanke beim Weg von der Gliederscharte zur Hochfeilerhütte dringend davon ab!

Fotos:
- Schönes Unterbergtal
- Rückblick vom Mahdbichl raus zum Tuxer Hauptkamm mit Hoher Wand und Schrammmacher
- Wegweiser am Weg 8A im Talkessel des Unterbergtals. Links der Mitte der Hochfeiler, rechts der Gliederferner.
- Wunderschöne Felsstrukturen beim Aufstieg durch den Felsriegel
- Hochfeilerhütte in Sicht

MANAL

Hochfeilerhütte:

Die Hochfeilerhütte wurde 1986 gebaut, liegt auf 2710m und wird über Hubschrauber versorgt da weder Fahrstraße noch Materialseilbahn hinführen. Vorgänger war die Wiener Hütte die etwas unterhalb gestanden hat und an dessen Fundamente man auf dem direkten Aufstiegsweg zum Hochfeiler vorbeikommt. Diese Hütte wurde 1967 zerstört. Ob von  einer Lawine oder ob sie im Zuge der politischen Spannungen wegen der Autonomie Südtirols von Terroristen gesprengt wurde (wikipedia) ist scheinbar nach wie vor unklar.

Die Hochfeilerhütte bietet 90 Plätze in Zimmer und Lager und wird von der Sektion Sterzing des Alpenverein Südtirol bewirtschaftet. Sie liegt oberhalb des Gliederferners und unterhalb eines Felsriegels der zum Hochfeiler hochzieht. Der Gipfel des Hochfeilers lässt sich von der Hütte aus gerade so erkennen. ;-)
Durch das recht junge Alter ist die Hütte gut an die Ansprüche heutiger Bergsteiger und Wanderer ausgelegt. Eine schöne Stube, ein gutes Lager und saubere sanitäre Anlagen inkl. einer Dusche sollten jeden zufrieden stellen. Die Küche bietet reichliche und herzhafte Portionen. Das Riesenschnitzel mit Bratkartoffeln kann jedem nur empfohlen werden. :-) Bei dem tollen Wetter konnten wir draußen auf der Terasse in der Sonnen mit schöner Aussicht zu Abend essen. Solche Momente sind einfach unbezahlbar!

Wir bekamen Plätze im Lager im Untergeschoss. Obwohl dort an die 30 Personen Platz haben ist noch viel Raum frei und jeder hat ein eigenes Bett in einen der vielen Stockbetten mit drei Betten übereinander. Im Gegensatz zu manchen Hütten wo man gerade mal einen halben Meter Breite auf einer Matratze bekommt ist das hier höchster Lagerkomfort. Zu unseren Erstaunen war das Lager trotz des großartigen Wetters in dieser Nacht nur geschätzt zur Hälfte gefüllt und es gab auch keine Schnarcher. Auf dieser Tour klappt einfach alles. :-)

Abends genießen wir den schönen Sonnenuntergang über den Stubaier Gipfel und staunen wie viele Sterne man sehen und wie gut man die Milchstraße erkennen kann wenn es wirklich dunkel ist.

Frühstück gibt es von 6:30-8:00 Uhr. Es gibt zwar neben Tee und Kaffee nur Brot (Weißbrot und Vinschgauer), Butter und Marmelade (Aprikose und Himbeere), aber da ich eh kein großer Frühstücker bin reicht mir das völlig.

Während des Frühstücks schwebte auf einmal draußen am Fenster ein Hubschrauber vorbei, der irgendwelche Gestelle zur Hütte hochflog, in die anschließend sämtliche Fensterläden der Hütte eingehängt wurden. Ich vermute die werden zur Renovierung oder Reparatur ins Tal geflogen. Bis zum Abtransport parkte der Hubschrauber dann neben der Hütte.

Fotos:
- Schöne Terasse
- Lager
- Relikt der 80er Jahre, keine Ahnung ob das Ding noch in Betrieb ist :)
- Riesenschnitzel
- Hochfeilerhütte

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Fotos:
- Sonnenuntergang
- Milchstraße am klaren Himmel
- Hubschrauberversorgung
- Hütte vom Weiterweg aus

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Aufstieg zum Hochfeiler:

Um halb acht machten wir uns wieder auf den Weg. Dazu geht man einige Meter talauswärts zu dem Felsriegel hinter der Hütte und steigt über eine steile Schrofenflanke drahtseilgesichert ca. 30m nach oben. Hier trifft man wieder auf den direkten Weg zum Hochfeiler. Es geht nun unschwierig oberhalb dieses Felsriegels über Gras, Schrofen, Block und Platten beständig aufwärts. Es gibt diverse sichtbare Pfade die den Rücken hochziehen. Welchen man wählt bleibt einem überlassen. Der Wege sind selber alle recht angenehm zu gehen da sie eher griffigen Sand als lockeres Geröll enthalten. Immer wieder kommt man an die Kante des Felsriegels oberhalb der Hütte wo die Aussicht permanent besser wird.
Auf ca. 3000m endet dieser Rücken in einem schmalen Plateau mit großem Steinmann, von wo man den Gipfel und den restlichen Aufstiegsweg einsehen kann.
Es geht nun in eine Südflanke mit viel Bruch die aber erstaunlich gut zu begehen ist. Über Serpentinen gelangt man nun zum Südwestgrat des Hochfeiler über dem der Schlußanstieg erfolgt. Am Grat angekommen hat man erstmals einen Blick auf den benachbarten Hochferner und dem dazwischen liegenden Weißkarferner. Jetzt steigt man teilweise genau auf oder meiste eher nördlich etwas unterhalb des Grates weiter auf. Auch hier ist es nicht sonderlich ausgesetzt und die Flanken fallen vergleichsweise flach ab. Auf 3400 Meter erreicht man schließlich den Punkt von dem es gerade auf dem Grat die letzten Meter hochzieht. Dieser Platz bietet einen beeindruckenden Ausblick. Formschön fällt der Gipfel mit 45° nach links vereist und nach rechts über Schutt und Block ab. Genau in der Mitte die Gratschneide zwischen Eis und Schutt über die der Weg rauf geht an dessen Ende das Gipfelkreuz am Himmel steht über dem die Vormittagssonne runterscheint. Ein fast mystischer Moment. Praktisch der "Stairway to Heaven" :-)

Konzentriert steigen wir diese Meter hoch, die letzten Meter wo noch etwas mehr Firn liegt wechseln wir auf einen der vielen Pfade in die steilere Südflanke bis hoch zum Gipfel auf dem schon einige Bergsteiger sind. Viel Platz ist nicht aber wir erreichen schließlich nach ca. 2 Stunden den höchsten Punkt in den Zillertaler Alpen (3510m)! 2,7km Wegstrecke und 800 Höhenmeter liegen hinter uns.

Fotos:
- Gesicherter Aufstieg durch den Schrofen- und Felsriegel hinter der Hütte
- Typisches Aufstiegsgelände
- Plateau mit Steinmann auf ca. 3000 Meter, es geht in diese Bruchflanke hoch zum Grat und weiter zum hier bereits sichtbaren Gipfel
- Aussichtsreiche Gratwanderung
- "Stairway to Heaven"

MANAL

Hochfeiler 3510m

Wir beglückwünschen uns und sehen uns um und sind beeindruckt von der unglaublichen Rundumsicht und der ewigen Fernsicht. Von den nahen Zillertaler Nachbarn geht es im Osten bis zum Großvenediger und den Großglockner. Im Süden die unzähligen scharfen Zacken der Dolomiten. Im Westen die benachbarten Stubaier und dahinter die Ötztaler mit Wildspitze und Weißkugel. In der Ferne das Ortlermassiv, nördlich davon lässt sich auch die Bernina noch erkennen. Im Norden Wetterstein, Karwendel. In der Ferne geht der Blick bis zu den Berchtesgadener Alpen mit Hochkalter und Watzmann, davor Loferer und Leoganger Steinberge. Im Norden hinter dem Tuxer Hauptkamm von Olperer und Hohen Riffler das Rofan, der Guffert und die heimischen Tegernseer Alpen mit Roß- und Buchstein und Hirschberg. Weiter östlicher der vertraute Anblick vom Wendelstein und dem Wilden Kaiser. Der Hochfeiler ist ein grandioser Aussichtsberg über die kompletten Ostalpen. Zuhause konnte ich auf den Fotos die ich mit meinem 300mm-Objektiv gemacht habe zusammen mit Peakfinder.org auch den Triglav identifizieren. Ebenso konnte ich so unzählige namhafte Dolomitengipfel ausmachen.

Die Ostalpen werden auf einmal greifbar, man sieht vom westlichen Ende (Bernina) bis zum östlichen (Triglav) und einmal vom Nordende bis zum Südende.

Neben den Fernblicken geht der Blick auch in die steilen und teilweise vereisten Nordseiten der Felswände die vom Hochferner über den den Hochfeiler und Weißzint bis zum Großen Möseler rüberzieht. Gruselig wie steil es hier runter in das zerklüftete Schlegeiskees geht (hier ist übrigens auch die Grenze zwischen den Gletscherbezeichnungen Ferner und Kees). Unten schimmert der Schlegeisspeicher blau raus.

Trotz des regen Treibens am Gipfel genieße ich jeden Moment auf diesem engen und recht vollen Aussichtspunkt.

- Blick nach Norden auf Hochferner, den Tuxer Hauptkamm und den Schlegeisspeicher
- Blick nach Osten über die Zillertaler bis zu den Tauern
- Dolomitenblick
- Blick über den Aufstiegsgrat nach Westen. Rechts der Weißkarferner.
- Wenig Platz, viele Bergsteiger

MANAL

Abstieg

Ungefähr eine Stunde verweilen wir hier oben bei angenehmen und milden Temperaturen und steigen dann über den gleichen Weg wieder ab. Inzwischen wurde es immer voller und langsam treffen mehr und mehr Bergsteiger ein die direkt vom Parkplatz kommen. Auch während des Abstiegs schnaufen uns immer wieder Bergsteiger entgegen bei denen wir uns wundern ob sie das überhaupt bis zum Gipfel packen...

Nachdem wir den Gipfelgrat konzentriert hinter uns gebracht haben ist der restliche Abstiegsweg zwar lang, aber nicht weiter schwierig. Mit unzähligen kurzen Pausen um die Aussicht zu genießen und Fotos zu schießen steigen wir ab. Auf Höhe der Hütte entscheiden wir uns direkt zum Parkplatz abzusteigen weil es noch recht früh ist und wir keinen Hunger haben um einzukehren. Für den Abstieg wählen wir den Normalweg Nr.1 der auf ca. 2500 Meter zuerst leicht ansteigt und in die steile Südwestflanke des Blauen Kofels führt. An einer steilen Felsigen Nase zieht der Weg absteigend durch die teilweise senkrechten Wände. Es ist sogar ein Drahtseil als Sicherung angebracht, wobei dieses eigentlich unnötig ist, der Weg ist immer recht breit und auch gut begehbar. Der Weg biegt anschließend nach Norden in die Wiesenhänge der Unterbergalm. Über 200 Höhenmeter oberhalb der Talsohle, durch die wir am Vortag taleinwärts gegangen sind, geht es nun wieder talauswärts. Verglichen mit dem Weg Nr.8+8A sind wir einhellig der Meinung dass der Normalweg deutlich langweiliger ist und wesentlich weniger interessante Aussicht hat. Für den Abstieg bei dem man schon die vielen Höhenmeter vom Gipfel hat ist er aber trotzdem wohl der angenehmere. Auch wenn Weg Nr.1 auf der Karte eine gleichmäßige Steigung besitzt gibt es durch die Querung diverser Runsen immer wieder zusätzliche kurze Gegenanstiege und leichte Kraxelstellen die teilweise mit Metalltritte versehen sind. Unterhalb des Mahdstein geht es dann in Serpentinen durch buschiges Gelände in dem sich die Hitze ziemlich staut nach unten zu den Ruinen der Wiener Neustatt. Dann noch die letzten Meter runter zum Oberbergbach und wieder rauf zum Parkplatz wo mein inzwischen zugestaubtes Auto auf uns wartete.

Die ca. 9km Wegstrecke ab dem Gipfel und ca. 1800 Höhenmeter haben wir in gerade mal 3,5 Stunden zurückgelegt was auch für die gute Qualität des Weges spricht.

Auf der Rückfahrt haben wir noch auf ein Eis in der schönen Fußgängerzone von Sterzing Halt gemacht und anschließend über den ewigen Stau an hauptsächlich bayrischen Autofahrern auf der Brenner-Bundesstraße von Sterzing bis nach Gries auf österreichischer Seite gewundert. Wir sind zum Glück staufrei heimgekommen. Bei dieser Tour hat wirklich alles gepasst... ;-)

Anmerkung:

Als Anmerkung bleibt zu erwähnen, dass es laut Karten einen direkten Weg zwischen Hochfeilerhütte und Hochfeilergipfel gibt der auf Höhe des schmalen Plateaus mit Steinmann auf ca. 3000m den Normalweg trifft. Dieser Weg führt südlich unterhalb des langes Gipfelgrates über ein breites Bruch- und Schotterband auf dem auch die Hochfeilerhütte errichtet ist. Im oberen Teil steilt sich dieses Band auf und ist teilweise eis- und firnbedeckt. Laut einigen Tourenberichten handelt es sich hierbei um den alten Weg von der Hütte zum Gipfel der inzwischen aufgelassen wurde. Berichte eines Begehers raten von der Benutzung ab da man durch einen nicht ungefährlichen brüchigen und vereisten Steilhang gehen muss. Am Rand dieses Firnfeldes habe ich beim Abstieg auch ein paar Fußspuren gesehen, sonderlich einladend sieht das Gelände nicht aus, zumal der Normalweg äußerst bequem zu begehen ist und die gesicherte Kraxelstelle vom Grat runter zur Hütte auch nicht sonderlich schwierig ist.

Eine weitere Erwähnung findet noch die Entdeckung auf der Tabacco-Karte 037 "Hochfeiler/Pfunderer Berge" dass die Hochfeilerhütte darauf einen falschen italienischen Namen trägt. Statt "Rifugio Gran Pilastro" steht dort "Rifugio Gran Sasso"...  ::)


Fazit:
Eine absolute Traumtour bei der es sich lohnt geduldig auf den perfekten Tag zu warten. Bei den richtigen (eis- und firnfreien) Bedingungen ein Wander-3000er ohne größere Schwierigkeiten der aber wegen der großen Höhe und dem großen Höhenunterschied nicht unterschätzt werden darf. Bei Fernsicht ein grandioser Aussichtspunkt. Der nächste höhere Gipfel ist der Großvenediger in ca. 50km Entfernung. Eine Übernachtung auf der schönen Hochfeilerhütte macht die Tour deutlich angenehmer und lohnt sich auch so.


Fotos:
- Abstiegsweg
- Wie die Ameisen...
- Abstiegsgelände
- Die "Schlüsselstelle" der Tour
- Abstiegsweg durch das Unterbergtal

Ameranger

Servus MANAL,


Das freut mich für dich das dein Traum in Erfüllung gegangen ist, auch wenn es nach meiner Besteigung 2013 doch noch etwas gedauert hat, freut es mich um so mehr für dich das du den perfekten Tag erwischt hast. #sonne6# #sonne6# #sonne6#
Es lohnt sich immer zu warten  ;) - Irgendwann passt alles perfekt....

Deinen Fotos nach hattest du noch besseres Wetter als ich - GRATULATION zur Tour

Beste Grüße
Ameranger

Brixentaler

Ich freue mich auch für euch über eine solche Traumtour - dazu bei absolutem Traumwetter! Und das im Sommer 2016, wer hätte das für möglich gehalten... :-X
Des weiteren danke ich Dir für die Beschreibung der alternativen Aufstiegsroute (8A). Der Hochfeiler steht schon seit geraumer Zeit auf meinem "Wunschzettel" und dafür habe ich jetzt die von euch begangene und empfohlene Aufstiegsroute vorzugsweise vorgemerkt. Bis es aber soweit ist, werde ich mich wohl auch noch eine Weile gedulden (und konditionell üben) müssen...

MANAL

Zitat von: Brixentaler am 29.08.2016, 22:51
Ich freue mich auch für euch über eine solche Traumtour - dazu bei absolutem Traumwetter! Und das im Sommer 2016, wer hätte das für möglich gehalten... :-X
Des weiteren danke ich Dir für die Beschreibung der alternativen Aufstiegsroute (8A). Der Hochfeiler steht schon seit geraumer Zeit auf meinem "Wunschzettel" und dafür habe ich jetzt die von euch begangene und empfohlene Aufstiegsroute vorzugsweise vorgemerkt. Bis es aber soweit ist, werde ich mich wohl auch noch eine Weile gedulden (und konditionell üben) müssen...

Nach diesem durchwachsenen Sommer hätte ich auch nicht gedacht dass noch so eine Finale kommt.

Bzgl. dem alternativen Aufstieg ist es sinnvoll sich vorab über den Zustand der beiden Brücken zu informieren nachdem diese in der Vergangenheit wiederholt weggespült wurden. Die aktuellsten Infos finden sich auf der Seite des Alpenverein Südtirol Sektion Sterzing die den Weg betreuen: http://sterzing.alpenverein.it/de/aktuelles-20.html

Zudem am besten den Hüttenwirt fragen. Ist die untere Brücke beschädigt kann man problemlos umdrehen und den Normalweg nehmen. Bei der oberen Brücke wird man wohl versuchen irgendwie den Bach zu queren da Umdrehen ein riesiger Umweg wäre. Die Querung ohne Brücke dürfte allerdings nicht ganz ungefährlich sein.

Wenn man die Tour auf zwei oder vielleicht sogar drei Tage aufteilit (1. Tag: Aufstieg zur Hütte, 2. Tag: Hochfeiler, 3. Tag: Abstieg von der Hütte) ist es konditionell auch nicht mehr so tragisch und man kann sich Zeit lassen und die wunderschöne Einsamkeit genießen. Auf der schönen Hütte hält man es auch problemlos länger aus.

MANAL

Zur Ergänzung des Tourenberichts hier findet sich jetzt auf hikr.org die komplette Tour in zwei Teile mit sehr vielen Fotos:

Teil 1 bis zur Hochfeilerhütte: http://www.hikr.org/tour/post116069.html
Teil 2 mit dem Gipfel: http://www.hikr.org/tour/post116072.html

MANAL

Wie der eine oder andere vielleicht erfahren hat is diesen Sommer die Hochfeilerhütte geschlossen, da der bisherige Hüttenwirt gekündigt hat und sich kein Nachfolger seither gefunden hat.

Hier findet sich ein kurzer Beitrag dazu:
https://www.tageszeitung.it/2018/05/20/hochfeilerhuette-ohne-wirt/

Wer den Hochfeiler angehen will muss dies entweder als Tagestour machen, biwakieren oder es von der Edelrauthütte versuchen. Ob der Winterraum offen ist weiß ich nicht.

Sehr schade dass der Hüttenwirt aufgehört hat. Die Hütte ist in einem guten Zustand und das Essen war auch top.