Breitenstein - eine Blumenpracht
 

Breitenstein - eine Blumenpracht

Begonnen von Kalapatar, 07.06.2016, 17:08

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Kalapatar

Hallo zusammen

Wenn jemand eine schöne Flora finden will, dann sollte er eine Tour auf den Breitenstein machen. Aufstieg vom "Winkelstüberl" (wenn man da einen Kuchen isst, sollte man definitiv vorher eine Tour machen). Hoch über die Bucheralm, runter über die Kesselalm. Man kann sich nicht satt sehen an Enzian, Kornblume, Storchenschnabel und Trollblume, Toll! Habe dieses Mal jemand getroffen, der hat zwei Edelweiß Stöckchen oberhalb der Hubertus Hütte eingepflanzt. Fand ich toll!

Viele Grüße, KaPa

geroldh

Zitat von: Kalapatar... Habe dieses Mal jemand getroffen, der hat zwei Edelweiß Stöckchen ... eingepflanzt. Fand ich toll!
#dafuer#  Habe mir dieses Jahr (erstmalig) im Garten-Center ein Tütchen "Leontopodium alpinum" gekauft und ausgesät (die "Mikro-Samen" keimen leicht). Und wenn die dann mal "groß" sind (Blüte ggfs. ab 2. Jahr; mehrjährig) möchte ich sie an einsamen, aber "passenden" Stellen im #mountain# roBerge-Land aussetzen - und beobachten was daraus wird...#fruehling4+(ähh, "darf" man das eigentllich? :D)

thomas_kufstein

Also ich bin mit dem auspflanzen sehr skeptisch!
Meistens sind die Gartenformen keineswegs die Wildformen, oft sogar konkurrenzkräftiger als die wild lebenden. Dadurch kann es zu unschönen Ausbreitungen kommen, die man dann hinterher oft mühsam bekämpfen muss.
Bekannte Beispiele, die genau so, d. h. über den Gartenbau, den Weg in unsere Botanik gefunden haben:
Riesen-Bärenklau, Drüsiges Springkraut, Späte Traubenkirsche, der Japanische Knöterich und die Robinie.

Alles Pflanzen, die ursprünglich wegen ihres Aussehens Gärten zieren sollten, dann aber unkontrolliert verwilderten.

Meiner Meinung nach lässt sich unsere alpine Flora viel einfacher und wirkungsvoller schützen, wenn wir
1. uns an der Vielfalt freuen, versuchen sie kennenzulernen und zu respektieren.
2. nichts mutwillig ausreißen und wenn doch dann niemals die erste Pflanze einer Art, die man sieht. Es könnte die letzte an dem Standort sein.
3. uns aktiv dafür einsetzen, dass Lebensräume erhalten bleiben. Das gilt für die Erschließung der Alpen, die Trockenlegung von Mooren oder die Überdüngung von Wiesen. UN es gilt eigentlich auch für unsere Gärten, die wir für einheimische Arten öffnen könnten, statt auf Zierpflanzen aller Herren Länder zurückzugreifen. Da wären die ausgesäten Edelweiß auch besser aufgehoben.

Servus,
Thomas

indian_summer

Zitat von: Kalapatar am 07.06.2016, 17:08
Man kann sich nicht satt sehen an... Kornblume...

Servus KaPa,

also ich kenne das unter Berg- Flockenblume. (Nur um ein bissl gscheid daherzureden  ;D )

Ansonsten kann ich nur zustimmen, man kann sich im Moment nicht satt sehen!

Grüße
Elisabeth

geroldh

Hallo Thomas,
ich stimme mit dir bzgl. dem Schutz der alpinen Flora vollkommen überein (da gäbe es sicher noch ein paar weitere Punkte!), aber der Vergleich des auspflanzens von Edelweiß mit der Verwilderung von Garten-Zierpflanzen (mit ,,Migrationshintergrund"?) hinkt meiner Meinung nach etwas:
Zitat von: thomas_kufstein... Bekannte Beispiele, die genau so, d. h. über den Gartenbau, den Weg in unsere Botanik gefunden haben:
Riesen-Bärenklau, Drüsiges Springkraut, Späte Traubenkirsche, der Japanische Knöterich und die Robinie.
Alles Pflanzen, die ursprünglich wegen ihres Aussehens Gärten zieren sollten, dann aber unkontrolliert verwilderten. ...
Alle diese Pflanzen waren auf natürliche Weise (bisher) nicht in (Mittel)Europa heimisch, ein evolutionärer Zuzug z.B. durch Klimaveränderung jedoch nicht ausgeschlossen. Wiki kennt die Heimatstandorte:
- Riesen-Bärenklau stammt ursprünglich aus dem Kaukasus
- Drüsiges Springkraut ursprünglich vom Indischen Subkontinent
- Späte Traubenkirsche stammt aus Nordamerika
- Japanischer Knöterich ist in China, Korea und Japan heimisch
- Robinie ursprünglich aus Nordamerika stammend

Dies ist beim alpinem Edelweiß eher nicht der Fall, es könnte theoretisch ein ,,flächendeckenderes" Vorkommen haben.
Was in diesem Punkt aber eine wichtige Betrachtung ist, ist die, dass in der Natur ausgegrabene Wildpflanzen in den Gärten so gut wie nie gedeihen – und auch anders herum die ,,verpäppelten" Gartenhybriden so ihre Schwierigkeit in der rauhen Natur haben.

Das Ganze beispielhaft in die Fauna übertragen, wäre ich stimmig mit deiner Argumentation, wenn man das (australische) Felsenkänguru oder das (südamerikanische) Alpaka in den Alpen auswildern wollte. So vergleiche ich es aber vielmehr mit der Wiederansiedelung vom (eurasischem) Luchs und dem Alpensteinbock.

thomas_kufstein

Hallo Gerold,
Ich halte das für eine super Disikussion. Das Beispiel mit dem Luchs und dem Steinbock ist gut gewählt. man sollte dabei aber bedenken, dass in deinem Beispiel ja Wildtiere nur umgesetzt werden. In deinem Fall aber Gartenzüchtungen in die Wildbahn gebracht werden. Das kann Probleme machen, mal ganz abgesehen davon, dass das Edelweiß keineswegs flächendeckend in den Alpen vorkommt. Seine Hauptverbreitung hat das Alpen-Edelweiß aktuell gar icht bei uns, soondern in den asiatischen Hochgebirgen (z.B. Himalaya), wo die ARt wirklich sehr häufig ist.

Zu deiner rechtlichen Frage, ob man überhaupt auspflanzen darf, hab ich mal (kurz) recherchiert und folgendes gefunden:
"Aber auch das Auspflanzen von Edelweiß auf Standorte, an denen es derzeit NICHT natürlich vorkommt, das sogenannte "ansalben" ist lt. Naturschutzgesetz genehmigungspflichtig. Dies vor allem deswegen, um eine unbeabsichtigte Bastardisierung des echten Edelweißes mit den meist aus dem Himalaya stammendes Gartenformen zu vermeiden."
http://www.pflanzen-portal.com/pflanze.php/Alpen-Edelweiss

Das ist genau der Punkt: Die Gartenformen stammen eben meist nicht von unseren Alpenpflanzen ab, sondern wurden von L-alpinum aus dem Himalaya herausgezüchtet. Durch Auspflanzen könnten bestimmte Erbanlagen der asiatischen Variante in die Population der einheimischen Edelweiß kommen oder sich als konkurrenzkräftiger als die einheimsichen herausstellen.
Um bei deinem Steinbock Beispiel zu bleiben: Das würde bedeuten, dass wir im Zoo gezüchtete Individuen des Alpen-Steinbocks aus der spanischen Sierra Nevada oder dem georgischen Kaukasus in den Alpen auswildern, die dann in Kokurrenz mit den einheimischen stehen oder sich mit ihnen vermischen.

Servus,
Thomas

P.S: Wenn ich das nochmal durchlese, klingt das was ich geschrieben habe ziemlich nach Pflanzen-Rassismus und Tier-Ausländerfeindlichkeit.  :)