Ich wusste, dass es einen Keilkopf gibt, knapp 300 Hm oberhalb der Steinernen Agnes im Lattengebirge. Vom Mottkopf hatte ich noch nie gehört, er taucht nicht mal in der AV-Karte auf, auch nicht im AV-Führer, aber in der Wundertüte namens Internet. Dort habe ich am Sonntag zufällig einen Blogbeitrag über Keilkopf, Mottkopf und das sagenumwobene Teufelsloch gelesen und es war sofort klar: das wäre was für mich.
Vom Wanderparkplatz „Steinerne Agnes“ stieg ich den markierten Wanderweg hoch zum Rotofensattel. Unterwegs wurde ich von einer Gams willkommen geheißen (Foto 01), natürlich auf gämsisch. Stunden später hätte ich mir gewünscht, ich wäre selbst eine, doch der Reihe nach.
Im erwähnten Blogbeitrag wurde vermutet, dass direkt von der Steinernen Agnes (Foto 02) eine Latschengasse zum Teufelsloch führt.
Die Blogger selbst hatten aber einen anderen Aufstieg gewählt. Tatsächlich fand sich oberhalb der Agnes eine leidlich freigeschnittene Latschengasse, der ich folgte. Nach nicht einmal 50 Hm, an einem Aussichtsfelsen, war Schluss, die Latschengasse erwies sich als Sackgasse!
Ich meinte zu sehen, dass das Latschenfeld nach Osten hin nicht besonders breit sei, vielleicht 50 m, und begann zu Queren. Nach 50 m war aber immer noch kein Ende in Sicht. Ich fand gut begehbare Grasrinnen, die stets im Unterholz endeten, jede Menge Gamswechsel, denen ich kriechend, kletternd und fluchend zu folgen versuchte. Kurz und knapp: gut 200 Hm kosteten mich etwa zwei Stunden Latschenkampf pur. Endlich traf ich am Kamm zwischen Mottkopf und Keilkopf auf eine bestens freigeschnittene Latschengasse, der ich nach Westen zum Keilkopf folgte.
Ich stieg über den Ostgrat auf den Keilkopf, dabei sind einige Kletterstellen im II. Grad zu überwinden. Später sah ich, dass am westlichen Ende des Keilkopfs ein etwas leichterer Steig auf den Gipfel führt. Der Gipfel ist mit einem Steinhaufen (Foto 03) markiert, ohne Gipfelbuch. Im Westen sind der Dreisesselberg (über dem Rucksack) und der Karkopf (links am Bildrand) zu erkennen.
Den interessanteren Ausblick hat man Richtung Osten (Foto 04). Im Bildhintergrund zeigt sich der Untersberg. Von links nach rechts sind Hinterer Rotofen, Mittlerer Rotofen (Busen der Hexe) und Mottkopf zu sehen. Nach einer ordentlichen Brotzeit war ich wieder bei Kräften und stieg zur Latschengasse ab.
Der Mottkopf lässt sich relativ einfach besteigen, der Schwierigkeitsgrad übersteigt I nicht. Kurz unterhalb des Gipfels wird ein Brett als Sitzbank verwendet. Auch hier gibt es weder Kreuz noch Buch. Foto 05 zeigt den Ostgrat des Keilkopfs vom westlichen Gipfel des Mottkopfs aus.
Natürlich habe ich auch nach dem Teufelsloch gesucht. Kleinere Höhlen und Löcher gibt es da oben genug, aber unter einem Teufelsloch stelle ich mir was Riesiges vor, etwas, was sofort auffällt. Und da war nichts.
Vom Mottkopf zum markierten Wanderweg stieg ich jetzt durch den lichten Bergwald ab, gelegentlich sieht man da Steigspuren, keine Latschenkiefern in Sichtweite. Am Brotzeitfelsen unterhalb des Rotofensattels bog ich auf den schnelleren, unmarkierten Jägersteig ab. Dort traf ich auch meine Gams vom Vormittag wieder, zumindest sah sie genau so aus: braune Augen, braunes Gewand und ein Geweih
