Frühlingsboten
 



Das Wanderbuch »Blumenwanderungen Bayerische Alpen« bietet eine bunte Auswahl an Voralpen-Wanderungen und Bergtouren verschiedener Länge und Schwierigkeit, die botanisch ausgesprochen lohnend sind.
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Frühlingsboten

Begonnen von Traudl, 30.03.2005, 08:48

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Traudl

Zitat von: thomas_kufstein am 29.03.2005, 19:54
Ach ja bei uns im Kaiser blüht's schon ganz ordentlich. Wie schaut's denn woanders aus?
Auf Bayrischer Seite blühts auch schon ganz ordentlich,
Die Leberblümchen haben jetzt Hochsaison  :) :)


Traudl

und der Seidelbast blüht auch schon  :D

thomas_kufstein

Ich bin echt immer wieder von der Bildqualität beeindruckt.

Zum Seidelbast:
Der Seidelbast ist ja ziemlich giftig. Man sollte vor allem mit Kindern darauf achten, dass die nicht die verlockenden roten Früchte futtern (s. Bild).
Übrigens ist der Seidelbast meines Wissen nach die einzige einheimische Pflanze, wo die Blüten direkt aus dem Stängel kommen und nicht in der Achsel eines Blattes entspringen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Cauliflorie und kommt v. a. in den Tropen vor. Das bekannteste Beispiel ist hier der Kakao-Baum, dessen Früchte direkt am Baum hängen.

Die Leberblümchen haben ihren Namen von den typisch dreilappigen Blättern. Früher glaubte man vom Aussehen der Pflanzen auf ihre Heilwirkungen zu schließen, deshalb wurde das Leberblümchen (erfolglos) gegen Leberleiden eingesetzt.
Botanisch gesehen, wechselt das Leberblümchen dauernd die Namen (Hepatica nobilis, Anemone hepatica, ...), weil sich die Botaniker nicht im klaren sind zu welcher Gattung die gehören. typisch für Anemonen (z.B. Busch-Windröschen) ist nämlich der sog. Hochblattquirl, also die drei Blätter, die etwa in der mitte des Blütenstängels an derselben Stelle entspringen. Auf den ersten Blick fehlt den Leberblümchen dieses Merkmal, aber bei genauerer Betrachtung findet man unterhalb der blauen Kronblätter drei kelchartige Hochblätter, die jenen der Busch-Windröschen entsprechen.
Somit ist das leberblümchen quasi eine Übergangsform mit deren Hilfe man die Entstehung eine Blütenorgans, nämlich den Kelchblättern, aus Laubblättern erklären kann.

So genug Fachinfos für heute.

Servus,
Thomas

Christian M.

Hallo!
Hab da auch noch ein Leberblümchen! Und zwar ein rosafarbenes! Fotographiert bei uns im Mühltal!
Würde mich interessieren, ob das öfter vorkommt, oder nur eine Laune der Natur ist!! Weiße Leberblümchen hab ich auch schon mal gesehen.
Gruss.
Christian

Traudl

Stimmt, weiße gibts auch, allerdings sind die seltener. Vielleicht sind die halt blos andersrum...  ;)
Gruss
Traudl

Klaus D.

Nach erfolglosen Leberblümchen hier mal ein möglicherweise ebenso hilfloses Lungenkraut (Pulmonaria officinallis). Findet man zur Zeit häufig in den Voralpen. Interessant der Übergang von roten Blüten zu blauvioletten.


Hannes

Hallo Klaus,

mir ist zwar nicht klar, warum die Leberblümchen bei dir nicht "willig" waren (vieleicht mögen sie deine Kamera nicht  ;)),
zum Trost stelle ich ein Leberblümchen für dich ins Forum
Viele Grüsse
Hannes

P.S. Das Bild wurde mit EOS30, Makro 180/3,5 und Stativ, Spiegelvorauslösung und Kabelauslöser gemacht-also ein ziemlicher Aufwand.

Klaus D.

Zitat von: Hannes am 19.04.2005, 21:17
mir ist zwar nicht klar, warum die Leberblümchen bei dir nicht "willig" waren (vieleicht mögen sie deine Kamera nicht  ;)),

erfolglos bezüglich der gesundheitlichen Wirkung, siehe Nachricht von Thomas weiter unten  :D
Was meine Kamera nicht mag, sind gelbe Blüten, da habe ich regelmäßig Probleme mit Fokusierung und Belichtung (Nikon Coolpix 5400). So wie bei diesem Huflattich (Tussilago farfara), auch eine der ersten Blumen, die man im Frühjahr sieht.
Klaus

thomas_kufstein

Zitat von: Christian M. am 06.04.2005, 19:06
Hallo!
Hab da auch noch ein Leberblümchen! Und zwar ein rosafarbenes! Fotographiert bei uns im Mühltal!
Würde mich interessieren, ob das öfter vorkommt, oder nur eine Laune der Natur ist!! Weiße Leberblümchen hab ich auch schon mal gesehen.
Gruss.
Christian


Die Farben der Leberblümchen sind tatsächlich recht vielschichtig. Die Weißen sind jetzt wirklich quasi "andersrum", denn die sind auf grund einer Mutation, sprich eines genetischen Defektes nicht mehr in der lage überhaupt einen Farbstoff zu produzieren. man könnte sozusagen von Leberblümchen-Albinos sprechen.
Die häufigste Variante sind die aber die himmelblauen. Diese sind jedoch manchmal kurz nach dem Aufblühen rosa und werden später blau. Achtung jetzt kommt Chemie: Der Blütenfarbstoff wirkt als Säure-Base-Indikator, will sagen, je nachdem welcher pH-Wert in den Zellen herrscht, ändert der Farbstoff die Farbe. Da es mit dem Alter in den Zellen immer sauerer wird (pH-Wert sinkt), sind die Blüten nur in der Jugend auf kalkhaltigen Standorten rosa, ansonsten Blau.
Wer's nicht glaubt soll man etwas alkalisches Spülmittel (noch besser Rohrfrei) auf die Leberblümchen tropfen, dann werden die nämlich rosa.

Der Trick mit dem Säure-Base-Indikator hat das Gewöhnliche Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) tatsächlich auf die Spitze getrieben. Das Prinzip ist ähnlich wie bei den Leberblümchen, d. h. eine Säure-Base-Indikator ändert die Farbe in Abhängigkeit vom pH-Wert in den Zellen. Der Clou: Mit dieser Farbänderung signalisiert die Pflanzen nämlich ihren Bestäubern ob's noch was zu holen gibt. Bestäubte Blüten sind nämlich blau, unbestäubte bleiben rosa. Da die Pflanze die Nektarproduktion nach der Bestäubung einstellt, rentiert sich der Anflug für die Insekten nicht mehr und sie wissen schon im Voraus, das sie eine andere Blüte aufsuchen müssen. Also eine echte Service-leistung der Pflanze für ihre Bestäuber.

Servus,
Thomas


thomas_kufstein

Hallo Klaus,
Ich hab auch eine Nikon Coolpix 5400 und genau das gleiche Problem. gelbe Blüten lassen sich wahnsinnig schlecht scharf stellen im Makro-Modus.
Als Beispiel häng ich hier mal die deutlich seltenere gelbe Variante (Anemone rapunculoides) des Busch-Windröschens (Anemone neorosa) an. Das Gelbe Windröschen blüht zur Zeit an sonnigen Waldrändern im Inntal recht schön.
Servus,
thomas

Traudl

Zu den Ersten im Frühjahr zählen auch diese interessanten Blüten, die meist am Wegesrand oder in Bergwälder wachsen.  Bin mir aber nicht sicher, was daraus mal werden soll  ???   evtl. eine Pestwurz ?
Vielleicht hat ja jemand eine Ahnung.
Grüsse
Traudl

thomas_kufstein

Hallo Traudl,

Du hast recht. Das ist ein Blütenstand der Weißen Pestwurz (Petasites alba).
Der Name kommt glaube ich von den überdimensional großen Blättern, die eben wie die Pest wachsen.
Noch krasser sind die Blätter der roten Pestwurz (Petasites hybridus), die Blattfächen von einem knappen 1/2 m² erreichen und somit die größen einheimischen Blätter überhaupt darstellen.

Servus,
Thomas

Dietrich

Kennt einer die?

Traudl

Hallo Dietrich,
die Blumen auf Deinem Foto sind die selben wie in den vorherigen Beiträgen: Leberblümchen.
Traudl

Klaus D.

Hier noch eine klassische Frühlingsblume: Die Hohe Schlüsselblume oder Waldprimel (Primula elatior)

ehemaliges Mitglied

Die ersten Frühlingsboten in diesem Jahr entdeckten wir gestern am Hochgern-Aufstieg:

Traudl

Auch bei uns im Mühltal bei Nußdorf blühts schon ganz üppig.  Sogar die Märzenbecher sprießen schon kräftig
Wen wunderts, bei diesen Temperaturen  :)

indian_summer

Dieses Jahr zwar ein bissl später als letztes Jahr, aber wo der Schnee schon weg ist, blüht es schon wieder richtig schön!

Bin heute Richtung Riesenkopf unterwegs gewesen, und beim alten Aufstiegsweg zu Petersberg bildet  sich ein wahres Schneeglöckenmeer! Bzw. sind das ja die Frühlingsknotenblumen.
Leberblümchen sind auch schon gut dabei, und auch der Bärlauch spitzt schon wieder raus.

Macht auf jeden Fall richtig Laune!  :)