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Naturschutz vs. Wandern auf alten Pfaden

Begonnen von Frank Steiner, 12.08.2015, 15:35

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KACHBERO

Ich finde die Diskussion auch sehr interessant und fair.
Ich selbst habe mich erst gefragt wohin die Wege und Berge führen, wenn man von der Oswaldhütte ins Karwendel wandert. Und siehe da, richtig aufregend. Allerdings nur für geübte Wanderer, wie ich finde.

Meine Frage an die Gemeinde ist:
Warum wird das Internet hier gerügt, wenn es auch Bücher gibt wie "Vergessene Pfade in den Münchner Hausberge" wo in der Tour 9, 10 oder 11 eine ähnliche Wanderung beschrieben ist. Hier wird offiziell vom Buchverlag die Wanderer aufgefordert solche Touren zu unternehmen.
Haben diejenigen keinen Wissen (Jäger, Beamte), dass es solche Bücher gibt. Auch die Verlage müssten zurück gepfiffen werden, oder ?

Zum Schluss: Ich glaube auch nicht, dass zu viele Wanderer in einsamen Flecken unterwegs die das Wild stören.
Das ist mein Beitrag.
M.

PS: Ist ein passionierter Jäger heute noch Jäger, oder ist er Verwalter von Recht und Ordnung. Oder verwechselt er seinen Beruf/Ideal ?

roskin

Zitat von: KACHBERO am 16.08.2015, 17:31
Ist ein passionierter Jäger heute noch Jäger, oder ist er Verwalter von Recht und Ordnung. Oder verwechselt er seinen Beruf/Ideal ?
Ich glaub da muss man unterscheiden:

- Die Berufsjäger im Naturschutzgebiet Karwendel (Risstal) mit denen der Frank bzw. seiner Leser zu tun gehabt haben werden vom Staat bezahlt, zu ihrem Aufgabenbereich gehören wie im Brief vom Landratsamt erklärt wird auch Naturschutzaufgaben (neben dem Bejagen von Tieren nach Abschussplan) Es steht auch drinnen das man dadurch bisher keine eigenen "Ranger"  anstellen musste.

-der Jagdpächter im Kaisertal hingegen, mit dem ich zu tun hatte zahlt an den Staat oder an sonstige Besitzer Jagdpacht, (lt. seinen Angaben recht viel) damit er im gepachteten Gebiet jagen darf. Er übernimmt keine weiteren Naturschutzaufgaben.

-És gibt Gebiete, da ist der Besitzer zugleich Jäger in seinem Gebiet.

Frank Steiner

> Noch eine Anmerkung: Die meisten Bergunfälle basieren auf mangelnder Selbsteinschätzung, gerade
> bei Gelegenheitsbergsteigern. Da helfen auch 1000 Warnhinweise nichts. Die trügerische Sicherheit
> einer perfekten "Aufstiegsanleitung" schlägt alle Zweifel. Darin sehe ich die Hauptgefahr bei deinem Konzept.

Deine Sichtweise akzeptiere ich so und werde mir als sehr "parteiische" Seite in der Diskussion kein Urteil erlauben, wer von uns beiden eher Recht hat. Vielleicht kann man das auch nicht objektiv entscheiden. Ich glaube aus meiner Sichtweise heraus, dass die Alternative nur sein koennte, die Touren gar nicht zu veroeffentlichen. Denn sie mit weniger Beschreibung von schwierigen oder gefaehrlichen Stellen online zu stellen, oder nur Andeutungen ueber den richtigen und ungefaehrlichsten Wegverlauf zu machen, faende ich wiederum unverantwortlich. Wahrscheinlich sind wir uns aber wenigstens darin einig. dass der Schuasta Gangl in einem Buch mit dem Titel "Familienfreundliche Klettersteige in den Ostalpen" nicht gut aufgehoben ist...

Zurueck zum urspruenglichen Thema: hier der angekuendigte Artikel. Da bin ich dankbar, dass ich es mit den ziemlich vernuenftigen und gespraechsbereiten Leuten von den Staatsforsten und dem Landratsamt zu tun hatte. Der genaue Gipfel ist mit Ruecksichtnahme auf den Jaeger(=Waldeigentuemer) nicht genannt, weil der dadurch noch mehr Besucher fuerchtet. Er ist im Burghardt-Buch nicht enthalten. Ich konnte einen Teil der Diskussion verfolgen (und war zu dem Thema selbst mit den Staatsforsten im Gespraech) und kann nur sagen, dass sich Alois von gamssteig.de hier einige ziemlich "unfreundliche" und undfaire Vorwuerfe anhoeren musste. Dass danach noch ein sehr sachlicher Artikel entstanden ist, muss man ihm hoch anrechnen.

http://www.gamssteig.de/themen/streit-im-estergebirge-jaeger-gegen-wanderer.htm

cu,
Frank

MikeT

1. Grundsatz der bayrischen Staatsforsten -> Wald vor Wild

dazu muss die Abschussquote noch erfüllt werden... Da stört doch der Wanderer nur. Die anderen Naturstörer und natürlichen Feinde der Abschussquote haben wir ja Gott sei Dank schon fast ausgerottet. Und wenn sich mal so ein Luchs, Wolf oder sonstiger Menschen-/Tier bedrohendes Monster über die Grenze wagt wird es erst medial erlegt dann der erfolgreiche Abschuss durch die Waidmänner (staatlich verordnet) als Sieg zum Schutze der Menschheit gefeiert..

wir bauen doch lieber 4er Sessellifte mit Schneekanonen in den Bergwald
pflügen 6m breite Forststrassen in jeden Winkel des Waldes
transportieren im schwierigen Gelände das Holz im 5 min Takt mit lärmenden Helis ins Tal
usw.

Es geht meist nicht um den Naturschutz, nur ums Geld...


Rocard

Grüß Gott ins Forum vorab! Ich lese hier schon eine Zeit mit und nehme jetzt den Thread zum Anlass, mich hier anzumelden. Die Thematik betrifft und bewegt mich.

Ich bin eher häufiger auf diesen "alten Pfaden" unterwegs, weiß was ich schreibe. Und da wundert mich die Diskussion hier. Seltenst begegnet man Menschen. Die Ruhestörungen für das Wild - wohlgemerkt außerhalb der Schonzeiten bei Schneel oder Aufzucht - halte ich für vernachlässigbar. Sieht man Wild, reagiert es oft entspannt. Beobachtet, schaut, kennt die Richtung die wir Menschen gehen. Wo bitte soll die Störung übers Jahr gesehen sein? Wo liegt Müll? Wo tummeln sich Massen?

Vor Wochen bin ich solche Pfade am Geigelstein-Massiv gegangen. Den Hinweis erhielt ich hier auf diesen Seiten. Ich traf keinen Wanderer, sondern nur an zwei verschiedenen Stellen Jäger. Beide wollten mich vom Weitergehen abhalten. Unglaublich! Das lass ich mir nicht gefallen. Wenn andere hier sind, die sich vom Weg abbringen lassen oder gar Tourenvorschläge löschen, nur damit eine kleine Elite ungestört Tiere töten kann, ist das in meinen Augen lächerlich.

Das Gegenteil muss der Fall sein. Aber da kann ich nur Zeilen der Vorschreiber wiederholen. Die Wege müssen "sichtbar", erhalten, bleiben. Dafür müssen sie begangen werden. Und dazu müssen sie kommuniziert werden. Scheinbar ist roberge.de oder die Website der Familie Steiner dafür zu wenig verbreitet, denn ansonsten würde kein Jäger mit einem Auszug daraus das Landratsamt aufsuchen.
Vielleicht hilft es, diese Pfade in den großen Outdoor-Portalen abzubilden, dann finden sie die für den Erhalt notwendige Beachtung. Ich werde es versuchen!

Und nur kurz zum Thema "Kindereignung" oder "Schwierigkeitsgerade". Wo bleibt die Eigenverantwortung meine Damen und Herren? Fotografisch und textlich ist in allen Fällen, die ich über das Wochenende zu diesem Thema hier recherchiert habe, ausreichend - fast überkomplett - darauf hingewiesen. Für wie wichtig halten sich einige Kritiker hier? Wer soll sich erlauben, mir einen Rat zu geben, ob ich den einen oder anderen Weg mit meinen Söhnen besuche?

Eine gute Woche
Rocard


Bernhard G.

Zitat von: Rocard am 17.08.2015, 10:36
Und nur kurz zum Thema "Kindereignung" oder "Schwierigkeitsgerade". Wo bleibt die Eigenverantwortung meine Damen und Herren?
Wir erleben seit längerem eine Amerikanisierung. Wenn was schief geht, muß jemand anderer schuld sein. Fehlendes Warnschild, mangelnder Hinweise in einer Tourenbeschreibung, usw. Hinterher wird dann ein Anwalt eingeschaltet, um den "jemand" zu verklagen.

Ich beobachte seit Jahren eine Inflation von Warnschildern u.d.gl. Das führt dazu, daß viele Mitmenschen denken, wenn es kein Warnschild gibt, kann auch nichts passieren und die freie Natur mit einem rundrum abgesicherten Erlebnisgarten verwechseln.

Also, das wäre für mich kein Argument.

Frank Steiner

Oh,ich hoffe, jetzt gibt's nicht am Ende doch noch einen deftigen Streit, das war nicht meine Absicht beim Eroeffnen des Themas :o Auch wenn ich den Meinungen zur Eigenverantwortung zustimmen moechte.

Stattdessen noch ein in kleiner Nachtrag zum Thema Fischbachl, auf den mich ebenfalls Alois von gamssteig aufmerksam machte: http://www.bad-toelz.bund-naturschutz.de/fileadmin/kreisgruppen/badtoelz/dokumente/Home/almstrb1_Stell-Mooslahnerweg-12.05.pdf
Der Vorgang zeigt, dass selbst so ein Naturschutzgebiet offenbar nicht immer schuetzenswert ist (die Strasse wurde ja schliesslich gebaut), selbst wenn im betroffenen Gebiet vom Aussterben bedrohte Tierarten "wohnen". Dabei ist der Neubau von Wegen und Strassen im Naturschutzgebiet ausdruecklich untersagt.

Fuer das Fischbachl aendert das allerdings nichts, eher wird es noch schuetzenswerter. Darum lasse ich alle Hinweise zur Ruecksichtnahme im Fischbachl in der Tourenbeschreibung so stehen. Kann ja das Auerhuhn nix dafuer, dass das Rauhfusshuhn jetzt neben der Autobahn wohnen muss  :'(

kogo

Noch ein paar Gedanken von mir dazu,

ich bin seit Jahren gerne auf solchen Pfaden (auchmal weglos) unterwegs. Der Spass daran liegt für mich auch im Suchen und Finden solcher Pfade anhand alter Karten oder etwaiger (vager) Tourenbeschreibungen. Auch die Ruhe auf solchen Pfaden und unbekannten Gipfeln machts für mich aus. Es muß nicht alles veröffentlicht werden, aber wenn es vorhanden ist nutze ich es gerne.  Außer Bilder veröffentliche ich eigentlich nichts mehr im Internet.

Im Vergleich zu Jägern ist mein Einfluß auf die Natur zu vernachlässigen. Die haben für mich nämlich jeglichen Anspruch auf Naturschutz, den sie so gerne propagieren, verloren. Ein paar Beispiele aus meinem reichen Erfahrungsschatz:

So wurde ich mal von einem Jäger, nach dem Abstieg von einem einsamen Karwendelgipfel, mit einem dicken Pickup verfolgt, gestellt und als Wilderer verdächtigt. Nach angeregter Diskussion war ich doch kein Wilderer. Jedoch war er der Meinung er könne jetzt nicht mehr in sein Revier da ich ihm ja das Wild verscheucht habe. Welchen Einfluß hatte eigentlich der Pickup auf sein Wild hmm..?

Mit dem Quad und einem Jagdgast einen etwas breiteren Wanderweg hochknattern und sich über den Wanderer beschweren der so spät abends noch unterwegs ist.

Oder vielleicht der? Aus einem offiziell zeitlich beschränkten Sperrgebiet als Jäger einfach ein ganzjähriges machen um Wanderer zu verjagen. Ich blieb trotz seiner Aufforderung nicht stehen.  Als er mir nicht mehr nachkam (die Flinte und der Rucksack waren wohl zu schwer) war noch zu hören "Bleib stehen du Sch...kerl oder ich schieß". Ich leb noch und das Sperrgebiet habe ich außerhalb der Sperrzeit betreten. (Irgendwo in den bayrischen Alpen..)

Ihre Jagdpfade können sie gern zerstören, das macht die Wegsuche nur umso interessanter. Ansonsten gilt für mich Art 141. Abs. 3 BV und die Eigenverantwortung.

Gruß
Konrad

MANAL

Zitat von: kogo am 26.08.2015, 01:17Oder vielleicht der? Aus einem offiziell zeitlich beschränkten Sperrgebiet als Jäger einfach ein ganzjähriges machen um Wanderer zu verjagen. Ich blieb trotz seiner Aufforderung nicht stehen.  Als er mir nicht mehr nachkam (die Flinte und der Rucksack waren wohl zu schwer) war noch zu hören "Bleib stehen du Sch...kerl oder ich schieß". Ich leb noch und das Sperrgebiet habe ich außerhalb der Sperrzeit betreten. (Irgendwo in den bayrischen Alpen..)

Bei solchen Vorfällen sollte man eigentlich die Polizei rufen. Das ist schon eher kriminell bis gemeingefährlich.

Frank Steiner

Solche Erfahrungen haben wir Gott sei Dank noch nicht gemacht. Aber kaum hat man das Thema mal auf dem Radar, haeufen sich die Vorkommnisse :-) Am Wochenende waren wir mal wieder zur "Gipfelbuchwartung" auf dem Roten Stein bei Vils, wo die Kinder vor knapp 4 Jahren ein Gipfelbuch hochgetragen haben. Dabei fanden wir auch den Beitrag auf dem Foto. Das unglaubliche an diesem Versuch, mal wieder einen Wanderer (sicherlich, damit das Wild nicht gestoert wird!) fernzuhalten, ist die Tatsache, dass der halbe Hang unter dem Roten Stein vor 4 Jahren von einer neuen Forststraße zur Roter-Stein-Alpe zerstoert wurde und wir waehrend unseres Aufstiegs mit anhoeren durften, wie irgendwas sehr Lautes (mindestens ein Allrad-Jeep) ueber die Straße nach unten fuhr, als wir gerade auf dem alten Pfad im Wald unterwegs waren. Waeren wir laut groehlend auf der Straße entlanggewandert, waere das aus Jaegersicht also vermutlich ok gewesen  :D

Wer Interesse an der Tour hat, kann sie sich hier anschauen: http://www.familiesteiner.de/wandern/roterstein/ Der Bericht ist noch nicht auf dem neuesten Stand, denn am Wochenende haben wir zufaellig die Ueberbleibsel des alten Jaegerpfads im obersten Teil der Forststraße auch noch gefunden. Damit muss man nicht, wie zur Zeit noch beschrieben, vor dem Einstieg in den weglosen Hang mehrere Kehren der Straße folgen.

Die Route auf den Roten Stein stammt uebrigens von Guenther Laudahn hoechstpersoenlich, ein echter Klassiker also  :)