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Erweiterung Steinbruch Nußdorf geplant (Inntaler Heuberg)

Begonnen von geroldh, 09.06.2015, 12:42

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geroldh

Mit dem Ende der Winterruhe ist seit etwa Anfang Mai wieder mächtig Radau im und um den Nußdorfer Steinbruch am Heuberg im Inntal:

Zitat von: ovb-online.de > Rosenheim Land (31.05.17)ANWOHNER AUS ÜBERFILZEN GEHEN GEGEN ZEMENTWERK ROHRDORF VOR - Stürzt überhängende Wand auf Dorf?

Immer wieder haben sich in der Vergangenheit Anwohner des Steinbruchs in Nußdorf-Überfilzen gegen einen weiteren Abraum gewehrt. Und immer wieder sind sie juristisch nicht durchgekommen. Doch nun müsse etwas passieren, bevor eine überhängende Felsformation herabstürzt und ein Unglück geschieht.

Nußdorf – ... Bürgermeister Sepp Oberauer. ,,Es ist ja wirklich ein furchtbar greisliches Loch an unserem Hausberg, dem Heuberg, und nur für den Betreiber schön." Postkartenidylle sehe anders aus. Die Gemeinde sei schon immer gegen den Abraum gewesen, das lasse sich historisch belegen. Doch das Landratsamt habe als Genehmigungsbehörde stets anders entschieden. ,,Da sind wir halt machtlos", meint Oberauer.
...
Quelle: Rosenheim Land > Stürzt überhängende Wand auf Dorf? (31.05.17)

Nun, so ganz unbegründet ist die Sorge der Anwohner nicht: Vor einigen Jahrzehnten sind an dem mit ,,Eingefallene Wand" bezeichneten Felsaufbau westl. des Heuberggipfels größere Felsbrocken herunter gefallen, mind. einer hat das hintere Dach der Bichleralm durchschlagen und die anderen sind knapp südl. der Hütte vorbei zu Tal gedonnert, haben Bäume abgeschlagen (Stümpfe sind noch heute sichtbar) und sind wohl oberhalb des Steinbruchs liegen geblieben. Dass mittendrinn auch der DAV-Wanderweg 224 diesen ziemlich steilen Bereich zweimal kreuzt, ist dabei nicht nur nebensächlich.
Was Felsstürze für Mächtigkeit haben können, lässt sich ,,im Kleinen" an der östl. Wasserwand, einem Nebengipfel des Heubergs, bewundern: Dort hat sich in den letzten Wochen südseitig u.a. ein großer Felsen gelöst, hat Fichten mit ca. 35 cm Stammdurchmesser wie Streichhölzer zersplittert und liegt jetzt etwas oberhalb des Wanderwegs hinab zur Daffnerwaldalm.
Auch gibt es mind. ein beeindruckendes Video ,,Spectacular Rockslide in Switzerland" von Okt. 2015 mit einem ,,Rolling Stone", das auch hier im Forum unter Bergstürze eingebunden ist.
Und bzgl. Steinbruch: War vor vielen Jahren nicht auch bereits die potentielle Gefährdung durch Instabilität der Grund, dass die ursprünglich längere Sichtschutzwand um einige zig-Meter gekürzt werden musste...!?

Derzeit sieht der obere Bereich des Steinbruchs mehr aus wie eine Kiesgrube (Bilder 1), hat der urzeitliche Inntalgletscher im Schatten der Garwand doch einiges an Geröll abgelagert, das mit unzähligen LKW-Fahrten auf der mächtig staubenden ,,Forststrasse" gen Tal gekarrt wird. Im mittleren Bereich ist man aktuell dabei, eine Vertiefung auszubaggern (Bild 2 unten), um darin die bereit liegenden größeren Felsbrocken hinunter zu stürzen...

Bereits ,,im jungen Jahr 2017" wurde auf das diskussionsreiche Vorjahr zurück geblickt:

Zitat von: ovb-online.de > Rosenheim (22.02.17)Arbeiten im Steinbruch Überfilzen fortgesetzt

Ein Thema begleitete die Nußdorfer im letzten Jahr wie wohl kaum ein anderes: der Steinbruch in Überfilzen.

Besorgt schauten nicht nur Nußdorfs Bürger, sondern mittlerweile auch viele Anwohner des oberen Inntals, auf die Entwicklung im Steinbruch von Überfilzen. Denn schon von Weitem sind die Abbauaktivitäten, die nun deutlich über die bisherigen Grenzen der Sichtschutzwand hinausgehen, zu sehen und sorgten für Empörung bei Bürgern und Umweltverbänden.
...
Quelle: Rosenheim > Arbeiten im Steinbruch Überfilzen fortgesetzt (22.02.17)

Wie erst kürzlich entdeckt, stammt aus dem Sommer 2016 auch ein TV-Beitrag vom BR Fernsehen, der vor der ,,Entscheidung" zur finalen Abbau-Variante entstanden ist und entsprechende Animationen ,,wie's mal aussehen könnte" enthält: Nußdorf am Inn: Immer dieser Steinbruch... (3:10 min, 2. Aug. 2016)

Doch im Herbst dann die (einseitige) Entscheidung – an einer Mediations-Lösung wurde nicht mehr gearbeitet:

Zitat von: ovb-online.de > Rosenheim Land (22.10.16)AUS DEM GEMEINDERAT: Keine Variante für den Steinbruch

Eigentlich wollte die Gemeinde alle Bürger ihres Ortes Mitte Oktober zu einer Informationsveranstaltung mit anschließender Diskussion zum Thema ,,Steinbruch" einladen. Dann kam doch alles anders als gedacht und der Termin musste kurzfristig abgesagt werden, da weder die Gemeinde noch der Steinbruchbetreiber, die Rohrdorfer Zementwerke, eine realistische Chance für eine Änderung der Situation sehen.
...
Quelle: Rosenheim Land > Keine Variante für den Steinbruch (22.10.16)

Das im Presse-Artikel enthaltene Foto zeigt den Abbaustand vom Sommer 2016 – später im Herbst wurde der gewachsene Baumbestand über dem Einschnitt abgeholzt, so dass vom Wandfuss der Garwand nun der Blick frei wurde auf Nussdorf und das dahinter liegende Rosenheim (Bild 3). In diesem Zeitraum bekam dann auch die ,,Forststrasse" nochmals einen neuen, verdichtenden Struktur-Belag aufgeschoben (Bilder 4), der im trockenen Zustand unter den LKW-Reifen trotzdem unheimlich staubt.
Bild 5: Eine offenbar kleine, spontane Kunst am Wanderweg oberhalb des Steinbruchs hat leider nicht lange existiert – kennen die Steinbruchbetreiber denn keinen kleinen Spass?  ::)

Nun, dennoch gibt es sie aber auch noch, die schöne, heile Welt in Nussdorf:

Zitat von: ovb-online.de > Rosenheim Land (28.03.17)VERKEHRSVEREIN NUSSDORF MIT JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG - Nußdorf bei Gästen immer beliebter

,,Das gesamte Urlaubsverhalten hat sich verändert. Viele Erholungssuchende bleiben lieber im eigenen Land", kommentierte Susanne Grandauer, Zweite Bürgermeisterin und selbst Gastronomin in Nußdorf, erfreut die zweistellige Zuwachsrate im Bereich der Übernachtungen im ehemaligen ,,Golddorf" *.
...
Quelle: Rosenheim Land > Nußdorf bei Gästen immer beliebter (28.03.17)

Neben dem bereits unten verknüpften ,,alten" Nußdorf-Film (3:27 min) (Quelle) hat das Regionalfernsehen Oberbayern (RFO) über das ganze Jahr 2016 Nußdorf mit Filmaufnahmen begleitet – für einen ,,neuen" Nußdorf Image-Film (7:50 min) (Quelle: Gemeinde Nußdorf  >  Tourismus und Freizeit ) – nur der noch kaum sichtbare Steinbruch darf nicht groß mit auf's Bild...  ;)

* Doch was hat es mit dem Begriff ,,ehemaliges Golddorf" auf sich?
Dahinter steht ,,nur" der Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft", aus dem Nußdorf im Jahr 2001 als Landessieger hervorging. Die Urkunde hierzu befindet sich im Schaukasten im Eingangsbereich der Gemeindeverwaltung:
Zitat...
20. Bundeswettbewerb 2001
Unser Dorf soll schöner werden –
Unser Dorf hat Zukunft
...
In Anerkennung und Würdigung
der besonderen Mitwirkung seiner Bürger
bei der Planung, Gestaltung und Weiterentwicklung
ihres Lebensraumes
erhält das Dorf
Nussdorf am Inn
eine Goldplakette
(Berlin, 17. Jan. 2002)
Dem folgte wenige Jahre später noch eine weitere Auszeichnung:
Zitat...
Entente Florale
Europäischer Wettbewerb
für Städte und Dörfer in Grün und Blumen

this certificate is awarded
in recognition of excellent achievements
in planning, designing and improving
the quality of life in towns and villages

The village
Nussdorf
achieved a standard of excellence with merits a
GOLD AWARD
for the year 2004
(Aix-Les-Bains/France, 10. Sept. 2004)
Doch kann es mit einem "Loch im Berg" in unmittelbarer Nachbarschaft neue (touristische) Ziele geben?
Nach Ramsau und Sachrang/Schleching könnte vielleicht der dritte deutsche Titel ,,Bergsteigerdorf" angestrebt werden - ja wenn für die Auszeichnung vom Deutschen Alpenverein gewisse Voraussetzungen erfüllt werden (könnten?):
Zitat von: alpenverein.de...
Projektziele und Aufgaben der Bergsteigerdörfer:
- Förderung von naturnahen Tourismusformen
- Verzicht auf technische Erschließungsmaßnahmen
- Verzicht auf ressourcenintensive Tourismusformen
- Intakte Natur und gelebte Traditionen sind das Kapital
- Bewahrung der alpinen Natur und Landschaft
- Förderung lokaler Produkte und Direktvermarktung
- Verbesserung der nachhaltigen Mobilität bei Anreise und vor Ort
- Kommunikation dieser Grundphilosophie im Alpenraum
- Integration der Philosophie der Bergsteigerdörfer und der Protokolle der Alpenkonvention in die Gemeindepolitik
...
Quelle

Samerbergradler

Ich hol mal diesen alten Thread aus der Versenkung, ist sicherlich für viele hier interessant.

Es gibt Neues zum Thema Steinbruch am Heuberg:
https://www.rosenheim24.de/rosenheim/inntal/nussdorf-am-inn-ort47622/nussdorf-inn-abbrucharbeiten-steinbruch-ueberfilzen-eingestellt-9954079.html

Aber das ist ganz sicher nicht das Ende von diesem Hickhack!


Infothek

Richtig, Samerbergradler, es ist noch nicht das Ende des Hickhacks!
Es gibt Neues vom Steinbruch am Heuberg:
Aktuell läuft ein neues Genehmigungsverfahren für den Kalkabbau, das den Abbau für weitere 50 Jahre sichern soll.

Die SZ schreibt:
Wie Steinbruch die Nußdorfer auf die Barrikaden bringt

Martl

Hier noch ein kleines Video aus der BR Mediathek, mit etwas Einblick in den Steinbruch.

https://www.br.de/mediathek/video/nussdorf-am-inn-streit-um-steinbruch-av:5ed0f9faefc4fd0014350897

Hoffentlich werden zukünftige Erweiterungen untersagt! Es ist ja nicht nur optisch ein Problem, sondern auch in die "Stabilität" des ganzen Heubergmassivs wird mehr und mehr eingegriffen.


Gruß
Martl

schorsche

Ich hoffe auch, das es keine Genehmigung gibt.

schorsche

Infothek

In Nußdorf geht der Streit zum Thema Steinbruch weiter. Es hat sich nun ein Aktionsbündnis gegründet, um den weiteren Abbau am Steinbruch zu stoppen.
Auf Antrag des Betreibers soll nochmals weitere 50 Jahre abgebaut werden. Dagegen wehrt sich das Aktionsbündnis.

Facebookseite Rettet den Heuberg
Pressemitteilung (PDF)

RaF

Da wir hier zu dem Thema ja schon einiges hatten und die neue Genehmigung meines Erachtens wirklich beträchtlich sowohl die bergsportliche Nutzung der Nussdorfer Seite als auch die Aesthetik des Inntals stören würd...wage ich mal die Einladung zum Protest am ersten Mai hier zu posten. Sollte das nicht OK sein, bitte Bescheid geben oder gleich löschen.

geroldh

#danke1#  Also ich finde es vollkommen in Ordnung...  #mountain#  ;)
...denn schließlich gibt es womöglich in "einigen Jahren" mit der be-scheuer-ten Untertunnelung von Heuberg und Samerberg mehr als genug (Kalk)Stein...  ::)

Infothek


Foto: GeroldH (danke)

Die geplante Erweiterung des Steinbruchs am Heuberg ist nun auch Gegenstand im Landtag:
Info bei Idowa (Isar-Donau-Wald)

Infothek

Naturschutzbehörden sehen die Erweiterung des Steinbruchs am Heuberg kritisch, zumal sie in die Schutzzone des Alpenplans ragen würde.

Bericht vom 29.6.2021 in der SZ


Bergautist

Wenn man die Sache als Außenstehender so über die Jahre beobachtet hat, drängt sich mir unwillkürlich der Verdacht auf, dass das Rosenheimer Landratsamt in Teilen ein überaus korrupter Verein sein muss. Ich hoffe, dass ich da völlig daneben liege und demnächst einmal eine gute Begründung dafür bekomme, warum dieser einmalige Berg so weithin sichtbar verschandelt werden darf! Wirtschaftliche Gründe sehe ich da keine - aber was sonst??? #gruebeln#

geroldh

#schild1#  Irgendwie war es nicht nur eine Frage der (Stein)Zeit, sondern lange überfällig:
Eine satirische und visuelle Berichterstattung über dieses jahrelange "Theater" eines "bürgernahen" Landratsamtes und den wirtschaftlichen (Ausbeuter)Interessen eines Konzerns um ein nicht übersehbares Loch in einem markanten Berg, das sich wie Karies immer weiter in diesen Felszahn fressen mag.

ZitatHang zum Abbaggern - Wie viel Heuberg bleibt vom Steinbruch?
Am Heuberg in den Chiemgauer Alpen tobt seit Jahrzehnten ein Streit um den Steinbruch. Das bayerische Verwaltungsgericht hatte einen Antrag auf Erweiterung des Steinbruches vorläufig abgewiesen. Der Betreiber stellte aber einen neuen Antrag. Denn der Kalkstein ist für die Zementindustrie sehr begehrt. Weil bislang das Landratsamt Rosenheim eher auf Seiten des Betreibers stand, fürchten viele eine neue Genehmigung des Amts. Dabei zweifelt selbst die Bezirksregierung an der Umweltverträglichkeit.
Quelle: BR Fernsehen - quer: Sendung und Kommentare vom 8.7.2021

Zu sehen: Morgen, DO 08.07.2021 von 20:15 bis 21:00 Uhr im BR Fernsehen
(Wiederholung: Sonntag, 11.07.2021 von 12:00 bis 12:45 Uhr im BR Fernsehen)
und danach auch als Video in der Mediathek verfügbar: krawumm...

#gruebel#  Ich bin gespannt, wie gut das Thema recherchiert und aufbereitet ist...