Skitouren



Zuckerhütl und Wilder Pfaff am 11.04.15

Begonnen von Bernhard G., 11.04.2015, 21:24

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Bernhard G.

Da mein Spezl seit unserer Ötztal-Tour mit Grippe & Co fast vier(!) Wochen dauerkrank war und endlich wieder Berge sehen wollte, hab ich eine Tour mit wenigen Aufstiegsmetern, aber großem Bergerlebnisfaktor rausgesucht. Da gibt es nicht wirklich viele Touren und eine der besten Skitouren mit Liftunterstützung ist zweifellos das Zuckerhütl. Für nur ca. 800 Hm bekommt man den höchste Gipfel der Stubaier Alpen geschenkt. Allerdings die Tour wesentlich anstrengender als die nackten Zahlen vermuten lassen und vorallem handelt es sich um eine hochalpine Unternehmung mit einem entsprechenden Gefahrenpotential.

Los gings an der Talstation der Stubaier Gletscherbahn mit der "ersten" Gondel kurz vor 8 Uhr. Nach nur wenigen Minuten standen wir dann am Isidornieder (Bergstation Schaufeljochbahn) in 3158m Höhe (Bild 01). Von dort geht es erst mal einige hundert Höhenmeter über den Gaißkarfern zum Anfellplatz in einer Mulde oberhalb der Hildesheimer Hütte. Da am Morgen alles hart gefrohren ist, war das eher Pflichtübung als Schigenuß. Die Höhenmeter waren rasch abgebaut und schon bald haben wir uns mit einer Horde anderer Schitourenfans in Richtung Paffenferner aufgemacht (Bild 02).

Wir haben es gemütlich angehen lassen und die Morgensonne genossen (Bild 03 und 04).

Nach einem kurzen Marsch über flaches Gelände und der Überwindung einer Steilstufe steht man auf dem flachen Teil des Pfaffenferners, der zum Pfaffenjoch führt ((Bild 05)). Einsam ist man bei der Tour nicht, aber für einen Samstag mit optimalen Bedingungen hätte ich Schlimmeres erwartet.




Bernhard G.

Nach dem Paffenjoch erfolgt eine längere, reichlich flache Querung des Sulzenauferners. Dabei hat man einen wunderbaren Blick auf die Westflanke des Zuckerhütls, das trotz des massiven Gletscherrückgangs immer noch einen beeindruckenden Eispanzer aufweist. Mehr fasziniert hat mich allerdings der Blick auf die Südflanke der Ruderhofspitze (Bild 06). Das ist eine der großartigsten Schitouren der Ostalpen - ein Megahang von fast  1800 Hm fast ohne Flachstellen aber dafür mit ziemlich grimmigen Steilstufen. Ich bin die Tour vor Jahren schon mal gegangen, aber ich glaube angesichts dieses Anblicks muß ich da möglichst bald wieder rauf. Hoffentlich gibt es  heuer noch mal die passenden Bedingungen - im Augenblick dürfte es im oberen Bereich eher Bruchharsch als Firn geben. Ist man eigentlich bergsüchtig, wenn man während einer Schitour schon an die nächste denkt?

Nach der etwas länglichen Querung war der Pfaffenstattel dann doch bald erreicht. Das ist die Verbindung zwischen Zuckerhütl (Bild 07) und  Wilder Pfaff (Bild 08). Letzteren kann man mit Schi besteigen, wogegen das Zuckerhütl zufuß erklommen wird.

Der Ostgrat des Zuckerhütls (Bild 07) präsentierte sich in bestem Zustand und mit Steigeisen und Pickel war der Aufstieg ein Leichtes. Problematischer war da schon der rege Betrieb - da war gar nicht so leicht aneinander vorbei zu kommen. Aber schon bald standen wir am höchten Punkt des Stubais (Bild 09).

Lang blieben wir nicht oben, es pfiff doch ein unangenehmer Wind und  der Himmel begann sich zunehmen einzutrüben, wie der Blick zu Müllerhütte zeigt (Bild 10).




Bernhard G.

Also machten wir uns an den Abstieg (Bild 11). Und da gab es dann doch noch eine echte Schrecksekunde. Jemand trat weiter oben einen großen Steil los, der mich nur knapp verfehlte und zwischen mir und einem anderen Tourengeher nach unten rauschte. Mein weiter oben stehender Spezl sah den Verursacher: eine Blondine, die am kurzen Seil eines Bergführer hing. Ich erspare mir jetzt weitere Kommentare.

Da war ich froh, als ich heil wieder am Schidepot ankam. Anschließend wollte ich noch den Wilden Paff besteigen. Mein Spezl meinte, er muß seine Kräfte schonen und das Sonnenplätzen wäre ideal für eine Rast. Also bin ich allen in Richtung Wilder Pfaff abgefahren und hab den Gipfel schnell noch mitgenommen. Vom Wilden Pfaff hat man einen schönen Blick zurück zum Zuckerhütl (Bild 12). Das moderne Gipfelkreuz des Wilden Pfaffs (Bj. 2001) fand ich dagegen wenig atraktiv - aber immerhin taugt es prächtig als Schiständer (Bild 13).

Bernhard G.

Zur Abfahrt gibt es keine Bilder. Klar, da fährt man halt. Es gab auch noch einen anderen Grund. So ganz wie geplant verlief die Sache nicht. Wir wollten nicht den Anstiegsweg zurück ins Schigebiet nehmen, sondern ein Stück den Sulzenauferner runter und dann über den Lange Pfaffennieder zum Fernauferner wechseln. Damit hat man weit runter eine echte Tourenabfahrt, ohne gleich über die ganzen Spaltenzonen des Sulzenauferners abfahren zu müssen. Spuren zum Nachfahren gab es einige.

Als wir dann auf der Höhe des Lange Pfaffennieders angekommen waren, sah nichts nach leichter Blockkletterei wie im Schitourenführer beschrieben aus. Da hing ein vom Frost herausgesprengtes Seil, das über stellenweise Dreier Klettergelände nach oben führte. Vor uns hatte offensichtlich niemand versucht, da aufzusteigen, da es keine alten Spuren gab. Das stärkte nicht gerade unser Vertrauen. Als wir dann auch noch feststellen mußten, daß viele große Felsblöcke locker waren, haben wir den Plan, da aufzusteigen, verworfen.

Meine Lösung in so einem Fall wäre gewesen: auffellen und wieder aufsteigen, um eine Abfahrt über den spaltigen Sulzenauferner zu vermeiden. Da aber das mit der von der Grippe geschwächten Kondition meines Spezls nicht vereinbar war, blieb als einzige Option, über den Sulzenauferner abzufahren und dann über das Beiljoch ins Schigebiet zurückzukehren.

Zum Glück war der Glescher wirklich sehr gut eingeschneit und ganz am Rand war die Abfahrt vertretbar. Nach der Querung einiger Steilhänge und einem kurzen, aber steilen Aufstieg hatten wir es ins Beiljoch geschafft. Daß man hier richtig ist,  soll wohl die Arme von Steinmännchen unterstreichen (Bild 14).

Damit waren alle ungeplanten Schwierigkeiten überwunden und nach einer recht steilen Abfahrt bei recht fordernden Schneeverhältnissen waren wir froh, auf der Höhe der Dresdner Hütte im Trubel des Schigebiets angekommen zu sein.


Ameranger

Bernhard is BACK !!!

Freu mich wieder deine spannenden Skitourenberichte zu lesen !. Hab diese letztes Jahr doch etwas vermisst. Um so schöner wieder eine klasse Tour mit 1a Bildern von dir zu lesen !

Freu mich was da noch vielleicht kommt ?!

Vg Ameranger


Bernhard G.

Danke für das Lob, Stefan! Ich schau mal, was der Rest der heurigen Skitourensaison noch an Touren erlaubt.