Die Rothspielscheibe - ein Mauerblümchen im BGL

Begonnen von eli, 08.10.2014, 09:40

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eli

Servus beinand!

Gestern war ich mit meinem Bergkameraden mal wieder auf der Rothspielscheibe.Offensichtlich zieht es mich im 2 - Jahresrhythmus auf diesen so herrlich abgelegenen Berg. Allerdings ausnahmsweise  ;D  frisch "kamped und gschneizd", gingen wir doch diesmal in charmanter weiblicher Begleitung!  :)

Gestartet sind wir am P. Hinterbrand, 2 € sind sehr human!. Auch das Wetter war vom Feinsten. ( Bild a ) Die ersten Kilometer Ri. Mittelstation der Jennerbahn allerdings waren eine staubige Angelegenheit, dauernd brummten irgendwelche Baufahrzeuge um uns rum. Auch die Schneekanonen warten schon sehnsüchtig auf ihren Einsatz, wir nicht!  >:(   ( Bild b1 )
Nach 1 Stunde etwa lag unter uns die Königsbachalm ( Bild b2 ) und ab jetzt vor uns königliche Ruhe und Einsamkeit!  #angel#  im herbstlichen, impressionistisch anmutenden Aufstieg zur Königstalalm ( Bild c1 ).
Nach etwa 2 Stunden verlässt man dann den Waldgürtel und betritt die freien Almböden. Ich erinnere mich, dass mir im Jahre 2012 die Weidetiere schon Mitte August unten bei der Wasserfallalm im Abtrieb begegneten. Behäbig liegt uns gegenüber das Brett, der Steig davor rüber zum Schneibsteinhaus bzw. Jenner wird nicht gerade häufig begangen. Gut so! ( Bild c2 )

Hawedere , nach  unserer kleinen Trinkpause an der Königstalalm, die schon winterlich verrammelt ist, ziehen wir dann weiter auf die Farnleitn. Kenner kennen jetzt schon unseren Aufstiegsweg!  ;)

eli

Phish

Zitat von: eli am 08.10.2014, 09:40
... weiter auf die Farnleitn. Kenner kennen jetzt schon unseren Aufstiegsweg!  ;)
Gleich wirds steil ;D

eli

Zitat von: Phish am 08.10.2014, 13:20
Gleich wirds steil ;D

@ Phish: Offensichtlich kennst du dich da a bisserl aus - oder du hast meine alten Tourenberichte gelesen!  :D Übrigens, in unserem umfangreichenTourenarchiv taucht die Rothspielscheibe leider  ::)  noch nicht auf!

Bild d: Unser Tagesziel haben wir jetzt vor Augen, denn die Königstalalm, 1530 m,  liegt direkt unter der imponierenden Nordwand der Rothspielscheibe. Wir werden von rechts beginnend im Hochwald neben der Felsnadel aufsteigen. Ganz rechts noch ist die Farnleiten zu sehen, zu der wir natürlich einen kurzen Abstecher machen.

Bilder e : Verträumter Aufstieg durch die herbstlich gefärbten Blaubeerfelder und Farne. "Immer näher an die Wand ran."

Bilder f:  Nach weiteren 200m Aufstieg genießen wir am Bankerl auf der Farnleiten, 1716m, die weite Rundumsicht, vom Funtenseetauern über Steinernes Meer/ Watzmann/Kalter/Jenner/Brett/ Hoher Göll bis zum Schneibstein .

So, jetzt aber genug gefaulenzt, nun geht es gleich  wirklich steil nach oben.

Hawedere

eli

eli

Servus beinand!

Zitat: " Schluss mit lustig, jetzt heißt es eine Stunde aufmerksam und trittsicher" in der felsigen NW - Flanke zu gehen. Anfangs im herbstlich - feuchten Hochwald über nasses Wurzelwerk, dann in teils ausgesetzten Felspassagen. Sehr, sehr  steil geht es hier eine halbe Stunde rauf, der "Abstieg" rechter Hand wäre deutlich kürzer.  :o  Übrigens, das Zitat stammt von eli  08. 2012  :D
J. Burghardt
hat es in seinem empfehlenswerten Buch " Vergessene Pfade um den Königssee", Bruckmann Vlg.  so formuliert: " Ab hier weht ein alpiner Wind " Auf gut Deutsch: Trittsicher und schwindelfrei muss man hier sein!

Bilder g: Im Hochwald kamen uns zwei jugendliche Bergsteiger entgegen mit der Info, dass auf der anderen, der südseitigen Wandseite der Steig dann im kurzen steilen Abstieg schön trocken sei.  :)

Bilder ha: Na, dann sucht mal schön auf dem ersten Bild  jene sagenhafte, "ausdauernd krautige, wollig weißfilzige Pflanze" (wiki).
Ausgerechnet in diesem interessantesten Teilstück hatten wir leider noch ein Intermezzo mit einem Schäferhund und seinem Herrchen. Erst trat der Hund, den ich gar nicht kommen hörte,  mir von hinten auf die Haxen, stürmte vorbei, sah plötzlich oben nur noch Himmel und kein "Land", kehrte um, raste seitlich eine extrem steile Felsrinne hoch, sah wieder kein Land, jaulte, winselte, sah sein Herrchen an mir vorbei über Schlüsselstelle gehen und verschwinden, geriet noch mehr in Panik, traute sich nicht hinterher, wieder falsche Rinne rauf.... Erst, als der "Leitwolf" wieder umkehrte und ihn scharf mit "du Schisser" anpfiff, wagte auch sein armer Hund den entscheidenden Satz. Soviel zum Thema "Hund in den Bergen". Unsere Edelweiß - Hochstimmung an exponierter Stelle war getrübt, dadurch leider auch die Fotoausbeute.  >:(

Bild i: Das Steilstück ist geschafft, vor uns liegt die Rothspielscheibe mit ihrer gachen Nordwand.

Na hawedere

eli

schneerose

Zitat von: eli am 09.10.2014, 10:34
Erst, als der "Leitwolf" wieder umkehrte und ihn scharf mit "du Schisser" anpfiff, wagte auch sein armer Hund den entscheidenden Satz. Soviel zum Thema "Hund in den Bergen".

Na, die 4 Pfoten war´n des bestimmt ned.  :D

Phish

Zitat von: eli am 08.10.2014, 16:41
@ Phish: Offensichtlich kennst du dich da a bisserl aus - oder du hast meine alten Tourenberichte gelesen! :D
Vielleicht auch beides  ;D
Das MR326 von dir (mit der Farrenleitenwand) hat mich auf deine Tourenbeschreibung gebracht und die "ausdauernd krautige, wollig weißfilzige Pflanze" war dann ausschlaggebend für die schöne Tour, wobei wir quasi als Zuckerl auch noch einige Steinböcke am Fagstein gesehen haben. Sehr fein!
Grüße Flo

eli

Servus beinand!

@ schneerose: Ganz genau, "4 Pfoten" geht mit seinem dicken H... - öha, geht mit seinem Herrchen durch Dick und Dünn, über Stock und Stein! Woll, woll!  :D
@ Phish: Du Glücklicher, die sind mir weiter oben mal am Schneibstein begegnet , aber an der beschriebenen Stelle wär mir ein grantiger  Steinbock auch nicht gerade recht gewesen.  ???

Bild j1  zeigt im Rückblick die grasige Kuppe, an der man das Gröbste hinter sich hat. Übrigens auch ein Zipfelchen vom Königssee, der sich ansonsten stets schamhaft versteckt. Und wer genau schaut, erkennt auch den kurzen, aber sehr steilen Steig des Zwischenabstiegs.
Bild j2 Hier ist er. Und gerade in der Vergrößerung entdeckt:  ::) Hund und Herrchen im Notabstieg Ri. Priesbergalmen. Ach ja, mehr als den 3 Wanderern sind wir auf der gesamten Runde ab Abzweigung Köigsbachtalalm nicht begegnet!! Herrlich einsame  Runde.  :)

Bild j3 Und hier sind unsere letzten Aufstiegsmeter, manchmal  hart an der Abbruchkante.

Bild k1 Gipfelkreuz Rothspielscheibe, 1946 m, mehr sog i ned.

Bild k2 Faulenzia ( ausgedehnt ) im föhnwarmen Gras, mehr sog i ned.  #angel#

Na hawedere

eli

eli

Servus beinand!

Dreieinhalb Stunden etwa haben wir gebraucht  vom P. bis zum Gipfelkreuz der Scheibe, wie die Einheimischen ihren Berg nennen. Die Brotzeitpause war dann herrlich ausgedehnt. Nix hat pressiert, weil wir gemeinsam beschlossen hatten, den Fagstein diesmal rechts liegen zu lassen.

Unser alternativer Abstieg zur Königstalalm ist ja ebenfalls wie vorher der Aufstiegsweg weder bezeichnet noch in den Karten zu finden. Auch kein Wunder, wie man bald sehen wird.  ::) Auf Bild l sieht man übrigens von der Scheibe rüber zu der Einsattelung zwischen Windschartenkopf und Fagstein, die man in dem ganzen verkarsteten Verhau ansteuern muss, kurz unterhalb des "Kleine Reibn" - Steiges. Von da geht es dann frei Schnauze südseitig und unschwierig auf den Fagstein.
Im Abstieg dann sollte es nicht vorher geregnet bzw. geschneit haben, meinen die strapazierten Knöchel.  >:( Zeit lassen und nicht bewundernd auf die schon leicht brennenden Lärchen unterm Gehen ringsum schauen!  ;) ( Bilder m und n)

Ich mache mich jetzt mal aus dem Staub und stakse dann ein paar Tage später wieder weiter. Bis dahin

hawedere

eli

eli

Servus beinand!

Für alle die, die geduldig auf den Rest meiner Erzählung warten, hier mit den Bildern o eine kleine Hilfestellung, um sich ggf. bei dem nicht markierten, unübersichtlichen  Abstiegsweg zurecht zu finden.  ;)

Bild o1: In dieser Senke zwischen Scheibe (Buckel ganz li. ) und Reinersberg beginnt der Steig.
Bild o2: Eine "uralte"  :D  Markierung , an der man anfangs vorbeikommen sollte.
Bild o3 : Etliche Steinmanndl stehen Spalier.
Bild o4 : Rückblick in herrlicher Einsamkeit; ganz oben unterm Windschartenkopf verläuft ja die "Kleine Reibn" .

Kleiner Touren - Tipp vom eli: Von Hinterbrand rauf zu Stahlhaus und  Schneibstein (warum nicht auch mal mit der  Jennerbahn ?! ) , an den Steinböcken vorbei bis zur Senke beim Fagstein und dann über die karstigen Flächen runter zu Scheibe bzw. gleich zur Königstalalm mit Garantieschein für himmlische Ruhe dort. Ich nenne diese Wanderung mal, analog zu "Große Reibn / Kleine Reibn" ,   " elis Zwergerl  Reibn :D

Bild p : Da passt dann auch gut das Bild (p ) von der Alpen - Zwergazalee, auch  Gemsheide genannt. ( Denk`ich mal  ::) )

Hawedere

eli


eli

Servus beinand!

`Tschuldigung, weiß auch, dass es langsam Zeit wird runter vom " Mauerblümchen " zu kommen.  ???  Habe ein solchiges aber beim Abstieg entdeckt, ganz verschüchtert. ( Bild q )

Bilder r Überall sind Zeichen  des  Muschelkalkes des einstigen Urmeeres zu bewundern und regen die Phantasie an: Ob hier früher mal ein griechischer Tempel stand?  ::) Jedenfalls liegt da die Säulentrommel mit ionischer Kannelur umanand. :D

Bilder s : Mal uriger Wuchs und Kraft , mal Schnee von gestern in einer tiefen Doline.

Hawedere bis zum Finale

eli

eli

Servus beinand!

Der Abstieg bzw. die Knöchel  fordern bei jedem Schritt geballte Aufmerksamkeit. Doch ein Blick hinüber zu Farnleiten und der Nordwand der Rothspielscheibe muss schon erlaubt sein, da sind wir ja vor Stunden hochgekeucht. #sonne3#
( Bilder t )

Bild v : Nach knapp 2 Stunden hat sich die Runde dann bei der Königstalalm wieder geschlossen. Kommt auch nicht oft vor, dass der Abstieg fast genau so lang dauert wie der Aufstieg.

Bild u / w Viele Bleamerl haben wir um diese Jahreszeit - außer dem Edelweiß natürlich  #angel# -  nicht mehr gesehen: Silberdistel, Gefranster und Deutscher Enzian, wobei letzterer darauf wartet, vom Grassl in der nahegelegenen Brennhütte geadelt zu werden, aber dazu muss der erst mal gelb werden.
Ach ja, insgesamt 8 Stunden waren wir unterwegs, 8 Stunden voller Genuss.  :)

Hawedere mitanand,

eli