Hochtouren im Ortlergebiet am 19.08. bis 22.08.2013
 

        

Hochtouren im Ortlergebiet am 19.08. bis 22.08.2013

Begonnen von Bernhard G., 25.08.2013, 13:22

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Bernhard G.

Da ich bekanntermaßen in den Bergen am liebsten Eis und Schnee unter den Füßen habe und das roberge-Kerngebiet um diese Jahreszeit diesbezüglich wenig zu bieten hat, habe ich mich via Internet mit zwei Leuten zu einer Hochtourenwoche im Ortlergebiet verabredet. Die beiden prominentesten Gipfel, Ortler und Königsspitze, standen nicht auf dem Programm, bei einer zusammengewürfelten Seilschaft wollten wir es bei mittelschweren Hochtouren belassen.

Am Montag und Dienstag planten wir zur Einstimmung mit Hinterem Schöneck, Hoher Angelus und Vertainspitze einen eher felsigen Einstieg. Am Mittwoch wollten wir mit Eisseespitze und Suldenspitze den Steigeisen schon mehr Einsatzmöglichkeiten bieten und am Donnerstag stand mit Cevedale und Suldenspitzen ein Hochtourenklassiker auf dem Programm. Das Programm für den Freitag ließen wir noch offen.

Die Wettervorhersage für das Zielgebiet war blendend, lediglich für Montag Nachmittag war der Durchzug einer Schlechtwetterfront mit Schneefall angekündigt, die aber ab Dienstag stahlblauem Himmel Platz machen sollte. Und so ging es am Montag Morgen voller Optimismus Richtung Sulden am Ortler. Das Wetter war am frühen Vormittag noch blendend (Bild 01).

Angesicht der bleischweren Rucksäcke und dem vollen Wochenprogramm begingen wir gleich zu Beginn eine schwere Sünde: mit dem Kanzellift verkürzten wir den Anstieg zur Düsseldorfer Hütte um entscheidende 500 Hm. Doch schon Wolfgang Ambros wußte: Der Herr sieht alles, der hört alles und der Herr riecht alles ... Und so verfinsterte sich der Himmel angesichts dieses Frevels beim Anmarsch zur Düsseldorfer Hütte bereits merklich (Bild 02). Und auch berühmte Dreigestirn, Ortler, Zebru und Königsspitze verhüllten sich mit Wolken (Bild 03).

Bald erreichten wir die Dortmunder Hütte (2721m), die von außen wenig einladend aussah (Bild 04) - doch im Inneren wurden wir angenehm überrascht. Urgemütlich, sauber, warm und mit schönen Zimmern ausgestattet präsentierte sie sich. Dusche gab es zwar keine, aber ein ordentlicher Waschraum mit warmen Wasser ließ uns das verschmerzen.  

Nach dem Einchecken brachen wir noch zu einer kleinen Bergtour auf den Hüttengipfel, dem Hinteren Schöneck (3128m) auf. Bedrohliche Wolkenformationen und eisige Temperaturen (Bild 05) ließen an dem Unterfangen etwas zweifeln (Bild 05) - vielleicht wäre die heimelige Gaststube doch der bessere Ort?

Fortsetzung foltg!

Bernhard G.

Auf einem schönen Bergpfad ging es bequem in Richtung Hinteres Schöneck. Dabei hätte man einen wunderbaren Blick auf die Gipfelziele der folgenden Tage gehabt, doch die anrückende Schlechtwetterfront verhinderte dies durch zahlreiche Wolken, die sich im Talkessel immer dichter aufstauten. Nur kurz konnte man Blicke in Richtung Suldenferner (Bild 06) erhaschen. Aber wenigstens fielen nur wenige Tropfen vom Himmel und Wolkenfetzen, die es über den Grat trieb, haben auch ihren eigenen Reiz (Bild 07).  

Die umliegenden Berge zeigten sich immer nur kurz. Bild 08 zeigt das morgige Gipfelziel, den Großen Angelus (3521m). Deutlich zu erkennen ist das große Firnfeld  unterhalb des Gipfels, sowie der lange Gipfelgrat. Im Hochsommer wird der Große Angelus über diesen Felsengrat erstiegen. Im Frühsommer, wenn noch Schnee und Eis die Passage des Gipfelgrates erschweren, empfiehlt sich der Aufstieg über das besagte Firnfeld.

Der Gipfel des Hinteren Schönecks ist zwar nur ein unbedeutendes Ziel, aber die Ausblicke auf die Ziele der nächsten Tage ließen uns natürlich strahlen (Bild 09).

Lang hielten wir es am Gipfel nicht aus, ein letzter Blick auf das morgige Programm (Bild 10): links der Hohe Angelus, rechts davon die Vertainspitze, die über einen Grat mit dem Hohen Angelus verbunden ist. Noch weiter rechts sieht man ein Stück des Lasser Ferners, der nach der Besteigung des Hohen Angelus zu überqueren ist, um zum Rosimjoch zu gelangen.  

Da sich das Wetter zunehmen verschlechterte nahmen wir die Beine in die Hand und machten uns an den Abstieg. Das war auch höchste Eisenbahn. Auf den letzten Metern zur Hütte brach ein heftiger Gewitterregen los, dem wir gerade noch halbwegs entkamen.

Es war ein tolles Gefühl in der warmen, heimeligen Hütte zu sitzen und ein gutes Abendessen zu genießen, während draußen die Welt unterging. Ein wenig Zweifel hatten wir schon, ob morgen die Regenfront abgezogen sein wird, doch der Hüttenwirt machte uns Mut. Je mehr jetzt runter kommt, desto wahrscheinlicher ist es morgen früh vorbei.

Und so legten wir uns  hoffnungsfroh zeitig ins Bett.





Bernhard G.

Der Hohe Angelus wird im Sommer über die Reinstadler-Route erstiegen. Dabei handelt es sich um einen teilweise versicherten Felsgrat, der mit UIAA II- bewertet ist und eigentlich als nicht besonders schwierig gilt. Eigentlich! Die anschließende Besteigung der Vertainspitze erfolgt "von hinten", indem man zunächst den Laaser Ferner überquert und dann vom Rosimjoch unschwierig zur Vertainspitze aufsteigt. Der früher übliche dirkete Aufstieg von der Düsseldorfer Hütte zur Angelusscharte bzw. die Überschreitung von Hohem Angelus zur Vertainspitze via Waltersteig ist aufgrund des Gletscherrückgangs nicht mehr empfehlenswert.

Nach einer erholsamen Nacht warfen wir gleich einen sorgenvollen Blick aus dem Fenster unserer Schlafkammer: wolkenverhangen, aber regenfrei präsentierte sich die Außenwelt. Da ließen wir uns das reichhaltige Frühstück unbeschwert schmecken, bevor wir uns in die Kälte des Morgens aufmachten (Bild 11). Das weiße Leuchten im Hintergrund kündet bereits vom größten Problem des heutigen Tages: Neuschnee und Eis!

Mit gemischen Gefühlen folgten wir dem Pfad zur Reinstadler-Route. Durch die Wolken wirkte die Szenerie irgenwie bedrohlich (Bild 12). Immerhin fiel uns die Orientierung leicht, da vor uns eine Gruppe Italiener gestartet war, der wir durch Horchpeilung folgen konnten.

Zunächts führte die Route über den üblichen Schutt, der mit zunehmender Höhe stärker überzuckert war (Bild 13). Auf dem Weg hat man einen wunderbaren Blick auf den spektakulären Hängegletscher der Vertainspitze (Bild 14). Jucken würde es mich schon, ...

Als wir uns dem Wandfuß näherten, waren die Italiener bereits ein gutes Stück in der Wand aufgestiegen und packten ihr Seil aus. Oha! Was uns da wohl erwartet? Nach wenigen Metern war es uns dann klar: die Felsen waren schneebedeckt und vereist. Dies machte den Anstieg nicht gerade leicht. Viele gute Tritte, wie z.B. abschüssige Felsplatten waren tabu. Zudem gab es nur im unteren Bereich einige Versicherungen. So packten auch wir unser Seil aus und sicherten so gut es ging. Dadurch kamen wir erheblich langsamer voran als geplant. So war ich recht froh, als wir endlich das Firnfeld erreicht hatten (Bild 15)








Bernhard G.

Das Firnfeld erschien mir wie eine Autobahn zum Gipfel - schnell die Steigeisen angelegt und rauf gings Richtung Gipfel. Mein Seilpartner Markus sah das genauso, doch der Dritte im Bunde, Florian, zog den vereisten Felsgrat vor. Das hatte den Vorteil, daß er von uns im Aufstieg Photos machen konnte (Bild 16). Der Aufstieg über das Firnfeld war zwar unschwierig und gefahrlos, aber erforderte anstrengendes Spuren, Die zwei Meraner, die uns folgten, bedankten sich später am Gipfel für die Spurarbeit.

Dem Firnfeld folgten wir bis kurz unter dem Gipfel, dann wechselten wir auf den Grat (Bild 17). Die letzten 100 Meter zum Gipfel war noch etwas Gratkletterei angesagt (Bild 18 und 19), dann standen wir vor dem eigenwillgen "Gipfelkreuz" des Hohen Angelus (Bild 20).

HajottV

Klasse Bilder... leider ein Gelände, das für mich als gebührtigen Flachlandindianer unerreichbar ist. Hast Dir meinen Neid redlich verdient.  #cheesy#

Bernhard G.

@HajottV Vielen Dank für das Lob! Die Bilder stammen nur teilweise von mir.

Am Gipfel hielten wir uns nicht lange auf, es war bereits 12 Uhr durch und unser Zeitplan in ernster Gefahr (Seilbahnbetriebszeiten). Also steuerten wir unser nächstes Ziel, die Vertainspitze an. Hier der Blick längs der Verbindungsgrats Hoher Angelus - Vertainspitze (Bild 21). Doch zunächst galt es via Angelusscharte zum Laaser Ferner abzusteigen (Bild 22). Diesmal blieb uns der schwierigste Teil des Gipfelgrats nicht erspart. Dem Italienern war die Sache übrigens zu heiß geworden und sie hatten die Tour abgebrochen. Vom Gipfel aus konnten wir sie über den Laaser Ferner gehen sehen.

Die Sonne hatte inzwischen die Situation verbessert, aber es gab noch reichlich Schattenstellen mit tückischen Eisplatten. Da es genügend ausgesetzte Stellen gab, blieb es ein Adrenalintrip (Bild 23). Markus entschied sich, den Felsgrat mit Steigeisen zu gehen, mir war das Ganze ohne Steigeisen lieber. Irgendwie haben meine Lowa Mountain Expert einen zu flexiblen Schaft, so daß ich damit leicht umknicke. Blöd, ansonsten sind sie super Hochtourenschuhe mit für mich perfekter Paßform.

Nach einer gefühlten Ewigkeit war endlich der Laaser Ferner erreicht (Bild 24). Die flachen 1,5 km auf dem Gletscher waren die reinste Entspannung und das Rosimjoch war im Nu erreicht. Doch der Blick auf die Uhr zeigte, daß unser Zeitplan Makulatur war. Wenn wir die Seilbahn zur Schaubachhütte, unser Quartier für heute Abend, noch erreichen wollten, mußten wir geradezu in Tal rennen. So entschieden wir uns die Vertainspitze auszulassen und sofort Richtung Sulden abzusteigen (Bild 25).

Wir rasten geradezu den Berg hinab, immer den Blick auf der Uhr und überholten sogar noch die Italiener, die die Tour abgebrochen hatten. 5 Minuten vor Betriebsschluß erreichten wir die Seilbahn zu Schaubachhütte und konnten mit der letzten Gondel rauffahren. Bei der ganzen Aktion ging leider meine geliebt, schwarze Runnerspoint-Mütze verlohren. Aber egal, unser Tagesziel war geschafft und wir freuten und auf ein genußvolles Abendessen. Und das beste: die Schaubachhütte hat eine Dusche! Unglaublich, dieser Luxus!

Das Abendessen war sehr gut: Spagetti Carbonara als Vorspeise, Schnitzel mit Kartoffeltaler und gebratenen Zucchinischeiben als Hauptgericht, sowie Apfelstrudel mit Schlagrahm als Nachspeise. Das war ein würdiger Abschluß eines gelungenen Tourentages!

Fortsetzung folg!





Bernhard G.

Heute, Mittwoch, standen Eisseespitze und Suldenspitze auf dem Programm. Von letzterer wollten wir direkt zur Casati-Hütte absteigen und dort übernachten.

Aber zunächst begannen wir den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück. Das schöne an den Hütten in Südtirol und Italien ist, daß es einen anständigen Kaffee gibt. In Deutschland bekommt man ja in Hotels nur eine Tasse Abspülwasser - ein Graus!

Gleich vor der Hütte lauert die erste Gefahr des Tages: wilde Tiere! Angeblich hat sie Reinhold Messner in seinem Bart eingeschleppt (Bild 26).

Beim Aufstieg zur Eisseespitze hat man einen idealen Blick auf das bekannte Dreigestirn (von links nach rechts); Königsspitze, Monte Zebru, Ortler  (Bild 27) und vor dieser Traumkulisse liegt die Schaubachhütte (Bild 28).

Der Weg zur Eisseespitze ist einfach aber kurzweilig - Gehpassagen und kurze Felsstufen wechseln sich ab (Bild 29).

Am Gipfel der Eisseespitze (3230m) hat man einen idealen Blick auf den Suldenferner (Bild 30). Auf diesen wollten wir über den Eisseepaß absteigen und dann zur Suldenspitze aufsteigen. Wie man sieht, gibt es einige Spaltenzonen, die aber problemlos umgangen werden können. Dennoch würde ich mich im Sommer nicht allein auf den Gletscher wagen. Das sehen nicht alle so, uns sind mehrere Alleingeher begegnet!

Bernhard G.

Von der Eisseespitze hat man einen idealen Blick auf die Ziele des morgigen Tages: links die Zufallsspitzen und rechts der Cevedale (Bild 31). Der Verbindunggrat kann problemlos begangen werden, die Felseninsel in der Mitte des Grates wird auf der dem Betrachter abgewandten Seite des Grates umgangen.  

Aber zunächt stiegen wir ein Stück hinab zum Eisseepaß. Dort wird man zum ersten Mal mit den Folgen des 1. Weltkrieges konfrontiert. Direkt am Eisseepaß findet man die Reste der Halleschen Hütte, die in den letzten Kriegstagen abgebrannt ist (oder wurde?). Ein Obelisk, der 2011 zum 125-jährigem Sektionsjubiläum errichtet wurde, erinnert an die vergangenen Zeiten (Bild 32).

Der steile Abstieg vom Eisseepass zum Suldenferner war recht unbequem. Unangenehm war auch, daß der Übergangsbereich zum Gletscher eine Steinschlagzone ist. Da hieß es schnell die Steigeisen anlegen und sich aus der Schußline bringen. Dummerweise machten Florians Steigeisen Ärger, nach ein paar Schritten löste sich eines. Diese bedingt steigeisenfesten Schuhe sind halt ein elender Mist!

Im Bereich des Eisseepasses hat der Suldenferner die größten Spalten und da Florian an der Tragfähigkeit der Schneebrücken zweifelte, umgingen wir die Spaltenzonen trotz vorhandener Spur in großem Bogen. Der Suldenferner gilt zwar als wenig gefährlich, aber  genau in dem Bereich ist vor ca. 20 Jahren der Wirt der Casati-Hütte verschwunden.

Der anschließende Aufstieg über den Suldenferner war dann bequem und einfach (Bild 33) - ich konnte es mir allerdings nicht verkneifen, einen Blick in ein paar Spalten zu werfen, was mir prompt mahnende Worte von Florian einbrachte.

Vom kreuzlosen Gipfel der Suldenspitze zeigt sich die Königsspitze in besonderer Schönheit (Bild 34). Doch man soll sich nicht täuschen lassen: das photogene Gletscherfeld war heuer im Juli Schauplatz eines zweifachen Bergdramas: am selben Tag stürzten kurz hintereinander aufgrund tückischer Verhältnisse zwei Seilschaften in den Tod. Dennoch: der Berg ist so schön, da muß ich rauf. Am besten mit Ski!

Von der Suldenspitze steigt man in wenigen Minuten zur Casati-Hütte ab. Auf dem Weg dahin sieht man weitere Relikte des 1. Weltkrieges. Verrosteter Stacheldraht und verfallene Unterstände zeugen von dem sinnlosen Treiben von vor 100 Jahren.

Die Casati-Hütte ist ein typischer CAI-Bau: ein häßlicher Klotz mit dem morbiden Charme des Verfalls (Bild 35). Doch wenigsten sah sie von Innen ganz manierlich aus.  

Gespannt war ich auf das Abendessen: was es wohl geben würde? Und leider wurde ich nicht enttäuscht: der obligatorischen Polenta sollten wir nicht entkommen! Man konnte zumindest wählen: mit Gulasch oder mit Käse. Ich entschied mich für Käse, da ich mir nicht sicher war, ob das Gulasch nicht früher mal der Hüttenhund war. Was ich dann serviert bekam, war reichlich kurios: ein Haufen Polenta, neben dem ein riesen Batzen Käse lag. Der Käse war wirklich nicht schlecht, aber den 1. Preis für Kreativität hat der Koch dafür nicht verdient.

Und um bei den bestätigten Vorurteilen zu bleiben: in der Nacht wurde es auf der Hütte eiskalt. Trotz drei Decken frohr ich erbärmlich, so daß ich nur mit Anorak und Mütze schlafen konnte.  




Bernhard G.

Heute, Donnerstag, sollte es auf den Cevedale und die Zufallsspitzen gehen. Außerdem wollten wir einen Abstecher zu den Tre Cannoni machen. Auf einem Felsen nahe der Casati-Hütte sind die Reste vom drei Kannonen aus dem 1. Weltkrieg zu bewundern.

Beim Aufstehen klagte Markus über Knieprobleme - er hatte vor 2 Jahren eine OP wegen eines  Kreuzbandrisses  und die vergangenen Tage waren wohl etwas viel für das Knie. Daher beschlossen wir ein etwas verkürztes Programm: Cevedale und anschließend Abstieg nach Sulden über der Suldenferner, wo wir aufgestiegen waren.

Aber zunächst ließen wir uns das für italienische Verhältnisse reichhaltige Frühstück schmecken. Das gab es erst ab 6:30, was einige Seilschaften dazu veranlaß hatte, ohne Frühstück zu starten. Ok, wer auf die Königsspitze wollte, tat gut daran, vor Sonnenaufgang zu starten, aber für den Cevedale wäre auch an Start um 10 Uhr kein Problem gewesen.

An der Hütte war ein reichlich kurioses Schild angebracht, das den Bergsteiger auf das richte Verhalten hinwies (Bild 36) - die Terrasse besteht aus Holzbalken! Eine noch weiterreichende Belehrung fand sich in der Hütte; "Der Gebrauch von Pickel und Steigeisen ist auf den Zimmern verboten!". Kurios deshalb, weil derartige Hinweise in Italien anscheinend nötig sind!

Auf gut ausgebauter Spur marschierten wir recht problemlos Richtung Gipfel (Bild 37). Der Bergschrund war zwar großteils offen, aber dank einer guten Schneebrücke war dessen Überwindung leicht möglich. Und so standen wir bereits nach 1,5 Stunden am Gipfel des Cevedale (Bild 38). Der Holzverschlag, den man links im Bild sieht, stammt aus dem 1. Weltkrieg. Die Bretter waren kaum verwittert. Der Grund ist, daß viele Hinterlassenschaften aus den Kriegszeiten unter Schnee und Eis begraben waren und erst jetzt ausapern. Ein Bekannter hat mir erzählt, daß er auf einer Skitour in der Nähe des Stilfser Jochs etwas abseits von der üblichen Route eine große Kiste mit 150mm-Granaten gefunden hat - er hat sich schleunigstens aus dem Staub gemacht. Militaristen sind dort regelmäßig unterwegs und es gibt immer wieder Unfälle mit Munitionsfunden.

Am Gipfel konnten wir eigenwillige Sicherungstechniken bewundern. Anhand des Seilmanagement konnte man eindeutig sehen, wer Italiener war oder nicht. Eine italienische Seilschaft schoß den Vogel ab: sie  legte sich des Restseil in Form von Strangulationsschlingen über Kreuz um Brust und Hals (ohne diese abzubinden!) - da konnte man nur hoffen, daß keiner aus der Seilschaft jemals stürzt. Da sie Deutsch nicht verstanden, sahen wir dem Treiben kommentarlos zu und machten uns nach einer ausgiebigen Rast an den Abstieg (Bild 39).

Und um beim Lästern zu bleiben: auch unsere Landsleute trugen zur Erheiterung bei. Auf der Casati-Hütte hatten wir zwei dicke Reinländer getroffen, die sich bitter über den beschwerlichen Hüttenzustieg beklagten und eine Zigarette nach der andern qualmten. Diese Herren kamen uns im Abstieg entgegen. Sie hatten sich mit einer 3m langen Reepschnur zu einem Schleppverband zusammengebunden. :o  Meine Bemerkung; "Und ia glabts, dass des Schuabandl wos bewirkt?" wurde aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten von den beiden nicht verstanden.

Der Abstieg verlief problemlos und ich war sehr froh, daß die Knieprobleme von Markus nicht unerträglich wurden. Zum Schluß noch ein Bild von der Casati-Hütte mit Königsspitze und Ortler (Bild 40).

So, das war! Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen und ich  Euch demnächts von einer Skitour auf die Königsspitze berichten kann!










mh

Hi Bernhard,
Ui, sag' bloß, der Cevedale hat inzwischen endlich mal ein anständiges Kreuz bekommen! Das steht da aber noch nicht lang, oder? Freut mich - ich fand es immer schade, dass so ein toller Berg kein Kreuz oder sonstiges Gipfelzeichen hat.

Apropos Lästerei:
ich gehe immer davon aus, dass kein Schild -wie kurios auch immer- ohne Anlass herumsteht. Vermutlich gibt es Menschen, die nicht nur mit Bergschuhen, sondern auch mit Steigeisen ins Lager marschieren. Ist aber nicht Italien-spezifisch: ich kenne eine deutsche Hüttenwirtin, die an schönen Sonntagen im Halbstunden-Rhythmus Leute verscheucht, die ihren hölzernen Gaststubenboden mit Grödl traktieren - und die sich dann auch noch aufregen, weil sie angeschnauzt werden! Wo kein gesunder Menschenverstand, da halt ein Schild.
Meine "Lieblingssicherungsmethode à la italiana" (gesehen am Peitlerkofel): der ungefähr 12jährige, zeckerlfette Sohn bekommt eine Wäscheleine um den Speckbauch geknotet, deren anderes Ende der Papa einfach in die Hand nimmt. An den Füßen hat der Sohn natürlich profillose Turnschuhe...
Angesichts solcher Spezialisten muss man sich fast wundern, dass nicht mehr passiert....

Ansonsten: super Tour bzw. Touren und schöner Bericht - obwohl ich die Ecke recht gut kenne, werde ich schon wieder sehnsüchtig!  :)

Gruß,
Margit

Bernhard G.

Hallo Margit,

danke für das Lob! Ja, ich glaube auf dem Kreuz stand 2011.

Herzliche Grüße,
Bernhard

Ameranger

Dickes Lob Bernhard !!!.
Eine sehr schöne Tour. Vor allem gut beschrieben und super Fotos, fast so als wäre man mit dabei.
Ich hoffe in Zukunft auch noch eine Liga aufzusteigen  :D.

Gruß Ameranger

Hawkeye

Hmm, die Knogel um die Düsseldorfer Hütte haben schon was.
Die Vertainspitz ist zumindest hinten rum ein erstklassiger Schutthaufen.  ;D

Auch lohnend ist der neue Klettersteig auf die Tschengelser Hochwand.

Wers genau wissen will - hier gibts a alde Gschicht vo mir.