Zehn Minuten für den (Berg-)Wald
 

        

Zehn Minuten für den (Berg-)Wald

Begonnen von alm-oehi, 24.11.2004, 23:48

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alm-oehi

Liebe Berg(wald)freunde,

nur wenige Tage bleiben uns noch, mit dem Volksbegehren ,,Aus Liebe zum Wald" der Forstreform eine Absage zu erteilen. Die  bayerische Staatsregierung möchte mit dieser Reform den Staatswald in Zukunft gewinnorientiert bewirtschaften, mit allen negativen Folgen für den Wald gerade im Gebirge, wie etwa

  • schlechterer Schutz vor Lawinen, Muren, Hochwasser und Erosion
  • rücksichtsloser Umgang mit der Natur auf Kosten seltener Pflanzen und Tiere
  • verminderte Erholungsfunktion durch langweilige Monokulturen, verstärkten Einsatz von Großmaschinen und breite Forststraßen

54 Verbände unterstützen mittlerweile das Volksbegehren, darunter nicht nur reine Naturschutz-Organisationen, sondern z. B. auch der deutsche Alpenverein (siehe auch DAV-Panorama Dezember 2004, S. 80). Allein mit ihren Mitgliedern würden diese Verbände die Hürde von 920000 Unterschriften locker schaffen.

Hier einige Seiten zum Thema:

http://www.volksbegehren-wald.de/ Die Seite des Volksbegehrens

http://www.bergwald.info/kahlschlag_oeforst_ag1.htm Kahlschläge in den österreichischen Bundesforsten

http://www.bnro.de/~bnkreis/ Eintragungszeiten in Stadt und Landkreis Rosenheim

Sind zehn Minuten für den Wald zuviel verlangt?

Also: Auf zur Gemeinde – Ausweis und am besten auch Verwandte und Bekannte mitnehmen!

:) alm-oehi :)

faxe318

http://www.forst.bayern.de/staatsforstverwaltung/forstreform/

Damit beide Seiten zu Wort kommen, auch wenn ich mit der Staatsregierung nix am Hut habe  :D

Ich habe mich über das Zeitungslesen hinaus mich noch nicht mit dem Thema befasst, drum meine Meinung mit Vorsicht genießen. Meine Kollegen hier, die sich beruflich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt haben und die korrekte ökologische Einstellung haben, bezweifeln stark, dass die Horrorszenarien Wirklichkeit werden, wenn die Forstreform kommt. Kann sein, dass das Volksbegehren der bessere Weg ist, doch es wird wohl weder Kahlschlag geben noch der freie Zugang eingeschränkt.
Schönen Gruß, Faxe

alm-oehi

Hallo Faxe,

nicht einmal bei den beiden angesprochenen Punkten wäre ich mir da so sicher.

Das Betretungsrecht für einzelne Waldbesucher bleibt auch nach der Forstreform, aber für die Nutzung des Staatswaldes durch Gruppen und bei Veranstaltungen können in Zukunft verstärkt Gebühren erhoben werden, wie es sie heute in anderen Bundesländern schon gibt: Beispiele: 400 € für eine Nachtwanderung, 20.000 € für das Radwegenetz in Tourismusgemeinden.

Kahlschlag "soll" nicht durchgeführt werden. Unter bestimmten Bedingungen gilt er gar nicht als solcher, nämlich dann, wenn er mit ausreichender Verjüngung kombiniert wird und keine Gefährdung des Waldbestandes sowie der Schutzfunktion im Schutzwald gegeben ist. Was das z. B. für den Artenschutz bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Trotzdem einen schönen Abend,
alm-oehi


Maulix

Nun wenn man bedenkt, dass für das Volksbegehren keine Rundfunk oder Fernsehwerbung gemacht werden darf , und ein Gericht dieses Wunsch abgelehnt hat - dann ist das ganze wohl sehr bedenklich.
Soviel nicht erklärbare Zusammenhänge sollten dann uns eine Unterschrift Pro Volksbegehren wert sein.

Sicher ist eine Reform als solche nicht verkehrt aber was kommt dann danach?? Das sagt heut noch keiner.
-- Siehe OVB von heute

Maulix

faxe318

ich neige ja auch zur Unterschrift und finde das Werbeverbot bedenklich, nur, dass kein falscher Eindruck entsteht. Allerdings besteht bei diesen Abstimmungen schon immer so eine Schwarz-Weiß-Tendenz. Ich traue der Staatsregierung eine große Zahl von Sauereien zu, glaube aber auch, dass es nicht ihr Hauptanliegen ist, die Wälder zu zerstören.

Im übrigen: Ist ja auch nicht so, dass der Staat der Heilige ist und eventuelle private Nutzer die, die den letzten Profit rausschlagen und nicht an Nachhaltigkeit interessiert sind. Die Bewirtschaftung soll ja auch durch eine Anstalt öffentlichen Rechts erfolgen. Bin aber wirklich dankbar, wenn hier Leute am konkreten Punkt klar machen, was zu befürchten ist.

Schönen Gruß, Faxe

alm-oehi

Nachdem sich die Profis – also die Förster – hier im Forum zur Vermeidung beruflicher Folgen aus verständlichen Gründen eher zurückhalten, will ich doch noch einen Punkt beispielhaft ansprechen:

Der Gesetzentwurf des Volksbegehrens möchte sicherzustellen, dass alle standortheimischen Baumarten ohne besondere Schutzmaßnahmen aufwachsen können und die standorttypische Flora und Fauna sich entwickeln kann".

Das vom Staat geplante Waldgesetz verlangt ,,eine natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen".

Das klingt zunächst sehr ähnlich. Genauer betrachtet, erlaubt das Waldgesetz der Staatsregierung aber durchaus die Entstehung von Kulturen aus Fichte oder Kiefer anstelle von Laubhölzern oder Tannen, die vom Wild verbissen werden. Der Begriff ,,standortgemäß" würde sogar auf Exoten wie die Douglasie zutreffen, wenn sie nur gedeihen.

Ferner wird vom geplanten Waldgesetz der Staatsregierung gefordert, dass bei allen Maßnahmen ,,die sonstigen Belange der Jagd berücksichtigt" werden – in der Reihenfolge des Gesetzestextes noch vor denen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie denen der Wasserwirtschaft.

Der Grundsatz  ,,Wald vor Wild" wird also ad acta gelegt.

Das mag alles nach Schwarzmalerei klingen. Gerade die Entwicklung in anderen Ländern zeigt aber, wie schwammig formulierte oder nicht eingehaltene Gesetze zusammen mit einer vorrangig am Gewinn orientierten Bewirtschaftung dem Wald, der Natur und damit auch dem Menschen auf die Dauer schaden.

:)alm-oehi :)

P.S. In Rosenheim (Königstr. 15) kann man sich am Montag noch bis 20 Uhr eintragen.