Unterstützung


Vortrag Unsere Berge am 20.4. ist ausgebucht.
Reservierungen leider nicht mehr möglich!

Watzmann Ostwand am 26.09.2012

Begonnen von ehemaliges Mitglied, 19.10.2012, 21:58

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

ehemaliges Mitglied

Da bei mir bergmässig im Moment nicht so viel geht möchte ich kurz das Highlight meines Sommers vorstellen:

Die Watzmann Ostwand. Die höchste Wand der Ostalpen.  Ein Faszinosum, eine Legende die wohl jeden Bergsteiger in ihren Bann schlägt und einen ganz besonderen Reiz ausübt. Besonders wenn man sie - wie in meinem Fall -  mehr oder weniger direkt vor der Nase hat. Lange schon hatte ich die Tour im Kopf aber die vielzitierten Schwierigkeiten bei der Orientierung in der Wand haben mich abgehalten. Diesen Sommer jedoch habe ich jemanden kennen gelernt der sie vor ein Paar Jahren schon mal gegangen ist und wir haben kurzfristig eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt mit der wir es versuchen wollten. Die Bedingungen schienen denkbar gut. Trocken, Föhnlage, kein Schnee mehr. Und mit dem bestens bebilderten Ostwandführer von Franz Rasp in der Tasche sollte es schon klappen. Wir waren jedenfalls guten Mutes.

1.Tag:
Für die Anreise/Zustieg nach St. Bartholomä haben wir uns entgegen der Norm für die "ehrliche" Variante entschieden und sind über die Kührointalm und den Rinnkendlsteig gegangen. Für den der es noch nicht kennt ist aber natürlich die Bootsfahrt über den See sicherlich auch ein besonderes Erlebnis.
Los ging es also am Dienstag Nachmittag um 15:30 Uhr am Parkplatz Hammerstiel auf Forststraßen zur Kührointalm hinauf. Dann folgt der wunderschöne Abstieg mit tollen Tiefblicken auf Königssee und St. Bartholomä über den Rinnkendlsteig. Bis hinunter ist man ca. 3 Std. unterwegs und kann sich mit einem Blick in die Ostwand auf den nächsten Tag einstimmen. Allein das fast menschenleere St. Bartholomä ist schon einen Ausflug wert. Nachdem wir unsere Lager bezogen und uns im Hüttenbuch eingetragen hatten gingen wir zum Fischerwirt (er hat noch so bis 22:00 Uhr offen) und ließen uns Brezn und Saibling schmecken. Dazu gab es zwei halbe Bier für die Beruhigung der Nerven und als Schlummertrunk. Mit uns waren noch etliche andere Ostwand-Aspiranten da und die Stimmung war allgemein ziemlich gut. Um 22:00 Uhr war dann Zapfenstreich und es ging ab ins Lager und einer kurzen Nacht entgegen.

2.Tag:
Um 4:00 Uhr ging das unvermeidliche Gerumpel los. Die Zwei Führerseilschaften sind schon früh los. Unser Plan war es nicht vor der Dämmerung an der Eiskapelle zu sein um uns besser orientieren zu können. Das war auch ganz gut so denn der Anfang ist etwas unübersichtlich. Um 5:30 war unser Start an der Hütte und hinauf ging es auf breitem Pfad Richtung Eiskapelle wo wir dann auch pünktlich eine Stunde später bei erstem Tageslicht eintrafen. Ein wunderschöner Sonnenaufgang der die Wand rot färbte versprach vieles, hielt aber im Tagesverlauf nicht alles war er versprach. Der angesagte Föhn schaffte es nur manchmal die hohen Wolken zu vertreiben. Die Sicht war aber dennoch sehr gut und die Dimension der Wand war nur allzu gut zu erkennen. Atemberaubend!

Links der Eiskapelle geht es auf deutlichen Pfadspuren steil bergan. Ein Mix aus grasigem Gelände, Rinnen und Schrofen. Die ersten leichten Kletterstellen sind auch immer wieder dabei. Es empfiehlt sich immer mal wieder einen Blick nach hinten zu werfen da die Route etliche scharfe Richtungswechsel macht die nicht immer offensichtlich sind. Verhauer sind hier oft möglich. Auch wir sind einmal falsch abgebogen bzw. nicht abgebogen und einer Rinne weiter gefolgt. Das hat uns etwa eine halbe Stunde gekostet aber es sollte unser einziger Verhauer des Tages bleiben.
Im Schuttkar (ca. 1400m) werden die Wasservorräte noch mal ergänzt und Helm und Gurt angelegt. Ab hier beginnt die ernsthafte Kletterei. Es sind noch kraftraubende 1300 hm bis zum Gipfel zu bewältigen.

Eine ausführliche Beschreibung der Route würde sicher den Rahmen sprengen und ist mir aus der Erinnerung bei der Länge der Tour auch gar nicht möglich. Empfohlen sei hier das Topo auf "Bergsteigen.at" und der sehr ausführliche Führer von Franz Rasp der uns etliche Male weitergeholfen hat. Logischerweise gibt es auch eine Vielzahl an Begehungsspuren, Steinmanndln und im oberen Teil Reste einer grünen Markierung die mit grauer Farbe überpinselt wurde. Also immer die Augen offenhalten und Aufmerksam sein. Dann klappt es mit der Orientierung eigentlich ganz gut.

Vom rechten Ende des Schuttkars quert man rechts über einen Felsriegel hinaus. Dann geht es im plattigen IIer Gelände immer der Wand entlang links hinauf bis zur Platte neben der Wasserfallwand. Die erste IIIer Stelle ist zu meistern. Es sind aber Bohrhaken zum Sichern vorhanden. Wir entscheiden von Fall zu Fall ob wir des Seil auspacken oder nicht. Wie sich zeigt werden wir es auf der gesamten Tour nicht brauchen. Dabei sein sollte es aber auf alle Fälle. Wenn es nass wird kann es sonst an vielen Stellen heikel werden. Am Ende der Platte scharf nach Rechts hinauf queren (roter Pfeil). Der Weg geradeaus auf breiten Platten bietet sich an führt aber in die Irre. Man kommt nun in die sog. Gipfelschlucht, die sich eine gefühlte Ewigkeit hinaufzieht. Mal klettert man direkt in ihr mal am rechten Rand. Es ist schöne, anregende Kletterei im II. Schwierigkeitsgrad mit einigen wenigen IIIer Stellen. Überhaupt gibt es ab dem Schuttkar weniger Gehgelände als ich erwartet hatte. Die Hände kommen durchgehend zum Einsatz. Man passiert die Biwakhöhlen und irgendwann kommt dann auch der mächtige Pfeiler in Sicht unter dem die leuchtend orange Biwakschachtel steht. Wir erreichen sie um ca.11:00 Uhr. Hier wird erst mal kräftig Brotzeit gemacht um die Energiereserven aufzufüllen. Die lange steile Kletterei macht sich jetzt doch schon langsam bemerkbar. Aber der Blick hinunter zum See und hinüber zu Mittelspitze und Kl. Watzmann ist gigantisch und entschädigt für alle Mühen.
Nach dem Biwak geht es rechts vom Pfeiler hoch und dann links durch eine brüchige Rinne. Ein kurzes Band endet im Nichts. Kurz vorher scharf rechts über eine Felsstufe empor und Richtung Ausstiegskamine. Diese fordern noch mal mit etlichen IIIer Stellen aber der Gipfel kommt schon in Sicht. Auch die Versicherungen am Watzmanngrat kann man jetzt schon erkennen. Es ist wenig los heute. Vielleicht sind die meisten Leute aber auch schon drüber. Nach einem Absatz kommt das letzte Hindernis in Sicht. Ein ca. 8 Meter hohes Wandl. Der Schwierigkeitsgrad III+ ist aber mit einer Schlinge entschärft. Ein Paar kräftige Züge und es ist geschafft.
Einige wenige Höhenmeter noch und der Gipfel der Watzmann Südspitze ist erreicht. Der Föhn bläst stark und drückt gerade rechtzeitig für das Gipfelfoto die Wolken für einen Moment hinaus. Wir läuten die Glocke und sind glücklich so gut durchgekommen zu sein. Es ist 12:30 Uhr. Sieben Stunden haben wir gebraucht. Das ganze Berchtesgadener Land liegt zu unseren Füßen. Die Lichtstimmung ist teilweise surreal. Wir genießen den Blick und vernichten die letzten Reste der Brotzeit wobei auch etwas für die Dohlen abfällt die uns zum Dank mit akrobatischen Flugeinlagen unterhalten.

Irgendwann hat dann aber auch die schönste Gipfelrast ein Ende und es folgt der unvermeidliche Abstieg. Und der ist ja bekanntermaßen lang und steil. Er ist auch genau so lang und steil wie ich ihn in Erinnerung habe. Leider wird er auch nicht kürzer je öfter man ihn gegangen ist. Im Wimbachgries freuen sich dann die Beine (bes. die Knie) endlich mal wieder flaches Gelände unter den Füssen zu haben. Wir schlendern zur Hütte und genehmigen uns das wohlverdiente Weißbier von dem wir schon seit dem Gipfel träumen.
Die restlichen 9 Kilometer bis zur Wimbachbrücke sind flach und angenehm zu gehen in beeindruckender Kulisse. Der Watzmann zieht noch einmal an einem vorbei und es ist Zeit zum Schauen und die Tour Revue passieren zu lassen. Außerdem sagt man ja dass lockeres Auslaufen gut gegen den Muskelkater ist. Naja...:P

Tom

@RossiS

Danke für den ausführlichen Bericht. Ich kann dir sagen, dass die Tour noch eindrücklicher und schöner ist, wenn das Wetter passt  8).


Gruß. Tom.

ehemaliges Mitglied

@Tom

Wir hatten auch fest mit Sonne gerechnet aber man muss sagen die Bedingungen zum Steigen waren ideal. Nicht so heiß wie wenn die Sonne reinknallt. Naja, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein...

Noch ein Paar Bilder...

ehemaliges Mitglied