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Hoher Riffler 3.231m (Zillertaler Alpen) am 01.08.2012

Begonnen von MANAL, 03.08.2012, 00:14

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MANAL

Nachdem seit Wochen das Wochenendwetter nur noch instabil und unsicher ist habe ich spontan diese Woche einen Urlaubstag geopfert und habe mir den herrlichen Mittwoch für eine Bergtour freigenommen.

Anfang vom Monat war ich schon in den Zillertaler Alpen für eine Hochtour von der Greizer Hütte auf den Großen Löffler. Das Wetter war aber so schlecht dass wir bei Regenschauer und schlechter Sicht auf ca. 2900m abgebrochen haben. Am Tag danach hat es bis 2500m runtergeschneit so dass wir auf der Lapenscharte im Schneefall standen. Richtig Spaß hat es mir nicht gemacht.

3,5 Wochen später das völlig gegenteilige Erlebnis nur unweit entfernt am Hohen Riffler. Seit Jahren wollte ich mal auf diesen vergleichsweise einfachen 3000er vom Schlegeisspeicher über die Friesenberghütte hinauf. Am Mittwoch war es dann endlich soweit. Früh aufstehen und ab ins Zillertal.
Die Mautstraße vom Breitlahner zum Schlegeisspeicher kostet inzwischen schon 11,50 EUR, die werden auch immer teurer. Egal, wenn man bedenkt was ein Kinobesuch inzwischen kostet und da ich nicht allein unterwegs war ist es zwar teuer aber vertretbar gewesen.
Auffahrt bis zum Parkplatz an der Domenicushütte gleich an der Staumauer auf ca. 1800m. Start dort gegen kurz vor 10 Uhr in östlicher Richtung. Durch lichten Wald, Latschen und über Bäche drüber geht es gemächlich den Hang mit gelegentlichen Serpentinen hoch. Auf ca. 2000m kommt man auf eine erste Almfläche mit der kleinen (unbewirtschafteten) Friesenbergalm. Angenehmerweise sind die batzigen Passagen mittels Holzplanken besten begehbar gemacht. Sobald man die Almfläche verlässt geht es um die Ecke ins Lapenkar wo wohl fast jeder für einen Moment stehenbleibt und den unbeschreiblichen ersten Einblick in das wunderschöne Tal und auf den Hohen Riffler auf sich wirken lässt. Auch das Friesenberghaus lässt sich bereits erblicken. Der komplette weitere Wegverlauf ist ebenfalls einsehbar.

Es geht weiter in sehr angenehmer Steigung ins Tal hinein. Man wechselt die Bachseite und steig ostseitig in wenigen Serpentinen an einer steileren Passage empor. In dem folgenden Kessel weiden Kühe und man geht auf eine größere Steilstufe direkt unterhalb der Hütte zu. Der Weg behält aber bis zur Hütte die gleiche angenehme Steigung und überwindet auch diese Steilstufe mit Serpentinen und einer Querung fast bis auf die andere Talseite. Hier ist man dann schon fast direkt an der Hütte die wir nach 2 Stunden Gehzeit erreichen. Da erst der halbe Aufstieg hinter uns ist gehen wir gleich weiter. Der Weg zum Hohen Riffler geht hinter der Hütte den Hang zur Scharte zwischen dem flachen Petersköpfl und dem Hohen Riffler empor. Hier geht's zum ersten Mal über die ersten Platten und Blöcke drüber. An der Scharte wendet der Weg nach links ins die Platten und Blöcke rein und geht noch wenige Meter parallel zu den Höhenlinien bis zur Abzweigung Hoher Riffler und Friesenbergscharte.

Ab der Abzweigung geht es dann richtig zur Sache. Der erste felsige Aufbau am Grat wird etwas westseitig über einen angenehmen Pfad in vielen Serpentinen überwunden. Nach diesem ersten felsigen Aufbau auf ca. 2800m ist allerdings Schluß mit lustig und ein Weg fast nicht mehr existent. Es geht ab hier fast ausschließlich über Blöcke und Platten in allen Größen und Ausrichtungen. Viele Markierungen und Stoamandl weißen einem die Richtung, wobei ein Verlaufen fast ausgeschlossen ist. Einfach dem Grat mehr oder weniger direkt rauf. Wo man geht ist ziemlich egal, man muss sich sowieso von Block zu Block hocharbeiten. Die ersten Meter sind noch einigermaßen flach, aber sehr schnell geht es in einem ziemlich Steilhang über den man sich langsam hocharbeiten muss. Auf ca. 3000m ist dieser Steilhang überwunden und ein größere Terasse fast ohne Blöcke lädt zum Rasten ein. Diverse größere Stoamandl zeigen dass wohl viele diesen Platz zur Rast nutzen. Auch ist es direkt unter der aus meiner Sicht Schlüsselstelle der Tour. Es geht hier an einem ersten kleineren und unproblematischen Schneefeld vorbei auf den Grat der hier deutlich schmäler wird und sich dabei noch aufsteilt. Rechterhand geht es nun einige Meter fast senkrecht zum Schneefeld runter, links der steile Schutthang der Südwestflanke. An einigen Stellen muss man sich mit den Armen hochziehen und auch richtig Kraxeln, aber alles bleibt im Ier-Bereich und sonderlich ausgesetzt ist es auch nicht weil man sowieso permanent zwischen den Blöcken und Platten sich aufhält. Griffe und Tritte hat es jedenfalls ohne Ende. Auf 3100m hat man die größte Schwierigkeit hinter sich gebracht, es wird wieder kurz flacher und ein weiteres kleines Schneefeld wird problemlos passiert. Die nächsten 100 Höhenmeter folgt ein weiterer steiler und unproblematischer Schutthang. Das Gipfelkreuz bleibt aber bis zuletzt verborgen und ich frage mich permanent wie weit es eigentlich noch ist. Sobald der Gipfelgrat erreicht ist ist es allerdings nicht mehr weit. Es geht die letzten Meter leicht ausgesetzt auf dem Grat zum Gipfel. Wem es zu luftig ist kann auch in südseitige Flanke ausweichen, die ist nicht so steil. Eine kurze Mulde vor dem Gipfel und nach 4 3/4 Stunden stehe ich ausgepumpt neben dem Gipfelkreuz.

Auch wenn ich schon den ganzen Aufstieg wunderschöne Ausblicke Richtung Süden hatte bietet sich erst hier am Gipfel ein unbeschreibliches 360° Panorama. Die ganzen weißen Gipfel des Alpenhauptkamms, in der Nähe die Zacken von Olperer und Schrammacher, vor einem die sanften Gipfel der Tuxer Alpen. Im Norden die Kalkriegel von Mieminger, Wetterstein und Karwendel. Im Westen etwas in Wolken die Stubaier Alpen, im Osten dagegen freie Sicht bis zu Kaiser, Loferer und Leoganger Steinberge. Die Berchtesgadener Alpen lassen sich im Dunst noch erahnen. Zwischen den Gipfel des Zillertaler Hauptkamms lassen sich auch einige Dolomitengipfel erblicken.
Das einzige Manko sind die hässlichen Gebäude der Seilbahnanlagen des Hintertuxer Skigebiets am Gipfel der benachbarten Gefrorenen Wandspitze. Ein touristischer Schandfleck in dieser wunderschönen Landschaft.

Sehr kurios ist der weitere Verlauf des Berges nach Osten. Geht es auf der Westseite überall recht steil abwärts geht es auf der Ostseite in die Überreste des flachen Federbettkees über das fast auf Gipfelhöhe ein großes nur leicht abfallendes Plateau abdeckt.

Das Wetter hat wie versprochen durchgehalten, es gab zwar leichte Quellwolkenbildung auf der Südseite des Hauptkamms, aber durch den Föhn haben sich die Wolken nach Norden komplett aufgelöst.

Runter ging es den gleichen Weg, wobei der Abstieg im blockigen Grat zwar auch Konzentration und Kraft erfordert, jedoch alles weit weniger anstrengend. Abstieg bis zur Hütte in 2 Stunden, von der Hütte bis zum Parkplatz in 1:45h. Abstieg gesamt 3 3/4 Stunden. Der Weg von der Hütte zum Parkplatz ist aufgrund der konstant geringen Neigung auch im Abstieg sehr angenehm zu gehen. Es hat sich weit weniger gezogen als ich vorher gedacht hatte.

Eine absolut beeindruckende Tour die man allerdings wegen der schönen Aussicht möglichst an einen klaren Tag machen soll. Zudem dürfte der blockige Grat bei Nässe, Vereisung und Schnee deutlich schwieriger werden. Bis zur Hütte leichte Bergwanderung die fast jeder schafft. Danach ernst zu nehmende Bergtour die Bergerfahrung, Kraft, Kondiition, absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Der Grat ist fast ohne Pause durchgehend Ier-Gelände. Für erfahrene Bergsteiger unschwierige Tour.

Fotos:
- Der erste Blick ins wunderschöne Lapenkar mit dem ganzen weiteren Verlauf zum Friesenberghaus und den am Talende stehenden Hohen Riffler der über den hier sichtbaren Südgrat erstiegen wird
- Der Gipfelgrat ist erreicht und das Kreuz zum ersten Mal in Sicht. Über diesen Grat geht es mehr oder weniger luftig in wenigen Minuten zum Gipfel.
- Von hier ist auch der ganze Grataufstieg sichtbar. Rechts von den beiden Schneefeldern ging es rauf. Das kleinere obere Schneefeld ist auf ca. 3100m, das größere drunter (im Wolkenschatten) auf ca. 3000m, dazwischen die Schlüsselstelle der Tour. Direkt über dem kleineren Schneefeld kann man auch das Friesenberghaus erkennen.

MANAL

Noch ein paar Fotos:
- Der Blick nach Westen auf Schrammacher, Gefrorene Wandspitzen und Olperer
- Dieses Bild zeigt ganz gut die nicht zu extreme Ausgesetztheit des Gipfelgrats. Im Zweifelsfall eher etwas südseitig (links) halten, da ist es nicht so steil. Markierung hat es ausreichend.
- Ein wunderschönes Panorama auf die Zillertaler Alpen zwischen Großen Löffler und Hochfeiler.

MANAL

Hab vorhin entdeckt, dass der Hohe Riffler sogar hier in der Tourendatenbank unter "Sonstige Gebiete" zu finden ist:

http://www.roberge.de/tour.php?id=235

Google hat leider auf den ersten Seiten bei der Suche keinen Hinweis auf die Tourenbeschreibung bei roBerge geliefert.

madmaddin

Hallo Manal,

auch wenn Dein bericht schon etwas in der Vergangenheit liegt:  #danke1#
Eine mehr als ausführliche und aus meiner Sicht realistische Beschreibung mit guter Einschätzung der Schwierigkeiten.

Ich denke, dass ich den "Riffler" in diesem Jahr in Angriff nehmen werde.  :azn:

Sollte ich dann einen anderen Eindruck zu Deinen Details haben, werde ich das natürlich nicht für mich behalten. ;-)

Fiat di!

Martin