Fleischbank (Karwendel) am 27.05.2012
 

        

Fleischbank (Karwendel) am 27.05.2012

Begonnen von MANAL, 27.05.2012, 23:07

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

MANAL

Heute ging's mal wieder ins Karwendel und ich habe mir die Fleischbank ausgesucht (nicht zu verwechseln mit der Fleischbank im Kaiser). Knapp über 2000 Meter und dank dem rein südseitigen Aufstieg erhoffte ich mir weniger Probleme mit Schnee.

Ausgangspunkt der Hotelparkplatz bei der Mautstelle nach Hinterriß. Da das Hotel geschlossen war kein Problem dort zu parken. Von dort zuerst ca. 1km die Straße weiter bis es vor einem Bach links über die Wiese zum Fuß des Berges geht. In unzähligen Serpentinen schlängelt sich der moderat steile und gut zu gehende Pfad den Hang hoch. Der Weg geht durch einen lichten Wald der einerseits angenehmen Schatten spendet andererseits aber gute Blicke auf die Landschaft bietet. Die Aussicht auf die Falkengruppe und der Blick durch das Johannestal auf Sonnenspitzen, Moserkar und Kaltwasserkarspitze ist unglaublich schön. Auf ca. 1400m geht es dann relativ ebenerdig auf einen westseitigen Hang in ein kleines Tal rein und wechselt auf den Hang auf der anderen Seite. Dort wiederum viele Serpentinen, der weiterhin gute Pfad behält seine moderate Steilheit wodurch man recht gut vorwärts kommt. Zwischendurch kommt man auf 1558m an einem Jagdhaus vorbei. Kurz dahinter die erste markierte Abzweigung Richtung Schönalm, wir halten uns aber auf dem geraden Pfad. Langsam wechselt der lichte Wald zu einem Latschendickicht. Da die Sonne immer wieder hinter Wolken verschwindet hält man das auch aus. Auf 1900m mündet man in einen Querverlaufenden Weg ein der die ganze Bergkette von Fleischbank über Hölzelstalljoch bis zum Grasbergjoch mit der Tölzer Hütte verbindet. Wir gehen nach rechts und der Weg verflacht. Nach etwas auf und ab die nächste Verzweigung. Nach rechts geht der Pfad ohne Fleischbankgipfel weiter, nach links der Weg zum Gipfel den wir wählen. Man ist nach wenigen Metern in Latschen gleich am Grat angekommen. Auf der Nordseite geht es ziemlich schroff und über Steilschrofen tief nach unten, nach rechts Latschen oder steile Grashänge. Zum ersten Mal lässt sich auch der Gipfel der Fleischbank erblicken. Der Weg bis dahin zieht immer fast genau am Grat entlang. Trittsicherheit ist obligatorisch und Schwindelfreiheit von Vorteil, aber der Weg selber ist niemals schwierig oder extrem ausgesetzt. Obwohl man den Gipfel sieht zieht es sich jetzt noch etwas hin bis man den 2026m hohen Grasgipfel der Fleischbank erklommen hat. Das Gipfelkreuz befindet sich übrigens nicht am höchsten Punkt sondern an einem Nebengipfel etwas östlich und tiefer. Der Aufstiegsweg war KOMPLETT Schneefrei!!!


Die Aussicht ist prächtig. Mach sieht das Karwendel vom Hochnissl im Osten bis zum Wörner im Westen. Dazwischen der gesamte Karwendelhauptkamm, lediglich unterbrochen durch Gamsjoch, Falkengruppe und der Kette um die Östliche Karwendelspitze. Nach Westen reicht der Blick bis zur Zugspitze, nach Osten (bei heute diesiger Sicht) bis zum Kaiser. Nach Norden das komplette Vorkarwendel und die ganzen Voralpen.

Nach etwas Pause zog es sich leider zu und es wurde kühler. Wir entschieden uns daher gegen die anfangs überlegte Gesamtüberschreitung von Fleischbank, Hölzelstalljoch und Grasbergjoch. Wir stiegen jedoch noch zuerst nach Osten bis zum Sattel zwischen Fleischbank und Hölzelstalljoch ab um dann die Fleischbank südseitig unterhalb des Giplfels zu  queren um dann wieder auf den Aufstiegsweg zu treffen. Dies war auch insgesamt das schwierigste Stück der Tour und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolut notwendig. Der Abstieg zum Sattel zum Hölzelstalljoch ist recht steil und mit sehr viel kleinsplittrigen Schotter garniert. Stöcke leisten sehr große Hilfe, ansonsten bleibt nur langsam, vorsichtig und konzentriert zu gehen. Am Sattel quert dann der Weg auf ca. 1900m südseitig nach Westen. Der Weg ist relativ schmal, an einigen Stellen auch schon leicht am Abrutschen. Daher der Hang recht steil ist muss man vorsichtig gehen. Zudem müssen mehrere schneegefüllte Rinnen gequert werden. Es sind schon Trittspuren vorhanden über die es recht einfach geht, dennoch sind Fehltritte recht ungünstig... Jeder der diese Kette überschreiten will empfehle ich den Weg ÜBER den Fleischbank-Gipfel zu wählen, da ist der Abstieg zwar anstrengend aber bei weitem nicht so anspruchsvoll wie diese Querung. Da der Weg stellenweise auch ziemlich abgetreten ist und teilweise am Abrutschen ist wird sich auch nachdem der Schnee weg ist nicht viel ändern.

Nach einiger Zeit ist dann wieder der Aufstiegsweg erreicht und man geht den gleichen Weg runter. Durch die vielen Serpentinen "ziagt sich's" etwas aber die weiterhin schönen Ausblicke entschädigen alles.

- Schöner Blick auf das Johannestal
- Die nur extrem schwer ersteigbare Falkengruppe
- Das letzte Gratstück zum Gipfelder Fleischbank

Brixentaler

Wenige Meter nördlich unterm Hölzelstaljoch, am sog. Kuhjoch, ist der weltweite Referenzpunkt für die stratigraphische Trias-Jura-Grenze mit einem Goldenen Nagel markiert. Sehr vermeldenswert weil's ja niemanden interessiert ::) ;).
Der Kamm über den Du gegangen bist, besteht aus Triaskalk und -Dolomit. Da sich das ältere Triasgestein über dem jüngeren Juragestein befindet, ist daraus zu schließen, dass die Sedimentschichten infolge der Auffaltung des Gebirges überkippt liegen.

Mehr Infos: http://www.oeaw.ac.at/... und http://achensee.info/...

MANAL

Danke für diese Zusatzinformation! Was es alles gibt  :)

Vielleicht schaue ich mir irgendwann diesen goldenen Nagel an. Das Kuhjoch ürfte allerdings wohl nur von dem Tal nordseitig einigermaßen sinnvoll zu besteigen sein und das auch nur mit Radanfahrt von Fall aus.

Anbei noch ein Foto wo man das Kuhjoch erkennen kann. Das ist vom höchsten Punkt der Fleischbank aufgenommen zum Gipfelkreuz der Fleischbank. Rechts dahinter das Hölzelstalljoch und ganz links ein Vorsprung davon. Am tiefsten Punkt dazwischen müsste das Kuhjoch sein.

Brixentaler

Zitat von: MANAL am 28.05.2012, 13:42
... Das Kuhjoch ürfte allerdings wohl nur von dem Tal nordseitig einigermaßen sinnvoll zu besteigen sein...

Stimmt, siehe dazu auch den Exkursionsführer "Die Trias/Jura-Grenze und der Jura in der Karwendelmulde und dem Bayerischen Synklinorium".

Kalle

Wie kommt der Berg eigentlich zu seinem doch bemerkenswerten Namen "Fleischbank"?

Brixentaler

Zitat von: Kalle am 28.05.2012, 18:45
Wie kommt der Berg eigentlich zu seinem doch bemerkenswerten Namen "Fleischbank"?

Die Herkunft des Namens der Fleischbank im Wilden Kaiser habe ich einmal in einem Buch gelesen ("Gemsen vor meiner Tür" von Hans-Otto Meissner). Da ich weiß, wonach ich suchen muss, habe ich die Erklärung auch im Internet gefunden:

Skurrile Bergnamen: Riesenweiber, Teufel und Dämonen

Bernhard

Zitat...Die Fleischbank, ein berühmter Kletterberg im Wilden Kaiser im Tiroler Unterland, lässt manchen Besucher heute noch erschaudern und an abgestürzte Kletterer denken. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine Legende, wonach ein Bauer Baumrinden in den Fleischbankwänden verteilte, damit die Gemsen abstürzten und er leichter des Wildes habhaft werden konnte. Tatsächlich fing er derart auch acht Gemsen, musste dann jedoch mit ansehen, wie seine Schafe ebenfalls in den Tod stürzten. Angesichts dieses Massakers gab man den steilen, heute bei Kletterern ehrfurchtsvoll gehandelten Felswänden diesen grausig klingenden Namen...

Ich habe den Text aus der Website vom Brixi mal als Zitat eingefügt.

Wollte soeben sinngemäß dasselbe schreiben, die Sage wird im Video "Der wilde Kaiser" aus der TV- Reihe "Faszination Berge" genau so geschildert.

Schönen Feiertag noch
Bernhard

ehemaliges Mitglied

Damit niemand die Herkunft des Namens vom Hölzelstaljoch falsch interpretiert, möchte ich darauf hinweisen, dass der Name vom Hölzelstal (Trennung: Hölzels-tal) kommt, welches zwischen Laurisjoch und Kuhjoch nach Norden abfällt. Der Name hat also nichts mit einem hölzernen Stall zu tun.  ;)