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Lisener Spitz (3.230m) und Lisener Fernerkogel (3.299m) am 25.04.2012

Begonnen von Bernhard G., 25.04.2012, 18:02

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Bernhard G.

Hallo,

ich habe einen Tag Gleitzeit investiert, um den wahrscheinlich letzten Traumpulver dieser Saison zu genießen. Da der Lawinenlagebericht vom Vortag einen 3er für heute prognostiziert hatte, wollte ich was relativ sicheres gehen und entschied mit für den Längentaler Weißerkogel. Der ist so flach, daß nur der sich aufsteilende Gipfelhang auf den letzten 100Hm problematisch werden könnte. Und da es ein Nordanstieg ist, muß man nicht in der Morgendämmerung losmarschieren.

In Lisens um 7 Uhr am Parkplatz angekommen, stellte ich mit Entzücken fest, daß bereits einige Autos da waren, ich also nicht allein spuren muß. Im Lisener Tal liegt (noch oder wieder) Schnee, also schnell die Schi angeschnallt und selbige auf bereits vorhandener Spur Richtung Talschluß geschoben.

Am Ende steht man vor einer schneebedeckten Felsmauer, die den Ansteig zum Lisener Fernerkogel (auch Lüsener Fernerkogel genannt) darstellt - häufig einfach nur "Die Wand" genannt. Zweifelsohne ist der ein viel schöneres und anspruchsvolleres Ziel als der Hatscher auf den Längentaler Weißerkogel (nomen est omen). Aber der Anstieg ist halt sehr lawinengefährdet. Andererseits führte bereits eine fette Spur zum Liserer Fernerkogel und nach rechts zum Längentaler Weißerkogel war noch niemand unterwegs. Ich konnte von unten eine größere Gruppe sehen, die sich bereits auf halber Höhe der "Wand" befand. Die Versuchung war zu groß, der Neuschnee schien sich gut gesetzt zu haben - also schnell auf Steilanstieg anstelle von Flachhatscher umdisponiert.

Dank einer von der Frühaufstehergruppe perfekt angelegten Aufstiegsspur ging der Aufstieg wie im Flug und ich holte die Gruppe noch vor dem Erreichen des Gletscherplateaus ein. Sie wollten zum Lisener Spitz, ein schifreundlicher  Nachbar des Fernerkogels. Also hab ich mich ihnen angeschlossen und mich kräftig an der Spurarbeit beteiligt.

Die folgenden Bilder sollen einen Eindruck der Tour vermitteln.

Das erste Bild zeigt den Lisener Fernerkogel (rechts) vom Parkplatz aus. In der Bildmitte bzw. leicht links davon sieht man "die Wand", über die man aufsteigt. Vor 100 Jahren reichte hier  noch ein gewaltiger Hängegletscher bis zum Talboden. Das Bild ist gegen Mittag nach der Tour aufgenommen.

Das zweite Bild zeigt den Anmarsch auf die Lieser Spitz über das Gletscherplateau des Lisener Ferners.

Das dritte Bild ist ein Blick zurück über den Lisener Ferner. Man sieht links im Bild die Plattige Wand, über die es zum Lisener Fernerkogel geht.

Bernhard G.

Dank exzellenter Schneelage konnten wir bis zum Gipfelkreuz des Lisener Spitz aufsteigen. Es hatte strahlenden Sonnenschein und war eisig kalt. Unangenehm war der starke böhige Wind. Der hat mich rasch vom Gipfel vertrieben und zur Abfahrt motiviert. Pulver, Pulver, Pulver! Ok, stellenweise recht windgepreßt, aber für Ende April ...

Auf dem Gletscherplateau angekommen sehe ich, daß einige Tourengeher über die Plattige Wand zum Lisener Fernerkogel aufsteigen. Spontan entschied ich mich, den "Hugl" auch noch mitzunehmen. Der Aufstieg über die Plattige Wand war teilweise eine wacklige Angelegenheit - die Windböhen drohten mich umzureißen. Hinter der Plattigen Wand, im weniger exponierten Kessel auf dem Rotgratferner war es dann bedeutend angenehmer. Der Weg über den Rotgratferner geht irgenwie immer etwas zäh - um die 3100m hab ich immer einen höhenbedingten Durchhänger. Zudem gab es diesmal noch Gegenwind. Dennoch war das Skidepot in gut 3200m bald erreicht. Die letzten 80Hm muß man dann über einen gut begehbaren Blockgrat zufuß zurücklegen.

Das erste Bild zeigt den traumhaften Blick vom Skidepot in Richtung Alpenhauptkamm. Für die Aufnahme mußte ich eine kurze Windpause abwarten, da der Schnee regelrecht hochgewirbelt wurde.

Das zweite Bild zeigt den Gipfelgrat. Man sieht, daß so einiges in die Luft gewirbelt wird, regelrechte Schneebrocken. Daher hab ich am Gipfelkreuz nur "abgeklatscht" und bin gleich wieder runter.





Bernhard G.

Ein paar Verwegene haben die Schi auf den Gipfel mitgenommen und sind  über eine steile Rinne direkt vom Gipfel abgefahren. Mir wär das zu riskant gewesen - und prompt habe sie ein Minischneebrett ausgelöst. Das hat sie aber überhaupt nicht beeindruckt. Ich hab sie dann gefragt, ob sie auch so mutig sind, die Steilrinne über den Rotgratferner abzufahren. "Klar", meinten sie, "das haben wir vor". "Ok, dann kann ich ja oben warten und schauen, ob der Hang bei Euch sechs hält und dann wird er bei mir als Nummer 7 auch noch halten." Die sind dann ohne mit der Wimper zu zucken in den Hang eingefahren. Im Hang hat sich dann rausgestellt, daß die Verhältnisse recht stabil waren. Aber ich hätte es nicht als erste probieren wollen.

Der Rest der Abfahrt über die "Mauer" war perfekt! Super Pulver, nur stellenweise windgepreßt. So top bedingungen hatte ich am Lisener noch nie!

Aber jetzt rückt am Wochenende der verdammte Fön an und macht den schöben Schnee kaputt!  >:(