Der Trend geht zum Turnschuh
 

        

Der Trend geht zum Turnschuh

Begonnen von roskin, 21.09.2011, 11:26

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roskin

Bei den Roberge Tourenbeschreibungen findet sich zwar noch der Hinweis:

"Allgemeine Checkliste für Bergwanderungen

    (...)
    Bergschuhe (keine Turnschuhe!)"


Die Realität schaut aber ganz anders aus:

z.B. : Ganzseitige Anzeigen einer bekannten Sportmarke mit den Huber Buam, die dort mit Turnschuhen im Felsgelände des Karakorums entlangspazieren  in der Alpenvereinszeitschrift;  dann ein neuer Trend der den Namen "Speed Hiking" trägt, und ganz allgemein seh' ich auch immer mehr Menschen mit den entsprechenden neuen Turnschuhmodellen am Berg, die jetzt ganz normal gehen, und nicht laufen...
In den letzten Jahren hat sich da doch so  einiges verändert.

Eure Erfahrungen?
Wer von euch geht mit Turnschuhen?
Was haltet ihr davon?

gruss, christian

kare

Tja, da wär ma wieder bei der berühmten Selbsteinschätzung.
i geh ja lieber mit Bergschuh, aber wenn jemand so sicher unterwegs ist, daß er nie umknickt warum nicht!
leider wirds halt so sein, daß viele nur MEINEN, sie knicken nicht um und glauben jeden Sch... aus der Werbung.

Aber deswegen kann man die Leute auch nicht zu ihrem Glück zwingen.

tsbergler

Also ich habe einen Halbschuh von Adidas, den Terrex. Da ich allgemein viel laufe, auch in unwegsamen Gelände und Bergläufe, bin ich  es gewohnt, und glaube doch relativ trittsicher in diesen Schuhen zu sein.

Geh damit seit 3 Jahren Touren jeder Größenordnung, vom Teisenberg bis zum Watzmann. Und ich fühl mich extrem wohl und bin noch nie umgeknickt.
Sind einfach um einiges leichter wie ein hoher Bergschuh, man kann auch schön damit bergablaufen, was ich gerne mache.

Bei Schnee oder langen Schuttreißen bergab gehts dann natürlich mit diesen Schuhen nicht mehr...

roskin

Ich benutze einen Salomon Turnschuh, den ich mal günstig vor einem Jahr gekauft habe als Laufschuh, hier vor der Haustür, 1* die Woche, passt perfekt. Der hat so die selbe Sohle/ Passform etc. wie die jetzigen Bergturnschuhmodelle, nur ohne Goretex.

Ich hab's einmal ausprobiert, letztes Jahr, mit diesem Schuh aufn Berg zu gehen, hinauf anspruchsvolle Route (z.T. steil/rutschig/Pfadspuren) , runter dann leichte Route. (breiter Steig, später Forststraße)  Es ging, aber es war gerade im Anstieg überhaupt nicht optimal, eher Tortur (v.A. zwecks der biegsamen Sohle) . Abstieg ging dagegen sehr gut.

Vorteil bei den hohen, schweren Stiefeln (inkl. harter, fester Sohle), die ich hab ist, dass Fehler ausgeglichen werden, die ich nun mal mache, gerade bei langen Touren.  

Brixentaler

Ich würde nie ohne Bergschuhe eine Tour unternehmen, die abseits von (Forst)Straßen verläuft. Ich finde Bergschuhe (Trekkingschuhe; B) dabei sogar viel komfortabler als Turn-/Laufschuhe, solange es sich nicht um steigeisentaugliches Schuhwerk (C/D) handelt.
Abgesehen vom Komfort, hab' ich leider ein schwaches Knie (Kreuzbänder & Meniskus), sodass ich auch deswegen mit Bergschuhen einfach sicherer unterwegs bin.

indian_summer

Also mir taugen Turnschuhe (den Begriff gibts ja heutzutage eigentlich gar nicht mehr) nicht. Bin mal eine kleine Tour gegangen, aber mir ist das einfach zu wenig Halt um die Fußgelenke herum. Und die Sohlen grad mit spitzen Steinen sind auch nicht grad komfortabel da zu weich.
So ein Bergschuh oder Trekkingstiefel wie man sagt ist für mich unabkömmlich. Grad wenn ich an so manche batzige Passagen denke oder auch mal durch Bäche durch, da läufts einem bei Halbschuhen ja sofort rein.  :o

E.

ehemaliges Mitglied

Bin bis diesen Sommer eigentlich immer mit rel. schweren Kategorie C Bergschuhen gelaufen und konnte mir nichts anderes vorstellen. Jetzt waren sie für einige Zeit beim Hersteller für Reparaturarbeiten und ich hab mir sog. Approach-Schuhe (Scarpa Zen) gekauft. Sind jetzt zwar keine Turnschuhe und schon etwas fester mit Vibram Sohle aber eben Halbschuhe. Im Fels bei leichter Kraxelei sind die ein Traum! War erst skeptisch aber es läuft sich schon sehr angenehm in leichteren Schuhen. Solange es trocken ist und es nicht gerade irgendwelche Schotterreißen runtergeht werde ich sie wohl auch in Zukunft öfter nutzen. Mit Umknicken hatte ich keine Probleme bis jetzt. Bin aber auch ziemlich trittsicher.
Jetzt in den Winter hinein werde ich dann aber wieder die schweren auspacken. Je nach Verhältnissen und Tour muss man halt auch das Schuhwerk anpassen.

PS: Wer wirklich exotisches Schuhwerk bewundern möchte dem empfehle ich die Kampenwand am WE. ;-)

Bergi

Ich finde ja der Trend geht hin zu barfuß.
Die Übergangslösung sind  "Zehenschuhe", welche hier im Forum schon mal erwähnt wurden.
Ich bin 2 Jahre mit den Zehenschuhen unterwegs gewesen, und gehe mittlerweile das Meiste barfuß.

Ich denke aber Trend hin Trend her: Jeder muß wirklich für sich selber rausfinden und dann auch dafür sorgen, wie er sich am Berg sicher und wohl fühlt.
Egal wie das aussieht und wohin der Trend geht, und was die anderen sagen.

Vor kurzem kam mir jemand an der Aiplspitz mit Birkenstock-"Hausschuhen" (die ohne Fersenriemen) entgegen. Geht also auch.

ALLES GEHT!

Nur Spaß machen sollte es!
Und da hört der Spaß bei dem einen auf, wo er bei den anderen anfängt!

ZitatGrad wenn ich an so manche batzige Passagen denke oder auch mal durch Bäche durch, da läufts einem bei Halbschuhen ja sofort rein.
Barfuß läuft da garnichts rein... da machen selbst batzige Stellen Spaß!

frohe Grüße
Bergi

josef_k

Bisher hatte ich auch immer klassische Bergschuhe.
Letzten Sommer hab ich mir für den Urlaub (viel auf den Beinen, aber keine Bergtouren) diesen Merrell Trekkingschuh gekauft. Trägt sich wie ein Turnschuh, nur spürbar steifere Sohle und einigermaßen wasserdicht.
Weil mir der Schuh sehr gut taugte, hab ich nur mehr den für Halbtages-Bergtouren angezogen und dabei die Bergschuhe nie vermisst. Selbst im Winter war ich auf gut gespurten Wegen damit unterwegs. Nach knapp einem Jahr war die Sohle so weichgelatscht, daß er für Bergtouren nicht mehr taugte.

Hab mir dann den Salewa MTN Trainer Goretex gekauft. Die Sohle ist um einiges steifer. So ganz liegt mir der Schuh nach ca. 10 kleineren Touren nicht. Mir kommt vor, daß die Sohle für einen niederschaftigen Schuh zu hart ist.

Grüße
Sepp

sachranger

servus,

also bei mir geht der trend auch stark zum "turnschuh". letztendlich geh ich nur noch in hohen wenns nass ist. warum auch nicht? wegen dem umknicken? okay, dass wäre eingentlich der einzige grund, da fängt der hohe schon viel ab. aber ich lauf seit ewigen zeiten und hab bestimmt 100 laufschuhe verschlissen. beim laufen bin ich natürlich auch ein paar mal umgeknickt - soll ich da jetzt mit hohen laufen? das risiko, beim laufen umzuknicken, ist meiner meinung nach viel höher.
und ich lauf ausschließlich wald, feld und trail. oft auf den geigelstein oder die anderen bergwege in der region. und dass ich jetzt da mit hohen wandere und mit halben laufe, müsste noch erklärt werden  8).
das umknicken wird nicht nur von der schafthöhe verhindert, sondern schon viel weiter unten in der sohlenkonstruktion.

die problematik liegt m.m. im produkt selbst. so mitte der 90er haben alle laufschuhhersteller von geschnittenen eva-keilen (zwischensohle) auf geschäumte umgestellt. so kann heute fast jeder halbschuh für 5 euro in fernost produziert werden. auch die für 200 euro VK. genug marketing und er wird gekauft.
seit diesen 90ern bin ich dann auf laufschuhe vom aldi umgestiegen. und wenn der discounter wieder welche mit schmalem leisten anbietet (oft in der ersten oktober-hälfte), ist der in der tat so gut wie die teuren mit dem hohen marketingbudget. gilt nicht grundsätzlich für discounterprodukte - aufpassen, die meisten sind echt schlecht!

und das alles auf die halben bergschuhe umgelegt, schauts genau so aus. ich geh mit denen vom aldi. und weil ich mir in diesem jahr mal einen guten leisten möchte, hab ich den markt angeschaut. erschreckend was nahmhafte hersteller da ins regal stellen und welche kohle sie dafür haben wollen. überhaupt nicht nachvollziehbar.
mit ein bisschen fachkenntnis kann man schon ein hochwertiges modell auswählen. ist aber nicht ganz so einfach und liegt natürlich auch am händler: der hat ja die vorauswahl beim einkauf getätigt und möchte sein lager schnell drehen.

lg
sachranger

mh

Auch servus,
ich glaube, die Frage Turnschuh oder Bergschuh kann man nicht allgemeingültig klären, sie hängt m.E von zwei Faktoren ab: den Fähigkeiten des Bergsteigers (Trittsicherheit, Fussmuskulatur) und -noch viel mehr- vom Gelände, in dem er unterwegs ist.

Wenn ich überwiegend auf gut angelegten Wegen, auf Gras oder im Wald unterwegs bin, sind Turnschuhe sicher zu vertreten. Im felsigen Hochgebirge mit Geröll und ausgesetzten Stellen würde ich das nur noch bei (wenigen) Leuten vertretbar finden, die wirklich herausragend trittsicher sind ("Halb-Gemsen").
Ich persönlich gehöre der Fraktion "Bergschuh-Träger" an. Das liegt aber auch daran, dass ich oft im Hochgebirge unterwegs bin und dort würde ich mich mit Turnschuhen nicht mehr wohl/sicher fühlen. Dabei geht es mir weniger um das Umknicken (dazu neige ich nicht), sondern eher um die Sohle. Auf ausgesetzten Felsbändern, rutschigen Rinnen oder Bröselfels habe ich einfach definitiv lieber eine harte Vibram-Sohle als eine nahezu profillose Gummisohle vom Discounter-Turnschuh. Gleichzeitig erwarte ich von meinem Schuh, dass man Steigeisen daran befestigen kann und er im Winter die ständige Nässe beim Schneeschuh-Gehen aushält. Weil ich diesen Schuh nun mal gewohnt bin und er mir optimal passt, würde ich ihn auch auf den Geigelstein anziehen, auch wenn das evtl. ein kleiner "overkill" ist - aber was schadet's?

Natürlich gibt es zwischen Discounter-Turnschuh und schwerem Bergschuh noch jede Menge Zwischenstadien (e.g. Trekkingschuhe), die für den gemässigten Einsatz à la Geigelstein wunderbar geeignet sind, aber ich habe einfach keine Lust (bzw. bin zu knickrig), zig verschiedene Paar Schuhe anzuschaffen.

Wie gesagt, ich finde nichts dabei, wenn ein geübter Berggeher am Geigelstein o.ä in Turnschuhen herumhüpft, wenn ein Ungeübter damit im Hochgebirge herumrutscht, finde ich das schon sehr grenzwertig. Gesehen letztes Jahr an der Tofana di Rozes: eigentlich ein leichter Wander-3000er, Geröllbänder mit viel Schutt, dank N-Seite aber oft vereist. Wir sind mit Bergstiefel, Stecken und tw. mit Grödel völlig problemlos hinauf- und hinunter gekommen. Eine italienische Wandergruppe mit Turn- bzw. Leinenschuhen und ohne Stecken kam keinen Meter mehr vor oder zurück und löste schliesslich einen Bergwachteinsatz aus. Das rangiert dann für mich irgendwo zwischen Fahrlässigkeit und grobem Unfug....

Ich denke nicht, dass wir die Frage Turnschuh vs. Bergschuh hier allgemeingültig klären müssen oder können. Es hängt einfach davon ab, bei welchen Bedingungen ich in welchem Gelände unterwegs bin...

Liebe Grüsse!

Radlbiene

Ich bin hier auch der Meinung, dass das jeder nach seinen eigenen Vorlieben und vor allem seinem Können im Gebirge entscheiden soll, mit welchem Schuhwerk er/sie unterwegs ist. Ich persönlich fühl mich mit Turnschuhen in den Bergen nur auf Forststraßen einigermaßen wohl. Auf allen anderen Wegen will ich meine gute Vibran-Sohle. Ob nun auf einem Bergschuh mit Schaft über den Knöcheln oder einem Halbschuh ist hier auch einfach Ansichtssache. Die Halbschuhe sind einfach leichter. Aber bei denen hab ich die Erfahrung gemacht, dass die Sohle wohl doch einfach nicht so steif und gut aufgebaut ist, wie bei einem festeren Bergschuh. Mir brennen hier bei langen Bergtouren einfach die Fußsohlen und ich hab nach ein paar Stunden Gehen einfach das Gefühl, dass ich jeden Stein durchspür! So meine persönliche Erfahrung in den letzten Wochen. Diese Schuhe zieh ich also lieber für kurze Touren an oder für Klettersteigtouren. Auch gut für kombinierte Bike/Hike-Touren, da ich mir hier dann das Mitschleppen von Radschuhen spare. Mit den Halbschuhen radelt es sich ziemlich angenehm. Allerdings wieder nix für Leute, die nur mit Klicker radeln.  ;)

Was mir auch vorletztes Wochenende einfach wieder aufgefallen ist, dass Turnschuhe im Gebirge schon eher grenzwertig sind. Wir waren unterwegs vom Gipfel der Schärtenspitze runter zur Blaueishütte und da ging ein junger Bursche mit Turnschuhen vor uns. Bei ungefähr jedem 2. Schritt ist er auf dem losen Schotter ausgerutscht! Sehr bedenklich! Einige Male landete er dadurch auf den Hosenboden. In abschüssigem Gelände könnte das wohl sehr gefährlich werden. Aber wie gesagt, man kann ja niemanden zu seinem "Glück" zwingen!  ;D

Grüße von
Radlbiene

Brixentaler

Zitat von: RossiS am 21.09.2011, 20:41
...
PS: Wer wirklich exotisches Schuhwerk bewundern möchte dem empfehle ich die Kampenwand am WE. ;-)

So auch in der Urlaubssaison am Ellmauer Tor bzw. im Jubiläumssteig: "Glabbalgeher" aus aller Welt, besonders ältere Deutsche und Niederländer, aber auch Franzosen...