Blauberge: Urwaldrelikt und ein uriger Steig am Klammberg

Begonnen von auf_und_davon, 28.06.2011, 01:01

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

auf_und_davon

Servus,

vorgestern (Sonntag 26.06.) bin ich die Tour Über den Totengraben zu einem Urwaldrelikt und aufs Platteneck gegangen.
Der Pfad zum Totengraben ist gut zu gehen und dank der Markierung mit den gelben Bändern auch gut zu finden.
Etwas knifflig wird es erst später bei einem Bachgraben, hier befindet sich ein gelbes Bändchen an einem umgestürzten Baumstamm Richtung Bachbett und gleichzeitig ein rotweißes Band an einem Baum rechts davon, weiter oben am Hang.
Der Weg führt eigentlich rechts des rot-weiß markierten Baumes in den Graben hinein, um ihn weiter hinten zu queren.
Er ist jedoch erst mit zwei glitschigen Baumstämme blockiert und anschließend im hinteren, felsigen Teil stellenweise fast vollständig abgerutscht.
Bei trockenem Untergrund evtl. gehbar, besser ist es aber man steigt Richtung des gelben Bändchens zum Bach ab, überquert ihn und geht danach weglos bachaufwärts bis zu einer Felsrippe. Hier scharf links den Hang hoch und nach wenigen Metern, bei einem Baum mit einer wie ein Torbogen geformten Wurzel, ist man wieder auf dem alten Weg.

Ab hier ist der Weg nicht mehr mit Bändern, sondern nur noch mit gelegentlichen gelben Farbpunkten an Bäumen markiert. Er zieht sich immer auf etwa 1300m Höhe am Hang entlang, der Rücken zum Aufstieg aufs Platteneck ist aber trotzdem kaum zu verfehlen da der Hang an dieser Stelle relativ flach wird.
Das ändert sich aber schnell wieder, schließlich sind es noch gute 300 Hm bis zum Gipfel!

Zuerst bin ich den markierten Steig aber noch ein Stück weitergegangen. Er bleibt zunächst auf gleicher Höhe, biegt dann aber vor einem sehr tiefen Graben in einer Haarnadelkurve (Markierung: gelbe "Kirsche" an einem Baum) hangabwärts ab.
Laut meiner alten Kompasskarte (Tegernseer Tal 1:30000), auf der dieser Steig tatsächlich eingezeichnet ist :o, müßte er den Graben weiter unten queren und dann fast auf Höhe der Königsalm auf den vom Platteneck zur Alm herunterziehenden Pfad stoßen.

Nach dem Aufstieg zum Platteneck und Abstieg + Rast bei der Königsalm, hatte ich mir dann noch einen weiteren Steig "abseits des Trubels" vorgenommen. Auf meiner schon erwähnten Kompasskarte ist nämlich ein Weg eingezeichnet, der westlich des Klammbergs oberhalb der zum Albertsbach ziehenden Gräben verlaufen und schließlich unten im Tal, fast direkt bei der Trifthütte, enden soll.

Also die "überdimensionale Wegfindigkeit" aktiviert und los!
#geheim#
Gleich nach der Königsalm geht man den Almfahrweg links, und dann in der zweiten 90°-Rechtskurve geradeaus auf einem schlechten Fahrweg bergab. Ca. 100 Hm abwärts beschreibt dieser nach etlichen Windungen wieder eine scharfe Rechtskurve und endet kurz darauf, stärker abfallend, auf einer grasbewachsenen Wendeplatte. Ca. 40m vor dieser letzten Rechtskurve sieht man rechterhand einen fast völlig zugewachsenen Graben/Hohlweg, der sich nach Überwindung des ersten "Grüngürtels" als gut zu gehender, breiter ehemaliger Holzweg entpuppt.
Er führt wenig steil in einigen Serpentinen wieder bergauf, an einer Stelle ist sogar eine uralte Holzbrücke, inzwischen mit Bäumen bewachsen, erhalten geblieben die ein flaches Tälchen überquert.
Gerade wenn man sich an diesen gemütlichen Gehweg gewöhnt hat, endet er leider abrupt vor einem Graben auf etwas über 1200m >:(.
Genau an dieser Stelle habe ich dann ein Pärchen getroffen, das denselben alten Steig gesucht hat wie ich!
Ein solches Treffen in einer derart abgelegenen Ecke ist fast so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto, obwohl man gar nicht mitgespielt hat 8).

Den Graben haben wir nun auf Trittspuren überquert, die danach steil aufwärts bis zu einem Baum führen. Dort ist erstmal überhaupt kein Weg mehr erkennbar, erst wenn man weglos etwa 10m gerade den Hang aufsteigt, findet sich wieder die Andeutung einer Spur.
Auf diesem verwachsenen, verfallenen, völlig unmarkierten und teilweise kaum noch erkennbaren Steig sind wir dann lange fast eben an der Westflanke des Klammbergs Richtung Norden gegangen. Ich denke, dass dieser "Weg" kaum mehr als 3-4mal im Jahr begangen wird und nur noch einigen Förstern und Jägern bekannt ist (bis heute ;-)!

Aufpassen sollte man vor einem namenlosen Vorhügel des Klammbergs, der auf meiner Karte nur als Höhenpunkt "1177" eingetragen ist. Hier führen deutliche Spuren Richtung Nordosten bergauf, während der eigentliche Steig fast unsichtbar in westlicher Richtung abbiegt.
Die Wegwiederfindung hat uns hier eine gute halbe Stunde gekostet...

Der Steig endet dann auf ca. 1000m plötzlich vor einem etwa 2,50m hohen monströsen Metallzaun Modell "Guantanamo light", der wohl die Umzäunung eines Wildgeheges darstellen soll. Hier hilft nur noch, Richtung Westen am Zaun entlang bergab zu gehen und schließlich auf Trittspuren den steilen Grashang die letzten ca. 120 Höhenmetern bis zur Fahrstraße im Talgrund abzusteigen.
Geschafft!

Eine Abzweigung vom Steig, die lt. Karte auf ca. 1050m genau in Richtung Osten führen und auf die Fahrstraße zur Königsalm treffen sollte, haben wir allerdings nicht gefunden. Ebenso könnte man den Steig, auf den wir am Ende des Holzwegswegs nach dem Graben gestoßen sind, auch Richtung Süden zurückgehen. Vermutlich führt er über den Klammberg und beginnt irgendwo an seiner Süd- oder Ostseite.
Forschungsbedarf in dieser Gegend ist also noch vorhanden!



So das war also mein erster Bergbericht hier im Forum, ich hoffe er war nicht zu lang(weilig) und es ist keiner schon beim Lesen eingepennt  ...

Gute Nacht!