Pisten-Verbot für Tourengeher
 

   

Skitouren



Pisten-Verbot für Tourengeher

Begonnen von Nager, 16.12.2010, 09:06

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Nager

Am Spitzingsee sind Skitourengeher seit dieser Woche unerwünscht, am Brauneck ist ebenfalls ein Verbot geplant. Was meint ihr dazu? Anbei die offizielle Stellungnahme des Deutschen Alpenvereins:

15. Dezember 2010
Skitouren auf Pisten
DAV lehnt Totalsperrungen entschieden ab
MÜNCHEN. – Die Pisten im Skigebiet Spitzingsee-Stümpfling-Sutten sind seit Beginn
der Woche für Tourengeher vollständig gesperrt. Im Skigebiet Brauneck ist eine
Sperrung der präparierten Skipisten für Tourengeher angekündigt. Diese Sperrungen
lehnt der DAV entschieden ab. Langfristig erfolversprechende Lösungen, die die
Interessen von Skitourengehern, Alpinskifahrern und Pistenbetreibern berücksichtigen,
können nur im Gespräch miteinander erreicht werden. Solche Gespräche hat es im
Vorfeld der Sperrungen jedoch nicht gegeben.
Die Seilbahnbetreiber der betroffenen Gebiete berufen sich auf ein vom Verband
Deutscher Seilbahnen beauftragtes Gutachten, dass die Pisten als Sportstätten
deklariert. Damit wären diese nicht mehr Teil der ,,freien Natur", und das freie
Betretungsrecht, das in der Bayerischen Verfassung und im Bayerischen Naturschutzgesetz
verankert ist, würde nicht mehr gelten. Das aktuelle Gutachten ist allerdings nur
eine Rechtseinschätzung und stellt keinerlei Rechtsgrundlage dar. Gültig ist vielmehr
weiterhin die Aussage des Bayerischen Innenministeriums, dass Pisten nicht als
Sportstätten einzustufen sind und daher als ,,freie Natur" von jedermann betreten
werden dürfen. Sperrungen sind nur dann zulässig und aus Sicherheitsgründen sehr
wichtig, wenn Skipisten präpariert oder vor Lawinen gesichert werden.
Der DAV kann die Bedenken der Pistenbetreiber zwar nachvollziehen. In Folge des
,,Skitourenbooms" haben die Probleme im Pistenbereich stark zugenommen.
Totalsperrungen sind jedoch deutlich überzogen, zumal, wenn sie im Alleingang und
ohne jede Absprache ausgerufen werden. Nur wenn sich alle Betroffenen an einen
Tisch setzen, kann es tragfähige Konfliktlösungen geben. Dies war jedenfalls eine
bewährte Vorgehensweise in der Vergangenheit. Bestes Beispiel ist der Jenner in
Berchtesgaden: Im Rahmen der DAV-Aktion ,,Skitouren auf Pisten" wurde detailliert
festgelegt, wann welche Piste für Skitourengeher zur Verfügung steht und wann eine
Sperrung gilt. Auch die Liftbetreiber am Kolben bei Oberammergau beweisen mit ihrer
Aufstiegsspur im beschneiten Pistenbereich, dass es vernünftige Lösungen geben kann,
mit denen alle Nutzergruppen gut leben können.
Der DAV appelliert an die betroffenen Seilbahnunternehmen, das Gespräch wieder
aufzunehmen und die Politik der Totalsperrung auf Basis eines nicht rechtsverbindlichen
Gutachtens aufzugeben. Das Ziel muss sein – so wie bisher –, ausgewogene und
den örtlichen Gegebenheiten angepasste Lösungen zu finden und umzusetzen.
Der Deutsche Alpenverein bringt sich im Rahmen der Aktion ,,Skitouren auf Pisten" seit
2003 als Vermittler ein, um Konflikte zu lösen und Unfallgefahren vorzubeugen. Dazu
hat der DAV zusammen mit dem Verband Deutscher Seilbahnen, dem Deutschen
Skiverband, dem Bayerischen Innenministerium, dem Bayerischen Umweltministerium,
der Bergwacht und dem Lawinenwarndienst die zehn ,,DAV-Regeln für Skitourengeher
auf Skipisten" herausgegeben. Zudem hat der DAV örtliche Gesprächsrunden initiiert,
um maßgeschneiderte Lösungen herbeizuführen. Die entsprechenden Regelungen
werden jährlich aktualisiert und vor Ort bekannt gegeben.
Sowohl die allgemeinen DAV-Regeln als auch die örtlichen Regelungen der bayerischen
Skigebiete können unter www.alpenverein.de (>Natur- und Umwelt>Bergsport und
Umwelt>Skibergsteigen) nachgelesen werden. Dort gibt es auch weitere Informationen
zum Thema ,,Skitouren auf Pisten".

mrs.t.m

In Oberammergau wurde das ganze so "gelöst": Kunstschnee für Tourengeher

wastl

servus
was sagen die Hüttenwirte dazu?
gruß wastl

sachranger

Zitat von: Nager am 16.12.2010, 09:06
Am Spitzingsee sind Skitourengeher seit dieser Woche unerwünscht, am Brauneck ist ebenfalls ein Verbot geplant. Was meint ihr dazu?

servus,

ich denke, da muss dringend eine regelung her. grundsätzlich kann ich ein pistenverbot von seiten der liftbetreiber gut nachvollziehen.
ich traue manchmal meinen augen nicht, wie viele "tourengeher" da am pistenrand hochgehen. da besteht schon ein erhöhtes sicherheitsrisiko - das lässt sich einfach nicht wegdiskutieren.
bin ich dann selbst als pistenfahrer unterwegs, stört es mich einfach. ich bin fast nur in den "kleinen" skigebieten unterwegs, die eh schmale pisten haben (spitzing, kampenwand, ...). vielleicht ist das ja in großen skigebieten kein problem.

dann ist da noch der liftbetreiber mit seinen interessen. der investiert, präpariert pisten, und dritte nutzen sie. als steigerung könnte ich mir vorstellen, dass dann oben auf der hütte noch mitgebrachtes verzehrt wird.
mir ist das zu "nass". wer dienstleisungen in anspruch nimmt, soll auch dafür zahlen.
abgesehen davon hab ich gerne meine ruhe auf skitour.

vielleicht sollte man tourengehern einfach auferlegen, dass sie auch eine tageskarte erwerben. dann wäre die zahl der geisterfahrer wahrscheinlich wieder auf einem erträglichen level. oder aber die zahlenden kunden der liftbetreiber befragen, ob sie sich gestört fühlen.

sachranger

DaWilli

servus beinand,
man kann nicht einfach ein verbot aussprechen. das ist zwar für die liftbetreiber das einfachste, aber rechtlich nicht haltbar. wenn die lawinengefahr zu groß ist gehe ich auch manchmal neben der piste hoch. man sollte neben der piste eine aufstiegsspur gut kennzeichnen und schon am parkplatz od. den möglichen aufstiegsort daruf hinweisen. man könnte ja auch, wenn man schon werbung im internet für sein skigebiet macht auf dies besonderheit hinweisen. da es immer mehr werden muss eine gemeinsamme regelung her und nicht nur ein verbot.
auf jeden fall werde ich mir keine liftkarte an den gesperrten skigebieten mehr kaufen.
ich denke es geht nur mit einem gemeinsammen miteinander.

gruß  martin

Maximax

Wenn man sich heute im OVB das Bild vom Brauneck anschaut kann man die Liftbetreiber schon verstehen.

Nager

Recht kontrovers ist die Debatte schon bei http://www.merkur-online.de/nachrichten/bayern/voting-pistengeher-bekommen-platzverweis-mm-1050725.html#idVotAnk0 wo man auch abstimmen kann.
Wenn man die Kommentare so betrachtet: Sieht ganz nach einem Eigentor der Bergbahn aus.

Reinhard

Dass es auch anders geht, zeigt ein Artikel von heute im OVB:

Jenseits der Piste unterwegs im Skigebiet Kampenwand. Dank gezielter Lenkungsmaßnahmen können Interessenkonflikte mit Abfahrern vermieden werden.
Von der Talstation aus ist eine separate Tourengeher-Aufstiegsroute ausgeschildert, damit es gar nicht erst zu Konflikten kommt. Und jeden Donnerstag ist Tourengehenabend (mit Bewirtschaftung auf der Steinlingalm), die Pisten bleiben bis Mitternacht für Aufstiege und Abfahrten nutzbar.

Radlbiene

Das ist ja alles gut und schön mit den separaten Tourengeher-Aufstiegen. Die gibts sowohl an der Kampenwand, als auch beim Jenner. Das Problem ist nur, dass diese Aufstiege kaum genutzt werden. Konnte mich davon mal wieder am Samstag am Jenner und am Sonntag an der Kampenwand überzeugen. Wir waren mutterseelenalleine auf dem separaten Tourengeher-Aufstieg, wohingegen sich auf der Piste eine Schlange von Tourengeher raufschlängelte. Mich erstaunt es immer wieder, wie sehr diese Beschilderungen ignoriert werden. Besonders auffällig an der Kampenwand. Wir waren so ziemlich die einzigen, die den separaten Aufstieg genutzt haben, alle anderen gingen unbeirrt auf der Piste weiter hoch! Am Jenner genau das selbe Bild! Klar sind die separaten Aufstiege meist ein Umweg, aber dafür umso ruhiger und oft auch landschaftlich viel schöner! Interessiert aber wohl kaum jemanden!  ::)

Also, nicht wundern, wenns irgendwann ganz verboten wird, das Tourengehen auf der Piste!  :-\

Beste Grüße
Radlbiene

eli

Recht hast du, Radlbiene,

ich habe auch Verständnis dafür, dass man mal bei schwierigen Schneeverhältnissen die Abfahrt über eine schön gewalzte Piste einem Bruchharsch vorzieht, aber als Ausnahme, nicht generell. Ansonsten sind das für mich keine Tourengeher. Da suche ich doch gerade die Einsamkeit, um die landschaftliche Schönheit in Ruhe genießen zu können.
Beispiel Jennner: Wenn`s denn schon Pistenabfahrt sein muss, warum nicht von Hinterbrand - Mittelstation - Ri. Priesbergalm ziehen - nicht an der Wasserfallalm hoch, sondern erst kurz vor der Branntweinhütte hoch an Bärenwand vorbei zur Königsbergalm und dann direttissima rauf zum Sattel, Felle runter und auf der Pistn obi. Wenn ich gut drauf bin, gibt`s ja auch schon bei der Querung kurz hinter der Strubalm immer li. eine abkürzende Spur steil hoch durch den Wald (kein WWS - Gebiet! ).

hawedere eli

Reinhard

Habe es mir heute mal angesehen:
Wegen Weihnachtsferien war doch einiges los. Die Schilder für die Tourengeher sind auffällig und gut erkennbar angebracht. Rein gefühlsmäßig haben ca. 50% den empfohlenen Weg für Tourengeher genutzt. Dieser verläuft im unteren Bereich über die blaue Abfahrt, der mittlere Bereich mit dem steilen Hang beim Kaltwasserlift wird komplett und recht flach über den Reitweg umgangen. Oben beim Goriloch trifft man wieder auf die Piste.
Die roBerge-Beschreibung werden wir entsprechend ändern.

Reinhard

Die Tourenbeschreibung wurde inzwischen angepasst.
Siehe hier