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Neue Klettersteige

Begonnen von ehemaliges Mitglied, 06.09.2009, 19:46

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ehemaliges Mitglied

Drei neue Klettersteige stellt die Zeitschrift Alpin auf ihrer Homepage (http://www.alpin.de/news/news/0d91ec79-dec3-4f91-9cb1-e06029426253) vor:

a) Mauerläufersteig (Bernadeinkopf/Wetterstein)

ZitatMit dem neuen "Mauerläufersteig" wurde einer der schwierigsten Sportklettersteige der nördlichen Alpen geschaffen. Die Route führt fast drei Stunden senkrecht durch die Bernadeinwand, dabei überwiegend in Kategorie D mit etlichen Passagen in E, also der schwersten Kategorie.

Eine extrem kraftraubende Angelegenheit, der sich nur erfahrene Ferraristi mit entsprechender Kondition stellen sollten.

Vor allem die vielen fast überhängend, ausgesetzten Passagen in Kombination mit den wenigen Trittstufen dürften auch routinierten Klettersteig-Gehern den kalten Schweiß ins Gesicht treiben.


b) Lachenspitz Nordwand Klettersteig (Tannheimer Tal)

ZitatWeitaus moderater gibt sich da der Lachenspitz Nordwand Klettersteig im Tannheimer Tal. Hier bewegen sich die Schwierigkeiten überweigend auf mittlerem Niveau (Katergorie C).

Da der im Juni eröffnete Steig aber auch einige D-Passagen bereithält, sollten sich Anfänger einen Einstieg lieber zweimal überlegen. Mehrfach ausgesetze Passagen sowie die Tatasache, dass es auf 430 Metern Kletterlänge keinen Notausstieg gibt, unterstreichen die Ernsthaftigkeit des Nordwand-Klettersteigs.


Dieser Klettersteig wurde bereits vor 2 Wochen von Tom mit ausführlichem Bildbericht hier vorgestellt: klick


c) Isidor-Klettersteig (Grünstein / Königsee)

ZitatAls echte Alternative für Neulinge des Klettersteig-Sports bietet sich daher der Isidor-Klettersteig in Berchtesgaden an. Mit einem Schwierigkeitsgrad von B/C sind die Anforderungen zwar auch nicht ganz ohne, aber für ambitionierte Anfänger durchaus noch im Rahmen des Möglichen.


Tom

Zitat von: Bergfritz am 06.09.2009, 19:46
b) Lachenspitz Nordwand Klettersteig (Tannheimer Tal)

Dieser Klettersteig wurde bereits vor 2 Wochen von Tom mit ausführlichem Bildbericht hier vorgestellt: klick


... die anderen zwei kommen noch  ;D


Gruß. Tom.




NACHTRAG


MANAL

Auch wenn sich Tom und viele andere in Klettersteigen jenseits von Schwierigkeitsgrad C wohl fühlen finde ich es sehr schade, dass neue Klettersteiganlagen überwiegend spektakuläre Sportklettersteige sind. Nicht nur unterschätzen viele die hohen Anforderugnen an diese Klettersteige, man kann es z.B. regelmäßig an den Bergwachteinsätzen am Hochthronklettersteig sehen oder es ereignen sich sogar tödliche Unfälle wie am neuen Kufsteiner Klettersteig.

Muss es denn immer schwieriger, spektakukläre, steiler, überhängender, ausgesetzter werden? Ist das wirklich notwendig für uns Bergsteiger?

Ich bin sowohl den Imster Klettersteig gegangen, als auch den Leogang Süd und Kühtai-Klettersteig. Alles mit Stellen D bzw. D/E. Beim Imster hat man die glatte, senkrechte Wand mittlerweile mit Stifte entschärft da es am Anfang auch schwere Unfälle gegeben hat. Man hat außerdeml am Imster noch ein Zwischenabstieg vor der schwierigsten Stelle eingebaut. Ein sehr sinnvolle Einrichtung, zumal auch diese Schlüsselstelle ziemlich am Ende erst kommt. Beim Leogang Süd hatte ich am Ende selbst enorme Schwierigkeiten nach den überhängenden Quergang (trotz Expressschlingen!) den Ausstiegskamin hochzukommen. Hier hat man keine Chance mehr sinnvoll rauszukommen da auch keinerlei Notabstieg vorhanden ist. Beim Kühtai-Klettersteig sind die schwierigen Stellen über den ganzen Klettersteig verteilt, wobei hier an vielen leichten Stellen zwischendurch einige Zeit zum erholen der Armmuskeln noch bleibt.

Aus meiner Sicht sollten die schwersten Stellen entweder gleich am Anfang kommen um die schwächsten Klettersteiggeher rechtzeitig abzuschrecken und/oder Notausstiege vor solch kritischen Stellen eingebaut werden. Vor allem wenn die höchsten Schwierigkeiten erst am Ende vorkommen. Kommt es mir nur vor oder wurde dies früher noch häufiger berücksichtigt?

Ich appelliere daher an alle Klettersteigerbauer, deren viele und harte Arbeit beim Bau und Erhalt der Anlage ich sehr bewundere und auch mich an dieser Stelle dafür bedanke. Überlegt euch doch bitte vorher ob man wieder neue Rekorde und Schlagzeilen mit der neuen Anlage machen muss. Ein großer Teil der Klettersteiggeher ist nicht so fit und technisch versiert wie ihr. Wollt Ihr einen Klettersteig für die Freaks erbauen oder für eine größere Anzahl an Aspiranten?

Sich an einem Drahtseil an einer glatten Wand senkrecht oder überhängend hochzuziehen sehe ich nicht gerade als sinnvoll oder klettertechnisch sonderlich anspruchsvoll an. Ein Klettersteigseil sollte als Sicherung und Unterstützung dienen wenn die natürlich Griffe nicht mehr ganz ausreichen und nicht als alleinige Möglichkeit hochzukommen.

Aber leider sind Klettersteige gerade sehr in Mode gekommen und die Tourismusämter versuchen mit allen Mitteln möglichst "modern" zu sein und möglichst viel Bergtouristen anzulocken. Ob ein "Flying Fox" über den ja hier im Forum schon viel diskutiert wurde oder ein Sportklettersteig in Seilbahnnähe. Ich sehe da nicht sonderlich große Unterschiede. Hauptsache spektakulär muss alles sein.

In der Hoffnung dass dieser Modetrend irgendwann abebbt wünsche ich trotz allem jeden noch schöne Touren in den Bergen, ob mit oder ohne Sicherungsseil und Drahtstifte.

Vielleicht ergibt sich ja auch eine sinnvolle Diskussion über diesen Trend hier in diesem Forum? Wie denkt Ihr drüber? Gibt es hier im Forum Klettersteigerbauer die sich dazu äußern mögen? Ist es nur eine Modeerscheinung? Ist es der allgemeine Trend zum Extremsport ohne Rücksicht auf die Natur?

Gerade wenn ich die Berichte zu diesen neuen Klettersteige lese (oder auch an solche wie den Kufsteiner oder Hochthronsteing oder andere oben genannte denke) sehe ich laufend nur Begriffe wie "schwerste Kategorie", "extrem kraftraubend", "routinierte Klettersteiggeher - kalter Schweiß", "mehrfach ausgesetzte Passagen".  Da musste ich einfach mal etwas dazu schreiben.

Viele Grüße,
MANAL

indian_summer

Hallo Manal,

ich finde deinen Beitrag sehr zutreffend!

Momentan scheint es halt "in" zu sein, sich"outdoor" aufzuhalten, und da brauchts dann schon eine gewisse "action"

Es fängt ja schon bei ganz normalen Bergtouren an, viele meinen, hier diese kleinen Voralpenbuckel unter 2000 Meter sind ja gar keine richtigen Berge, da muß man schon weiter reinfahren, um auch ein wirkliches Bergerlebnis zu haben. Und das eben auch für absolute Neueinsteiger, denen die Kondition ja für größere Touren einfach fehlt. Aber das wird dann vielleicht auch kompensiert mit irgendwelchen vermeintlichen energy drinks oder Riegeln.

Ich finde einfach, daß viele Leute sich zu schnell an zu schwierige Unternehmungen wagen. Oftmals fehlt es an der Erfahrung... ja zum Teil auch völlig falsche oder falsch Benutzte Ausrüstung, gerade im Klettersteigbereich.

Wobei es auch immer wieder erfahrene Bergsteiger, Kletterer etc. erwischt. Unfälle wird es immer geben, und je extremer das Gelände, umso schwerwiegender wohl auch die Folgen... Wo Menschen sind, passieren einfach Fehler... unvermeidbar.

Gruß, Elisabeth

WildeKaiserin

Ich gehe auch ab und an in den Klettersteig und verfolge mitunter recht dramatische Szenen - da reicht ein C-Steig aber bereits völlig aus.
Am Sonntag waren wir im Schuasta Gangl - empfohlen in den Führern ab 14 Jahren, 8 - 9-jährige in Scharen ... Einige haben das erstaunlich gut gemeistert, vermutlich Kinder, die
schon in der Halle klettern, andere waren komplett überfordert, wollten umdrehen!
Bei den Erwachsenen sah es aber wirklich nicht besser aus.

Habe auch schon erlebt, dass panische Klettersteiggeher ganze Steinlawinen losgetreten haben, im Ellmauer Halt bei 30 Grad, in Shorts, ohne Getränke, ohne Ausrüstung, überhaupt ohne Rucksack. Das sind allerdings Situationen wie man sie auch ausserhalb der Steige finden kann ...

Ich frage mich schon seit langem, was einem dieses Erlebnis geben mag, wenn man derart angstverkrampt im Fels hängt. Ohne Ausrüstung noch dazu. Ich habe aber vielleicht auch eine andere Herangehensweise, und fange in der Regel mit allem "klein" an.

Ich persönlich glaube daher, mit D(-Stellen) und aufwärts sind die meisten komplett
überfordert, Steige in dieser Liga sind nur noch für eine kleine Gruppe geeignet, insbesondere Klettererfahrene, und gehen die nicht
ohnehin eher die richtigen Kletterrouten?  Zusätzliches Training wie Klettern und je nach Länge auch ganz schön Schmackes in den Armen ist hier doch unabdingbar.
Anderenfalls wird die Bergwacht aufrüsten müssen, was Notrettung angeht ...

Trotzdem ziehen diese Steige magisch Unerfahrene an. Und solange solche Steige gebaut werden, wird sich das wohl auch nicht ändern.  Die Gründe hierfür sind mE
vielfältig, von mal eben schnell den tollen Berg rauf, damit man was vom Urlaub erzählen kann, Leichtsinn, Selbstüberschätzung, Dummheit, Abenteuerlust usw.
Genaus müssig ist es die Frage zu stellen, warum sich jedes Jahr scharenweise Motorradfahrer derrennen und trotzdem  in Sachen PS immer mehr aufgerüstet wird...

Und nicht zuletzt wird mit dem Klettersteigset vermeintliche Sicherheit verkauft. Am Schuastagangl zb, da waren wir uns einig, sollte man die teilweise endlosen Seile ohne Querstreben nicht herunterrauschen. Da nützt das Set auch nix mehr.

Was das Umweltthema angeht, sehe ich die wachsende Zahl der Klettersteige ebenso eher kritisch. Andererseits haben wir schon soviele Berge mit Bahnen, Aussichtsplattformen und sonstigem Unrat verschandelt, das halte ich für wesentlich dramatischer. Was sind 20 cm Stahlstab als Tritthilfe gegen 20 Meter hohe Führungsstempen . Auf "Massenbergen" wie Steinplatte macht es das
Kraut sicherlich auch nicht mehr fett drunterhalb der Bahn noch einen Steig dazu zulegen.
Und sich selbst den Berg hochzubewegen halte ich dann doch noch für die ehrlichere Art den Bergen zu begegnen, als mit Sandalen oben den Spazierweg entlang
zu spazieren. Ganz grundsätzlich finde ich es auch eine sehr schöne, elementare Erfahrung in den Fels zu fassen, und sich mit eigener Kraft hinaufzubegeben.  Mit Flying Fox etc. lässt sich das sicher nicht vergleichen.
Der Klettersteig ist möglicherweise auch für einige dann der  Einstieg in s klassische Klettern.  Denn, Manal, da gebe ich dir recht, technisch besonders anspruchsvoll
ist das Klettersteiggehen sicher nicht, es verleitet mE zu unsauberem Gehen (Seil ist ja immer griffbereit) und ist in sich als abgeschlossene "Sportart"  meines Erachtens auf Dauer auch kaum befriedigend.



faxe318

Ich finde ja als Faustregel gut, dass man an weitgehend unerschlossenen Bergen gar nix mehr machen sollte. Also keine neuen Bahnen und wie ich finde auch keine neuen Klettersteige. Als Kompromiss kann man dann von mir aus  ein paar neue an stark erschlossenen Bergen anlegen.

MANAL

Zitat von: Bergfritz am 06.09.2009, 19:46
Drei neue Klettersteige stellt die Zeitschrift Alpin auf ihrer Homepage (http://www.alpin.de/news/news/0d91ec79-dec3-4f91-9cb1-e06029426253) vor:

a) Mauerläufersteig (Bernadeinkopf/Wetterstein)

ZitatMit dem neuen "Mauerläufersteig" wurde einer der schwierigsten Sportklettersteige der nördlichen Alpen geschaffen. Die Route führt fast drei Stunden senkrecht durch die Bernadeinwand, dabei überwiegend in Kategorie D mit etlichen Passagen in E, also der schwersten Kategorie.

Eine extrem kraftraubende Angelegenheit, der sich nur erfahrene Ferraristi mit entsprechender Kondition stellen sollten.

Vor allem die vielen fast überhängend, ausgesetzten Passagen in Kombination mit den wenigen Trittstufen dürften auch routinierten Klettersteig-Gehern den kalten Schweiß ins Gesicht treiben.


bzgl. dem Mauerläufersteig habe ich grad im Forum von Gipfeltreffen.at einen Beitrag gelesen von jemand der den gegangen ist. Scheinbar ist die dortige Angabe "D" etwas untertrieben. Bevor man den gehen will schadet es nichts dem seinen Beitrag zu lesen und sich auf einen ordentlich harten Brocken vorzubereiten:

http://www.gipfeltreffen.at/showthread.php?t=39452

ehemaliges Mitglied

Der Trend zu immer noch schwierigeren Klettersteigen geht weiter:

Im Hochschwabgebiet wurde im Sommer ebenfalls ein neuer Klettersteig eröffnet, dessen sogenannte "Arenavariante" ("Ferrata Extrem") mit der Schwierigkeitsstufe F bewertet ist und als der derzeit schwierigste Klettersteig überhaupt angesehen wird.

Er gilt allerdings in der Alpinszene als höchst umstritten und selbst der bekannte Autor diverser Klettersteigführer Eugen Hüsler kommentiert diesen Klettersteig mit den Worten "Das ist Hirnriss am Überhang".

Eine Info mit Video zu diesem Klettersteig gibt es hier: klick


roskin

Für mich schaut das nach reiner Kraftsache aus.  Hochziehen am Seil - und das möglichst schnell damit man nicht rutscht mit den Händen...wer's braucht  -  i nicht...

da ja eh geraten wird sich zusätzlich noch mit m Seil zu sichern drängt sich natürlich schon die Frage auf -  wozu überhaupt n Klettersteig?