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Skitouren



Lawinenunglücke

Begonnen von Reinhard, 14.02.2009, 19:06

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faxe318

Ich bin üblicherweise auch für Diskussionen natürlich.

Da hier aber zum einen das Fazit: "In den Hang hätte er bei dieser Lawinenwarnstufe nicht reinfahren sollen." für mich relativ klar war, und ich die Bitte, in diesem Fall eine gewisse Besserwisserei zu lassen, weil es halt ein Bekannter ist, nachvollziehbar fand, finde ich, kann man es auch mal sein lassen.

steff


MichiRO

Zitat von: Bernhard G. am 18.02.2009, 08:37
Dem halte ich entgegen, daß nachweislich auf Pisten jedes Jahr mehr Menschen ums Leben kommen, als auf Skitouren.

Aber wie viele gehen Skitouren und wie viele gehen "normal" Skifahren - auch wenn das ins Off-Topic geht  ::)

indian_summer

Naja, das ansich ist halt schon lebensgefährlich  ;)

Ich mein, was helfen denn alle Warnungen, heute schon wieder ein Toter mehr wegen einer Lawine. Irgendwo hat es halt jeder selber in der Hand...

Und, es weiß jeder, daß manz.B. nicht besoffen Auto fahren soll, wie viele tun es doch? Wenn man es so sieht...

Heinz

Ich denke, dass jeder selbst für seine Bildung verantwortlich ist. Es werden jeden Winter Lawinenkurse angeboten, die für die Lawinengefahren sensibilisieren. Jedem, der sich im freien Gelände bewegt, kann ich so einen Kurs nur empfehlen (Theorie + Praxis mit LVS-Suche). Dass es immer wieder gefährdete Personen gibt, zeigen die Bilder 1-3, letzte Woche in Südtirol aufgenommen.

Warnstufe 3  (2 Tage davor noch Stufe 4; bei Warnstufe 3 muss der gesamte Hang oberhalb der Spur beachtet werden!)
Hang stark eingeblasen durch vorhergesagten Nordföhn
Hangneigung geschätzt >35°
Tourengeher ist trotz Zuruf nicht umgekehrt und hat den gesamten Hang nach links gequert (Bild 1).

Dass selbst Waldbereiche nicht vor Lawinen schützen zeigt Bild 3, bei Bild 4 war die Hangneigung <28° (geschätzt) und wurde vermutlich durch die Lawine im Bild 3 mitgerissen, Anrisskante ca. 50-60cm. Bilder der Lawine aufgenommen bei selbiger Tour während des Aufstiegs.


Gruß
Heinz

Heinz

Bilder der Lawine nachgereicht...

steff

Zitat von: Heinz am 18.02.2009, 17:20
Tourengeher ist trotz Zuruf nicht umgekehrt und hat den gesamten Hang nach links gequert (Bild 1).

Mit dem lauten Zurufen muß man in diesem Fall aufpassen......  ;D 

Sehr beeindruckende Bilder  #int#

Bernhard G.

Zitat von: Heinz am 18.02.2009, 17:20
Dass selbst Waldbereiche nicht vor Lawinen schützen zeigt Bild 3, bei Bild 4 war die Hangneigung <28° (geschätzt) und wurde vermutlich durch die Lawine im Bild 3 mitgerissen, Anrisskante ca. 50-60cm. Bilder der Lawine aufgenommen bei selbiger Tour während des Aufstiegs.
Wie heißt es so schön in den einschlägigen Lehrschriften zu Waldgebieten: sobald der Wald so licht ist, daß man ihn mit Ski befahren kann, schützt er nicht mehr ausreichend vor Lawinen.

sturmei

Zitat von: Bernhard G. am 18.02.2009, 08:37
Dem halte ich entgegen, daß nachweislich auf Pisten jedes Jahr mehr Menschen ums Leben kommen, als auf Skitouren. Denkt jemand deshalb über eine Pistenwarnung nach, sowas wie: "Am Faschingswochenende Deppenalarm der Stufe 4,  in Modeskigebieten lokal Warnstufe 5, wobei die Hauptgefahrenstellen in der Umgebung von Skialmen liegen."?
Jeder mit einem gesunden Menschenverstand wird sich hier auch entsprechend verhalten und an den Faschingswochenende solche Bereiche meiden. Auch ohne Meldung.
Aber das hat mit dem Thema doch gar nichts zu tun.
Als Bergretter wird man oft mit der Unvernunft von Berggehern, Tourengehern, Skifahreren und was sonst noch so im offenen Gelände rumkreucht konfrontiert. Und da kommt einem einfach die Galle hoch, wenn trotz ausreichenster Warnungen mit der Gefährdung von anderen Personen und unter umständen auch von (ehrenamtlichen!!!) Rettungskräften gespielt wird. Weil das erklär mal einem Angehörigen des Opfers, dass du den jetzt nicht suchst bzw. rettest, weil dieses Gebiet nicht betrettbar ist.

Bernhard G.

Zitat von: sturmei am 19.02.2009, 07:45Als Bergretter wird man oft mit der Unvernunft von Berggehern, Tourengehern, Skifahreren und was sonst noch so im offenen Gelände rumkreucht konfrontiert. Und da kommt einem einfach die Galle hoch, wenn trotz ausreichenster Warnungen mit der Gefährdung von anderen Personen und unter umständen auch von (ehrenamtlichen!!!) Rettungskräften gespielt wird. Weil das erklär mal einem Angehörigen des Opfers, dass du den jetzt nicht suchst bzw. rettest, weil dieses Gebiet nicht betrettbar ist.
Das verstehe ich schon. Mir ging es um den Hinweis auf ein fehlendes Betretungsverbot. Wenn es sowas geben würde, müßte man als erstes Skipisten sperren.

sturmei

Skipisten, Straßen, öffentliche Wanderwege u.ä. können wegen Lawinengefahr gesperrt werden. Nur die frei zugängliche Natur nicht. Dies ist in der bayerischen Verfassung festgelegt. Außerdem wo käme man da den hin? Jeder nur erdenklich mögliche Abfahrt mit ner Sperrtafel versehen. Und wenn dann doch was passiert, dann heißt es nur wieder: "Da stand aber keine Tafel."

Christian M.

...heute ist scho wieder was passiert.  :(  Am Wendelstein gabs anscheinend einen Verschütteten. (Obwohl am Wendelstein alles wegen Lawinengefahr gesperrt war!!   :o )Skibetrieb solls erst morgen geben.
Gruss.
Christian

Bernhard G.

Leider reißt die Serie der Lawinenunglücke nicht ab:

Heute, 21.02., Chiemgauer Alpen, Unternberg (1425m) Richtung Schwendtboden-Diensthütte, Nordwestexponierter Gipfelhang, vier Tourengeher verschüttet, "nur" ein Verletzter.

Quelle: Lawinenwarndienst Bayerm
http://www.lawinenwarndienst-bayern.de/lawinenunfaelle/unfall.php?ID=33 Skitourengeher

Ich bin auf den Unfallbericht gespannt, heute war unter der Waldgrenze Warnstufe 2.

Bernhard G.

Zurück zum ursprünglichen Thema: Lawinenunfall am Wallberg.

Es gibt inzwischen auf der Seite des Lawinenwarndienst Bayern einen ausführlichen Bericht zum Hergang des Unfalls - noch keine Bewertung, nur die Fakten:

http://www.lawinenwarndienst-bayern.de/lawinenunfaelle/unfall.php?ID=27

Es soll sich jeder selber ein Urteil bilden.

Radlbiene

Hier Näheres zum Lawinenunglück am Unternberg! Es waren im Übrigen keine Tourengeher! Die sind nämlich (ebenso wie ich) heute die Piste runter, da hohe Lawinenwarnstufe und Gelände und vor allem Steilgelände deshalb tabu!!
Jeden weiteren Kommentar erspare ich mir.

http://www.polizei.bayern.de/oberbayern/traunstein/news/presse/aktuell/index.html/88066


MANAL

Ein Interview mit einem Psychologen über die Lawinenunglücke in SZ-Online:
http://www.sueddeutsche.de/bayern/407/459053/text/

Bernhard G.

Die Unfälle haben sich zwar alle in einem No-Go-Gelände bei Warnstufe 4 ereignet, bis auf den am Untersberg. Hier hat der Lawinenlagebericht die Warnstufe 2 ausgewiesen (unterhalb Waldgrenze). Heute war ebenso Warnstufe 2 unterhalb 1600m.

Ich war heute im Bereich der Hochries (Abereck, Predigtstuhl, Klausenberg) unterwegs. Die Ecke gilt ja bei vernünftiger Spurwahl als recht lawinensichter. Dennoch hat es gestern einen großen Lawinenabgang am Osthang zwischen Heuraffelkopf und Predigtstuhl gegeben. Es war eine Selbstauslösung. Der Hang liegt zwar nicht auf der normalen Skiroute, aber das Gefahrenpotential hätte ich bei Warnstufe 2 nicht erwartet. Nach Aussage eines lokalen Bergwachtlers kommt es sehr selten vor, daß an den Hang überhaupt eine Lawine runtergeht.

Ich habe den Eindruck, daß im Augenblick lokale Gefahrenstellen lauern, die man bei Warnstufe 2 so nicht erwarten würde.

Radlbiene

Mit ist das mit dem Bayerischen Lawinenwarndienst momentan auch ein großes Rätsel. Die Salzburger haben seit Tagen Lawinenwarnstufe 3 - 4. Ich wohne selbst in der Gegend von Ruhpolding und dort hat es von Freitag auf Samstag mindestens 30 cm Neuschnee gegeben. Über den Tag verteilt hat es dann nochmals ca. 20 cm geschneit.

Hier übrigens noch ein ausführlicher Bericht der Bergwacht, aus dem auch zu ersehen ist, wie gefährlich und aufwändig es für die Rettungskräfte war, die Verunglückten zu retten:

http://www.bergwacht-bayern.de/77.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=1991&tx_ttnews[backPid]=14&cHash=467bf8432f

Im Übrigen appeliere ich an alle Tourengeher, auch auf sog. "sicheren" Touren immer volle Lawinenausrüstung mitzunehmen! Ein Appell an die sog. "Variantenfahrer" und Snowboarder hierzu dürfte wohl nach wie vor wenig bringen. Sie gefährden mit ihrem Verhalten nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Und das ist das, was mich stark verärgert. Im übrigen sollte man sich auch nicht immer auf die gemeldete Lawinenwarnstufe verlassen. Die Verhältnisse vor Ort sind zu beachten und auf einem Hang mit einer Neigung von über 40 Grad dürfte immer Gefahr bestehen und bei den am Samstag vor Ort herrschenden Verhältnissen  war dies eiinfach nur purer Leichtsinn und Fahrlässigkeit. Sie haben mit ihrem Verhalten nicht nur sich selbst gefährdet, sondern auch diejenigen, die sich vorschriftsmäßig auf der sog. "sicheren Piste" aufgehalten haben.


faxe318

wenn man sich da die "News" der Bergwacht am Stück durchliest, wird einem schon ganz anders.
Bei den meisten ist da schon viel Unvernunft im Spiel. Wenn jamand (wie die drei Tourengeher auf der großen Reibn) keine Ahnung hat, wo er sich gerade befindet, spricht das nicht gerade für gute Tourplanung.... Hoffe, die Selbstverschuldeten werden an den Kosten der Rettung ordentlich beteiligt.

ehemaliges Mitglied

Zitat von: Bernhard G. am 22.02.2009, 23:48
Die Unfälle haben sich zwar alle in einem No-Go-Gelände bei Warnstufe 4 ereignet, bis auf den am Untersberg.

Kleine Korrektur: Der war am Unternberg bei Ruhpolding.