Geigelstein / Skitouren naturverträglich
 

   

Skitouren



Geigelstein / Skitouren naturverträglich

Begonnen von Reinhard, 29.12.2008, 22:59

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Reinhard

Der Geigelstein ist seit Jahren ein Schwerpunkt bei den Bemühungen des Deutschen Alpenvereins, die Akzeptanz der Regelungen in den Projekten «Skibergsteigen umweltfreundlich» und «Wildtiere und Skilauf im Gebirge» zu erhöhen. Es soll auch eine neue Alpenvereinskarte des Geigelstein-Gebietes erscheinen, allerdings erst, wenn ein tragfähiges Konzept mit den zuständigen Behörden mit allen Betroffenen abgestimmt wurde und eine Änderung der Naturschutzverordnung erreicht ist. Diese wird dann alle empfohlenen Skirouten enthalten.

Kurz vor Weihnachten hat ein Treffen stattgefunden, in dem alle Betroffenen eingeladen waren.
Heute hat nun das Oberbayerische Volksblatt einen Zeitungsartikel abgedruckt, welcher den momentanen Stand der Dinge aufzeigt. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten, wenn wir Neues erfahren.

Weitere Infos und eine Karte zu diesem Thema gibt es bei roBerge auch hier.




Schutzgebiet Geigelstein diskutiert

Um ein Konzept zur Anpassung der Naturschutzverordnung im Geigelstein-Gebiet vorzubereiten, informierten Manfred Scheuermann, Projektleiter «Skibergsteigen umweltfreundlich» im DAV Natur- und Umweltschutz, Wolfgang Selbertinger, Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Traunstein, und Gebietsbetreuerin Claudia Irlacher im Gasthof «Zellerwand» über die im Lauf des Jahres geführten Gespräche.

Teilnehmer der Diskussionsrunde waren Vertreter der DAV-Sektionen Traunstein, Achental und Prien, Bürgermeister und Gemeinderäte der Gemeinden Schleching, Aschau und Kössen, der Bergwacht sowie Verantwortliche aus Umweltbehörden und Institutionen, der Polizei Grassau, des Bundes Naturschutz und der Bürgerinitiative «Rettet den Geigelstein». Ferner waren Autoren von Bergführern vertreten. Vom Amt für Landwirtschaft und Forsten nahm Forstdirektor Rupert Wörndl teil.

Geigelstein, Breitenstein und Rossalm sind seit 1991 als «Naturschutzgebiet Geigelstein» mit Betretungsregelungen ausgewiesen. Bereits seit über zehn Jahren bemühen sich die Verantwortlichen des DAV und des Bayerischen Umweltministeriums in den Projekten «Skibergsteigen umweltfreundlich» und «Wildtiere und Skilauf im Gebirge» die Akzeptanz der Regelungen zu erhöhen.

Zunächst informierte Manfred Scheuermann über die Ergebnisse der Nachuntersuchungen im Geigelsteingebiet nach dem neuen, sehr differenzierten Gutachten des Wildbiologen Zeitler und der Diplomarbeit von Sophie Buchwieser von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Der DAV sei bemüht, eine Anpassung der Naturschutzverordnung zu erreichen, wo dies im Sinne des Naturschutzes möglich ist. Vor allem auf Schlechinger Seite würden die Regelungen als überzogen betrachtet, so Scheuermann.

Claudia Irlacher stellte anhand einer Karte des Gebietes die Zonen dar, die im Winter und Sommer beruhigt gehören. Für den Skibergsteiger soll erreicht werden, dass der Geigelstein-Gipfel wieder normal begangen und im Gipfelbereich zur Priener Hütte abgefahren werden darf. Die Abfahrt über das «Platt» Richtung Wirtsalm sei derzeit geduldet. Eine Erlaubnis für den Aschboden und die Rupprechts-Hütte würden die Regierung von Oberbayern und der Forst jedoch nicht unterstützen, weil im unteren Bereich sensible Waldgebiete betroffen wären. Absolut tabu sei der Stubeckrücken.

Am Breitenstein soll erreicht werden, dass der Aufstieg zum Gipfel von Norden und für die Bergwacht der Zugang zur Bergwachthütte wieder freigegeben wird. Obwohl Zeitler den unteren Bereich des «Karl» auf der Südseite des Breitenstein als nicht gefährdet einstufte, bleibe das Gebiet wegen des sensiblen oberen Bereiches bis zur «Karl-Schneid» und der unbedingt zu schützenden Süd- und Westseite des Breitengipfels wohl weiterhin gesperrt.

Nachdem der Breitenstein teilweise auf Tiroler Gebiet liegt, führten der DAV und Verantwortliche der Landratsämter Traunstein und Rosenheim in Kufstein Gespräche mit Vertretern des Naturschutzes in Österreich, der Grundeigentümer und der Jagd. Erreicht wurde die Ausweisung des Gebietes am Breitenstein als «Wald-Wild-Schongebiet» mit der Empfehlung, das Gebiet im Winter nicht zu betreten. Voraussetzung sei jedoch die fortgesetzte Sperrung des «Karl» gewesen. Vogelkundler Rudi Tengler, Kufstein, bezeichnete den Breitenstein als sehr wichtiges zu schützendes Gebiet.

«Eine Sperrung des ,Karl' schmerzt aus menschlicher Sicht», zeigte Wolfgang Selbertinger Verständnis. Der Skitourengeher würde jedoch in eine Einbahnstraße gelockt, weil der obere Bereich weiterhin gesperrt bleiben müsse. Es sei ein klares Bestreben, für den Skibergsteiger das Maximum zu erreichen und den Breitenstein vom Norden wieder legal betreten zu dürfen.

Die Teilnehmer diskutierten zunächst über eine mögliche Freigabe der Abfahrt über den Aschboden und die Rupprechts-Hütte. Die überwiegende Meinung war hierzu, dass auf dieses Gebiet verzichtet werden könne. Die Abfahrt sei zeitweilig lawinengefährlich und könne schon deshalb nicht in Karten als Skiroute ausgewiesen werden. Für eine Freigabe des vor allem bei Einheimischen beliebten «Karl» setzten sich Elfie Bachmann, Zweite Bürgermeisterin von Schleching, und Martha Rappl, Gemeinderätin Schleching, ein. Es müsse nicht zum Gipfel des Breitenstein aufgestiegen werden. Bürgermeister Josef Loferer, Schleching, meinte dazu, dass dann hier eine Sackgasse aufgemacht werde. Eberhard Opitz, Vorsitzender der DAV- Sektion Achental, fasste mit dem Applaus der meisten Teilnehmer das Ergebnis der Diskussion zusammen: Mit großem Aufwand sei das Naturschutzgebiet Geigelstein nochmal nachverhandelt worden. Mit der Öffnung des Geigelstein-Gipfelbereiches und des Breitenstein-Gipfels von Norden könnten zwei riesige Schritte für den Skibergsteiger erreicht werden, dafür sollte auf zwei nicht so bedeutende Bereiche, wie das «Karl» und der Aschboden mit Rupprechts-Hütte verzichtet werden.

Scheuermann hofft, das Konzept im Sommer 2009 mit den zuständigen Behörden abzustimmen und eine Änderung der Naturschutzverordnung bis zum nächsten Winter zu erreichen. Erst danach würde auch die Alpenvereinskarte Bayerische Alpen Chiemgauer Alpen - West mit dem Geigelsteingebiet fertiggestellt. Neu herausgegeben wurden bereits «Chiemgauer Alpen - Ost - Sonntagshorn» (BY 19), «Lattengebirge - Reiteralm (BY 20)», «Berchtesgaden Untersberg» (BY 22). Neu erschienen sind die Broschüre «Erlebnis Bergwinter» und die Faltblätter «Naturverträgliche Wintertouren», «Skitouren auf Pisten»

Reinhard

Diese Info erhielten wir brandneu aus erster Hand (Danke, Herr Scheuermann vom DAV).
Mehr Info, auch über die neue Karte, in Kürze auf roBerge.de


Mehr Freiheit, mehr Schutz

Drei lohnende, bisher gesperrte Skitourenabfahrten im Chiemgauer Geigelsteingebiet (auch das Platt, was viele freuen wird) sowie der Skiaufstieg von Norden zum Breitenstein sind seit November 2009 wieder freigegeben.

Das Geigelsteingebiet mit seiner hochwertigen Tier- und Pflanzenwelt wurde 1991 dank der Bürgerinitiative ,,Rettet den Geigelstein", DAV, DAV-Sektionen und anderer unter Naturschutz gestellt, damit der Bau einer großräumigen Skischaukel verhindert. Folgen der Unterschutzstellung waren aber auch die bayernweit strengsten behördlichen Regelungen für Tourenskifahrer. Skitourengehen gewann erheblich an Beliebtheit, die Akzeptanz der Verordnung war jedoch nie zufriedenstellend, im Gegenteil. Trotz Informationskampagnen und unermüdlichem Einsatz engagierter Gebietsbetreuer sind am Geigelstein auch sensible Bereiche immer häufiger befahren worden. Um das Problem zu lösen, bearbeiteten DAV und Bayerisches Umweltministerium das Geigelsteingebiet im Rahmen der Projekte ,,Skibergsteigen umweltfreundlich" und ,,Wildtiere und Skilauf im Gebirge" 2007 bis 2009 umfassend und länderübergreifend nach. Ergebnis war ein neues Konzept, das auf die empfindlichen, dringend zu schützenden Bereiche hinweist, aber auch klarstellt, dass es innerhalb der Verbotszone weniger sensible Flächen gibt. Auf dieser Grundlage entschied die Regierung von Oberbayern unter Einbindung der Landratsämter, Gemeinden, Naturschutzverbände und Öffentlichkeit Ende 2009 die Änderung der Schutzgebietsverordnung. Nun haben die Tourenskifahrer ein Stück Freiheit zurück.

Umso dringender ist es aber, die Tabubereiche konsequent störungsfrei zu halten. Denn nur dann haben Tierarten wie Birk- und Auerhühner die Chance, im Naturschutzgebiet Geigelstein zu überleben und nur dann dürfte die zurückgewonnene Freiheit erhalten bleiben.

Details der Änderungen enthält die neue AV-Karte BY 17 ,,Chiemgauer Alpen West, Hochries, Geigelstein" (erhältlich im DAV-Shop oder Buchhandel).

ehemaliges Mitglied

Ein Video des RFO zu diesem Thema gibt es hier zu sehen: klick

Mit Klick auf das Logo links vom Lautsprechersymbol kann das Video (Dauer: 3:40 Min.) auch als Vollbild angesehen werden.