Verhältnisse Ackerlspitze?

Begonnen von MANAL, 22.06.2007, 16:43

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MANAL

Hallo,

weiß jemand wie die Verhältnisse im Nieder- und Hochsessel beim Aufstieg zur Ackerlspitze sind? Liegt da noch viel Schnee? Sind Steigeisen notwendig oder sind da schon ausreichend Spuren/Tritte? Gibt's eine schwierige Randkluft zwischen Schneefeld und Einstieg zu den Kraxelstellen?

Danke,
Andi

MANAL

Nachdem ich heute die Tour über Ackerl- und Maukspitze gemacht habe kurz ein paar Infos und Kommentare:

* Schnee im Niedersessel momentan kein Problem. Das Schneefeld ist ziemlich zusammengeschrumpft, Steigeisen würden das ganze sicher bequemer machen, rechtfertigen aber nicht wegen den paar Meter mitgenommen zu  werden. Geht auch ohne im Schnee ganz gut, lassen sich problemlos mit dem Schuh Tritte schlagen. Falls man ausrutscht endet man recht früh im Kies darunter ohne Gefahr aus dem Niedersessel zu rutschen. Der Aufstieg zur 2er-Kraxelstelle geht am linken Rand noch über den Schnee. Die Randkluft ist ungefähr 50-100cm breit, je nachdem wo man drüber will. Also im Moment kein Problem. Nur reinfallen sollte man nicht da es geschätzt 5 Meter tief zwischen Fels und Schnee nach unten geht.

* Schwierigkeit der Tour: Die Direktroute durch Nieder- und Hochsessel ist wirklich nur bergerfahrene, trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger zu raten die obendrein möglichst auch etwas Klettererfahrung besitzen. Technisch sind die ca. 20m Steilwand kein Problem, da massenhaft Tritte und Griffe (natürlich wie künstliche=Eisenklammern) vorhanden sind. Mehr als ein IIer ist das wirklich nicht. Psychologisch muss man es halt vertragen können.... Unser Gedanke nach den 20m waren jedenfalls "Schade, schon aus...". Der anschließende Aufstieg durch die Rinne ist auch beeindruckend, aber problemlos und auch überhaupt nicht mehr ausgesetzt.
Aus meiner Sicht ist der Kraxelweg von unten auf den Niedersessel rauf schwerer. Einige sehr ausgesetzte Querungen bei denen man am besten nicht den Abhang runter schaut, der Weg ist dort recht schmal und links und rechts sind senkrechte Wände/Abhänge!

* Rinne zum Gipfel der Ackerlspitze: Im Aufstieg relativ problemlos, schwieriger ist eher der Abstieg da man sie sauber abklettern muss was sehr konzentriert erfolgen muss.

* Steinschlaggefahr: EXTREM!!! Auch wenn man noch so sauber geht tritt man doch irgendwo Steine los die aufgrund der extremen Hangneigung sofort mit voller Fahrt nach unten sausen! Zum Glück waren heute nur sehr wenig Bergsteiger unterwegs, ansonsten wäre es sicher gefährlich geworden.

* Übergang Ackerlspitze-Maukspitze: Einige SEHR ausgesetzte Stellen, psychologisch anstrengend. Heftigste Stelle, ca. 2 Meter auf einem schmalen (ca. 50-100cm breiten) Grat über Felsen klettern, auf der Nordseite geht es eine Felswand senkrecht hunderte von Meter runter, auf der Südseite zig-Meter sehr steil. Am besten nur konzentriert rüberkrabbeln und dabei nicht nach unten sehen...

* Abstieg von der Maukspitze über die Rampe: Eine relativ einfacher und angenehmer Abstiegsweg, der schwerer aussieht als er ist. Relativ wenig lockeres Geröll, daher gut zu gehen. Beinhaltet jedoch auch diverse (mindestens) Ier-Kraxelstellen die abgeklettert werden müssen.

* Einsamkeit: Trotz eines absolut herrlichen Sonntags haben wir gerade mal sechs andere Bergsteiger auf Ackerl- und Maukspitze getroffen. Wo erlebt man sowas noch im Wilden Kaiser?

* Bei der Gedenktafel am Einstieg zum Steig für eines der Todesopfer 2003 musste ich feststellen, dass der betreffende aus meiner früheren Nachbarschaft gestammt hat und ich ihn aus meiner Schulzeit gekannt habe. Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen dieses tragischen Unfalls.

* Alles in allem eine absolut beeindruckende aber sehr schwere Bergtour! Wer technisch, physisch und psychisch einigermaßen problemlos durchkommt wird ein unvergessliches Erlebnis haben. Alle anderen sollten sich überlegen diese Tour zu gehen.

* Wichtig ist auf alle Fälle ein stabiles Wetter. Durch Nässe werden sämtliche Wege in diesem steilen Gelände um ein vielfaches schwieriger und ist absolut abzuraten!!!

finch

Servus Manal,

ein m.E. sehr schöner und informativer Bericht über die Ackerlspitze, allerdings möchte ich Nachfolgendes:

Zitat von: MANAL am 24.06.2007, 23:57
Falls man ausrutscht endet man recht früh im Kies darunter ohne Gefahr aus dem Niedersessel zu rutschen. Der Aufstieg zur 2er-Kraxelstelle geht am linken Rand noch über den Schnee.

nicht unterschreiben. Unterhalb des Schneefeldes befinden sich - soweit ich mich erinnere - einiges an größeren Felsbrocken, ein einfaches Rutschen in den Kies wird daher eher schwierig. Grad´ dort, wo das Schneefeld zum Fels hin immer mehr aufsteilt und der Schnee dann auch meist härter wird, kann es schon recht heikel werden, einfach umkehren ist dann nicht mehr. Hier im Forum wurde - glaub ich - auch schon mal ein Unfall an der gleichen Stelle beschrieben...

Aber in jedem Fall eine wunderschöne Tour..

Gruß

finch

MANAL

Zitat von: finch am 25.06.2007, 09:08
Servus Manal,

nicht unterschreiben. Unterhalb des Schneefeldes befinden sich - soweit ich mich erinnere - einiges an größeren Felsbrocken, ein einfaches Rutschen in den Kies wird daher eher schwierig. Grad´ dort, wo das Schneefeld zum Fels hin immer mehr aufsteilt und der Schnee dann auch meist härter wird, kann es schon recht heikel werden, einfach umkehren ist dann nicht mehr. Hier im Forum wurde - glaub ich - auch schon mal ein Unfall an der gleichen Stelle beschrieben...

Aber in jedem Fall eine wunderschöne Tour..

Gruß

finch

Ein Ausrutschen ist sicherlich niemals ratsam, aber in diesem Fall würde die Rutschpartie garantiert im Schotter enden. Um da umzukommen muss man schon sehr unglücklich in die Felsen rutschen, aber das kann überall passieren.
Das Schneefeld im Niedersessel ist nur relativ klein, selbst der Weg der von der Maukspitze über die Rampe herunterkommt ist schon weit vom Schneefeld entfernt. Deswegen wer im Moment am oberen Ende des Niedersessels im Schnee ausrutscht ausrutscht wird sicher nicht aus dem Niedersessel herausfallen, so weit kann man gar nicht kommen.

Und beide Unfälle 2005 sind an dem extrem ausgesetzten Weg vom Niedersessel zum Hochgrubachkar passiert, nicht im Niedersessel selber. Gefährlich ist das Schneefeld dann, wenn es bis zur unteren Kante des Niedersessels geht, dann ist ein Absturz vorprogrammiert weil man nicht mehr im Niedersessel zum stoppen kommt. Nur in diesem Sommer muss man deswegen keine Angst haben. Kann mir sogar vorstellen dass das Schneefeld bis in den Herbst noch komplett verschwindet.

finch

Meinte auch nicht die beschriebenen Unfälle aus 2005, sondern einen vergleichsweise harmlosen, bei dem genau das passiert ist, was naheliegt: Im aufsteilenden Schneefeld ausgerutscht, runtergerauscht und unten an den Felsen den Fuß verletzt. Blöd gelaufen natürlich.


MANAL

Zitat von: finch am 25.06.2007, 13:30
Meinte auch nicht die beschriebenen Unfälle aus 2005, sondern einen vergleichsweise harmlosen, bei dem genau das passiert ist, was naheliegt: Im aufsteilenden Schneefeld ausgerutscht, runtergerauscht und unten an den Felsen den Fuß verletzt. Blöd gelaufen natürlich.



Sicher, wenn man da ausrutscht sind Knochenbrüche oder leichtere Verletzungen nicht unwahrscheinlich. Will das Schneefeld auch nicht verharmlosen, nur es besteht im Moment nicht die Gefahr abzustürzen wenn man ausrutscht, was mit großer Wahrscheinlichkeit sonst tödlich wäre und was aus meiner Sicht die Gefahrenstufe beträchtlich erhöht.

Habe auch von so einem Unfall auf http://www.steinmandl.de/Homepage.htm?Kaiser4.htm im Tourenbericht zur Ackerlspitze gelesen. Bei uns war im Aufstieg aber der Schnee so weich, das man sich problemlos Tritte machen konnte. Am meisten muss man halt an der Randkluft aufpassen, dass man da nicht reinfällt. Ein Sturz die ca. 5 Meter zwischen Fels und Eis nach unten ist sicher auch nicht gerade gesund.

Tom

Bei den "milden" Temperaturen gesten sind "Ines" und ich "schnell" die Runde Wochenbrunner Alm - Ackerlspitze - Maukspitze gegangen.

Wollte nur schnell einen Hinweis geben, für die, die diese Runde die nächste Zeit gehen wollen.

Zitat von: MANAL am 25.06.2007, 12:24
Nur in diesem Sommer muss man deswegen keine Angst haben. Kann mir sogar vorstellen dass das Schneefeld bis in den Herbst noch komplett verschwindet.

Das Schneefeld kann man fast nicht mehr als "Feld" bezeichnen. Es ist aufgrund der Hitze die letzten Tage sehr geschrumpft, und deshalb ist - noch mehr als sonst - Vorsicht geboten.

Beim Aufstieg sollte man am besten den Markierungen an der Wand folgen, die vom Wegweiser direkt zum Schneefeld führen und nicht den Spuren im Schotter und schon überhaupt nicht den noch sichtbaren Spuren auf dem Schneefeld hin zum Einstieg in der Wand.

Es ist soviel weggeschmolzen, dass es leicht möglich ist, in der "Randkluft" zwischen Wand und Schneefeld zu gehen. Kurz vor dem Einstieg sieht man dann auch, warum es nicht empfehlenswert ist, über das Schneefeld zu gehen. Es ist von unten soviel herausgeschmolzen, dass die obere Kante des Schneefeldes nur noch der Deckel einer Höhle ist. Gestern vormittag noch ca. 30 - 40 cm dick - bei weiterer Sonneneinstrahlung jetzt vermutlich noch weniger.

Da wird es für einen "ausgewachsenen Mann" mit entsprechend gefülltem Rucksack schon problematisch, da man schon bis zur Kante vorgehen muss, um überhaupt die Wand erreichen zu können. Falls "das Teil" dann durchbricht geht es ca. 2,5 - 3 m abwärts. Was man sich dabei zuziehen könnte, kann sich jeder selbst ausmalen, aber selbst mit einer einfachen Knöchelverstauchung wird es schon schwierig aus dem Niedersessel wieder abzuklettern.



Gruß. Tom.

bustakiten

Zitat von: Tom am 18.07.2007, 11:53
Das Schneefeld kann man fast nicht mehr als "Feld" bezeichnen. Es ist aufgrund der Hitze die letzten Tage sehr geschrumpft, und deshalb ist - noch mehr als sonst - Vorsicht geboten.

Das Schneefeld existiert nicht mehr, es ist völlig weggeschmolzen, man kommt ungehindert und ohne Probleme zum Einstieg in die Wand.

... Bin gestern die Runde Wochenbrunneralm - Niedersessel - Ackerlspitze - Maukspitze - Niedersessel - Wochenbrunneralm gegangen. Man kann einfach nur sagen; wunderschöne, aber auch fordernde Tour

Grüße bustakiten