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20.06.24: Mangfallgeb.: Zur Sonnwend NaturNah auf'd Aiplspitz

Begonnen von geroldh, 23.06.2024, 12:48

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geroldh

Zwei schwül-heiße Tage mit blauem Himmel gab's zuvor, doch über Nacht ist mal wieder Sahara-Staub in der Höhe nach Mitteleuropa gezogen und bietet für die Luftfeuchtigkeit viele Kondensationskeime - ein komplett bedeckter Himmel ist die Folge, aber wenigstens ist die Luft immer noch warm. Das Wetterradar zeigt am Nachmittag anstatt der vorhergesagten Gewitter nur ein kleineres Regengebiet, das innerhalb einer Stunde über die westl. bayerischen Voralpen zieht (es entwickelt sich anschl. über RO und dem Chiemgau zu einer "Superzelle"...), danach soll es wieder trocken werden.

Nach einem Arbeitstag in München steige ich am Hauptbahnhof nicht ganz spontan in einen anderen Zug als üblich ein, er bringt mich via Holzkirchen und Schliersee zum Haltepunkt Fischbachau (ca. 750 m, 17:15 Uhr), an dem ich meine Sonnwend-Wanderung starte. Noch ein kurzer Boxen-Stop bei Edeka, Bier und Kekse verschwinden im Rucksack, dann marschiere ich auch schon bei Sonnenschein die geschotterte Fahrstrasse beim Weiler Aurach zwischen zwei (Vor-)Bergen hinein.

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Historische Wegsäule bei Aurach, im Hintergrund das felsige Abend-Ziel, die Aiplspitz

Nur wenige hundert Meter später wird der unscheinbar abgehende (Jagd-)Steig erreicht - es ist der Punkt, an dem ich in einem wasserdichten Beutel ein Materialdepot einrichte. Nur mit einem kleinen Rucksack und dem Nötigsten (Gipfelbier & Kekse, Short & T-Shirt, Biwaksack & Stirnlampe, Pflaster & "Händy", sowie Schuhe für den flotten Abstieg) mache ich mich nun barfuß und naturnah daran den einsamen Steig (T2-T3) in einem lichten Buchen-, später Fichtenwald hinauf zu wandern - der Himmel hat wieder aufgeklart und die Sonne scheint freundlich durch's Blätterdach.

Bald wird ein kleiner Wasserfall erreicht, den Rucksack zur Seite gestellt und es wird eine willkommene erfrischende Dusche - aber so richtig trocken werde ich bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit im Wald so schnell nicht werden. Etwas später wird ein nordwärts gerichteter Geländerücken erreicht, auf dem sich der kleine Steig weiter hinauf schlängelt. Durch den voran gefallenen Regen ist das kniehohe Gras, das beidseits in den Pfad hinein ragt, sowie die Zweige auf Schulterhöhe, noch nass, doch auf der Haut ist es eine angenehme Erfrischung. Ob sich aber die Zecken durch den Regen haben verscheuchen lassen? Alsbald wird durch eine Latschengasse der kreuzgeschmückte Gipfelpunkt der Heißenplatte (1593 m, 19:30 Uhr) erreicht.

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Auf der Heißenplatte mit Blick nach NordOst auf Breitenstein und Wendelstein

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Durch Latschengassen führt der Kamm-Steig in südl. Richtung auf die felsige Aiplspitz zu

Eine kurze Pause mit Eintrag im Gipfelbuch wird gemacht, dann führt mich ein Steig auf dem Höhenrücken entlang bis zu einer beschilderten "Wegkreuzung". Hier ist kurze "Orientierung" angesagt: Für meine angedachte Rundtour bin ich hervorragend in der Zeit, aber geht es sich auch aus, nochmal etwa 150 Höhenmeter den nächsten Gipfel zu erreichen? Um meinen letzen Zug nach Hause zu bekommen ist 21:00 Uhr die Zeitmarke der spätesten Umkehr. Nun, da alles passt, auch das Wetter nach wie vor "sonnig" ist, mache ich jetzt mit Schuhen den felsigen und steilen Aufstieg (T4, sw) zur 1759 m hohen Aiplspitz (20:30 Uhr).

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Der Gipfelblick nach SüdWest ist immer noch durch Sahara-Staub getrübt - Schinder und Risserkogel begrenzen den Horizont

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Der Sonnenstand am NordWest-lichsten Umkehrpunkt, von der "Oberbayern-Seenplatte" spiegelt nur der Schliersee

Ein bißchen Sonnenuntergang wird mir geboten, Gipfelbier und Kekse stärken etwas, auch hier mein Eintrag ins Gipfelbuch sowie ein paar Fotos in die Umgebung werden gemacht, dann ist es auch schon 21:00 Uhr und damit höchste Zeit für einen flotten Abstieg. Wie vermutet, haben sich durch den eher kritischen Wetterbericht andere Feierabend-Bergler abhalten lassen, so dass beim sonst üblichen "Normalweg" keine Begegnungen mehr zu erwarten sind. Ziemlich flott, aber geübt und dennoch vorsichtig (der Fels ist bereits abgetrocknet) mache ich mich an den Abstieg von 1000 Höhenmetern.

Durch Latschengassen führt der nun einfachere, aber feucht-rutschige Steig im Zick-Zack hinunter, ich gebe zwischendurch etwas Gas, lande einmal in der Botanik, habe ich mir im Talgrund beim erreichen des Forstwegs doch eine mentale Zeitmarke gesetzt. Inzwischen hat die Dämmerung eingesetzt und im Waldbereich wird es bereits ganz schön duster, eine gute Übung für die Augen, wenn auch batzig-nass ist der Pfad doch gut ausgetreten. Durch die Körperanspannung und Konzentration schwitze ich flott abwärts laufend genau so wie aufwärts...

Der Forstweg wird erreicht, die gedachte Zeitmarke bestens eingehalten, dann beginnt ein längerer Hatscher das Tal hinaus - wenigstens kann ich nun die Konzentration zurück fahren und gleichmäßige Schritte machen. Der deponierte Beutel wird aufgenommen, nun ist es fast dunkel, noch zum Bahnhof gelatscht (22:25 Uhr), dann sind die 15 Minuten Wartezeit bestens zum Abschwitzen und Umziehen geeignet. Knapp zwei Stunden mit Umstieg in Holzkirchen wird die Fahrt mit der bayerischen Bummelbahn nun dauern (genug Zeit, um diesen Bericht zu tippen), wenigstens noch vor 1 Uhr komme ich ins Bett - eine spezielle Tour an einem besonderen Tag hat Freude gemacht.

PS: Es wurden keine Zecken mitgenommen.