Barryvox Pulse
 

   

Barryvox Pulse

Begonnen von moebius monkshood, 20.12.2006, 17:39

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moebius monkshood

Liebe Winterbergfreunde,

ich möchte mir ein eigenes LVS-Gerät zulegen und liebäugele gerade mit dem Barryvox Pulse von der Schweizer Firma Ascom, Vertrieb durch Mammut.

Neben dem Pieps DSP ist es das einzige Gerät mit drei Antennen auf dem Markt. In der Alpin-Zeitschrift 11/2006 wurde es empfohlen. Die Preisempfehlung von 349 Euro ist die Gleiche wie beim Pieps. Ich hatte es schon einmal in der Hand und war hellauf begeistert. Ich hatte das Gefühl, daß das Einkreuzen während der Feinortung reibungslos klappt, insbesondere keine falschen Minima ausgegeben werden. Die Vitaldatenübertragung würde ich auf meinen Touren wohl deaktivieren, weil sie nur dann Sinn machen würde, wenn der Rest der Gruppe ebenfalls das Barryvox Pulse verwendet, was aber wahrscheinlich auszuschließen ist.

Würdet Ihr an meiner Stelle doch lieber das Pieps DSP bevorzugen?

Auf Eure Ratschläge wartet schon

moebius

fliegenschiss

Servus moebius,

Es gibt jetzt auch noch zwei neue Geräte von Ortovox:
-das S1, auf das alle solange gewartet haben, weil es viele verschiebungen des Verkaufsstarts gab. Es besitzt ein großes Display. Auf diesem wird das ganze Lawinenfeld angezeigt mit den Positionen der Verschütteten Sendern. Ist vielleicht ganz interessant, aber schweineteuer...
-das D3: Dieses Gerät hat auch 3 Antennen, aber einen riesen Nachteil gegenüber dem Pieps DSP hat. Man kann die gefundenen Sender nicht ausblenden. Warum kann Ortovox, wenn es schon ein neues Gerät entwickelt nicht den neuen Stand der Technik einbauen?

Ich weiß nicht, ob man die Option zum ausblenden bei dem Barryvox Pulse hat, das Gerät hab ich noch nicht in der Hand gehabt.

Ich habe seit letztem Winter das Pieps DSP und bin hochzufrieden damit. Die Distanzanzeige geht kontinuierlich runter und dann langsam wieder rauf. Insgesamt sehr genau und keinen falschen Minima/Maxima. Auch das Markieren hat bis jetzt immer problemlos funktioniert.


Grüße,
fliegenschiss

moebius monkshood

Hallo fliegenschiss,

das mit den neuen Ortovoxen hatte ich auch schon aufschnappen können, dennoch danke für den Hinweis. Ich hatte zuvor schon etliche Läden hier in München bezgl. der neuen Verschüttetensuchgeräte abgeklappert und man sagte mir unisono, daß dieses schweineteure Ortovox s1 (es geht um schlappe 449 Euro) noch nicht erhältlich sei.

Rein beruflich habe ich mit sogenannten embedded Systemen zu tun (allerdings nicht in der LVS-Branche). Deshalb zwei Vermutungen von mir  bezgl. der Verschiebungen des Verkaufsstartes beim ortovox s1:

1) Schlechter Entwicklungsprozeß zusammen mit Veränderungen der Anforderungen: Jede Änderung der Requirements muß den gesamten anhängigen Entwicklungsprozeß mitgeschleift werden: Das bedeutet:
--> Änderung im Design und Abchecken der Impacts auf weitere Features.
--> Änderungen in der Hard- und Software
--> Änderungen der Testanforderungen
--> Die veränderte Hard- und Software muß nochmals getestet werden. Bei den sogenannten Black Box Tests muß
      alles nochmals gestestet werden, um sicher zu gehen, daß keine Nebeneffekte der veränderten Hard- und
      Software unentdeckt blieben.

Aus diesem Grunde sollte ein LVS Hersteller zu einer bestimmten Zeit ein Gerät mit einer gewissen Mindestfunktionalität auf dem Markt bringen und weitere Neuerungen iterativ im Laufe der Folgejahre integrieren. Wenn ich mir so die neueste Generation der Ortovöxe, etwa das besagte s1 anschaue, fehlt mir der direkte technologische Bezug zu dem x1. Das sind für mich rein technologisch zwei völlig verschiedene Geräte und nicht die Iteration des einen zum anderen Gerät.

Die Tatsache, daß Ortovox bei seinem d3 noch nicht die Markierfunktion intus hat, die sowohl beim Pieps DSP als auch beim Pulse sehr wichtig ist, zeugt von einer schlechten Marktbeobachtung zusammen mit einem zu inflexiblen Entwicklungsprozeß, der anscheinend keine kurzfristigen designänderungen zuläßt. Schade...

2) Schlechtes Design: Ein schlechtes Systemdesign erschwert die schnelle Entwicklung. Wahrscheinlich waren während der Entwicklung Effekte aufgetreten, die nicht vorhersehbar waren. Beispiel hierzu:
Es wird folgende Systemdesignentscheidung getroffen: Mit Änderung des Systemzustands auf SEND wird gleichzeitig
zum Pieps auf 457 kHz der W-Link (=Datenfunk auf einer Frequenz von hierzulande 870 MHz; industrieweit genormt
und eingesetzt) aktiviert, der irgendwelche Verschüttungsdaten an andere LVS-Geräte schickt. Das ist zunächst ein
einfaches Design. Spätere Tests ergeben allerdings, daß der W-Link zuviel Strom zieht; die Batterien gehen
schneller alle; das Major Requirement, daß das Gerät mit einer Ladung 200 Stunden senden und 1 Stunde
suchen können muß, ist nicht länger einzuhalten. Um das Major Requierement einzuhalten, muß also das Design
geändert werden. Eine Lösung könnte  etwa sein: Das Gerät beginnt erst mit Datenübertragung per W-Link, wenn
der Träger verschüttet wurde (hier ergibt sich das Folgeproblem der geräteinternen Erkennung einer Verschüttung).
Nach 2 h Übertragung per W-Link wird diese automatisch abgeschaltet, sofern das gesamte Gerät ohnehin nicht
schon aus ist.


Wenn Du davon ausgehst, daß während einer Entwicklung 20-30 solche Klimmzüge veranstaltet werden müssen, dann erklären sich ganz leicht die Verzögerungen. Die meisten Designfehler entstehen, wenn komplizierte physikalische Sachverhalte wie etwa das geräteinterne Erkennen einer Verschüttung nicht erfolgreich modelliert werden (können) und dadurch bei der Schlußabnahme das Gerät sozusagen durchfällt; also  von den Testern, die nicht an der vorherigen Entwicklung mitgewirkt haben, nicht akzeptiert wird.

ASCOM hat viel mit embedded systems von anderen Branchen her zu tun. Deswegen werden die Barryvox-Ingenieure Entwicklungsprozesse sicherlich bewußter leben als etwa bei Ortovox, welches sich -- bezogen auf embedded Systeme -- auf LVS Geräte spezialisiert. Bei den großen Firmen ist es etwa Usus, vor dem Rollout, also dem massenhaften Vetreiben der Geräte an die Endkunden, eine gesicherte Erfahrungsgrundlage bei den sogenannten institutionellen Kunden, etwa Schweizer Armee, Bergrettungsdienst, Pisten- und Waldarbeiter, Polizei, etc., aufzubauen. Wir reden hier nicht von 5 -10 Geräteprototypen, sondern von einer Vorserie von mehreren 100 Stück. Während dieser Feldstudie können noch Kleinigkeiten am Design optimiert werden. Beim Barryvox Pulse waren es sicherlich auch die institutionellen Kunden, die auf die Vitaldatenübertragung gedrängt haben, nachdem sie vom SLF in Davos eingehend beraten worden waren. Wenn die Schweizer Armee etwa in den nächsten 3 Jahren 50000 Geräte abnimmt, dann kann sie nicht so tun, als ob jeder Soldat mit seinem Gerät  für sich alleine steht. Dann ist sie -- aus Fürsorge -- geradezu  verpflichtet, gewisse spieltheoretische Synergien, die sich aufgrund der Vitaldatenübertragung im Falle einer Verschüttung ergeben, mitzunehmen.  Ohne den in Aussicht gestellten Großauftrag der Armee wiederum hätte ASCOM vielleicht nicht das Barryvox neu entwickeln können, weil es sich ganz einfach nicht gerechnet hätte.

Wie sich die wirtschaftliche Situation bei Ortovox darstellt, weiß ich nicht. Die Tatsache, daß ein Verkaufstart sich bis dato um zwei Jahre verzögert, würde mir als Ortovox-(Stamm)Kunde ganz schöne Kopfschmerzen bereiten: Kommt das Gerät zu spät, werden die Kunden vergrault, die auf Ortovox gerade warten, kommt das Gerät aber zu früh, dann war das Gerät das Letzte von Ortovox (ganz buchstäblich). Schließlich sind LVS-Geräte Sicherheitseinrichtungen und keine PC's, die man beliebig zurückrufen kann.

Noch eine letzte Anmerkung zum Barryvox Pulse: Ein Verkäufer berichtete mir, daß dieses Gerät über zwei digitale Suchmodi verfüge; und zwar einen Standard-Mode, in dem die Piepse der verschütteten Geräte getrennt würden und dadurch per Markierungsfunktion ein -und ausblendbar seien, und noch den sogenannten backup-Modus. Bei diesem werde das stärkste empfangene Signal angezeigt und alle weiteren Signale werden ausgeblendet. Dieses sei wohl dann nützlich, wenn man mit dem suchenden Gerät wegen ungünstiger Überlagerung während einer Mehrfachverschüttung zu viel anhalten müßte, anstatt schon einmal den ersten Verschütteten zu orten.
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Erstmal genug geschnackelt über das Barryvox Pulse.
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Da Du schon seit einem Jahr mit Deinem Pieps DSP hochzufrieden bist, muß ich es mir die nächsten Tage noch einmal genauer anschauen. Deinen Schilderungen zufolge arbeitet es beim Einkreuzen sehr präzise. Das ist mir sehr wichtig. Im Testbericht von Alpin stand, daß das Ignorieren der falschen Minima und dem Aufspüren des richtigen Minimums ein Verdienst der dritten Antenne sei. Daraus lernen wir, daß ein gutes LVS-Gerät digital ist und  mit drei Antennen arbeitet. Derselbe Testbericht sagte allerdings auch, daß mit dem Pieps dreimal eine Mehrfachverschüttetensuche abgebrochen werden mußte, weil das Gerät sich sozusagen zwischen den bereits markierten und den noch nicht entdeckten noch nicht markierten verschütteten VS-Geräten verheddert habe. Hier ist ein Widerspruch zu Deiner Aussage, daß die Markierungsfunktion problemlos funktioniere.

Aufgrund meiner Erörterungen weiter oben entscheide ich mich wohl zwischen dem Pieps DSP und dem Barryvox Pulse. Selbst dann, wenn Ortovox mit seinem s1 bereits am Markt eingetroffen sein sollte. Die Nichtteilnahme am Alpintest, an dem ansonsten alle anderen wesentlichen LVS Gerätehersteller mit 1-2 Geräten vertreten waren und die um 100 Euro höhere Preisempfehlung zu den beiden Konkurrenzprodukten  zusammen mit der Tatsache, daß ein Verkaufsstart sich um 2 Saisons hinauszögert, verunsichern mich als einfachen Kunden. Eigentlich schade; hätte ich doch gerne eine quasi ortsänsässige Firma (4 Dörfer von meinem Zuhause entfernt) unterstützt.

Zum Schluß noch einmal weitere Kriterien, die für mich relevant sind:

- Suchverhalten unabhängig vom Fabrikat des Verschütteten; hier hatte ich gehört, daß Ortovoxs alte Geräte
  von der Trägerfrequenz (457 kHz) um +/- 80 Hz abweichen und dadurch eine Reichweiteneinschränkung
  beim Empfang entstünde.

- maximale Suchreichweite bei ungünstiger Lage (digitaler oder analoger Suchmodus ist mir egal)

- Zukunftssicherheit durch einfache Erneuerung der Releases


Bald ist schon Weihnachten...

Viele Geschenke wünscht moebius

fliegenschiss

Servus,
um nochmal zu der Markierfunktion vom Pieps DSP zurückzukommen. Bei mir hat sich das Gerät noch nie (hab letzten Winter wirklich viel gesucht, weil ich eben ein neues Gerät habe) verheddert und einen schon markierten Sender wieder als stärkstes Signal empfangen. So hab ich das jetzt bei dir verstanden (hab den Test von Alpin selbst nicht gelesen).
Das einzige, was mir manchmal seltsam vorkam war, dass das Gerät bei zB. zwei vergrabenen alten Ortovox f1 Geräten nicht zwei Verschüttete, sondern 4 (oder mehr) angezeigt hat. Allerdings hat sich das nach dem auffinden und markieren eines Senders in wohlgefallen aufgelöst, da der Sender dann wirklich ausgeblendet war und die richtige Anzahl noch sendender Geräte anzeigte. (ich vermute, es liegt daran, dass alte Geräte zu dem 457kHz Signal noch ein Dauersignal mitsenden. wie das technisch genau zu erklären ist weiß ich nicht...).     
->Ergebnis: wie du bereits bemerkt hast, bin ich wirklich zufrieden mit meinem Pieps

Allerdings hört sich das Barryvox Pulse auch wirklich interessant an. Kann dazu eben nichts aus Erfahrung schreiben.
Letztendlich ist es eben doch der wichtigste Faktor, dass man mit dem Gerät regelmäßig übt und somit mit dem Gerät umgehen kann. Es gibt schließlich so viele Tourengeher, die einen Piepser haben aber nicht wissen, wie man damit umgeht.

Na dann auch von mir frohe Weihnachten,
fliegenschiss