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31.10.2022: Loferer Steinberge: Traunspitzl

Begonnen von geroldh, 05.11.2022, 13:45

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geroldh

Es ist der letzte Tag des wärmsten Oktobers im bayerisch-österreichischen Alpenraum seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 – ,,nur" 0,5 Grad über dem bisherigen Spitzenreiter im Jahr 2001. Der frühe Schnee vom September ist auch in der Felsregion wieder geschmolzen und so wollen wir es noch einmal angehen mit einer Kraxeltour – erneut auf der Südseite der Loferer Steinberge.

Die Anfahrt führt uns wieder am Pillersee vorbei, um kurz nach St. Ulrich (ca. 850 m) nach links zum Ortsteil Schwendt abzubiegen und etwas später die Jausenstation Grießeltal (OSM: Halsern; ca. 955 m) zu erreichen (8:15 Uhr). Auf der Forststraße, die auch zur Versorgung der von unserer letzten Tour bekannten Schießlingalm dient, gehen wir zügig am Bach entlang, denn hier unten im noch schattigen Tal ist es der Jahreszeit angemessen kühl. Nach einer Forsthütte wird es eher ein Weg, der schließlich an einer Bachgabelung endet. Von dort führt uns nun ein schmaler und anfangs steiler Jägersteig einen bewaldeten Hang hinauf, und noch bevor wir in der Sonne sind, spüren wir die wärmere Luft aus Nordafrika. Die Bäume werden lichter, Latschen bilden zunehmend den Bewuchs, eine kleine Einsattelung (Hirschbadsattel) wird erreicht (10:00 Uhr) und an gelbgefärbten Lärchen vorbei ist das Gipfelkreuz des Traunspitzl bereits zu erkennen.

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Rauegg und ggfs. Reifhorn, irgendein ,,Kreuzgipfel", das Traunspitzl (Mitte) und das Große Ochsenhorn

Nun ist die gesamte Südflanke vor einem tiefblauen Himmel zu bewundern und ich habe das Gefühl, dass es eine wahre ,,Schmankerl-Tour" werden könnte. Der schmale Steig zieht auf dem Geländerücken durch ausgeschnittene Latschen hinauf, um auf etwa 1800 m seine Steigung zu verlieren und einen Grashang zum unteren Ausläufer des sog. Feller Sand, einer großen Geröllreiße, zu queren.

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Traunspitzl und Großes Ochsenhorn mit Mittlerem und ggfs. Vorderem Ochsenhorn

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Im Fellersand, oben die Rotscharte, ein wahrlich varreckter Übergang...

Im linken/westl. Teil steigen wir nun zunehmend weglos über Steilgras und Schutt auf ca. 2025 m hinauf, um dort zum Einstieg der kleinen Kletterroute ,,ProGrufti" (2004, Topo) zu queren (11:30 Uhr), die uns in 6 SL (überw. III, Stellen III+) durch die tw. plattige Ostflanke auf das Traunspitzl führen soll.
Unmittelbar links befindet sich der Standhaken der daneben liegenden, neueren Kletterroute ,,Die Stunde der Wahrheit" (9 SL, Topo) mit dem selben Gipfelziel.

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Der Einstieg befindet sich an der tiefsten Stelle der hellen Felsplatte

Zu dritt sind wir hier mit zwei 50er-Halbseilen unterwegs, Herbert steigt vor und sichert almrausch und mich nach. Bis auf wenige Passagen lässt sich diese Route recht gut parallel klettern, insbesondere wenn die Kletterschuhe auch die kleineren Tritte und die Reibungsflächen nutzen können. Mit entsprechender Kletterübung wären auch leichte Bergschuhe möglich, auch der seilfreie Durchstieg wäre bei sicheren Kletterfähigkeiten möglich, allerdings ist der Fels abschnittsweise etwas brüchig und doch recht steil.
Während wir in der Ostflanke klettern, hat sich der Himmel von Westen her zugeschoben und ein kühler Wind bläst uns etwas kanalisiert um die Ohren. Am Ausstieg ist mit dem Verräumen der Kletterausrüstung auch ein Anziehen angesagt, dann steigen wir die letzten Höhenmeter über schrofiges Gelände zum Gipfel des Traunspitzl (2300 m; 14:00 Uhr) mit seinem besonderen Gipfelkreuz ,,Hast du heute schon gelebt?" hinauf, das im Sept. 2000 eingeweiht wurde.

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Hast du heute schon gelebt? – Ein 85-jähriger Mann, der wusste, dass er bald...

(Fortsetzung folgt)

geroldh

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Der benachbarte Grat der Geiselhörner, unsere Tour vom 04.09.2022

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Traunspitzl-Nordgrat zum Rotschartl und Großes Ochsenhorn-Westwand

Hier am Gipfel hält sich der Wind in Grenzen, wir pausieren etwas und schauen in die Umgebung. Ich befasse mich nun mit dem kleinen Gipfelbuch, das bei einer Silvestertour 2019 (neu) aufgelegt wurde. Überwiegend gibt es nicht viel Besuch, doch heute war bereits ein Bergsteigerpaar heroben – wir haben sie im Abstieg den FellerSand hinab stolpernd beobachtet, als wir in der Wand zugange waren.
#buch# Zurückblätternd entdecke ich mit Mitte Sept. 2021 eine roBerglerin: schneerose war also mal wieder vor mir hier auf diesem Gipfel.  ;)

Dass dieses Gipfelkreuz mit seiner Inschrift durchaus etwas Besonderes ist, hat sich in Bergsteigerkreisen herumgesprochen und hier oben sitzend und in die Weite zum Alpenhauptkamm schauend, machen sich viele so ihre Gedanken... In den letzten Nov.-Tagen des Jahres 2020 hat ein Toni ein paar Zeilen hiergelassen:
,,Ich habe nicht alles, was ich mir wünsche, aber ich liebe das, was ich habe – und das macht mich glücklich."

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Blick über die Kitzbüheler Skihügel zum Alpen-Hauptkamm

Währenddessen haben sich die anderen Beiden bereits an den Rückweg gemacht – ich mache noch einige Fotos zum Hauptkamm und beginne gegen 14:45 Uhr dann auch meinen Abstieg auf dem ,,Normalweg" via dem Nordgrat (I-II) zum Rotschartl (2239 m). Sehr viel klettern braucht man hier bei der Querung in der Ostflanke nicht, aber dafür höllisch aufpassen, dass man bei der Bröselauflage auf dem Felsen nicht wegrutscht – nicht allzu weit darunter bricht der Fels steil in die Geröllreiße ab. Im oberen Bereich habe ich die anderen wieder eingeholt, es ist ein ziemliches ,,G'frett" hier in dem losen Blockwerk abzusteigen. Von oben habe ich gesehen, dass es direkt unter der Westwand vom Großen Ochsenhorn eher kleineres Material zu geben scheint und dieses sich auch immer wieder in Strichen nach unten zieht. Daher quere ich so bald als möglich in den linken/östlichen Teil des FellerSand hinüber und kann dort abschnittsweise etwas abfahren, meistens ist es jedoch ein Springen und mit den Armen nach dem Gleichgewicht rudern. Dennoch bringt mich diese Technik zügig hinab und unten auf einem Felsen die letzten Nüsse mampfend beobachte ich, wie sich almrausch und Herbert vorsichtig hinab arbeiten – beide haben derzeit etwas Probleme mit den Hax'n und da ist Umsicht definitiv die bessere Strategie.

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Rückblick auf Traunspitzl und Großes Ochsenhorn

Hier haben wir ,,das Gröbste" im wahrsten Sinne hinter uns und der weitere Rückweg steht unter dem Motto ,,Owi wia aufi". Gegen 16:00 Uhr haben wir wieder die Latschenzone erreicht – die sich dem Horizont annähernde Sonne strahlt unter dem Wolkenschirm noch einmal im gelben Licht die Berge an, ein schöner Anblick, den ich allein einige Minuten genieße.

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Hochkalter - ... - Kammerlinghorn - ... - Großer Hundstod

Den weiteren Abstieg gehen wir nun zügig an, jedenfalls solange uns weiter unten das trockene Buchenlaub nicht ins Rutschen bringt, denn mit dem Sonnenuntergang wird es auch gleich dämmrig. Mit dem letzten Tageslicht erreichen wir den ,,sicheren" Forstweg und mit dem Ende der Dämmerung um 17:30 Uhr auch das Auto.
Die anschließende Einkehr in der Jausenstation, in der vom Holzofen beheizten Kuchl, ist dann nochmal recht interessant, sind wir nicht die Einzigen am großen Tisch. Bis auf die ,,varreckte Reiß'n" war's dann doch eine schöne Schmankerl-Tour.