Latschenkopf und Benediktenwand am 21.10.
 

        

Latschenkopf und Benediktenwand am 21.10.

Begonnen von MANAL, 24.10.2020, 13:28

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MANAL

Wie immer in der farbenfrohen Herbstzeit zieht es mich zu den Waldbuckel und Kuhbergen in den Voralpen die mir im Sommer zu überlaufen und zu uninteressant sind. Nach etlichen Jahren war bei mir mal wieder die Benediktenwand an der Reihe. So ziemlich jeder Zustieg ist mit langen Hatscher nverbunden, so auch dieser von Süden aus der Jachenau heraus. Dafür wird man auf den Hatschern um dieser Jahreszeit mit den schönsten Herbstfarben entschädigt.

Die meisten gehen die Benediktenwand von Jachenau-Petern über die Bihleralm und den Altweibersteig an oder vom Ort Jachenau über das Tal der Großen Laine und die Glaswandscharte von Westen. Da ich Rundtouren bevorzuge, gerade bei langen Hatscher, habe ich beides kombiniert und so die Benediktenwand von Süd nach West überschritten. Da ich im Ort Jachenau gestartet bin habe ich auch noch den dazwischen liegenden Latschenkopf überschritten. Eine Aufstiegsvariante die einem auf unmarkierte, ruhige und einsame Wege zur Benediktenwand führt. Dieser Latschenkopf (1487m) ist übrigens nicht mit dem unweit östlich der Benediktenwand liegenden Latschenkopf (1712m) zu verwechseln.

Geparkt habe ich am Wandererparkplatz im Ort Jachenau der gegen 10 Uhr noch nicht ganz voll war (4 EUR/Tag, auch mit EC-Karte möglich). Leider hat sich der angekündigte Föhn noch nicht durchgesetzt und es war relativ trüb und die Herbstfärbung etwas farblos.

Meine Aufstiegsvariante führte mich zuerst ins Reichenautal (beschildert) zum Fuß des herbstlich gefärbten Latschenkopfs. Der Gipfel befindet sich an der leicht rundlichen Latschenkuppe rechts der Mitte.
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Über diverse ältere und neuere Forstwege (hier gibt's inzwischen deutlich mehr als sogar in Opentopomap verzeichnet ist, geschweige denn was die Kompasskarte anzeigt), sowie unmarkierte Steige geht es den bunten Südhang des Latschenkopfs nach oben.
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Nach ca. 1,5 Stunden erreiche ich die schön gelegene Laichhansenalm (ca. 1370m) die am Sattel zwischen Latschenkopf und den flachen Labelsberg (1406m) liegt. Diese lässt sich auch leichter über Forstwege erreichen, falls jemand mal mit dem MTB zum Latschenkopf will. Hier sind mir die einzigen anderen Wanderer zwischen Reichenautal und Tanneralm entgegen gekommen. Ansonsten ist hier so gut wie nichts los.
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Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel des Latschenkopfs, der auf etwas versteckten Pfaden erreichbar ist. Wer die Pfade nicht findet oder verliert (am besten in Opentopomap und das GPS schauen) darf sich den Namen des Berges passend gleich mit LKK 3 oder höher (LKK=Latschenkampfklasse) auseinandersetzen.
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Nach ca. 2 Stunden und 6 Wegkilometern erreiche ich den bequemen Gipfel des Latschenkopfs (1487m) und genieße die Aussicht auf die direkt vor mir liegende Südseite der Benediktenwand.
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Eine genaue Wegbeschreibung zum Latschenkopf spare ich mir. Wer hier rauf will, sollte sich selber über Karten und Opentopomap informieren welche Forstwege und Steige hier raufführen. Eine genaue Beschreibung ist eh schwer, weil es viele Forstwege gibt die ähnlich aussehen und man sich im Wald nur schwer orientieren kann. Die Wege sind allerdings relativ einfach zu gehen und das Gelände weitgehend harmlos. Man wird auf jedem Fall mit ziemlicher Einsamkeit belohnt.

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Nachdem der Föhn sich weiter ziert und die Sonne nur sehr zögerlich zeigt mache ich mir am Gipfel des Latschenkopf sitzend Gedanken ob ich wirklich noch weiter zur Benediktenwand gehen soll. Da ich auf jedem Fall erstmal weiter zur Tanneralm gehe und erst dort entscheiden kann ob ich über den Altweibersteig zur Benediktenwand gehe oder nach Westen Richtung Glasbach absteige kann ich mich mit der Entscheidung noch Zeit lassen.

Nach der Gipfelpause am Latschenkopf geht es auf einem Steig nordwärts zu einer Einsattelung oberhalb der Erbhoferalm. Von dort direkt den Grashang runter zum Steig zur Tanneralm. Auf diesem geht es dann die Hänge querend dahin.
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Es geht im auf und ab durch Wald und an einer Jagdhütte vorbei bis ich nach fast 200 Höhenmeter Verlust den Fahrweg zur Tanneralm erreiche. Auf Steigspuren geht es hoch zur Tanneralm und an dieser vorbei zum Wegweiser, wo ich mich über den Weiterweg entscheiden muss. Nachdem der Föhn sich langsam etwas stärker durchgesetzt hat und der Himmel etwas aufgerissen ist entscheide ich mich zur Benediktenwand aufzusteigen. Der Tag ist lang genug, das Wetter schön genug und wenn ich schon diese langen Hatscher hinter mich bringe, dann ziehe ich das auch durch. Wer weiß schon wann ich mal wieder hier bin...
Also erstmals auf einem beschilderten und markierten Weg hoch Richtung Bihleralm. Unterwegs gibt mir ein Einheimischer den Tipp abzukürzen und direkt hoch Richtung Höllgrube zu steigen. Danke für den Tipp, so spare ich mir den Umweg über die Bihleralm. Direkt an der Höllgrube angekommen blicke ich auf die steilen Südwände wo sich der Altweibersteig hochmogelt.
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Ich staune etwas wie man da hochkommt und entdecke oben an der Kante ein paar Wanderer die hier in der Südwand unterwegs sind. Aber letztendlich ist es nur ein kleines Stück das ausgesetzt durch die Wand geht, der Großteil verläuft durch schrofiges Gelände am Rücken (im oberen Foto links im Profil zu sehen). Über etliche Serpentinen geht es hier unschwierig rauf.
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Erst die letzten Höhenmeter ziehen kurz in die Steilwand mit einer gesicherten Querung rein. Über eine gesicherte Serpentine geht es noch etwas hoch und dann verlässt man ungesichert über eine weitere steilere Querung schon wieder den Steilhang und kommt in flacheres Gelände.
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Diese Passage des Altweibersteig ist technisch nicht wirklich schwierig, aber durch seine Ausgesetztheit ist Schwindelfreiheit und Trittsicherheit Pflicht. Da zusätzlich etwas nasser Neuschnee und viel Matsch auf dem Steig war ist besondere Vorsicht geboten.

Ich weiß nicht ob ich fluchen oder mich freuen soll, mitten im steilen Aufstieg setzt sich der Föhn durch, die Sonne zeigt sich und heizt den Südhang beim Aufstieg ordentlich auf. Aber letztendlich freue ich mich, dass es doch noch ein schöner Bergtag geworden ist.  #sonne6#

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Nach dem steilen Stück flacht das Gelände deutlich ab und es geht auf ausgeschnittenen Pfaden durch den dichten Latschengürtel. Nicht lange und man erblickt Gipfelkreuz und Biwakhütte.
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Hier oben liegen ca. 10-20cm Neuschnee, der Weg ist aber durch etliche Begehungen plattgetreten und so bequem zu gehen.

Nach 3,5 Stunden Gehzeit und 10 Wegkilometer (1,5 Stunden und 4 Kilometer ab Latschenkopf) erreiche ich den gut besuchten Gipfel der Benediktenwand (1801m).
Die Aussicht von hier ist wie man sicher weiß sehr gut. Auch heute geht der Blick bis zum Hauptkamm.
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Nach Nordwesten der Blick von Walchensee und Zugspitze über das Alpenvorland bis zum Starnberger See.
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Nach ausgiebiger Gipfelpause mache ich mich an den Abstieg nach Westen. Dieser Weg ist deutlich einfacher und flacher als der Altweibersteig. Wegen dem plattgetretenen Neuschnee ist der Weg allerdings nicht ganz bequem zu gehen. Immer wieder hat es knöchelhohe Pfützen und tiefen Schneematsch. Zum Glück habe ich im Gegensatz zu vielen anderen hohe und wasserdichte Bergschuhe mit gutem Profil. Wer hier mit Turnschuhen oder flachen Wanderschuhen unterwegs ist hat sicher keinen Spaß und nasse Socken. Sollte es mal gefrieren wären hier Grödel auf jedem Fall sehr angenehm. Am heutigen Föhntag war das aber natürlich nicht notwendig.
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Bis zur Abzweigung zur Tutzinger Hütte nach Norden war noch einiges an Betrieb, danach auf dem Weg zur Glaswandscharte deutlich ruhiger. Unterwegs bietet sich ein schöner Ausblick runter zum Tal von Glasbach und Große Laine durch das ich den langen Rückweg nach Jachenau gehen werde.
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Der unschwierige Abstieg zur Glaswandscharte geht relativ bald wieder in den Wald über wo man sich über die herbstlichen Farben freuen kann. Da inzwischen die Sonne mitspielt wird der Abstieg zum Genuss.
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Kurz unterhalb der Glaswandscharte könnte man auch über Forstwege zurück nach Jachenau kommen, ich bleibe aber auf dem direkten Wanderweg entlang des Glasbachs mit schönen kleinen Wasserfällen.
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Kurz vor der Petereralm wird es flacher und der Wald lichtet sich. Hier bietet sich ein Blick zurück über den westlichen Teil der Benediktenwand von wo ich abgestiegen bin.
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Normalerweise würde jetzt ein langweiliger Hatscher raus nach Jachenau folgen. Um diese Jahreszeit kann man den Weg aber richtig genießen.
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Kurz vor der Lainlalm folgt die letzte etwas anspruchsvollere Stelle, es geht nocheinmal ca. 100 Höhenmeter einen steileren Hang in diversen Serpentinen runter.
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Dabei hat man immer wieder schöne Ausblicke auf die Wasserfälle und Gumpen des Glasbachs der neben dem Weg in einem tiefen Einschnitt verläuft.
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Schließlich erreicht man flacheres Gelände und kann einen Blick zu dem größeren Wasserfall am Ende der Schlucht werfen. Dieser ist auch ein beliebtes Wanderziel direkt aus dem Ort Jachenau aus. Ab hier ist man in der Regel nicht mehr alleine unterwegs.
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Wer will kann in der Lainlalm einkehren, der Rest ist einfachstes Wandergelände. Über Forstwege und einem Steig entlang der Großen Laine geht es einige Kilometer relativ flach raus nach Jachenau. Jetzt am späten Nachmittag im Herbst ist ein Großteil des Tals bereits im Schatten, aber die Herbstfärbung in dem Tal ein absoluter Traum.
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Auf dem letzten Kilometer geht es auch mal sonnig dahin.
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Vergangenes Jahr bin ich um die Mittagszeit mal einige Kilometer in das Tal reingegangen und habe die Farben genossen. Gibt nur wenige Stellen die Mitte Oktober so mithalten können. Man muss halt dann unterwegs sein wenn die Sonne reinscheint. Bei einer großen Tour wie der Benediktenwand wird man hier entweder zu früh oder zu spät unterwegs sein. ;)

Fazit:
Insgesamt eine lange, aber abwechslungsreiche Runde über die Benediktenwand. Mein Aufstiegsweg über den Latschenkopf verspricht Einsamkeit und benötigt Orientierungssinn um die Wege auf den Latschenkopf zu finden und Schwindelfreiheit und Trittsicherheit am Altweibersteig. Der Abstiegsweg ist dagegen durchgehend markiert, relativ einfach und im Herbst eine farbenfrohe Angelegenheit.

Gesamtstrecke: 20 km
Höhenmeter: ca. 1300m
Schwierigkeit: T3
Ausgesetztheit: kurze, größtenteils gesicherte luftige Passage am Altweibersteig