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Misslungene Bergtouren - Fehler und Ursachen

Begonnen von MANAL, 29.09.2020, 12:00

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schneerose

Erwischen kann´s jeden, da ist keiner davor gefeit. Auch der erfahrenste Bergsteiger wird mal eine Fehleinschätzung treffen, die dann meistens (hoffentlich) doch glimpflich ausgeht.
Und ob der Bericht zu 100% der Wahrheit entspricht, ist natürlich nicht sicher.
Aber mal ehrlich, wenn da nur 50% stimmen, dann ist das Verhalten der Verantwortlichen immer noch grob fahrlässig. Du warst allein unterwegs, das war eine Gruppe von 100 Leuten! Ich kann mir nicht vorstellen, daß die alle auf dem gleichen Stand der "Bergerfahrung" waren.

Zitat von: madmaddin am 08.06.2022, 09:38
ich finde es immer recht problematisch, wenn zu einem Unfall, Unglück oder Verstieg sofort die "Kopfschüttelkeule" rausgeholt wird.

Da bin ich grundsätzlich ganz bei dir, aber in dem Fall von oben werd ich morgen noch den Kopf schütteln, sorry.

almrausch

Maddin: danke für deinen guten Kommentar. Genauso sehe ich das auch. Ich bin ebenfalls mal in eine brenzlige Lage in einem steilen weglosen Schuttfeld im Piemont geraten und unsere damals 15 jährige Tochter hat Panik bekommen und wir mussten sie Schritt für Schritt nach unten lotsen und haben sehr viel Zeit verloren. Umkehren konnten wir nicht, weil die 18 jährige Tochter vorausgelaufen ist und nicht mehr in Rufweite war. Problem: der Rother Wanderführer hat nichts von weglos, sehr steil etc. gesagt (T5 I bis II war das auf jeden Fall) und andere Bergsteiger die wir in der Unterkunft danach befragt hatten, haben wie bei  dir Maddin gesagt: Mei, des war doch kein Problem. Die anderen schwarzen Touren die wir aus den gleichen Führer gemacht hatten waren bis dahin deutlich einfacher. Klar, haben wir den Fehler gemacht, nicht zusammen zu bleiben, dann hätten wir umkehren können, aber: typische Familiendynamik die hier eingesetzt hat.
Almrausch

MANAL

Zitat von: schneerose am 08.06.2022, 09:09
Zitat von: Helixstone am 08.06.2022, 08:15

Mal wieder ein Beispiel:

https://vorarlberg.orf.at/stories/3159771
Ich komm beim Lesen des Artikels grad nicht mehr aus´m Kopfschütteln raus.

Da staunt man wirklich. Zum Glück ist niemand ernsthaft was passiert, das ist das wichtigste. Und ich hoffe jeder der Teilnehmer hat daraus gelernt. Sinnvoll wäre wenn diese Sache mit der Schule, den Lehrern und den Schülern im Rahmen des Unterrichts zusammen mit Fachleuten (Bergführer, Bergwacht) noch aufgearbeitet wird, damit man daraus auch die richtigen Schlüsse zieht für zukünftige Touren.

Ich frage mich ob die wirklich diese Tour über den Heuberggrat geplant haben oder beim Aufstieg zum Walmendinger Horn einfach einen falschen Weg gegangen sind. Gibt ja bei einem Blick auf die Kompasskarte nordseitig einen normalen Wanderweg unterhalb des Grats während Kompass nichtmal einen Pfad über den Grat anzeigt.

Bei hikr.org finden sich etliche Tourenbeschreibungen. Der erwähnte Tourenbericht von ju_wi findet sich hier und warnt auch vor der Schwierigkeit: https://www.hikr.org/tour/post16722.html
Den ebenfalls erwähnte Bericht mit der "Feierabendtour" habe ich auf die Schnelle nicht gefunden.
Die anderen hikr.org-Berichte mit dem Heuberggrat sind eigentlich auch alle soweit beschrieben dass ich persönlich das niemals bei Nässe machen würde und auch so schon eher nicht gehen würde weil es mir zu luftig ist: https://www.hikr.org/dir/Heuberg_15429/

Daher eher meine Vermutung dass hier der falsche Weg gewählt wurde.

Bedenklich am ganzen finde ich das mangelnde Verantwortungsbewusstsein der Verantwortlichen. Es ist schon eine Sache mit ein paar Leuten eine Bergtour zu gehen, aber mit einer riesigen Gruppe (108 Personen!) sollte man nur mit akribischer Vorbereitung etwas unternehmen um möglichst alle Eventualitäten auszuschließen. Bei so einer hohen Zahl an Leuten steigt allein die statistische Wahrscheinlichkeit gegenüber einer einzelnen Unternehmung alleine um den Faktor 100 an das bei einem was schiefläuft. Sinnvoll wäre hier sogar professionelle Begleitung (Berg- und Wanderführer) oder zumindest eine vorherige professionelle Beratung.

Sinnvoll wäre auch diesen Fall soweit aufzuarbeiten um ihn im Schulbetrieb an allen interessierten Schulen als Lehrbeispiele zu nutzen wie man etwas nicht machen sollte und was im Vorfeld vor einer Wanderung auf jedem Fall erfolgen muss. Ich bin sicher so ein realer Fall (bei dem zum Glück niemand ernsthaft was passiert ist) würde auch gut aufbereitet (evtl. sogar von der betroffenen Klasse selber?) ein hervorragendes Lehrbeispiel geben das Kindern den richtigen Umgang in den Bergen vermitteln könnte. Gibt ja noch viel mehr was man ihnen vermitteln könnte, z.B. der Umgang mit den Tieren, sowohl Wildtieren, als auch Almtiere. Auch das richtige Miteinander zwischen den Bergdisziplinen, Ausrüstung, Notfälle,.... Dazu auch Recherche von Fälle wo was richtig schief gelaufen ist um den Ernst der Lage klar zu machen. Sowas wäre doch mal gut für den Sportunterricht. Statt irgendwelche völlig uninteressante abstrakte Übungen die viele eh nicht machen wollen könnte man hier soviel interessante und wichtige Sachen für's Leben vermitteln.

Können da nicht Alpenvereinssektionen versuchen sowas gemeinsam mit der betroffenen Schule auf die Beine zu stellen?

Nur fürchte ich dass dies im heutigen pädagogischen Betrieb nicht theoretisch genug ist. Dass Schüler mal Interesse an etwas haben ist ja schließlich nicht vorgesehen...

Auf jedem Fall ein perfekter Beispielfall für diesen Thread.

MANAL

Ich habe den hikr-Bericht mit der "klassischen Feierabendtour" doch noch gefunden:
https://www.hikr.org/tour/post110309.html

Die T4 I dürfte die Tour sicher ganz passend beschreiben. Der Text beschreibt das halt aus Sicht von jemand der viel Erfahrung und keinerlei Probleme mit exponierten Passagen hat.

Wer hikr.org kennt weiß dass die Beschreibungen häufig sehr subjektiv sind und immer mit dem eigenen Können hinterfragt werden müssen. Einen einzelnen(!) Tourenbericht als Vorlage zu nehmen ist letztendlich grob fahrlässig. Es gibt ja bei hikr auch genügend andere Tourenberichte dieser Route die schon deutlich warnen.

EDIT: Sehe gerade dieser erwähnte Bericht ist bei hikr.org sogar nur als "Kurzbericht" eingestellt. Hierbei sollte man erwähnen, dass die eher als persönliche Notiz des Begehers dienen und nicht mal dort als Tourenbericht definiert sind. Deswegen habe ich ihn auf Anhieb nicht gefunden. Da kann man dem Autor auch keinerlei Vorwurf machen zumal er die Schwierigkeit schon passend klassifiziert hat.

Dennoch sollte sich jeder der was ins Netz stellt auch bewusst sein dass andere die Tour dann genau so nachgehen wollen. Verharmlosungen sind in den Bergen fatal.

bergfexklaus

Die Verantwortung für die 99 Schüler mit 8 Lehrern müssen die Organisatoren dieser Klassenfahrt ganz alleine tragen. Jetzt den Autoren des Internet-Blogs eine Mitverantwortung zuschieben zu wollen, ist ziemlich billig.

Jeder normal intelligente Erwachsene hätte nach dem Lesen der gut bebilderten Tourenbeschreibung sehen müssen, dass man diese Gratwanderung nicht mit 99 Schülern gehen kann, schon gar nicht bei Nässe. Über das Totalversagen der 8 Aufsichtspersonen kann man in der Tat nur den Kopf schütteln, das hat mit "Kopfschüttelkeule" nicht das Geringste zu tun.

Und ja, wenn ich bei der Planung oder Durchführung einer Tour einen Fehler mache und deshalb die Bergrettung rufen muss, bin ich ganz alleine für die Konsequenzen verantwortlich. Ein lokaler Tippgeber oder eine unglücklich formulierte Tourenbeschreibung taugt als Ausrede nicht. Man muss zu seiner eigenen Dummheit stehen und berechtigte Kritik ertragen.

madmaddin

Zitat von: schneerose am 08.06.2022, 10:22
Da bin ich grundsätzlich ganz bei dir, aber in dem Fall von oben werd ich morgen noch den Kopf schütteln, sorry.

Ich bezog mich auch nicht direkt auf den letzten Bericht mit den 99 Schülern, sondern auf die vielen anderen Kommentare hier zu anderen Vorfällen.
Wenn ich mit 100 Schülern in die Berge gehe, dann bereite ich das mehr als penibel vor und nicht nur mit einer Tourbeschreibung in irgendeinem Internetportal.  ;)

MANAL

Der ORF-Artikel wurde inzwischen aktualisiert und beinhaltet jetzt einige weitere Details:
https://vorarlberg.orf.at/stories/3159771

Zitat von: schneerose am 08.06.2022, 09:09
Würd mich ja schon interessieren, was das für Konsequenzen nach sich zieht und wer den Einsatz bezahlt.

Zwei Hubschrauber die zusammen ca. 20 Flüge geflogen sind ist nicht gerade billig.
Hierzu zumindest eine erste Aussage:
ZitatWie hoch die Kosten für den Einsatz sind, kann die Bergrettung noch nicht sagen. Sie werden aber im fünfstelligen Bereich liegen. Ob die Lehrpersonen dafür aufkommen müssen, weil sie zum Beispiel grob fahrlässig gehandelt haben, muss noch geklärt werden.

geroldh

::) ::) ::)  Wow!!  Ohne diese Örtlichkeit zu kennen, aber alleine die beschriebenen Umstände sind schon "sensationell"...  :-\
Gut, dass nichts ernsthaftes passiert ist - und dass neben einer ordentlichen Portion Ärger für die Verantwortlichen nur viel "Kopfschütteln" in den (Berg)Foren die Folge ist...  ;)

Vielleicht sollte man nicht nur die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen stärken, sondern auch das mancher pädagogischer Lehrkräfte?
Den Aufarbeitungsansatz und die Erarbeitung "Aus (alpinen) Fehlern anderer lernen" von MANAL kann ich grundsätzlich nur befürworten.

Ein anderes "gutes"(?) Beispiel aus einer "anderen Zeit", als es noch kein "Hikr-ist-Schuld" gab, ist das sog. Heilbronner Dachsteinunglück aus der Osterzeit im Jahr 1954.
Dieses Ereignis wurde wohl ziemlich umfangreich aufgearbeitet - ,,Sie führen die Schüler in den Tod!" - und rekonstruiert: ServusTV-Bergwelten: Das Heilbronner Dachstein Unglück – Ausflug in den Tod (46:46 Min)

Ergänzend zum aktuellen Vorfall die Presseaussendung der Polizei Vorarlberg: "Alpine Notlage - Bergung von 99 Schülern und acht Lehrpersonen" (auch im Einsatz befand sich - der Bürgermeister) - und einige weitere "Kopfschüttel-Kommentare" im "Verursacher-Medium".

PS: Zweimal damals (1954) vs. heute (07.06.2021):
- Schüler-TagesAusflug  vs.  Nachmittagstour / "Feierabendrunde"
- Gruppe aus Heilbronn  vs.  Gruppe aus Ludwigshafen  (= ca. 75 km Luftlinie)

PPS: "Damals" als Rosenheimer Schüler musste ich beim Wandertag den Heuberg von der Daffnerwaldalm in der prallen Vormittags-Sonne auf dem T2-Steig erklimmen - "heute" kenne ich selbst dort auch einen schmalen (und schattigen) "Heuberggrat" mit T5 / UIAA I...  :)

geroldh

#gruebeln#  Sorry, mein Kopf schüttelt immer noch...






;)  Ach, und weil's zu den "99 Schülern" gerade passt:
.
https://www.youtube.com/watch?v=Fpu5a0Bl8eY#

Bergautist

Jetzt muss ich aber auch mal mein Entsetzen kundtun, und zwar über die Berichterstattung.

BR [https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/100-schueler-im-kleinwalsertal-gerettet-falsche-berg-tour-info-aus-dem-netz,T899iux] und Tagesschau [https://www.tagesschau.de/ausland/oesterreich-473.html] schreiben in "irreführenden" oder gar "falschen" Informationen! Natürlich kann man den Lehrern fehlende Medienkompetenz vorwerfen. Aber wie sollen Lehrer das schaffen, wenn selbst die Medienschaffenden es nicht auf die Reihe kriegen und solch einen Unsinn verbreiten?

Beispiel: Was, bitte schön, hat eine Feierabendrunde mit Schwierigkeit zu tun?

Die niedrigste Bewertung, die ich auf hikr.org für den speziellen Heuberggrat fand, war T4 / I. Schon T2 ist potenziell tödlich (für Betrunkene), erst recht T3, und T4 dürfte für Unerfahrene ein sicherer Fall für die Bergrettung sein. In den Bergen ist es nun mal so, dass schwierige Witterungsverhältnisse (für die die T-Skala nicht gemacht ist) die Schwierigkeiten bis zur Unpassierbarkeit steigern können.

Nach meiner ersten Einschätzung sind es jetzt die Lehrer, und zwar alle, die dabei waren, die sich warm anziehen müssen!

bergfexklaus

Zitat von: MANAL am 08.06.2022, 11:27
Ich habe den hikr-Bericht mit der "klassischen Feierabendtour" doch noch gefunden:
https://www.hikr.org/tour/post110309.html

Die T4 I dürfte die Tour sicher ganz passend beschreiben. Der Text beschreibt das halt aus Sicht von jemand der viel Erfahrung und keinerlei Probleme mit exponierten Passagen hat.

Bei OSM ist die Tour seit fast vier Jahren mit T5 (demanding_alpine_hiking) bewertet: https://www.openstreetmap.org/way/604004093/history

geroldh

#gutgemacht# (ihr "Penner") oder  #schade# (um die "Medienfreiheit") !?

#ueberraschung#  Jedenfalls ist es "angerichtet" und wird nun so richtig "aufgekocht":
ZitatStani™ (@hikr, Sent 8 June 2022, 19h49) says:
So, we received two messages, from a news paper "Standard22" asking for comment and one from the AT police asking to remove the report. I forwarded the police message to the author and answered this to the journalist (he said he will publish the answer on their newspaper): [...]

What to do now? For the past like 15 years hikr was mostly Swiss website (with a little Italian community). In the past we had much more reports and visits and nothing like this incident happened. Probably in Switzerland people understand what "personal responsibility" means and everybody knows the mountains too.Today there are a lot of new users and reports from Germany and Austria and the problems begin. I mean, i never ever spoke to the police in Switzerland.

We don't want to overreact here, but first thing coming to my mind is that it's time to say "Goodbye" to our friends from Austria and Germany. I'm very sad, you're nice people but you live in a country with very different culture and laws, so it's probably better for you and all of us if you go publish on some German or Austrian website.

I'm sorry if this is a little bit too direct but I don't want such incidents in the future. Let me know if you have better ideas.


Ergänzung für die älteren "Semester" auf roBerge:
So, wir erhielten zwei Mitteilungen, von einer Zeitung «Standard22» mit der Bitte um Stellungnahme und eine von der AT Polizei mit der Bitte, den Bericht zu entfernen. Ich leitete die Polizeimeldung an den Autor weiter und antwortete dem Journalisten (er sagte, er werde die Antwort in seiner Zeitung veröffentlichen): [. . . ]

Was machen wir jetzt? In den letzten 15 Jahren war hikr zumeist Schweizer Website (mit einer kleinen italienischen Community). In der Vergangenheit hatten wir viel mehr Berichte und Besuche und nichts dergleichen ist passiert. Wahrscheinlich versteht man in der Schweiz, was «Selbstverantwortung» bedeutet und jeder kennt die Berge auch. Heute gibt es viele neue User und Berichte aus Deutschland und Österreich und die Probleme beginnen. Ich meine, ich habe nie mit der Polizei in der Schweiz gesprochen.

Wir wollen hier nicht überreagieren, aber als Erstes fällt mir ein, dass es an der Zeit ist, unseren Freunden aus Österreich und Deutschland «Auf Wiedersehen» zu sagen. Ich bin sehr traurig, ihr seid nette Leute, aber ihr lebt in einem Land mit sehr unterschiedlichen Kulturen und Gesetzen, also ist es wahrscheinlich besser für euch und uns alle, wenn ihr auf einer deutschen oder österreichischen Webseite publiziert.

Es tut mir leid, wenn das etwas zu direkt ist, aber ich will keine weiteren Zwischenfälle. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie eine bessere Idee haben.
Quelle => Comments

Mal sehen, wie sich dort die "Diskussion" noch entwickelt...

....doch vorerst für alle noch zum "geniessen":
s. @Comments  #danke3#


Nachtrag (22:22):
MISSGLÜCKTER AUSFLUG: ... - Plattformbetreiber bezieht Stellung
...und noch viel mehr "gute" Kommentare...  ;)

MANAL

Was jeder von uns hieraus auch lernen kann ist, bei Tourenberichte die öffentlich einsehbar sind keine unangebrachten Verharmlosungen reinzuschreiben wenn es wirklich durch Absturzgelände geht. Für manchen erfahrenen Bergsteiger ist es halt schwierig einzuschätzen wo es für Flachlandtouristen wirklich gefährlich wird. Gerade Kletterer fühlen sich ja noch im IIer Bereich sehr wohl, während andere schon an einer ausgesetzten "0er"-Stelle blockiert sind.

geroldh

#besserung#  Die Alpen bzw. Berge #mountain# sind KEINE Uferpromenade !!

#geheim# (als Beispiel für den nächsten Kinder-/Jugend-Ausflug)
ZitatEntlang der Uferpromenade finden Sie zahlreiche Verweilmöglichkeiten:
Picknickoasen, Spielplätze, Eiskaffees, Biergärten, Minigolfplatz und vieles mehr.

An unserer schönen Uferpromenade können Sie die schönsten Sonnuntergänge genießen, ob im Biergarten oder einfach auf den Sitzstufen oder am Rosenpavillion. Jeder Sonnenuntergang ist einmalig.
Quelle: Herrsching a. Ammersee


Das Hirn ist keine Seife! Es wird nicht weniger, wenn man es benutzt!

#sorry#

Bergautist

Wie sauberer Journalismus geht, scheint man hier nachvollziehen zu können:

https://www.tt.com/artikel/30822427/99-schueler-und-acht-lehrer-im-kleinwalsertal-aus-bergnot-gerettet

Da können auch unsere öffentlich-rechtlichen Dodel-Medien noch etwas lernen!

Warum der schweizerische Betreiber von Hikr.org allerdings meint, dass in DE oder AT die Polizei zensurberechtigt sei, erschließt sich mir nicht. Zumindest hier in DE würde ich eine gerichtliche Verfügung erwarten!

Bergautist

Inzwischen ist das Thema sogar bei einer IT-Zeitschrift angekommen. Zum Glück sind die Kommentare ausnahmsweise mal besser als der Artikel:

https://www.heise.de/news/100-Personen-gerettet-Alpenverein-warnt-vor-ungeprueften-Wander-Infos-im-Netz-7135296.html

Am schwer zu findenden Kurzbericht von Andy84 [https://www.hikr.org/tour/post110309.html] habe ich nichts gefunden, woran man etwas aussetzen könnte, wenn man nichts aus dem Zusammenhang reißt, wie bei unseren glorreichen Medien geschehen.

MANAL

Zitat von: Bergautist am 09.06.2022, 08:00
Am schwer zu findenden Kurzbericht von Andy84 [https://www.hikr.org/tour/post110309.html] habe ich nichts gefunden, woran man etwas aussetzen könnte, wenn man nichts aus dem Zusammenhang reißt, wie bei unseren glorreichen Medien geschehen.

Sehe ich auch so. Bei hikr.org wird dieser Kurzbericht nicht bei der Suche ausgegeben, weil er eben vom Autor als Kurzbericht eingestuft wurde. Vermutlich hat der betreffende Lehrer bei Google mit Schlagworten wie "Feierabendtour" und Kleinwalsertal oder sowas gesucht und dann diese Tour bekommen.

Die Diskussionen drehen sich aus meiner Sicht im Moment um den falschen Punkt. Es ist weniger ein Problem der Qualität der Quellen, mehr ein Problem dass diejenigen die Quellen suchen keinerlei oder viel zu wenig Kompetenz haben diese richtig einzuschätzen. Passt halt auch gut zu der komplett verschlafenen Digitalisierung in Deutschland, dass ausgerechnet einem Lehrer wegen mangelnder Kompetenz Internetquellen richtig zu interpretieren sowas passiert. Wie sollen die Kinder sowas lernen wenn die Schulen schon bei sowas komplett versagen. Vermutlich haben sie es mit einer Textanalyse des Kurzberichts versucht und sind dann mit der Gedichtinterpretation daran gescheitert... Es wäre gut wenn man in der Schule sich mal darauf besinnt wichtiges für das Leben zu lernen statt nur für Bullemie-Lernen von uninteressanten und unwichtigen Dingen für die nächste Prüfung.

mh

Ich glaube, wir müssen jetzt nicht auch noch das Fass "Lernen die Kinder in der Schule das Richtige" aufmachen (Textanalyse und Gedichtinterpretation verhindern ja nicht per se das Denken-Lernen). Das führt dann jetzt doch ein bissl weit weg vom eigentlichen Problem.
Das eigentliche Problem ist m. E. ein unseliger Mix aus blindem Glauben an das, was irgendwo "im Internet" steht, kombiniert mit dem berühmten "Bias" (ich interpretiere das Gelesene so, wie ich es lesen möchte und ignore alles, was zu meiner vorgefertigten Meinung nicht passt) und der Faulheit, sich mehrere Quellen anzuschauen. Um den - meines Erachtens soliden - Bericht von "Andy84" richtig einzuschätzen, braucht man auch keine hohe digitale Kompetenz, sondern muss lediglich lesen und gucken können. Da steht was von "schmal", "schwindelfrei" und "Trittsicherheit". Müssten da bei einem Lehrer nicht schon sämtliche Warnlampen anspringen? Und da sind FOTOS, die eindeutig zeigen, dass man mit 99 bergunerfahrenen Schülern da nicht hin soll. Eigentlich hätten die Lehrer doch schon beim 1. Satz des Berichts das Lesen aufhören können, wo von einem "inoffiziellen" Parkplatz an einem Hof die Rede ist. Haben die da 2 Busse hingestellt oder wie?
Ich weigere mich immer noch zu glauben, dass immerhni acht Lehrer so däm...ch und verantwortungslos sein können. Ich klammere mich daher an MANAL's Theorie, dass die einfach den falschen Weg erwischt haben.

bergfexklaus

Zitat von: MANAL am 09.06.2022, 09:57
Die Diskussionen drehen sich aus meiner Sicht im Moment um den falschen Punkt. Es ist weniger ein Problem der Qualität der Quellen, mehr ein Problem dass diejenigen die Quellen suchen keinerlei oder viel zu wenig Kompetenz haben diese richtig einzuschätzen. Passt halt auch gut zu der komplett verschlafenen Digitalisierung in Deutschland, dass ausgerechnet einem Lehrer wegen mangelnder Kompetenz Internetquellen richtig zu interpretieren sowas passiert.

Hier geht es meiner Ansicht nach weniger um Internetkompetenz, sondern viel mehr um Mitläuferverhalten.

Selbst wenn einer der acht Lehrkräfte Fehler bei der Tourenauswahl machte, hätten sieben weitere Aufsichtspersonen rechtzeitig eingreifen können, ja müssen.

Leider ist es im Schulbetrieb (und nicht nur da!) weitverbreitete Realität, lieber den Mund zu halten und weder Kollegen noch Vorgesetzte zu kritisieren oder gar Entscheidungen zu hinterfragen, es könnte ja der Karriere schaden.

stromboli

Dem, was mh geschrieben hat kann ich mich nur anschließen. Mit einer verschlafenen Digitalisierung, wie Manal angemerkt  hat, das meiner Meinung nach allerdings  nicht sehr viel zu tun, obwohl man über manche Lehrplaninhalte sicherlich diskutieren kann.
Meines Erachtens liegt das Problem darin, dass vermutlich die Lehrer aus Ludwigshafen wenig Bergerfahrung hatten. Wie mh richtig erkannt, sollte man die Begriffe "Trittsicherheit" und "Schwindelfreiheit" richtig einordnen können. Und solche Begriffe sind eben nicht nur Internet zu finden, sondern auch bei klassischen Wanderführern (Rother Verlag o.ä.), die es ja schon in einer Zeit gab, als  Wanderapps noch nicht zur Verfügung standen.
Ein weiterer Punkt, der auf unzureichende Erfahrung schließen lässt, ist die Gruppengröße mit anscheinend 99 Schülern. Da verliert man als verantwortlicher begleitender Gruppenleiter rasch den Überblick und als ehemaliger Lehrer weiß ich, dass selbst bei eindringlichen Ermahnungen im Vorfeld solcher Unternehmungen, einige Schüler nicht die erforderliche Disziplin aufweisen, die bei solchen Unternehmungen dringend notwendig ist.
Ich habe auch mehrere Bergausflüge mit meinen Schülern unternommen  (Priener Hütte, Riesenhütte vor Schließung). Bei solchen Exkursionen ist in Bayern eine Einschätzung des Gefahrenpotentials vorgeschrieben, die selbstverständlich auch immer subjektiv ist. Am besten funktioniert das dadurch, dass die Lehrer sich selbst bei einer Vorexkursion ein Bild von der Tour machen. Aber leider stehen hierfür keine finanziellen Mittel zur Verfügung.