Misslungene Bergtouren - Fehler und Ursachen - Seite 5
 

       

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Misslungene Bergtouren - Fehler und Ursachen

Begonnen von MANAL, 29.09.2020, 12:00

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Bergautist

Salzburger Alpen: Bergsteiger aus München rutscht aus und stürzt in den Tod

https://www.spiegel.de/panorama/salzburger-alpen-deutscher-rutscht-auf-schnee-aus-und-stirbt-a-68127310-d02f-4a80-a1f5-1a57be8bfeda

Was man daraus lernen kann:

Bergsteiger: Steigeisen besser früher anlegen!
Ausrüstungsindustrie: Macht endlich Steigeisen, die einfach und schnell anzulegen sind!

MANAL

Das war auch mein Gedanke als ich den Artikel gelesen habe. Der Aufwand Steigeisen/Grödel anzulegen ist einfach sehr hoch und häufig genug lässt man es bleiben obwohl man welche dabei hat. Die Frage ist ob man gut sitzende auch ohne die ganzen Bändel hinbekommt?

Gibt's irgendwo genauere Informationen an welcher Stelle das war? Mich würde interessieren um was für eine Passage man hier spricht.

bergfexklaus

Zitat von: MANAL am 10.09.2021, 11:25
Der Aufwand Steigeisen/Grödel anzulegen ist einfach sehr hoch und häufig genug lässt man es bleiben obwohl man welche dabei hat. Die Frage ist ob man gut sitzende auch ohne die ganzen Bändel hinbekommt?
Die neueren Steigeisen mit automatischer Bindung sind super einfach anzulegen.
Und wenn man ohne steigeisenfeste Schuhe unterwegs ist, sind Grödel mit Ratschenbindung  (ohne Bändel!) in nullkommanix angelegt.

MANAL

Dieser Artikel verdient es hier reingestellt zu werden. Wenn man jemand vermisst meldet sollte man sich zurückmelden wenn diejenigen inzwischen wieder aufgetaucht sind.

ZitatStundenlange Suche von Bergwacht, Polizei und Feuerwehr
Dutzende Einsatzkräfte suchen vermisste Bergsteigerinnen: Diese schlafen derweil im Hotel

https://www.merkur.de/lokales/bad-toelz/jachenau-ort28870/vermisstensuche-nimmt-glueckliches-ende-91057322.html

ZitatEine große Vermisstensuche hat am Sonntag in den frühen Morgenstunden die Rettungskräfte im Isarwinkel beschäftigt. Der Einsatz nahm ein glückliches Ende – doch die Aktion wäre vermeidbar gewesen, wenn sich zwei junge Frauen verantwortungsbewusster verhalten hätten.

Reinhard

ZitatDerzeit wird geprüft, ob die beiden Frauen eventuell entstandene Kosten des Sucheinsatzes übernehmen müssen.
(Zitat Münchner Merkur)

Wäre eigentlich sinnvoll ....

efs

mein heutiger Fund bei ebay.

.... das fällt für mich auch unter die Kategorie "lauter Wahnsinnige". Sowohl der verantwortungslose Verkäufer wie auch auch die 10 Beobachter......

Liebe Grüsse efs

Bergautist

Zitat von: efs am 19.10.2021, 17:55
mein heutiger Fund bei ebay.

.... das fällt für mich auch unter die Kategorie "lauter Wahnsinnige". Sowohl der verantwortungslose Verkäufer wie auch auch die 10 Beobachter......

Liebe Grüsse efs

Für mich als absoluten LVS-Laien: Was genau ist da verantwortungslos?

efs

Hallo Bergautist,

das Gerät ist aus der Mitte der 90er Jahre. In den letzen 25 – 30 gab es enorme technische Fortschritte bei der Entwicklung von LVS Geräten.

Das PIEPS 457 ist ein analoges 1-Antennengerät.
Es ist richtig, dass es auf der derzeitig einheitlich genormten von den LVS Geräteherstellern verwendeten Frequenz von 457 kHz sendet.

Es verfügt jedoch nur über eine Antenne.
Der aktuelle Standard für LVS Geräte sind 3-Antennen.

Das hat etwas mit der Koppellage zu tun.
Diese LVS haben in x-Richtung eine maximale Reichweite von gemessenen 40 bis 70
m (produktabhängig). Da der Empfangsbereich von 1-Antennengeräten stark elliptisch ist, muss der Sucher sein 1-Antennengerät auf der Suche nach dem Erstempfang laufend um alle Achsen drehen. Siehe Foto ,,1 Antenne". Das führt dazu, dass die Suche nach dem Erstempfang länger dauert und wertvolle Zeit benötigt wird, um ein Signal zu finden.

Signale können  nur auf einer Dimension (x-Achse) gemessen werden, was dazu führt, dass es zu ungünstigen Koppellagen (Winkel zwischen Sende-Gerät und Empfänger-Gerät) kommen kann, die die genaue Ortung des Verschütteten verhindern.

Ein weiterer Nachteil ist, dass bei einer Mehrfachverschütttensuche ein Suchender alle Pieptöne gleichzeitig hört.

Bei den aktuelle LVS Geräte mit drei Antennen gibt es i.d.R. Eine Mehrfachverschüttensuche, bei der jedes Geräte bzw. jeder Verschüttete markiert werden kann wenn er gefunden wurde.

Letzendlich geht es um Geschwindigkeit. Es geht um die wertvolle Zeit, die man im Notfall hat um einen Verschütteten zu finden. Bei einer Überlebenschance von ca 20 Minuten ist da nicht viel Spielraum.


Bergautist

Danke, efs, das war überzeugend!

Ich dachte schon, es würde sich um ein Rückrufgerät mit technischer Macke handeln.

RaF

in folgendem Bericht findet sich auch einige, wie man es nicht machen sollte. Aber viel spannender ist die Grundfrage, die ja auch im Forum schon hin und wieder Thema war und die wohl immer mehr Leute kritisch umtreibt:

"Der Social-Media-Alpinismus bringt Menschen an Orte, an die sie nicht gehören"
https://www.nzz.ch/reisen/alpinismus-social-media-ruft-und-alle-gehen-hin-ld.1649025

Ampfinga


sachranger

Zitat von: efs am 19.10.2021, 18:44
Es ist richtig, dass es auf der derzeitig einheitlich genormten von den LVS Geräteherstellern verwendeten Frequenz von 457 kHz sendet.

Insgesamt aufs "Suchen" bezogen geht deine Einschätzung in die richtige Richtung. Aber was ist mit "gefunden werden"? Einsteiger, Leute die einfach mal Skitouren ausprobieren, Einkommensschwache, die vor einer doch mittlerweile ordentlichen Investition stehen? Die werden mit so einem gebrauchten Gerät schonmal die erste Saison touren können.

Und Hand aufs Herz - besser als nix. Und bei einschätzbarem Risiko auf vielen Touren voll okay. Wer kann schon bei den ersten Schritten in den neuen Sport effizient suchen und finden? Die allerwenigsten können das nach ihrer hundertsten Tour. Und dann mit Panik, Angst und im unüberschaubarem Gelände wirds noch enger mit theoretischen Szenarien aus dem LVS-Katalog.

Wer mag, der kauft sich ein modernes Gerät für 300 - 500 EUR. Manche haben dieses Budget für die gesamte Ausrüstung. Die heutigen Preislagen für Schuhe, Ski oder LWS-Geräte sind jenseits von gut und böse und kaum gerechtfertigt. Es gibt einfach genug Geld in der Bevölkerung, also wirds auch genommen ...

Ampfinga

Servus!
Zitat von: sachranger am 09.11.2021, 14:50
Einsteiger, Leute die einfach mal Skitouren ausprobieren, Einkommensschwache, die vor einer doch mittlerweile ordentlichen Investition stehen? Die werden mit so einem gebrauchten Gerät schonmal die erste Saison touren können.

Da halte ich es für wesentlich sinnvoller (und sicherer), sich für den Anfang ein modernes LVS-Gerät auszuleihen, z.B. bei der DAV-Sektion, im Sportverein, bei Skiverleihern und in Sportgeschäften, als Geld für ein seit Jahrzehnten veraltetes Gerät auszugeben. Gerade ein Anfänger würde sich bestimmt auch mit einem geliehenen modernen Gerät sicherer fühlen als mit einem veralteten eigenen.

Servus, Ampfinga

MANAL

Da fehlen einem die Worte.  #gruebeln#

ZitatZugspitze: Bergsteiger aus Notlage gerettet

Die Bergrettung hat am Sonntag im Bereich der Zugspitze im Bezirk Reutte zwei Bergsteiger gerettet. Einer der beiden Männer wollte zuvor trotz Notlage selbst in Tal absteigen, weil er keine Bergeversicherung hatte.
https://tirol.orf.at/stories/3130050/

MANAL

Dass man es so nicht machen sollte zeigt auch, dass die den Einsatz zu Recht zahlen müssen.

ZitatWanderer mit Baby müssen Rettung zahlen

Vier Deutsche, die Anfang April mit einem Baby in einer Trage und drei Hunden ins Hochgebirge gewandert sind und gerettet werden mussten, müssen nun 3.558 Euro für den Einsatz des Polizeihubschraubers zahlen. Die vier waren teils mit kurzen Hosen bekleidet und waren in hüfthohen Schnee geraten.

https://kaernten.orf.at/stories/3152857/

Was mich gerade wundert. Sollten Hundebesitzer also immer einen Maulkorb für ihren mit dabei haben damit sie im Falle einer Hubschrauberbergung mit dürfen?
ZitatDa die Hunde keine Maulkörbe trugen, durften sie nicht in den Hubschrauber und mussten von den Bergrettern mit ins Tal genommen werden.

MANAL

Mal wieder am Watzmann. Wie man an solch brisanten Tagen (das Gewitter war angekündigt) solche Touren unternehmen kann entschließt sich mir nie. Man sieht wie man durch solche Unternehmungen sogar die Retter gefährden kann.

https://www.berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land/ramsau_artikel,-bergwacht-ramsau-rettet-erschoepften-vom-watzmannsuedspitzabstieg-und-geraet-in-unerwartet-frueh-aufzieh-_arid,708021.html

Reinhard

Würde mich interessieren, was das kostet ....

Helixstone


schneerose

Zitat von: Helixstone am 08.06.2022, 08:15

Mal wieder ein Beispiel:

https://vorarlberg.orf.at/stories/3159771

Ich komm beim Lesen des Artikels grad nicht mehr aus´m Kopfschütteln raus.
Geht schon los mit: ,,Eine Gruppe von 99 Schülern und 8 Lehrern"
Wie kann man denn mit einer Gruppe von 99 Schülern losziehen??
Die Tour wird bei hikr mit T4 / I bewertet. Die Lehrer, die das ausgesucht haben, hatten wahrscheinlich keine Ahnung, was das bedeutet und haben wohl nur auf die Zeit (2.15 Std.) und die hm (550) geschaut und gedacht, das geht sich für eine Nachmittagswanderung aus.
Würd mich ja schon interessieren, was das für Konsequenzen nach sich zieht und wer den Einsatz bezahlt.

madmaddin

Servus zusammen,

ich finde es immer recht problematisch, wenn zu einem Unfall, Unglück oder Verstieg sofort die "Kopfschüttelkeule" rausgeholt wird.

Ganz sicher gibt es Personen, die mit absolut mangelhafter Ausrüstung, körperlicher Verfassung oder ansonsten völlig unvorbereitet in den Bergen unterwegs sind, aber es kann am Ende auch erfahrenere Bergenthusiasten treffen.
Je nachdem wie so etwas dann in der Presse dargestellt wird, macht man sich dann ggf. vorschnell ein Urteil über die Person(en).

Ich persönlich stufe mich mit mehr als 20 Jahren in den Bergen als durchaus erfahren ein, nutze entsprechende Ausrüstung, plane meine Touren immer sehr penibel und erkundige mich auch während den Touren stets zur aktuellen Lage. Und dennoch hat es mich auch schon einmal erwischt.

Mein Bericht dazu:
Bei einer Tour auf den Hohen Fraßen in Vorarlberg Mitte Mai bin ich vor dem weiteren Gipfelaufstieg eingekehrt und habe mich dann bei einem lokalen Wanderer über die Lage (Schnee) auf dem Gipfel und zum möglichen Abstieg über die Nordflanke erkundigt.
O-Ton: "Des is koa Problem. I bin doa grad mit mein Hundi naufi und hoab gspurt. Des passt so wie dua ausschaust."
Gesagt getan ging es weiter nach oben. Der erste Teil des Abstiegs durch die feste, geschlossene Schneedecke war auch überhaupt kein Problem. Erst als es ein Schneefeld am Hang zu queren galt, wurde es brenzlig. Der Schnee war mittlerweile etwas sulziger geworden und bei jedem Schritt durch die Spuren rutschte ich etwas abwärts. Durch die Hanglage und fehlenden Absturzschutz durch Bäume und Gebüsch auf der Hälfte des Schneefeldes wollte ich dann lieber zurück doch die ausgetretenen Spuren meines Vorgängers und mir war auch das unmöglich.
Das Ende vom Lied: Bergwacht gerufen, Hubschrauber gekommen, ab ans Seil unter dem Heli und zurück ins Tal.

Ich würde einfach mal behaupten, dass auch hier der ein oder andere Robergler schon mal Fehler bei der Planung gemacht, die Wetterlage verkehrt eingeschätzt oder sich überschätzt hat. Vermutlich kommt man meist mit dem Schrecken davon oder hat ggf. sogar gar nicht realisiert, dass man schlichtweg Glück hatte.

In der Presse hätte da auch durchaus stehen können: "Wanderer vom Fraßen mit Heli aus Schneefeld geflogen. Trotz massigem Altschnee und Lawinenstufe 1 bestieg ein Wanderer aus Deutschland den Hohen Fraßen (1997m). An einer steilen Querung in absturzgefährdetem Gelände auf 1700m Höhe war dann Schluss und die Bergwacht musste den Alleingeher mit dem Helikopter Edelweiß aus seiner bedrohlichen Lage befreien."

Das wollte ich nur loswerden... ;-)

Grüße aus dem Ruhrgebiet und Glück auf!
Maddin