Rotbachlspitze (2897m/Zillertaler Alpen) am 04.09.20
 

   

Rotbachlspitze (2897m/Zillertaler Alpen) am 04.09.20

Begonnen von MANAL, 06.09.2020, 19:12

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MANAL

@Christan M hat die Tour auf die Rotbachlspitze vergangenes Jahr erwähnt, seitdem stand sie auf der Wunschliste: https://www.roberge.de/index.php/topic,9942.0.html
Am vergangenen schönen Freitag war der richtige Tag dafür. Gegenüber seiner Beschreibung habe ich im Aufstieg noch einen kleinen Umweg eingelegt.


Nach etlichen Jahren zog es mich daher mal wieder zum Schlegeisspeicher in die Zillertaler Alpen. Nach der Wartezeit an der Ampel der Maustelle (14 EUR/Auto) geht es hoch zum scheinbar komplett überlaufenen Schlegeisspeicher. Parkplätze gibt es ausreichend entlang eines Feldwegs am hintesten Ende der Straße. Erstaunlich was hier los ist.  #gruebeln#

Erste Befürchtungen mit den Lemmingen unterwegs zu sein bewahrheiten sich nicht. Vermutlich zieht ein Großteil danke der Influencer-Krankheit hoch zum neuen Hype-Hotspot auf der kleinen Hängebrücke an der Olpererhütte oder macht sich an den beliebten Berliner Höhenweg.

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Der volle "Parkplatz" am Schlegeisspeicher.

Ich steige gleich vom Parkplatz hoch zum Wanderweg ins Unterschrammachkar. Bereits nach einer halben Stunde steht man in einem wunderschönen kleinen Hochtal am Unterschrammachbach mit tollen Blick auf Schammacher, Fußstein und Olperer. Dawzsichen die Alpeiner Scharte (2959m) auf der ich vergangenes Jahr von der Geraer Hütte nordseitig raufgestiegen bin.

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Das Unterschrammachkar, ein richtiges Paradies!

Es geht nochmal eine Stufe rauf auf den Hinterboden auf ca. 2300m, ein weiterer flacherer Kessel mit ein paar kleinen Seen. Hier mündet der Höhenweg von der Olpererhütte ein und zweigt der Aufstieg zur Alpeiner Scharte ab. Ich wähle die dritte Alternative und steige in westlicher Richtung aufwärts zum Pfitscherjoch, das auf dem Wegweiser mit 3h und einem schwarzen Punkte angegeben ist.

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Blick zurück zum Hinterboden, oben der vergletscherte Olperer.

Waren bis zum Hinterboden noch einige Wanderer unterwegs wird es jetzt einsam, erst kurz vor dem Pfitscherjoch werde ich wieder andere Wanderer sehen. Es geht zuerst noch im Unterschrammachkar auf ca. 2400m in Serpentinen steil hoch bevor es dann auf einem wunderschönen Höhenweg aus dem Kar rausgeht. Tief unten der türkise Schlegeisspeicher und der Zamser Grund in dem ich die vielen geparkten Autos in der Sonne glitzern sehe.

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Genusswanderung aus dem Unterschrammachkar raus.

Beim Weg aus dem Kar raus läuft man direkt auf den beeindruckend vergletscherten Hochferner zu.

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Blick auf den Hochferner.

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Gemütlich geht es unterhalb der Ameiskopf genannten Felsschulter herum in das weite Oberschrammachkar rein, das man nun fast höhengleich durchläuft. Dabei quert man den Oberschrammachbach der einer langen plattpolierten Steinrutsche gleicht. Man wird dabei mit unzähligen Markierungen, Absperrbänder und Hinweisschilder ein Stück nach oben geleitet um dort im gerölligen Teil den Bach unproblematisch zu überqueren. Diese enorme Zahl an Markierungen ist vermutlich der Tatsache geschuldet dass es hier immer wieder bei der Bachquerung zu tödlichen Ausrutscher gekommen ist, 2018 sind hier innerhalb weniger Monate drei Wanderer tödlich verunglückt. Mit der neuen Wegführung sollte eigentlich nicht mehr passieren.

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Das weite Oberschrammachkar mit dem gleichnamigen Bach. Vorne die glatten Steinplatten die einigen Wanderern zum Verhängnis wurden.

Nach dem Verlassen des Oberschrammachkars verändert sich die Landschaft, man kommt in den sanfteren grasigen Bereichs des Pfitscherjochs. Gegenüber sieht man bereits das Gipfelziel, die Rotbachlspitze die von hier relativ unspektakulär wirkt, mit dem langen Westgrat über den der Aufstieg erfolgt.

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Auf dem Weg zum Pfitscherjoch gegenüber die Rotbachlspitze.

Bis zum Pfitscherjoch verliert man nun ca. 150 Höhenmeter, die man sich bei dem direkten Weg entlang des Zamser Bachs gespart hätte. Die schönen Ausblicke und das tolle Unterschrammachkar sind den Umweg und die zusätzlichen Höhenmeter aber wert. Zudem hat man im Gegensatz zum Normalweg zum Pfitscherjoch sehr viel mehr Ruhe.

Nach 2,5 Stunden bin ich am Pfitscherjoch (2251m). Wer will kann im Pfitscherjochhaus einkehren, ich wende mich aber nach Osten und steige genau auf der Grenze zwischen Nord- und Südtirol über den harmlosen Westgrat zur Rotbachlspitze hoch. War die Rotbachlspitze von Nordosten relativ unscheinbar verändert sich der Anblick dramatisch. Von Westen zeigen sich im Gipfelbereich farbenfrohe orange-rote Felsausbrüche die zusammen mit dem sanften Grün des Grases und dem grauen Fels einen extremen Kontrast zum düster-eisigen Hochfernermassiv südlich bietet. Unter einem tiefblauen Himmel ein einmaliges Schauspiel. Selten sieht man in den Alpen solch ein Farbenspiel.

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Extreme Kontraste zwischen Rotbachlspitze und Hochferner beim Aufstieg über den Westgrat.

Relativ unschwierig und kaum ausgesetzt geht es nun entlang des Westgrats hoch zum schuttigen Gipfelhang.

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Am Westgrat entlang zum schuttigen und farbigen Gipfelhang.

Auch hier ist der Weg unschwierig und der Hang nicht absturzgefährdend. Es wird allerdings immer steiler und die Wegbauer haben mit Serpentinen extrem gegeizt. So steigt man schnaufend und schwitzend den immer steiler werdenden Hang teils direkt nach oben. Der sandige-schuttige Boden ist aber gut begehbar und man kommt gut aufwärts.

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Braucht man Verschnaufpausen kann man die tolle Aussicht zum Hochferner genießen.

MANAL

Während man die letzten Meter zum Gipfel raufschwitzt (das Kreuz sieht man erst ganz am Ende), wird die Umgebnung noch farbenfroher.

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Der farbenfroh erodierende Gipfelhang vor dem Tuxer Hauptkamm.

Und schließlich ist der Gipfel der Rotbachlspitze (2897m) erreicht.
Ab dem Pfitscherjoch habe ich für die ca. 650 Höhenmeter nochmal 1,5 Stunden benötigt.

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Gipfel der Rotbachlspitze vor dem Hochferner.

Die Fernsicht von hier oben ist aufgrund der höheren Gipfel rundherum etwas eingeschränkt, dafür sind die Ausblicke beeindruckend. Vor allem das südlich von uns stehende Massiv vom Hochferner mit seinen düsteren Felsrippen und den darin runterfließenden Gletscher hat fast schon Westalpenflair.

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Hochferner im Süden.

Im Norden zeigt sich der gesamte Tuxer Hauptkamm in voller Schönheit.

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Tuxer Hauptkamm im Norden.

Fernsichten gibt es aufgrund der geringeren Höhe der Rotbachlspitze gegenüber den ganzen 3000er drumherum nur nach Westen. Da geht der Blick über das Pfitscherjoch und dem Pfitschertal weit nach Westen zu den Stubaier- und Ötztaler Alpen und der Ortler-Gruppe.

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Fernsicht nach Westen über das Pfitschertal hinweg.

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Nach einer genussvollen Gipfelpause mache ich mich wieder an den Abstieg. Der erste Teil bis zum Pfitscherjoch ist identisch. Allerdings geht der Abstieg relativ schnell und schmerzlos vonstatten. Die zwar steilen, aber ungefährlichen sandig-schuttigen Hänge kann man recht flott absteigen und danach geht es vergleichsweise flach am Grat und durch die Wiesenhänge wieder runter.

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Im Aufstieg anstrengend, im Abstieg rasant, die sandig-schuttigen Hänge im Gipfelbereich.

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Im Abstieg zeigt sich im schrägen Spätnachmittaglicht die Rotbachlspitze in ihrer ganzen Schönheit. Man erkennt wo der Rotbach entspringt und in einem rostigrotem Bachbett nach unten verläuft.

Nach gerade mal 40 Minuten erreiche ich wieder das Pfitscherjoch und steige über den Normalweg entlang des Zamser Bachs ab zum Schlegeisspeicher.

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Auf dem Normalweg geht es runter zum Schlegeisspeicher

Einen kleinen Stop lege ich noch kurz vor der Lavitzalm ein, dort fließt der Rotbach in den Zamser Bach ein. Beeindruckend wie hier ein orangerotes Band durch die grau-grünen Hänge herabläuft. Gerade jetzt am späten Nachmittag hat man den Bach in bester Beleuchtung.

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Der auffällige Rotbach.

Etwas verwundert stelle ich fest, dass ich unten keinen Weg oder zumindest Trampelpfad gibt um dieses Naturschauspiel aus der Nähe zu bewundern. Da das Gelände unschwierig ist komme ich problemlos direkt zum Bach und bewundere das Farbspektakel bevor ich dann gemütlich zum Parkplatz absteige.

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Der Rotbach, ein Naturspektakel.

Gesamtlänge der Tour: ca. 20km
Höhenmeter. ca. 1400 Höhenmeter
Meine Gehzeit: ca. 6 Stunden

Fazit:
Lange, aber wunderschöne Rundtour auf einen ziemlich unbekannten, aber eigentlich spektakulären Berg. Die Tour bietet farbenfrohe und beeindruckende Kontraste zu den anderen drumherumstehenden Fels- und Eisgipfel der Zillertaler Alpen. Die Tour ist an sich nicht schwierig und hat kaum nur wenige leicht ausgesetzte Bereiche, erfordert allerdings Kondition und Trittsicherheit im steilen Gipfelhang. Den "Umweg" über Unter- und Oberschrammachkar im Aufstieg zum Pfitscher Joch kann man sich sparen wenn man die ca.150 zusätzlichen Höhenmeter nicht machen will, man verpasst allerdings einen aussichtsreichen Höhenweg und wunderschöne Kare.

MANAL

In der Abendzeitung gab es kürzlich einen Artikel über die kleine Hängebrücke an der Olpererhütte. Bei dem Foto von der Warteschlange vor der Brücke muss man sich nur wundern. Da kann man nur sagen "Influencer ist eine Krankheit".  #besserung#

Zitat
Kebema-Panoramabrücke: Unbeabsichtigter Instagram-Hotspot
Die Sektion Neumarkt des Alpenvereins hat unbeabsichtigt einen Instagram-Hotspot erschaffen. Die AZ hat ihn sich angeschaut.

https://www.abendzeitung-muenchen.de/bayern/kebema-panoramabruecke-unbeabsichtigter-instagram-hotspot-art-556316

MANAL

Auch in der Tiroler Tageszeitung gab es einen Artikel über die Probleme mit der Hängebrücke.

ZitatLösungen gesucht: Top-Fotomotiv bei Olpererhütte löst Verkehrschaos im Zillertal aus

Sie ist eines der beliebtesten Fotomotive Österreichs – die Brücke nahe der Olpererhütte mit Blick auf den Schlegeis-Stausee. Der Ruf nach Besucherlenkung und günstigeren Öffis wird laut. Der Parkplatz ist mittlerweile schon vormittags voll.

https://www.tt.com/artikel/17183046/loesungen-gesucht-top-fotomotiv-bei-olpererhuette-loest-verkehrschaos-im-zillertal-aus

Dann hatte ich wohl Glück, dass ich die Tour unter der Woche gemacht hatte. Am WE wäre da wohl noch mehr los gewesen bzw. die Zufahrt zum Schlegeisspeicher gesperrt worden.

Influencer sind eine Krankheit...

schneerose


MANAL

Aber ist der Andrang für Mayrhofen wirklich so ein Problem? Immerhin kassiert man sehr gut durch die Mautgebühr, die Olpererhütte hat so auch viele Tagesgäste.

Und so wie man die Social Media Welt kennt wird so ein Hotspot über kurz oder lang wieder uninteressant weil das Bild überall zu sehen ist und man damit nicht mehr angeben kann.

Und als ruhesuchender Wanderer muss ich mich nur von dem Aufstieg zur Olpererhütte und der Hängebrücke fernhalten und ich habe völlige Ruhe. Darf halt nicht zu spät anfahren um einen Parkplatz zu bekommen.

Reinhard

Der Trubel ist nur bei der Hütte und bei der Hängebrücke. Wer den Berliner Höhenweg zwischen Olperer Hütte und Friesenberghaus geht, muss die Brücke wohl oder übel überschreiten. Aber nach 30 Metern ist man schon wieder (fast) allein  :)

MANAL

Wird man an der Brücke eigentlich von den Influencern gesteinigt wenn man als Wanderer einfach nur durch will?  #gruebeln#

Reinhard

Ich glaube nicht. Wer wie wir nur drüber geht, braucht sicher weniger Zeit als diese Influencer. So ein Foto in verschiedenen Posen dauert natürlich ...