Anstrengende 5*-Rundtour auf die Soiernspitze am 21.05.20
 

   

Anstrengende 5*-Rundtour auf die Soiernspitze am 21.05.20

Begonnen von MANAL, 23.05.2020, 21:06

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

MANAL

Das schöne Wetter an Christi Himmelfahrt musste für eine ausgedehnte Tour genutzt werden. Mit einem Bergpartner ging es daher auf die Soiernspitze im Karwendel.

Wir erreichten den Parkplatz Seinsalm bei Mittenwald gegen halb neun und mussten feststellen, dass alle Parkplätze bereits voll waren und die Leute angefangen haben wild alles zuzuparken. Da ausdrückliche Park- und Halteverbote ausgeschrieben waren und wir uns am rücksichtslosen Zuparken nicht beteiligen wollten haben wir uns einen legalen Parkplatz gesucht und diesen ca. 700 Meter davor an einer Parkbucht der Bundesstraße gefunden. Sich über die zusätzlichen 1,5 Kilometer aufzuregen haben wir uns gespart, sind wir doch unterwegs um uns zu bewegen. Letztendlich wurden wir mit unserer Entscheidung belohnt, nach Rückkehr von der Tour sahen wir an etlichen nicht legal geparkten Fahrzeugen einen Zettel der Polizei mit einer Anzeige hinter dem Scheibenwischer.

Zusammen mit etlichen anderen Wanderern und v.a. auch Mountainbikern, davon erstaunlich viele "echte Radl", starteten wir auf der Fahrstraße ins Seinsbachtal. Eine größere Schleife des Fahrwegs lässt sich auf einem deutlich schöneren Pfad abkürzen. Danach geht es nochmal ca. 1 Kilometer auf der wieder flacheren Fahrstraße hoch über der Seinsbachklamm in das Tal rein. An der Ochsenalm biegen wir schließlich auf dem Wanderweg hoch zur Schafkehre und zum Feldernkreuz/Schöttlkarspitze ein. Ab hier wurde es dann doch recht einsam, die meisten steigen schon vorher Richtung Lausberg/Signalkopf/Seinskopf hoch oder fahren mit dem Radl den Fahrweg zur Vereinalm weiter.

Geht es anfangs noch flach ins Tal rein wird es jetzt steiler, aber der sehr gut angelegte Weg ermöglicht einem recht schnell einen guten Gehrythmus zu finden. Auf ca. 1600 Meter quert man ohne Höhengewinn in den Kreuzgraben rein in dem es die letzten 200 Höhenmeter knackig steil zur Schafkehre am Grat oben raufgeht.  Oben ist es mit der Ruhe vorbei, Wanderermassen schieben sich vom Seinskopf entweder über dem Gratweg oder drumherum weiter Richtung Feldernkopf. Nach den Anstrenungen durch den steilen Aufstieg legen wir oberhalb der Schafkehre eine kleine Pause eine und steigen nach der Stärkung weiter auf zum Feldernkreuz wo sich am Übergang zur Schöttlkarspitze die Wanderer etwas stauen.

DSC00833-00834_stitch_p.jpg
* DSC00833-00834_stitch_p.jpg
(Filesize: 357.66 KB, Dimensions: 2301x1000, Views: 921)

Kurz vor dem Feldernkreuz erreicht man den Grat und es bietet sich eine wunderschöne Aussicht Richtung Mittenwald und Wetterstein. Durch das Tal links von der Mitte sind wir von der Ochsenalm aufgestiegen.

Zum Glück geht nur ein kleiner Teil der Meute die große Runde und man hat ab hier wieder deutlich mehr Ruhe. Zugleich beginnt hier am Feldernkreuz der eigentliche Spaß der Tour, ein langer und aussichtsreicher Weg nahe am oder auf dem Grat über diverse Gipfel und Graterhebungen bis zum Höhepunkt, der Soiernspitze, die man bereits in der Ferne sehen kann. Die Aussicht ist jedenfalls hier grandios, im Süden das Karwendel mit dem Wörner, im Südwesten der Wetterstein und nach Nordosten sieht man über das Becken mit den Soiernseen in die ganzen Voralpen und zum schönen Walchensee.

DSC00907-00908_stitch_p.jpg
* DSC00907-00908_stitch_p.jpg
(Filesize: 370.23 KB, Dimensions: 2000x906, Views: 932)

Vom Feldernkreuz geht der Blick über den ganzen zu begehenden Grat. Feldernkopf, Reißende Lahnspitze und ganz links im Wolkenschatten die Soiernspitze. Rechts die westliche Karwendelgruppe vom Wörner über Tiefkarspitze zur Westlichen Karwendelspitze.

Der Weg zieht sich nun im auf und ab durch schrofiges, schuttiges oder grasiges Gelände. Nach dem Feldernkreuz geht es am etwas schmäleren Grat abwärts in die weite Felderngrube bis zum Feldernkopf den man entweder direkt überschreiten oder auf dem Normalweg über dessen Südwestkante knapp unter dem Gipfel passiert. Ab hier geht es in die charateristischen langgezogenen grasigen Südhänge der Soierngruppe rein. Ansteigend geht es oberhalb eines wilden Abbruchs, der "Reißenden Lahn", teils über Bänder unter der Soiernschneid vorbei bis zum Südgrat der Reißenden Lahnspitze.

DSC00973a_p.jpg
* DSC00973a_p.jpg
(Filesize: 326.42 KB, Dimensions: 1450x967, Views: 1067)

Wir sind gerade am Feldernkopf angekommen und blicken in die charakteristischen Südhänge der Soierngruppe mit der Soiernschneid und Reißende Lahnspitze. Unter uns die schroffen Abbrüche der Reißenden Lahn. Der Weg quert ganz unschwierig aufsteigend bis zum Südgrat der Reißenden Lahnspitze.

Hier entscheiden wir uns die wenigen Meter über den unmarkierten Pfad zum höchsten Punkt mit Steinmann (2209m) zu steigen und eine ausgiebige Gipfelpause machen bevor wir die finale Etappe zur Soiernspitze angehen.

DSC01052_p.jpg
* DSC01052_p.jpg
(Filesize: 318.89 KB, Dimensions: 1500x1000, Views: 1149)

Wir steigen den unmarkierten Weg über den Südgrat zum Gipfel der Reißenden Lahnspitze hoch.

DSC01057_p.jpg
* DSC01057_p.jpg
(Filesize: 286.73 KB, Dimensions: 1500x1000, Views: 1015)

Blick von der Reißenden Lahnspitze rüber zur formschönen Gipfelpyramide der Soiernspitze.

MANAL

Wieder zurück auf dem Hauptweg geht es wieder etwas abwärts bis zur Soiernscharte (2122m) wo der Weg von den Soiernhäuser dazustößt. Dieser ist bereits begangen, führt aber durch etliche größere und direkt unter der Scharte recht steilen Schneefelder.

DSC01087-01088_stitch_p.jpg
* DSC01087-01088_stitch_p.jpg
(Filesize: 345.67 KB, Dimensions: 1800x937, Views: 695)

Blick von der Soiernscharte zurück zur Reißenden Lahnspitze. Hier sieht man gut den Unterschied zwischen den steilen Gras- und Schrofenhänge auf der Südseite und den steilen Abbrüchen auf der Nordseite. Rechts hinten sind Feldernkreuz und Schöttlkarspitze zu sehen.

Ein letzter Anstieg noch und wir erreichen den weiträumigen Gipfel der Soiernspitze (2257m).

DSC01180-01181_stitch_p.jpg
* DSC01180-01181_stitch_p.jpg
(Filesize: 248.68 KB, Dimensions: 2116x1000, Views: 598)

Gipfel der Soiernspitze.

Bisher haben wir 11,2 Wegkilometer und ca. 1600 Höhenmeter hinter uns gebracht. Mit unseren 4h15min (reine Gehzeit) sind wir zufrieden zumal mein Bergpartner die letzten Monate coronabedingt keine einzige Tour gegangen ist.

Wir lassen es uns hier oben gut gehen, genießen die tolle Aussicht und das angenehme Wetter.

DSC01116-01118_stitch_p.jpg
* DSC01116-01118_stitch_p.jpg
(Filesize: 313.34 KB, Dimensions: 2000x914, Views: 637)

Blick nach Südosten ins Karwendel rein. Rechts der Karwendelhauptkamm mit der Birkkarspitze, davor die Kette mit der Unterbrechung am Bäralpl. Links der Mitte das Risstal und das grüne Vorkarwendel.

DSC01161-01163_stitch_p.jpg
* DSC01161-01163_stitch_p.jpg
(Filesize: 396.14 KB, Dimensions: 2302x1000, Views: 696)

Blick nach Norden über die Soiernseen zu den Voralpen. Rechts der Mitte Benediktenwand, links hinter dem Walchensee Herzogstand und Heimgarten.

DSC01182_p.jpg
* DSC01182_p.jpg
(Filesize: 155.53 KB, Dimensions: 1500x1000, Views: 623)

Zoom über den Hohen Grasberg zum Walchensee. Rechts der sicher gerade überlaufene Jochberg, in der Ferne der Starnberger See.

MANAL

 
DSC01156a_p.jpg
* DSC01156a_p.jpg
(Filesize: 276.98 KB, Dimensions: 1500x1000, Views: 623)

Zoom auf die schönen Soiernseen bei denen es sich schon König Ludwig II. gutgehen hat lassen.

Vor dem folgenden Abstieg und langen Abstieg hatte ich im Vorfeld ordentlich Respekt. Auf Karten geht es steil über den Südgrat runter zur Vereinsalm und schließlich der lange Weg durch das Seinsbachtal wieder raus. Aber weit gefehlt, der obere Teil entpuppt sich als hervorragend zu begehender Steig mit angenehmen Gefälle dass sehr knieschonend ist. Es geht in unzähligen Serpentinen ca. 400 Höhenmeter runter zum Hirzenegg mit einer Weggabelung.

DSC01197a_p.jpg
* DSC01197a_p.jpg
(Filesize: 380.02 KB, Dimensions: 1500x1000, Views: 645)

Im oberen Teil geht es in vielen Serpentinen knieschonend und aussichtsreich abwärts.

Erst am Ende wird es kurzzeitig recht steil und der Weg geröllig wo man mal etwas aufpassen muss. Auch wird hier an einer Stelle ein kleines unkritisches Schneefeld gequert. Am Hirzenegg setzen wir uns auf einen Grasbuckel nochmal hin und genießen den Blick zum Karwendelhauptkamm. Schließlich geht es wieder mit angenehmen Gefälle runter zu den Almflächen der Fereinalm wo man ungefähr die Hälfte der Höhenmeter hinter sich gebracht hat.

DSC01274-01275_stitch_p.jpg
* DSC01274-01275_stitch_p.jpg
(Filesize: 347.51 KB, Dimensions: 1953x1000, Views: 752)

Die schönen Wiesen der Fereinalm sind erreicht.

An einem Weiher vorbei geht es kurz ein paar Meter auf der Fahrstraße zum Sattel hoch, danach folgt der Weg raus aus dem Tal. Da 5 Kilometer Fahrweg keine Lösung sind entscheiden wir uns für die Alternative, dem Jägersteig südlich des Seinsbachs. Die Abzweigung ist ausgeschildert und ungefähr 1 Kilometer unterhalb des Sattels. Diese Wahl war goldrichtig. Geht es anfangs noch auf Forstwegen dahin geht dieser bald in einen wunderschönen kleinen Pfad über der durch idyllische Mischwälder zieht.

DSC01314_p.jpg
* DSC01314_p.jpg
(Filesize: 344.68 KB, Dimensions: 1400x933, Views: 622)

Wunderschöner Jägersteig.

Dabei verliert der Weg sehr konstant an Höhe ohne dass wiederum die Knie sonderlich belastet werden. Besser kann man den Weg kaum legen! Man geht die eine oder andere Runse mit schönen kleinen Wasserfällen aus und hat ein paar Aussichtspunkte wo man hoch über dem Seinsbach zum Grat auf der anderen Talseite schauen kann wo man noch Stunden zuvor unterwegs war.
Der Weg ist durchgehend in einen sehr guten Zustand, Brücken über Bäche und Holzstufen wurden erneuert.

Schließlich erreicht man die schönen Buckelwiesen um die Aschaualm, überquert den Seinsbach und trifft ungefähr einen Kilometer vor dem Parkplatz wieder auf die Fahrstraße.

Gesamtlänge der Tour: 24,3 km (vom offiziellen Parkplatz 23 km)
Höhenmeter laut GPS: ca. 1650 Höhenmeter
Unsere Gehzeit (ohne Pausen): 7h40min (mit Pausen waren wir ungefähr 9,5 Stunden unterwegs)

Fazit:
Sehr lange und anstrengende aber absolute schöne, abwechslungs- und enorm aussichtsreiche 5*-Rundtour. Die Wege sind allesamt unschwierig und fast nirgends sonderlich ausgesetzt. Trittsicherheit ist dennoch gefordert, da man sich über lange Zeit in Schrofen und Schutt bewegt und durch die vielen Höhenmeter ermüdet ist. Der Anspruch der Tour liegt primär in der Länge und den vielen Höhenmetern! Zudem gibt es auf der ganzen Strecke keine Brunnen oder Quellen! Dadurch, dass man die ganze Zeit direkt gegenüber den Karwendelgrößen von Wörner bis zur Vogelkarspitze und dahinter dem Karwendelhauptkamm unterwegs ist erlebt man eine richtige Hochgebirgstour obwohl man sich eigentlich noch auf Höhe der Wald- und Wiesenbuckel der Voralpen unterwegs ist.

Auch an Tagen wo recht viel unterwegs ist lässt es sich auf dieser Runde aushalten. Die großen Anstrengungen reduzieren die Anzahl an Wanderer automatisch. Die Massen biegen bereits an der Schöttelkarspitze ab und der Rest verteilt sich über die weite Strecke ganz gut.

Im Moment lohnt sich die Tour auch wegen der schöne Blumenblüte. In den sonnigen Südhängen hat es gerade unzählige Aurikeln.

DSC01225_p.jpg
* DSC01225_p.jpg
(Filesize: 331.5 KB, Dimensions: 1400x933, Views: 683)

Aurikeln in den Südhängen der Soiernspitze.