Hochkienbergalm am 01.04.2020
 

Hochkienbergalm am 01.04.2020

Begonnen von bergfexklaus, 02.04.2020, 13:39

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bergfexklaus

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Am Weitseeparkplatz war ich spätvormittags die Nummer drei. Kurz vor mir hatte sich bereits ein junges Paar, Nummer zwei, auf den Weg zur Hochkienbergalm (T2) gemacht. Von Nummer eins war nichts mehr zu sehen, vermutlich ein Frühaufsteher.
Weil Nummer zwei den Einstieg verpasst hatte und sich auf größere Umwege einließ, war ich plötzlich weit vorn und somit für die Wegfindung zuständig.
Der leichte Schneefall der vergangen Tage war ab circa 1000 m noch sichtbar und machte die Orientierung nicht einfacher, besonders da, wo Schnee- und Windbruch aus dem Vorwinter den Steig zerstört hatten. Mit nur zwei Mini-Verhauern stand ich schließlich auf der Hochebene der ehemaligen Hochkienbergalm.
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Hier oben, auf etwa 1500 m, scheint noch tiefster Winter zu sein. Die Altschneedecke war fabelhaft verdichetet, die dünne Neuschneeauflage störte wenig.

Wegen des zu durchquerenden Wald-Wild-Schongebiets verzichtete ich auf den Besuch der zahlreichen Kreuzgipfel von Hörndl und/oder Gurnwandkopf. Die bessere Aussicht hat man eh von einem Brotzeitplatz mit Sitzbank unweit einer versteckt liegenden Jagdhütte.
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Im Hintergrund erkennt man das Sonntagshorn mit den Reifelbergen.

Vis-à-vis vom Dürrnbachhorn - den Löden- und Mittersee weit unter mir - genoss ich mein mitgebrachtes Mittagessen in der Frühlingssonne.
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Mit dem Telezoom waren die tief verschneiten Gipfel von Watzmann und Hochkalter glasklar zu sehen.
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Auf dem Rückweg besuchte ich noch rasch den Goldlochblick. Von diesem unscheinbaren Hügel hat man einen tollen Blick runter zum Weitsee.
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Eigentlich wollte ich dann ins Wappbachtal absteigen. Die extrem steile Rinne, durch die der T3-Weg führt, war mit Altschnee gefüllt, der durch die Neuschneeauflage gefährlich glatt wurde. Mangels Steigeisen war Umkehren für mich alternativlos. Zurück ging's dann über den Aufstiegsweg, auf dem mich ein entgegenkommender Trailrunner in großem Sicherheitsabstand passierte.

PS: Der zeitgleiche Heli-Rettungseinsatz an der Vorderalm, knapp 10 km Luftlinie von der Hochkienbergalm entfernt, wird die Diskussion über generelle Verbote von Bergtouren in Corona-Zeiten befeuern. Die moralische Entrüstung über ,,die verantwortungslosen Egoisten" wird noch lauter werden, die ausnahmslos alle derzeit noch aktiven Bergsteiger vorverurteilt, die leichtsinnigen und die besonnenen, die unerfahrenen und die geübten, die orientierungslosen und die ortskundigen, die schlappen und die fitten, die dummen und die intelligenten.
Statt des pauschalen Aufrufs ,,BLEIBT´S DAHOAM!", wären differenzierte Verhaltungsregeln erheblich zielführender. Beispielsweise, dass man maximal 50% seines bergsteigerischen Potenzials ausreizen sollte. Wenn also T4 die persönliche Grenzschwierigkeit darstellt, wäre ein T2-Steig das derzeitige Maximum. Und wenn man normalerweise höchstens 1200 Hm schafft, dann sollte das Corona-Pensum auf 600 Hm begrenzt werden. Eigenverantwortliches Bergsteigen bedeutet auch, dass ich nichts tue, bei dem ich mich nicht absolut sicher fühle. Ein verschneiter, absturzgefährdeter T3-Steig, wie an der Unfallstelle, wird dann zum no-go, wenn ich weder die notwendige Ausrüstung (Grödeln) noch die erforderliche Trittsicherheit besitze. Umkehren ist keine Niederlage, sondern intelligentes, verantwortungsvolles Handeln. In unserer vollkaskoversicherten Gesellschaft wird ,,Eigenverantwortung" aber zunehmend zum Fremdwort.