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Geologische Wanderung auf dem Hochfelln


Lebendige Eiszeit im Chiemgau

Der Hochfelln ragte zur Zeit der Maximalvereisung als Felseninsel aus dem Ferneis heraus. Auf seiner Nordseite hinterließ ein Lokalgletscher seine Spuren. Im Gipfelbereich herrschen auch heute noch eiszeitliche Klimabedingungen.

Der Hochfelln (1664 m) kann als Aussichtskanzel für den Chiemgau gelten. Anders als bei seinem Zwillingsnachbarn, dem Hochgern (1748 m), kann man den Hochfellngipfel bequem mit der Seilbahn erreichen und ins Reich der lebendigen Eiszeit im Chiemgau spazieren. Er liegt nämlich schon in der Zone eiszeitlichen Klimas, die in unseren Breiten ungefähr in 1500 m beginnt. Als auch für den einfachen Wanderer erkennbares Eiszeitrelikt findet man am Wegesrand bei der Schlepplift-Bergstation auf der Südseite des Gipfels die Silberwurz (Dryas octopetala). Ihr Vorkommen auf dem Gipfel des Hochfelln zeigt an, dass dort noch heute eiszeitliche Klimaverhältnisse herrschen.

Während der Würm-Maximalvereisung war der Hochfelln frei von Ferneis. Das hatte zur Folge, dass zumindest der Südhang des Hochfellns im Sommer eisfrei war und offenbar als von Pflanzen und Tieren besiedelte Felseninsel (Nunatak) aus dem Meer des Ferneises herausragte. In dem nordseitigen Kar bildete sich ein kleiner Lokalgletscher, der einen Moränenwall auf dem Gelände der heutigen Bründling-Alm hinterlassen hat. Den Felsen oberhalb der Tröpflwand hat er zu einem Rundhöcker verschliffen. Die inzwischen von Karsterscheinungen überprägte Oberfläche dieses Rundhöckers liegt an der Skihütte unter der Seilbahntrasse zum Teil offen.

Mit dem Abschmelzen der großen Ferngletscher schwand auch das Eis des Hochfelln-Lokalgletschers. Da aber draußen im Vorland, nördlich des Pattenbergs im Bergener Becken, noch der Chiemsee-Gletscher seine Eismassen liegen hatte, war der Abfluss des Schmelzwassers aus dem Hochfelln-Hochgern-Gebiet gehemmt. Das führte zur Ablagerung großer Geschiebemassen innerhalb der Täler der Weißen Ache und der Schwarzen Ache. Diese Talverschüttung ist noch heute an den Anrissen in kiesigen Ablagerungen an den Hängen beider Täler zu erkennen. Als das Chiemsee-Gletschereis den Talgrund des Bergener Beckens freigab, bidlete das nun aus dem Tal der Weißen Ache heraustransportierte Geschiebe einen stattlichen Schwemmkegel, den Siedlungsuntergrund von Bergen. Weiter in den Westen reichte der Schuttstrom aus dem Tal der Weißen Ache nicht. Hier konnte sich auf dem tonigen Boden des langsam zurückweichenden Ur-Chiemsees das Bergener Moos entwickeln.

Seilbahnauffahrt: Schon kurz nach dem Passieren der ersten Stütze wird der Blick frei nach Norden ins Bergener Moos. Unten liegt eingezwängt im Tal der Weißen Ache die Maximilianshütte, leicht erkennbar an ihrem Schornstein, und erinnert als Industriedenkmal und –museum an die Zeit, als hier noch Eisen verhüttet und verarbeitet wurde. Links talauswärts gesehen erkennen wir Wiesen am Pattenberg (826 m). Bis dort hinauf reichte das Ferneis des Chiemsee-Gletschers und verwehrte den lokalen Eismassen des Hochfellns den Austritt ins Voralpenland. Beim Einfahren in die Mittelstation können wir rechts den von der Bründling-Alm herabreichenden Endmoränenwall des Lokalgletschers erkennen.

Wenn wir aus der Mittelstation in Richtung Gipfel ausfahren, schweben wir sozusagen über dem Zungenbecken des Lokalgletschers. Das unter uns liegende Almgelände wird im Süden von einer schroffen, den Gipfelaufbau tragenden Felswand begrenzt.

Auf dem Gipfel angekommen, können wir den geologisch-botanischen Gipfelrundweg abwandern, der auf 22 Tafeln die Entstehung des Hochfellns und die geologischen Phänomene, die direkt am Wegesrand zu beobachten sind, erläutert. Der Rundweg dauert gut eine Stunde, der Höhenunterschied beträgt 100 Meter. Der Weg ist nur im Sommer geöffnet.


Der Hochfelln von Berghaupten aus gesehen. Links davor liegt der Ort Bergen mit seinem spitzen Kirchturm. Der Schneerest im Kar in der Nordflanke zeigt die Lage des ehemaligen Lokalgletschers an, der seine Endmoränen auf der Brünndling-Alm niedergelassen hat.

Der Hochfelln von Berghaupten aus gesehen. Links davor liegt der Ort Bergen mit seinem spitzen Kirchturm. Der Schneerest im Kar in der Nordflanke zeigt die Lage des ehemaligen Lokalgletschers an, der seine Endmoränen auf der Brünndling-Alm niedergelassen hat.


Die Wallmoräne (Bildmitte rechts) des Hochfelln-Lokalgletschers bei der Bründling-Alm.

Die Wallmoräne (Bildmitte rechts) des Hochfelln-Lokalgletschers bei der Bründling-Alm.



Kurzinfo:


Region:
Chiemgauer Alpen
Tourenart:
Bergtour
Erreichte Gipfel:
Hochfelln 1664 m
Einkehrmöglichkeiten:

Anforderung:


Höhenunterschied:
100 m
Schwierigkeit:
leicht (mehr Info)
Für Kinder geeignet

Start:


Parkplatz der Hochfellnbahn 586 m


GPS-Wegpunkt:
N47 47.869 E12 35.481 zu Google Maps


Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit der Bahn zum Bahnhof Bergen, von dort mit der Buslinie 9508 zur Bushaltestelle Hochfellnbahn


Mit dem Pkw:
Die Autobahn A8 München-Salzburg bei der Ausfahrt Bergen verlassen und nach Bergen fahren. Dort der Beschilderung zur Hochfellnbahn folgen.

  • Ab Rosenheim: 50 Km / 0:35 Std
  • Ab München: 100 Km / 1:00 Std
  • Ab Bad Tölz: 90 Km / 1:05 Std
  • Ab Salzburg: 50 Km / 0:35 Std


Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
hier klicken


Zum Zoomen der Karte bitte STRG und Mausrad benutzen.

Webcams:


Aktuelle Bilder von Webcams im Umkreis von 30km vom Ausgangspunkt.
  weitere Webcams findest du hier



Hochfelln-Mittel
© https://www.terra-hd.de

Hochfelln-Nord
© https://www.terra-hd.de

Hinweis:


Bei dem obigen Text handelt es sich um eine Ausschnitt aus dem Buchkapitel (s. 127 bis 129).
Das komplette Kapitel mit allen Texten und Fotos kann man im Buch einsehen.


Literatur:


Paperback

Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers
– Exkursionen –
von Darga, Robert und Wierer, Johann Franz
Infos: Paperback

Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers

Paperback

Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers (Übersicht)
Wanderungen in die Erdgeschichte (Band 26)
von Darga, Robert
Infos: Paperback

Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers (Übersicht)

Galerie:





Autor/en:


Robert Darga  


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