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Blumenwanderung am Niederkaiser


Die Blumenvielfalt am Ostkaiser

Am östlichen Ende des Wilden Kaisers, also hinter der Maukspitze, schließt sich der kleine Kamm des Niederkaiser an. Im Rahmen einer Bergwanderung (vom Maiklsteig, auch Meiklsteig, zum Schleierwasserfall) über diesen Kamm lassen sich eine Vielzahl von interessanten Pflanzen bestimmen. Einen Teil der Blumenwelt des Niederkaisers stellen wir hier vor.


Alpenfettkraut
Man trifft es auf dem Hauptkamm des Niederkaisers an, zwischen Gscheuerkopf und Kaiserniederalm. Es ist in der ganzen nördlichen Hemisphäre beheimatet, einzelne Arten auch in den Anden und in Patagonien. Sie wachsen auf Feuchtgebieten, bevorzugt in Höhenlagen. Die Blätter sondern ein fettig glänzendes Sekret ab, das sich klebrig-seifig anfühlt. Dieses Sekret erfüllt mehrere Aufgaben. Geruch- und Glanzeffekt locken Insekten auf Nahrungssuche an. Diese bleiben an der klebrigen Oberfläche haften. Ihre Zuckungen erregen Rezeptoren auf der Oberfläche des Blattes. Das rollt sich nun kurzerhand ein und verdaut die Beute. Die Nährstoffe werden von speziellen Zellen absorbiert; das Blatt entrollt sich wieder, die Hülle des Insekts bleibt einfach am Blatt kleben. Die Blüten dieser fleischfressenden Pflanze sind klein und rot und thronen an einem langen Stiel hoch über dem Pflanzenkörper, ganz so wie bei den vorher beschriebenen Arten.


Die Bachnelkenwurz
Man nennt sie auch Bach-Benedikte oder Kapuzine. Die hellgelbe Blume hat ihre Heimat in ganz Europa, ihre Blütezeit ist von April bis Juli. Sie eignet sich gut zur Bepflanzung von Bachläufen in deren Uferbereich. Allerdings gibt es sie, wie auch die Trollblume, nur noch da, wo niemand düngt oder Unkrautvernichtungsmittel spritzt. Die Blüten sind nickend und richten sich erst zur Fruchtzeit auf.
Medizinische Anwendung: Die Pflanze gilt allgemein als giftig, Allerdings wird sich auch bei Herzbeschwerden, Appetitlosigkeit, Brechreiz, Durchfall oder Verschleimung eingesetzt. Das blühende Kraut (ein bis zwei Teelöffel) wird mit 0,25 l kochendem Wasser aufgegossen. Dann ziehen lassen und während des Tages schluckweise trinken. Wächst unter anderem kurz vor der Kaiserniederalm.


Bergflockenblume
Sie kann bis zu 70 cm hoch werden., wobei sie im Niederkaisergebiet nur bis zu 30 cm hoch angetroffen wird. Ihre Farbe reicht von weißrosa bis zu blauviolett. Als Heilpflanze ermöglicht sie, Sexualität und Körperlichkeit angstfrei anzunehmen.
Im Rahmen dieser Wanderung trifft man sie häufig an, sowohl beim Aufstieg schon vor dem Klettersteig als auch auf dem Weg bis zum Schleierwasserfall.


Brunnenkresse
Sie gehört zu den Kreuzblütengewächse und wird auch Bornkass, Bornkersch, Kasse oder Bronna-Kressig genannt. Die Heilpflanze kommt in allen Erdteilen mit gemäßigtem Klima vor. Sie wächst bevorzugt an sauberen Quellbächen. Die Pflanze enthält Vitamine A, B1, B2, C und E, Mineralstoffe und das stark reizende Raphanol. Die Brunnenkresse wirkt stark harntreibend und hat eine reinigende Wirkung. Wegen ihres hohen Vitamin-C und Mineralstoffgehaltes wird sie bei chronischen Erkrankungen eingesetzt. Auch bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit und bei chronischer Bronchitis findet sie als Salat oder Suppe Anwendung.Angetroffen auf dem Hauptkamm des Niederkaiser zwischen Maikl-Einstieg und Gscheuerkopf.


Das Maiglöckchen
ist der Frühlingsgöttin Ostara geweiht. Sie bringt Glück in der Liebe. Wenn man vor Sonnenaufgang und noch vom Tau benetzt, einen Strauss pflückt und mit Lustralwasser übergießt, erhält man das berühmte, sagenumwobene ‘Aqua apociectica Hartmanni’. Es ist ein bekanntes Heilmittel und wird eingesetzt z. B. bei Halsbeschwerden, Jod- und Nikotinvergiftung, Unterleibbeschwerden der Frauen, Herzschwächen und Herzkrankheiten, Leberentzündung, aber auch bei Schlaganfall und Epilepsie. Bei Überdosierung kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen. Schamanen mischen pulverisierte Maiglöckchenblätter in ihren Schnupftabak. Angetroffen auf dem Hauptkamm des Niederkaiser zwischen Maikl-Einstieg und Gscheuerkopf.


Rote Lichtnelke
Man nennt sie auch Rote Nachtnelke, Rote Lichtnelke und Rotes Leimkraut.Im Gegensatz zu den übrigen Arten der Gattung wird die Rote Nachtnelke von Schmetterlingen und Hummeln bestäubt. Sie kommt in Auwäldern und auf feuchten Wiesen häufig vor. Gesehen auf dem Aufstieg zum Klettersteig.


(Achtblättrige) Silberwurz
Die geschützte Pflanze wird bis zu 100 Jahre alt! Obwohl sie zu den hochalpinen Pflanzen gehört (normalerweise ist sie ab 1400 Meter zuhause), kann man sie im Gipfelgebiet des Gscheurkopfes antreffen. Die Silberwurz ist eine der wenigen Arten, die sowohl in den Alpen als auch in der Arktis vorkommen. Die sehr genügsame und anpassungsfähige Pflanze kommt vorzugsweise auf trockenen Kalk - Schutthalden, Moränenböden, sowie Gras- und Zwergstrauchheiden.Es handelt sich um einen Halbstrauch mit stark verästelten Stämmchen, die dichte Teppiche bilden. Sie gehört zu den Rosengewächsen. Sie blüht im Frühjahr. Eine Besonderheit ist, dass die Insekten, die sie besuchen, nicht durch einen Duft, sondern durch Wärme angelockt werden. Als Heilpflanze findet man sie in bestimmten Teesorten zur Reinigung der Blutgefässe.


Stengelloser Enzian
Er blüht von Mai bis August und wir treffen ihn auf dieser Tour praktisch überall in den höheren Lagen an. Durch die im Pflanzenreich außerordentlich seltene reinblaue Blütenfarbe wurden die Enziane zum Symbol der Treue. Seinen Namen erhielt die Heilpflanze nach dem 167 v. Chr. geborenen König Genthios, der ihre Heilkraft entdeckt haben soll. In der mittelalterlichen Mystik war der Kreuzwurzenzian das Erlösungssymbol durch Jesus Christus. Auf einem alten Bild ist Christus als Apotheker dargestellt, der auf einer Handwaage die Sünden der Menschen mit Kreuz-Enzian ins Gleichgewicht bringt. Der Enzian hat einen kräftigen, langlebigen Wurzelstock, der tief mit der Erde verbunden ist. Als Heilpflanze wird es als anregendes Bittermittel, appetitfördernd, positiv für Verdauung und als Immunstimulanz verwendet. Er fördert die Aufnahme von Nährstoffen über die Darmwand, z. B. Eisen und Vitamin B12.


Waldsauerklee
Der Waldsauerklee ist eine der häufigsten heimischen Waldpflanzen. Diese Pflanze hat zwei Arten von Blüten. Einmal die verbreiteten weißen, violett geaderten Blüten. Die zweite, aber weniger bekannte Blütenart, entwickelt sich im Sommer an sehr kurzen Stielen. Die Blüten befinden sich bei dieser Art nahe dem Boden. Diese Blüten öffnen sich kaum und werden selbst bestäubt. Sie bringen aber die meisten Samen für die nächste Generation hervor.Die wildwachsende Pflanze weist einen hohen Gehalt an Oxalsäure auf. In der Homöopathie hilft er bei Leber- und Verdauungsstörungen. Er wird anstelle von Sauerampfer verwendet und verleiht Suppen und Saucen einen säuerlichen Geschmack. Gilt als leicht giftig. Trotzdem wurden die Blätter und Stiele ursprünglich von den Franzosen in ihrer Juliennesuppe verwendet.


Zahnwurz
Auch Angelikawurzel, Engelwurz, Heiligenwurz, Zahnwurz, Brustwurz, Engelskraut, oder Heilige-Geist-Wurzel genannt. Die aromatisch riechende Pflanze gilt als Heilpflanze, ist unter anderem in Melissengeist enthalten. Anwendungsgebiete sind z. B. Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden wie leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl und Blähungen. Bestandteile von ihr werden auch in Zahnpasten verwendet, daher auch der Name. Kann in größeren Dosen allerdings giftig wirken.


Zweiblütiges Veilchen
Die einzige gelb-blühende Viola-Art der Alpen. Sie bevorzugt feuchte und schattige Orte ab ca. 1500 m Höhe, wie zum Beispiel Felsspalten und Felsschutt. Die nicht-duftende Blume mit ihren nierenförmigen Blättern blüht von Mai bis August. Man trifft sie auf dem Niederkaiserkamm im Bereich des Gipfels des Gscheuerkopfs an. Ihre Verbreitung reicht bis zum Ural, doch ist sie auch in Nordamerika anzutreffen. Sie gilt als gefährdet. Als echtes Glazialrelikt verdient sie besondere Aufmerksamkeit. Als Glazial- oder Eiszeitrelikte bezeichnet man kälte- oft auch lichtliebende Pflanzen und Tiere, die sich nach der Eiszeit in den sich erwärmenden Gebieten an geeigneten Stellen (z.B. Mooren) erhalten haben. Ihren Verbreitungsschwerpunkt besitzen diese Arten meist im arktischen Gebiet oder in den Hochgebirgen.


Zwerg-Alpenrose
Die seltenen Alpenrosen gehören zur Gattung der Heidekrautgewächse, von denen rund 2000 Arten bekannt sind. Rund 32 Familienmitglieder sind in Europa vertreten, so z.B. die Zwerg-Alpenrose, welche nicht höher als 30 cm wird und pfirsichrosafarbene, offene Blüten trägt. Man trifft sie außerhalb des Niederkaiserkamms z. B. auch im Geigelsteingebiet an.


Blick vom Kitzbühler Horn. Der östliche Teil des Wilden Kaisers mit dem Niederkaiser.

Blick vom Kitzbühler Horn. Der östliche Teil des Wilden Kaisers mit dem Niederkaiser.



Kurzinfo:


Region:
Kaisergebirge
Tourenart:
Bergtour

Start:


Rummlerhof 770 m


GPS-Wegpunkt:
N47 32.271 E12 23.892 zu Google Maps


Umweltfreundliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit der Bahn bis nach St. Johann. Von dort Busverbindung in den Ortsteil Hinterkaiser.


Mit dem Pkw:
Von der Inntalautobahn Ausfahrt Kufstein oder der A8 München - Salzburg Ausfahrt Prien nach St. Johann. Von dort im Zentrum (Ringverkehr) den Wegweisern "Hinterkaiser" folgen. Kein offizieller Parkplatz! Bitte entweder die Wirtsleute um Erlaubnis fragen (am besten nach der Tour hier einkehren) oder in der Nähe eine Parkgelegenheit suchen.

  • Ab Rosenheim: 70 Km / 1:00 Std
  • Ab München: 120 Km / 1:30 Std
  • Ab Bad Tölz: 105 Km / 1:25 Std
  • Ab Salzburg: 75 Km / 1:05 Std


Tourenplaner / Online-Fahrpläne:
hier klicken


Zum Zoomen der Karte bitte STRG und Mausrad benutzen.

Webcams:


Aktuelle Bilder von Webcams im Umkreis von 30km vom Ausgangspunkt.
  weitere Webcams findest du hier



St. Johann i.T. Ost
© https://www.foto-webcam.eu

Going - Ort
© https://www.panomax.com

St. Johann i.T. West
© https://www.foto-webcam.eu

Ähnliche Tour:


Niederkaiser - Gscheuerkopf
Am östlichsten Ende des Wilden Kaisers
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Maiglöckchen und die Blümelein:


Maiglöckchen läutet in dem Tal, das klingt so hell und fein,
so kommt zum Reigen allzumal, ihr lieben Blümelein!
Die Blümchen, blau und gelb und weiß, Sie kommen all herbei,
Vergissmeinnicht und Ehrenpreis und Veilchen sind dabei.
Maiglöckchen spielt zum Tanz im Nu und alle tanzen dann.
Der Mond sieht ihnen freundlich zu, hat seine Freude dran.
Den Junker Reif verdross das sehr, Er kommt ins Tal hinein;
Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr. Fort sind die Blümelein.
Doch kaum der Rief das Tal verlässt, da rufet wieder schnell Maiglöckchen auf zum Frühlingsfest und leuchtet doppelt hell.
Nun hält's auch mich nicht mehr zu Haus
Maiglöckchen ruft auch mich.
Die Blümchen geh'n zum Tanze aus,
zum Tanzen geh auch ich!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)


Galerie:



Weitere Bilder:

Alpenfettkraut. Man trifft es auf dem Hauptkamm des Niederkaisers an, zwischen Gscheuerkopf und Kaiserniederalm.Die Bachnelkenwurz wächst unter anderem kurz vor der Kaiserniederalm.Die Bergflockenblume trifft man sowohl beim Aufstieg schon vor dem Klettersteig als auch auf dem Weg bis zum Schleierwasserfall an.Die Brunnenkresse. Angetroffen auf dem Hauptkamm des Niederkaiser zwischen Maikl-Einstieg und Gscheuerkopf.Das Maiglöckchen wird angetroffen auf dem Hauptkamm des Niederkaiser zwischen Maikl-Einstieg und Gscheuerkopf.Die Rote Lichtnelke. Gesehen auf dem Aufstieg zum Klettersteig.Die Silberwurz kann man im Gipfelgebiet des Gscheurkopfes antreffen. Der Stengellose Enzian blüht von Mai bis August und wir treffen ihn auf dieser Tour praktisch überall in den höheren Lagen an.Der Waldsauerklee ist eine der häufigsten heimischen Waldpflanzen.Der Zahnwurz ist eine alte Heilpflanze, kann aber in größeren Dosen giftig wirken.Das Zweiblütige Veilchen trifft man auf dem Niederkaiserkamm im Bereich des Gipfels des Gscheuerkopfs an.Die Zwerg-Alpenrose trifft man außerhalb des Niederkaiserkamms z. B. auch im Geigelsteingebiet an.


Autor/en:


anonym  


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