Josef Klammer (Alpinist)
 

   

Josef Klammer (Alpinist)

Begonnen von Reinhard, 29.01.2016, 20:28

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Josef Klammer - Juwelier und Alpinist

Josef Klammer hatte ein Juweliergeschäft am Unteren Stadtplatz in Kufstein, das es unter diesem Namen übrigens heute noch gibt! Der Klammer-Pepi, wie er seinerzeit gern genannt wurde, war aber nicht nur ein guter Geschäftsmann, sondern auch ein Alpinist allerersten Ranges, einer der besten Kaiser-Kletterer seiner Zeit.
Er gab dem Klettern neue Impulse und gilt als Vorläufer der neuzeitlichen Klettertechnik. Bei der Durchsteigung des "Klammerkamins" experimentierte er bereits mit der Technik des schrägen Abseilens mit Gegendruck der Beine.



Zu seine herausragenden Leistungen gehören beispielsweise:

  • Zweite Begehung der Crozzonkante mit Franz Nieberl
  • Erste Begehung der Kirchdachspitze-Norwand im Pinistal
  • Im Kaisergebirge war er beim ersten großen Wanddurchstieg am Totenkirchl mit dabei
  • Kleine-Halt-Nordwand zusammen mit Dülfer
  • Die Tuxeck-Südwand, Ellmauer-Halt-Westwand
  • Hintere Goinger Halt von Osten
  • die Kaminreihe neben dem Ostlerweg am Predigtstuhl, die er bereits mit Propst Dr. Wildenauer als erster begangen hatte.
  • Er durchstieg zusammen mit Nieberl die gigantische Straßwalchschlucht

Zu Unrecht befand er sich in den 30er Jahren im Kielwasser der Popularität Franz Nieberls. Damals gab es sogar zwei Parteien, die eine umgab den "Kaiserpapst" Nieberl mit ihrer Sympathie, die andere den Josef Klammer.

Der Klammer-Pepi war ein sehr humoriger Mensch, der es beispielsweise immer wieder verstand, seinen Tourenbegleitern Teile seines meist schweren Rucksackinhalts anzuhängen, insbesondere Neulingen, für die dies sogar ein Ehre war.

Als Mitglied des Alpenvereins war er ab 1901 mit Josef Ostler und Franz Nieberl Gründer der Bergrettung und hat an 62 Bergrettungen teilgenommen. Dafür erhielt er sogar als einer der ersten das Ehrenkreuz des Alpenvereins.

Wilhelm Rudolt erzählt in einer alten Bergsteiger-Zeitschrift im Jahr 1971:
"Sooft ich vor etwas 35 Jahren (also vor 1940) den Unteren Stadtplatz hinaufging, stand öfters der Klammer-Pepi im Türrahmen seine Geschäfts. Wenn er mich dann kommen sah, winkte er mir zu: "Geahn S', keiman S' a weng eina zu mir! Erzähln S' ma, was wieda gmocht habn drein!"
Gerne stand ich dem Klammer Rede und Antwort. Erzählte ihm von Kreuztörlturmkante, von der Christaturmkante, von den Halten. Wenn aber die Rede auf seine Erstlings-Fahrten kam, etwa von der Kirchl-Südwand oder gar von der Kirchl-Westwand, da kam Leben in diesen Mann.


Mit siebzig Jahren ging er noch die Predigstuhl-Dülfer-Westwand, die Westschlucht und andere seiner Lieblingsfahrten.

Der Klammer-Pepi starb mit 84 Jahren. Kaiserpapst Nieberl sagte in seiner Grabrede: "Josef Klammer war am Berg der vorbildliche Kamerad. Wer mit ihm zu Berge ging, konnte versichert sein, dass er auch in schlimmster Lage mit einem Mann durch das Seil verbunden war, auf den er sich unbedingt verlassen konnte."